Archiv für January, 2013



Und wieder Krieg

Veröffentlicht am Friday, 25. January 2013, 14:57

Zu dem rüstet sich anscheinend auch immer mehr die Bundeswehr.

Jetzt hat sie angekündigt, Drohnen für den Kriegseinsatz zu beschaffen (für Aufklärungszwecke hat sie diese schon seit langem).

Natürlich sind das alle “hochpräzise” Waffen, die zivilen Opfer solcher Drohnen in Pakistan, Afghanistan und andernorts waren halt zur falschen Zeit am falschen Ort oder sahen falsch aus oder haben sich militärisch unklug verhalten. (Satire aus)

Während ich schon im vorletzten Beitrag dargelegt habe, daß das Recht auf den gerechtfertigten Krieg ein Recht der Selbstverteidígung eines Volkes beschreibt - und Selbstverteidigung kann man eben nicht an andere Länder delegieren - ist der Krieg mit Drohnen ein Krieg ohne jegliche moralische Rechtfertigung.

Drohnen dienen nämlich hauptsächlich dazu, Menschen zu töten, die in dem Moment gerade nicht angreifen, die - wie bspw. im Irak - auch den Kontrolleur der Drohne nie angegriffen haben.

Es ist erstaunlich, daß man zu dieser Playstation-Entwicklung des realen Krieges so wenig an Protesten hört.

Wahrscheinlich sind uns die anderen wirklich so egal, wie es scheint.


Noch mal über Weihnachten

Veröffentlicht am Friday, 25. January 2013, 11:22

(Die folgenden Ausführungen verdanke ich Dr. Michael Barbers Podcast von thesacredpage.com über die Geburt Jesu)

Gut, wir sind liturgisch wieder “im Jahreskreis” (irgendwie mag ich das Wort nicht, klingt wie Stuhlkreis), aber bezugnehmend auf den oben genannten Podcast (und ihn erweiternd) möchte ich noch was über die Geburtserzählungen in den Evangelien sagen und wie tief kulturelle Traditionen unser Bibelverständnis prägen.

Jeder wird Krippendarstellungen kennen. Jesus wird geboren, hierzulande in einem Stall dargestellt, auch wenn es faktisch eher eine Höhle war, dazu gesellen sich Schafshirten und die Weisen aus dem Morgenland. So ist die übliche Darstellung, ggf. mit Ochs und Esel und manchmal auch ein paar Engel.

Diese Darstellung führte dazu, daß ich mich immer fragte, warum das Epiphanie-Fest erst zwei Wochen nach Weihnachten gefeiert wird (am 06.01.). Kürzlich dachte ich mir dann: gut, wahrscheinlich kamen die Weisen aus dem Morgenland erst ein paar Tage später hinzu, Maria war noch im Wochenbett und daher nicht ganz so mobil.

Doch erst durch den Podcast wurde mir klar, daß das alles biblisch gesehen äußerst unwahrscheinlich ist und daß ich von einer einfachen Krippendarstellung zutiefst geprägt worden bin in meinem historischen Verständnis dessen, was damals passiert ist.

Also, Matthäus berichtet überhaupt nicht von der konkreten Geburt Jesu, obwohl er schreibt (1,18) “Mit der Geburt Jesu Christi war es so”. Er berichtet dann davon, daß Josef die Schwangerschaft bemerkt, ihm der Engel erscheint etc., er dem Sohn den Namen Jesus gab und daß dann “als Jesus geboren worden war” (2,1) die Sterndeuter kamen.

Vom Tag der Geburt als solches wird nichts berichtet, das steht alles bei Lukas.

Was die Geschichte mit den Sterndeutern (oder in Deutschland die Hl. Drei Könige) angeht, so ist die Sache wohl ganz anders gelaufen. Sie sahen den “Stern” bereits in ihrer Heimat, machten sich dann auf den Weg, um das Kind anzubeten. Der Weg hat bnestimmt einiges an Zeit in Anspruch genommen, auch mit Last- und Reittieren. Um ziemlich sicher zu sein, wann denn dieser neue König geboren wurde, läßt sich ja Herodes “von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war” (2,7) - um anschließend alle Jungen in und um Bethlehem im Alter bis zu zwei Jahre ermorden zu lassen.
Daß somit der Besuch der Sterndeuter, die die Jesus mit seinen Eltern ja auch nicht in einer Höhle, sondern in einem Haus vorfanden (2,11), wahrscheinlich erst mindestens ein Jahr später stattfand, ist somit ziemlich wahrscheinlich.
Natürlich kann auch Herodes einfach mal so einen “Sicherheitsabstand” von zwei Lebensjahren bei der Beurteilung der möglichen Rivalen einsetzen, aber begründet werden müßte das schon.

