Die einen und die anderen
Die einen, die Christen, feiern Weihnachten als Fest der Menschwerdung Gottes - ewig “unglaublich!” - immer noch. Der Baum steht, die Krippe auch, Weihnachtslieder werden vielleicht noch gesungen, das ganze kann noch ein Weile dauern.
Die anderen, falls sie das kulturelle Weihnachten gefeiert haben, haben den Baum schon abgebaut, warten evtl. auf die Mitnahme von der städtischen Entsorgung desselben - und haben sich vielleicht nie gefragt, warum der Jahreswechsel nicht an Weihnachten selbst, wäre ja mathematisch pasender, sondern 7 Tage später gefeiert wird (der Grund ist übrigens die sog. Weihnachtsoktav). Die Menschwerdung Gottes? Nein, was zählt, ist das Fest als kulturelles und im besten Fall familiäres wirkliches Fest.
Dann gibt es noch die dritten, da steht der Baum vielleicht, vielleicht auch nicht. Irgendwie ist da ein diffuser Glaube an Jesus, als Christkind faßbarer als als Mann am Kreuz und dann sogar Auferstandener. Das ganze im Schlepptau der Geschichte (Kirche, Sakramente, der ganze pipapo) läßt man lieber im eigenen Leben möglichst unbeachtet - von Lebenswenden mal abgesehen. Es stört mehr als daß es zu helfen scheint.
Und ich frage mich warum.
(Und bin gleichzeitig dankbar für das Geschenk des Glaubens, denn wirklich “erarbeiten” kann es sich niemand.)
Ich frage mich, warum es vielen so schwerfällt, einfach mal so zu tun, als wäre die ganze Geschichte von Jesus wirklich wahr. Nicht wie Bonhoeffer mal meinte (in ganz anderem Kontext!) so leben “als ob es Gott nicht gäbe”, sondern im Gegenteil so glauben und im besten Fall leben, als stimmte es.
Die einen haben philosophische oder erkenntnistheoretische Hinderungsgründe - diese respektiere ich, auch wenn ich sie für nicht stichhaltig halte. Doch viele scheinen zu denken (vielleicht irre ich mich!): “So what? Was hat das mit mir zu tun? Darum kann ich mich maximal noch kümmern, wenn ich alt und klapprig bin, so kurz vor dem Ende.” Sie feiern vielleicht Weihnachten, glauben vielleicht auch an Jesus, irgendwie, so ganz sicher sind sie nicht, aber wirklich beschäftigen tun sie ich mit diesem Thema kaum. Und genau das verstehe ich nicht. Denn wenn ich es für ansatzweise wahr halte, dann gibt es doch kein faszinierenderes Thema, oder? Und wie schafft man es, mit dieser ständigen Unsicherheit über die absolute Wahrheit klarzukommen? Ich würde ständig grübeln und mich in Literatur verkrümeln - was ich jetzt auch tue, schließlich bin auch ich ein Kind des skeptischen Zeitalters - nur um endlich mal klarzuhaben, was ich denn jetzt für richtig halte.
Nach meiner Erfahrung ist es so toll, an Jesus zu glauben, eben mit all dem pipapo mit Kirche und Sakramente und so, daß man diese Gewißheit allen wünscht! Nie mehr ist man wirklich einsam, die Welt-Anschauung ändert sich fundamental - und zwar ins wunderschön Positive - das ganze Leben, das eigene wie das der anderen, bekommt eine unbeschreibliche Wichtigkeit.
Des Evangeliums Freude, eben “Evangelii Gaudium”.