Wer rechts in der Suchmaske das Wort “gewaltlos“ eingibt, wird feststellen, daß ich das häufiger thematisiere. Dabei habe ich bislang auch immer deswegen diesen Weg der Konfliktlösung favorisiert, weil er mit oftmals gleichen Erfolgsaussichten viel eher dem Beispiel Jesu entspricht.
Dazu passt das Zitat “People try nonviolence for a week, and when it ‘doesn’t work’ they go back to violence, which hasn’t worked for centuries” von Theodore Roszak.
Doch habe ich jetzt erkannt, daß diese Begründung eigentlich falsch ist.
Warum werden Menschen wie Mohandas “Mahatma” Gandhi und Martin Luther King nachwievor bewundert, warum werden ihre Schriften gelesen?
Nein, nicht weil sie gewaltlos waren.
Sie waren in ihrer Gewaltlosigkeit Nachfolger Jesu, Gandhi sogar explizit als Nicht-Christ, aber eines unterschied sie existentiell von Jesus.
Sie hatten etwas, was Jesus während seines irdischen Lebens mit der Gewaltlosigkeit nicht hatte:
Erfolg.
Es wird wahrscheinlich Hunderte geben, die als Anführer kleinerer oder größerer Bewegungen gewaltlos blieben, aber eben - genauso wie der Mensch Jesus - gescheitert sind, auch sie gelandet am Kreuz ihrer Zeit. Kaum jemand spricht noch von ihnen.
Dabei haben sie trotz des drohenden und später eingetretenen Misserfolges, genauso wie übrigens Gandhi und King immer gesagt haben - und wie es Jesus vorgelebt hat - die Methode immer über den Erfolg gestellt.
Was ist also, wenn man als Christ mit diesem Thema sich beschäftigt oder konfrontiert wird, wichtiger: der Erfolg der Methode oder die Methode als solche?
Jetzt wird mir erst klar, was John Dear meint, als er sagte, er tue das alles, weil er Jesus folgen wolle, nicht weil er darin eine besonders erfolgversprechende Art der Konfliktlösung sieht. Oder wie er schreibt (und ich ihn schon mal zitiert habe):
Of course, I get attacked by the left and the right. On occasion someone tells me I’m wasting my time. Church authorities regularly ban me from their precincts. One Trappist monk told me I’ve undertaken “a hopeless cause, but a noble one.”
For me, however, the mission of peace is something entirely different. I expect it to be about as “effective” as going to Mass, sitting in silent prayer, or visiting the sick. In other words, it makes all the difference!
Mich wundert, daß auch bei diesem Thema die Inkonsistenz der “kirchenpolitischen Lager” sichtbar wird, hier insbesondere des sog. rechten Lagers. Während diese oftmals große Anhänger einer würdigen Liturgie sind (bin ich auch), den häufigen Empfang aller dafür zugänglichen Sakramente empfehlen (insbesondere also auch der Beichte!), das kontemplative Gebet unterstützen (sehr gut!), die katholische Lehre der Kirche hoch halten (immer zu empfehlen!) - alles ohne auf die Frage zu achten, ob das ganze besonders effektiv sei bspw. in der Frage der Mission, weil die Wahrheit eben nicht verhandelbar ist - sind sie beim Thema Gewaltlosigkeit im hier und jetzt als Mittel der Nachfolge Jesu(!) häufig zurückhaltend und sehen hier dann plötzlich das, was sie in den genannten Fragen manchmal für verachtenswert halten, als wichtigstes Kriterium an: was kommt hinten raus.
Konsequenz sieht anders aus.
Also: was sollte für einen Christen im Vordergrund stehen, wenn es um sein gelebtes Christsein geht (dazu gehören Messbesuche ebenso wie Gebete und die Einstellung zur Gewalt zur Zielerreichung)?
Pax et bonum » Eine Frage der Priorität meint:
21. May 2013Die Webseite von Pax et bonum » Eine Frage der Priorität
[…] Ich hatte schon vor kurzem angedeutet, daß wir viel zu tief im utilitaristischen Denken verhaftet sind: was bringt das, was nutzt das, was hilft etc. Uns soll es um das Reich Gottes gehen, und da werde ich wohl Zustimmung ernten (hoffe ich), das hat wohl mit Utilitarismus eher wenig zu tun. […]
Pax et bonum » Erfolg oder Nachfolge meint:
25. January 2014Die Webseite von Pax et bonum » Erfolg oder Nachfolge
[…] Und dennoch: der auch diesmal von Barbara (und vielen anderen) immer wieder gebrachte “Vorwurf” (also Feststellung getarnt), Gewaltlosigkeit würde nicht funktionieren, ist mir als Christ vollkommen schnuppe (ich verweise auf diesen Beitrag). […]