Wie sehr doch eine einfache Krippe mich (und womöglich andere) beeinflussen kann.


Die Kirche und der Krieg

Veröffentlicht am Sunday, 13. January 2013, 00:41

Vor einigen Tagen hatte ich auf Facebook eine Diskussion mit anderen Katholiken darüber, was ein Christ denn gutheißen solle in Situationen wie bspw. Syrien, also die Frage, ob militärischer Einsatz von außen nicht nur zu rechtfertigen, sondern zu fordern sei.
Begonnen hatte diese Diskussion mit der Behaptung, Pazifisten würden tatenlos zusehen und das Schicksal der Leidenden sei ihnen egal.

Ich weiß, über dieses Thema sind Bibliotheken geschrieben worden, aber ich möchte auch mal meinen Senf dazu geben.

In der Diskussion habe ich die pazifistische Meinung vertreten (und zwar aus Überzeugung, nicht als rhetorische Übung)

Es ist unschwer zu überprüfen, daß für einen Christen mit dem Glauben an Jesus Christus dessen Anweisungen aus dem Evangelium eindeutig nicht in Richtung Kriegsführung, sondern in Richtung Friedfertigkeit und Erduldung von Unrecht gehen.

Aber das soll jetzt gar nicht das Thema sein, das ist ja eindeutig (man nehme nur die Bergpredigt). Mir wurde gesagt, ich solle mich doch einfach mal an den Katechismus der Katholischen Kirche halten, und genau das habe ich getan. Angesichts der Lehre vom “Gerechten Krieg” (ich bevorzuge ja die Übersetzung “Gerechtfertigter Krieg”, was ebenso stimmt und die Konnotation des Gut-Sein im Wort “gerecht” wegläßt) dachte ich zuerst, ich würde etwas finden, was meiner Meinung widerspricht.

Doch mitnichten!

Gleichsam eine Lebensanleitung für Gewaltlosigkeit ist Nr. 2306:

Wer auf gewaltsame und blutige Handlungen verzichtet und zur Wahrung und Verteidigung der Menschenrechte Mittel einsetzt, die auch den Schwächsten zur Verfügung stehen, legt Zeugnis ab für die Liebe des Evangeliums, sofern dabei nicht die Rechte und Pflichten der anderen Menschen und der Gesellschaft verletzt werden. Er bezeugt zu Recht, welch schwerwiegende physische und moralische Gefahren der Einsatz gewaltsamer Mittel mit sich bringt, der immer Zerstörungen und Tote hinterläßt.

Warum sinkt seit Jahren die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland? Nicht weil die Unfallchirurgie so enorme Fortschritte gemacht hätte, sondern weil die Sicherheitsmaßnahmen immer besser werden, weil also die Gefahr für das Menschenleben sinkt, Gefahren erst gar nicht entstehen können. Prävention vor Zusammenflickenmüssen! Das bedeutet hier also: keinen Waffenexport und keinen Anspruch, bei Waffensystemen vorne dabei zu sein!

Im Katechismus steht das unter 2315:

Die Anhäufung von Waffen erscheint vielen als ein paradoxerweise geeignetes Vorgehen, mögliche Gegner vom Krieg abzuhalten. Sie sehen darin das wirksamste Mittel, um den Frieden zwischen den Nationen zu sichern. Gegenüber einer solchen Abschreckung sind schwere moralische Vorbehalte anzubringen. Der Rüstungswettlauf sichert den Frieden nicht. Statt die Kriegsursachen zu beseitigen, droht er diese zu verschlimmern. Die Ausgabe ungeheurer Summen, die für die Herstellung immer neuer Waffen verwendet werden, verhindert, daß notleidenden Völkern geholfen wird. Somit hält die übermäßige Rüstung die Entwicklung der Völker auf. Sie vervielfacht die Konfliktgründe und verstärkt die Gefahr der Ausbreitung von Kriegen.

