Man muß nicht mit jeder seiner theologischen Meinungen übereinstimmen, aber wenn es um die Frage der Gewaltlosigkeit geht, dann argumentiert John Dear SJ sehr überzeugend - und lebt es authentisch vor. Mehr als siebzig Mal wurde er schon aufgrund friedlichen Protestes festgenommen, hat deswegen Monate in Isolier- und Einzelhaft verbracht und sich dennoch nie stoppen lassen, sich für Frieden einzusetzen. Wahrer Frieden kommt nicht einfach so auf uns wie die Pax Romana vom großen Kaiser Augustus, wahrer Frieden wächst durch das rechte Zusammenleben der Menschen über Grenzen von Volk, Ethnie, Glauben etc. hinweg.
Dabei, und das macht das Buch auch so empfehlenswert (ich habe es schon vor Jahren gelesen), betont Dear meines Erachtens nach vollkommen zurecht, daß der Frieden mit und in sich selbst die Grundvoraussetzung ist, Frieden nach außen zu schaffen.
Da Franziskus (der aus Assisi, den anderen nenne ich auch immer Papst) ja derzeit aus aktuellem Anlaß in aller Munde ist, möchte ich nur kurz darauf hinweisen, daß er den Menschen genau dies immer wünschte und sie damit segnete, mit dem Frieden Gottes (der Name dieses Blogs ist ja der franziskanische lateinische Gruß schlechthin). Die Armut, die Franziskus leben konnte, wäre ohne diesen inneren Frieden nie möglich gewesen. Sein Einsatz für den Frieden bei Kriegen und Streitereien ebensowenig, seine Zurücknahme seiner selbst als er die Leitung des Ordens aufgab auch nicht und so weiter - all das konnte er nur, weil er den Frieden des Herrn hatte.
Was bedeutet das für uns? Viele wollen eine arme Kirche, viele wollen, daß die Kirche, wenn auch nur symbolhaft, Schritte unternimmt, damit sie selbst auf Leitungsebene wieder glaubwürdiger mit der Botschaft auftritt, die sie verkündet. Doch gleichzeitig fordern das auch manche auf sehr eindringliche Art und Weise, klagen an, glauben besser zu wissen und be- und verurteilen. Haben Sie den Frieden? Ohne den Frieden schaffen auch wir die Änderung unseres Lebens nicht, die vielleicht durch eine exponierte Person wie der Papst neu an uns als Anfrage gestellt wird (schon erstaunlich, daß der Stellvertreter manche mehr zum Denken bringt als der Chef selbst).
Daher ist Wut auf die Umstände, verbissener Wille oder Ärger über Ungerechtigkeit als Hauptmotivationen selten ein erfolgverprechendes Rezept, besonders nicht für einen selbst, wenn man anderen was substantiell Gutes tun will. Die wirkliche Motivation aus dem Glauben an Jesus heraus ist die Gnade des erfahrenen Friedens durch Ihn.