Provokante These

Erst einmal einen schönen Ersten Advent und eine heilige Spannung allen, die das Wiedekrommen Christi, unseres Herrn erbeten und erwarten!

Doch erlaubt sei mir eine These, inspiriert durch etwas, was ich gerade auf Facebook las:

In den (katholischen wie orthodoxen) Ostkirchen wird weniger innerkirchlich gestritten, weil niemand die vorgegebene Liturgie in Frage stellt. Oder anders formuliert: wer sich nicht daran hält, provoziert bewußt Streit!

Abwegig? Zutreffend?





6 Kommentare zu “ Provokante These”

  1. Arminius meint:


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    Die Ostkirchen hatten eben keinen Bugnini. Da gibt es nichts zu streiten.

  2. Ralf meint:


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    Das stimmt zwar, allerdings hat er nichts approbiert und die Bischöfe des Ostens kämen nie auf die Idee, die Liturgie anzupassen (eher würden die katholischen Ostkirchen die Union aufkündigen). Wenn die Liturgie den Glauben ausdrückt - und das glaube ich zusehends - dann erklärt das auch den Zustand hierzulande (und ich bin kein Vertreter derer, die den Novus Ordo schlechtmachen, ich wünsche mir nur, daß er eingehalten wird).
    Natürlich kann man auch den Vetus Ordo hinrotzen und schlimm zelebrieren (da bleibt dann von einer Feier nichts mehr übrig). Aber die selbstherrliche Anmaßung zu wissne, welche Änderung am besten sei, ist wohl typisch deutschsprachig (mir in Frankreich und Spanien zumindest noch nicht begegnet).

  3. Fluppes meint:


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    Davon bin ich überzeugt, seit ich die ostkirchliche Liturgie kennengelernt habe. Und deren Einschätzung vonseiten der Gläubigen.
    Natürlich gibt es auch Kleriker, die die Chrysostomus-Liturgie runterrotzen, aber corruptio optimi ist halt immer noch pessima und kein Argument dagegen… ;)
    Es ist mir zumindest noch nicht anders begegnet, als dass Ostchristen ihre Liturgie mit Stolz und Dankbarkeit als heiliges Erbe betrachten, das von den Vätern auf sie gekommen ist und das sie von ihnen empfangen, eben mit Dankbarkeit.

    So eine Einstellung ist mir im lateinischen Usus postvatikanischer Prägung noch nicht untergekommen. Baukasten, Wünsch-dir-was, das trifft eher das durchschnittliche deutsch-katholische Liturgieverständnis. Im schlimmsten Fall kommt praktisch dann eine infantile, pädagogisierende, spießig-langweilige Veranstaltung mit lustigen Kleidern raus.

    Schade eigentlich. Weil dadurch das, was die Liturgie eigentlich ist, komplett ausgeblendet wird. Ereignis des Unsagbaren, Nahekommen des Unfassbaren, Offenbarung des liebevoll-fürchterlich-großen Gottes im ganz Kleinen unserer Gebärden. Nur: Wenn die Gebärden und alles Drumherum von uns Beeinflussbare nur noch als das Machbare, Modifizierbare erscheint… wie soll man da noch mit dem Durchbruch des göttlichen Anderen, der von außen einbricht und die Versammlung wie den Einzelnen aufbricht, rechnen können?

    Ich weiß nicht, in welchem Zusammenhang das steht: Aber ich glaube, dass der Niedergang der Liturgie stark mit einigen Verschrobenheiten in Theologie und Anthropologie zusammenhängen. Wo Mensch und Gott nicht mehr recht zueinanderfinden, gehen wohl die Begriffe von beiden irgendwann flöten…

  4. Susann meint:


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    Das ist für mich keine Frage rein der Liturgie - der Zwang, Traditionen in Frage zu stellen, scheint mir sich durch die letzten paar 100 Jahre westeuropäischer Geschichte durchzuziehen. Das hat viele Vorteile, aber natürlich geht auch Bewährtes verloren, das nicht verloren gehen sollte. Ich glaube nicht, dass da jemand bewußt provokant agiert, sondern dass das eine Art westeuropäisches Paradigma ist: erst mal das alte Zeug abklopfen und im Zweifelsfall rausschmeißen.

  5. Ralf meint:


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    @Susann, das ist eine Antwort, mit der ich sehr sympathisiere; sie erklärt viele Phänomene der theologischen Entwicklung der protestantischen Theologie seit Beginn des 19. Jh., die katholische kam ca. ein Jahrhundert später dazu. Wobei man sagen muß, daß das sich hauptsächlich auf die westeurop. Theologiegeschichte beschränkt, wie das ganze Phänomen der Traditionsverstoßung doch eher ein abendländisches ist (das hast du ja schon geschrieben).

    Mir geht es aber bei meiner These gar nicht um die große geschichtliche Entwicklung, sondern um den Vollzug der Liturgie während einer Hl. Messe. Da verstehe ich das ganze nicht - es sollte meines Erachtens nach einfach das drin sein, was draufsteht (um mal Marketingsprache zu bemühen).

  6. Ralf meint:


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    @Fluppes, ich gebe Dir inhaltlich Recht, das eigentliche Wesen der Liturgie wird im Baukastenprinzip verkannt (wobei das Vaticanum da wirklich nichts für kann, wenn man sich die Texte mal durchliest). Die vorgeschrieben Liturgie sehe ich auch nicht im Niedergang seiend an - das Problem ist die willkürliche Umsetzung, die selbstherrliche Eigenüberschätzung.
    Was mir noch als Möglichkeit einfiel, warum es im Osten anders war und ist: über Jahrhunderte litten die Ostkirchen unter einer Fremdherrschaft, entweder Islam oder Kommunismus. Die Liturgie zu feiern war einer der wenigen Sachen, die da noch möglich waren, die Liturgie war der Träger des Glaubens, eine weitergehende Katechese war nur im Geheimen drin.
    Was wiederum bedeutet, daß sich eine bequeme Kirche zum Teil größeren Gefahren aussetzt als eine verfolgte. Eine größere Gefahr als Glaubensverlust gibt es ja nicht.


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