Und was ist mit dem “gerechten Krieg”? Die Bedingungen dazu finden sich in 2309:

Die Bedingungen, unter denen es einem Volk gestattet ist, sich in Notwehr militärisch zu verteidigen, sind genau einzuhalten. Eine solche Entscheidung ist so schwerwiegend, daß sie nur unter den folgenden strengen Bedingungen, die gleichzeitig gegeben sein müssen, sittlich vertretbar ist:

- Der Schaden, der der Nation oder der Völkergemeinschaft durch den Angreifer zugefügt wird, muß sicher feststehen, schwerwiegend und von Dauer sein.

- Alle anderen Mittel, dem Schaden ein Ende zu machen, müssen sich als undurchführbar oder wirkungslos erwiesen haben.

- Es muß ernsthafte Aussicht auf Erfolg bestehen.

- Der Gebrauch von Waffen darf nicht Schäden und Wirren mit sich bringen, die schlimmer sind als das zu beseitigende Übel. Beim Urteil darüber, ob diese Bedingung erfüllt ist, ist sorgfältig auf die gewaltige Zerstörungskraft der modernen Waffen zu achten.

Dies sind die herkömmlichen Elemente, die in der sogenannten Lehre vom „gerechten Krieg” angeführt werden.

Die Beurteilung, ob alle diese Voraussetzungen für die sittliche Erlaubtheit eines Verteidigungskrieges vorliegen, kommt dem klugen Ermessen derer zu, die mit der Wahrung des Gemeinwohls betraut sind.

Das Wichtigste steht im ersten Satz: es geht um das Recht eines Volkes, sich zu verteidigen. Es geht eben nicht darum, eine Staatsform oder Werte in fernen Hügeln zu verteidigen. So etwas rechtfertigt keine zivilen Opfer (die es immer gibt!)

Christen sollen Jesus nachfolgen. Wie viel Unrecht, das er sicher auch gesehen hat (wie Mißhandlungen durch die Besatzer, Wucher-Zölle und Erniedrigungen der Frauen) hat er denn anders als durch das Wort und Beispiel zu verhindert versucht?


Neuer OFS-Blog

Veröffentlicht am Sunday, 13. January 2013, 00:18

Alle mal reinschauen und sich auf die Seelenpfade begeben. Möge dem Blog ein langes und immer wieder aktualisiertes Leben beschieden sein!


Gespalten

Veröffentlicht am Thursday, 10. January 2013, 15:05

Jesus sagt (Mt Mk 3,24):

Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.

Gerry Straub ofs schreibt passenderweise (auch wenn es nicht um diese Aussage Jesu geht):

We are familiar with the Gospel, but the Gospel is not familiar with us.

It seems to me most Christians “preach” one gospel and live another. We preach the Good Samaritan and ignore the poor. We preach the gospel of trust but lock our church doors. We preach the lilies of the field and allocate large amounts of our monthly paychecks to pension and insurance plans. We preach the gospel of peace but plot to destroy our enemies. We preach the gospel of forgiveness but build prisons. We preach the gospel of tolerance but are rigid and judgmental. We preach a gospel of unity but live in ghettos of separateness. We preach the gospel of simplicity but live in mansions. We preach the gospel of service but we want to be served. We preach the gospel of prayer but prefer to be entertained. We preach the gospel of love but easily succumb to hatred.

I am tired of the divisions within myself.

The best in us seeks unity. The worst in us seeks conformity. But it seems most people today desire conformity and have little interest in unity. Modern life is marked by division; we are separated by class, education, religion, culture, money and power.

Einiges an “food for thought”…


2. Brief für meine Geschwister

Veröffentlicht am Friday, 04. January 2013, 16:23

Stell Dir vor Du wirst verhaftet. Dann wegen des Mordverdachtes inhaftiert. Wenige Monate später stellt sich der Mörder der Polizei. Und vier Jahre später bist Du immer noch inhaftiert, weil noch kein Richter, der in diesem Land den Strafbefehl aufheben muß, sich die Muße gegeben hat, genau das zu tun.

Und wer wurde getötet?

Ein Hinduführer in einem mehrheitlich hinduistischen Staat mit einer starken hindu-nationalistischen und antichristlichen Bewegung.

Und was bist Du?

Genau, ein Christ.

