Gestern feierte die Kirche einen Tag bzw. ein Gedenken an etwas, was erst einmal seltsam erscheint: einen Namen, und zwar den Namen Jesu. Dabei ist ein Name erst einmal nichts anderes als eine Bezeichnung, und das Aussprechen eines Namens ein Erzeugung physikalisch näher bestimmbarer Zustände von Druckverhältnissen in der Luft. Doch kann man darauf einen Namen reduzieren?
Es ist nicht nur so, daß der Name Identität verleiht, sondern die Aussprache als solches, und zwar nicht nur des Namens, hat große Kraft und Macht, im religiösen wie säkularen Kontext.
- Es gibt mündlich geschlossene Verträge - allein durch das Wort entsteht ein Vertragsverhältnis.
- Standesamtlich verheiratet ist man durch das “Ja-Wort”, nicht durch die am Schluß folgende Unterschrift (wie u.a. unsere Standesbeamtin betonte) - übrigens gilt das gleiche in der Kirche.
- mit die größten Verletzungen fügen Menschen einander durch Worte zu
- rein mündliche Prüfungen entscheiden über Lebensverläufe zahlreicher Menschen
das nur aus dem säkularen Bereich, jetzt aus dem kirchlichen
- in der Kirche hat der Priester die Vollmacht, daß nur durch das gesprochene Wort aus Brot der Leib Christi wird und bleibt.
- durch das Wort des Priesters nach der Beichte geschieht Sündenvergebung
um nur zwei für mich besonders starke Beispiele zu bringen.
Sprache hat also Macht, und auch der Name kann Macht haben.
Schon im Vaterunser ist die erste Bitte (an uns selbst und andere): “Dein Name werde geheiligt”. Die Verunehrung des Namens Gottes wird auch in den Zehn Geboten verboten (im 2. Gebot, manche zählen es auch als 3.). Also hat der Name an sich und der Name Gottes im speziellen eine besondere Würde.
Und jetzt kam im 14. Jahrhundert, stark verbreitet durch den Franziskaner Bernhardin von Siena, die Form der Namensverehrung Jesu auf. Dabei ist diese christliche Verehrung andernorts, nämlich bei den Ostkirchen (seien sie in Einheit mit der Kirche von Rom oder nicht) schon seit viel längerer Zeit weit verbreitet, nämlich durch das sog. Jesusgebet, welches in der kürzesten Form einfach nur aus der Anrufung des Namens “Jesus” besteht. Die Nennung des Namens Jesu hat, so schon die Erfahrung der frühesten Mönche, eine besondere Kraft und bewirkt eine besondere Hilfe der göttlichen Gnade.
Nebenbei sei noch bemerkt, daß das “Enblem” des Jesuitenordens, das Symbol IHS, ursprünglich von dem genannten Bernhardin stammt. Der Gründer der Jesuiten Ignatius von Loyola hat es ca. 100 jahre später für seinen Orden übernommen.
Halten wir uns also an Jesus, nicht nur als Person, sondern konkret an seinen Namen, wenn wir von ihm Hilfe brauchen.
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme Dich meiner