Richtige Reihenfolge
Wenn es um die Einheit der Christen geht, wird gerne folgendes Wort Jesu aus dem sog. Hohenpriesterlichen Gebet aus dem Johannes-Evangelium zitiert (JohEv 17,21):
Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.
D.h. durch die Einheit der Christenheit wäre das Zeugnis für die Herrlichkeit Christi um ein Vielfaches stärker. Aber: warum soll “die Welt” überhaupt den Menschen glauben, die sich Christen nennen? Was können wir dazu beitragen? Wie bekommt das Zeugnis von der Einheit der Christenheit und der Kirche Gewicht?
Ganz einfach (Joh 13,34 f., Kenner werden sich an das gestrige Sonntagsevangelium erinnern):
Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.
Und hier sehe ich das Problem, dass viel zu oft die Prioritäten verschoben sind. Egal, was die Christenheit so anstellt, wie sehr sie sich einigt, wie sehr die Kirchen über ihre Schatten springen und sich einigen in Amt und Sakrament; wenn wir einander nicht lieben, ist das Zeugnis gleich null - denn niemand wird uns für voll nehmen.
Und dafür braucht man keine großen theologischen Abhandlungen studiert haben, muss nicht besonders viel wissen (das mag sogar potentiell schädlich sein für ein reines Herz), man muss bloß akzeptieren, dass der andere nicht nur der andere ist und bleibt, sondern auch anders denkt als man selbst (ohne deswegen die eigene Überzeugung an Wahrheit aufzugeben - und in meinem Fall gibt es Legionen von bislang unbefriedigend beantworteten Fragen an die prot. Theologie(n)).
Ich bin sogar überzeugt: erst wenn wir mehr und ehrlicher einander lieben, wird aus den Hindernissen Reichtum. Wie das genau funktionieren soll? Keine Ahnung. Ob das überhaupt funktionieren kann? Für Gott ist nicht unmöglich, hat mal der Herr behauptet. Eine Ahnung habe ich allerdings nicht.
Doch der Auftrag ist klar: man selbst bleiben und lieben (für mich der Inbegriff des Reiches Gottes). Der Rest kommt dann von alleine.