Als ich bei AsiaNews das hier vor einigen Tagen las, dachte ich “das darf doch nicht wahr sein!” Viele werden sich noch an die Christenpogrome erinnern, die 2008 im indischen Staat Orissa (seit 2011 Odisha) diesem Mord folgend stattgefunden haben - und die Männer, allesamt Familienväter, sitzen immer noch im Knast.

Daher folgt jetzt mein zweiter Brief für meine Geschwister, der erste liegt schon wieder viel zu lange zurück, auch wenn das Thema dort immer noch aktuell ist (ursprünglich wollte ich ja monatlich einen schreiben). Das heißt, auch der erste kann noch sinnvollerweise verschickt werden, nur muß da jetzt ein anderer Präsidentenname drauf: Mohammed Waheed Hassan. Und wie ich bzgl. des aktuellen Briefes herausgefunden habe, hat der Chief Minister, an den der Brief geht, mehr exekutive Macht als der Gouverneur des jeweiligen indischen Bundestaates (nur falls sich jemand wundern sollte).

Der Brief zum Download

Und nicht vergessen: Kopien schickt man am besten sowohl an die Botschafterin Indiens in Deutschland als auch den zuständigen Bundestagsabgeordneten und/oder Landtagsabgeordneten, die man hier findet.


Nur Schall und Rauch?

Veröffentlicht am Friday, 04. January 2013, 11:49

Gestern feierte die Kirche einen Tag bzw. ein Gedenken an etwas, was erst einmal seltsam erscheint: einen Namen, und zwar den Namen Jesu. Dabei ist ein Name erst einmal nichts anderes als eine Bezeichnung, und das Aussprechen eines Namens ein Erzeugung physikalisch näher bestimmbarer Zustände von Druckverhältnissen in der Luft. Doch kann man darauf einen Namen reduzieren?

Es ist nicht nur so, daß der Name Identität verleiht, sondern die Aussprache als solches, und zwar nicht nur des Namens, hat große Kraft und Macht, im religiösen wie säkularen Kontext.

- Es gibt mündlich geschlossene Verträge - allein durch das Wort entsteht ein Vertragsverhältnis.
- Standesamtlich verheiratet ist man durch das “Ja-Wort”, nicht durch die am Schluß folgende Unterschrift (wie u.a. unsere Standesbeamtin betonte) - übrigens gilt das gleiche in der Kirche.
- mit die größten Verletzungen fügen Menschen einander durch Worte zu
- rein mündliche Prüfungen entscheiden über Lebensverläufe zahlreicher Menschen

das nur aus dem säkularen Bereich, jetzt aus dem kirchlichen

- in der Kirche hat der Priester die Vollmacht, daß nur durch das gesprochene Wort aus Brot der Leib Christi wird und bleibt.
- durch das Wort des Priesters nach der Beichte geschieht Sündenvergebung

um nur zwei für mich besonders starke Beispiele zu bringen.

Sprache hat also Macht, und auch der Name kann Macht haben.

Schon im Vaterunser ist die erste Bitte (an uns selbst und andere): “Dein Name werde geheiligt”. Die Verunehrung des Namens Gottes wird auch in den Zehn Geboten verboten (im 2. Gebot, manche zählen es auch als 3.). Also hat der Name an sich und der Name Gottes im speziellen eine besondere Würde.

Und jetzt kam im 14. Jahrhundert, stark verbreitet durch den Franziskaner Bernhardin von Siena, die Form der Namensverehrung Jesu auf. Dabei ist diese christliche Verehrung andernorts, nämlich bei den Ostkirchen (seien sie in Einheit mit der Kirche von Rom oder nicht) schon seit viel längerer Zeit weit verbreitet, nämlich durch das sog. Jesusgebet, welches in der kürzesten Form einfach nur aus der Anrufung des Namens “Jesus” besteht. Die Nennung des Namens Jesu hat, so schon die Erfahrung der frühesten Mönche, eine besondere Kraft und bewirkt eine besondere Hilfe der göttlichen Gnade.

Nebenbei sei noch bemerkt, daß das “Enblem” des Jesuitenordens, das Symbol IHS, ursprünglich von dem genannten Bernhardin stammt. Der Gründer der Jesuiten Ignatius von Loyola hat es ca. 100 jahre später für seinen Orden übernommen.

Halten wir uns also an Jesus, nicht nur als Person, sondern konkret an seinen Namen, wenn wir von ihm Hilfe brauchen.

Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner