Wenn sich jemand als Pazifist outet, gibt es ja die üblichen Angriffsstrategien gegen diese Meinung - es werden die bekannten “was würdest Du tun” konstruiert.
Hier hat Joan Baez mal gezeigt, wie man damit umzugehen hat (Quelle):
Was würdest Du tun, wenn …?
“OK. Du bist Pazifist. Was würdest Du tun, wenn jemand, sagen wir mal, Deine Großmutter überfällt?”
“Meine arme alte Oma überfällt?”
“Ja. Du bist mit Deiner Oma in einem Zimmer, und da ist dieser Kerl im Begriff, sie zu überfallen, und Du stehst daneben. Was würdest Du tun?”
“Ich würde laut schreien ›Ein dreifach Hoch für unsere Oma‹ und aus dem Zimmer gehen.”
“Nein im Ernst: Nimm an, er hat ein Gewehr und will sie erschießen. Würdest Du ihn zuerst erschießen?”
“Hab ich ein Gewehr?”
“Ja.”
“Geht nicht. Ich bin Pazifist. Ich hab kein Gewehr.”
Nun, nimm an, Du hast eins.”
“Gut. Kann ich gut schießen?”
“Ja.”
“Dann würde ich ihm das Gewehr aus der Hand schießen.”
“Nein. Dann bist Du eben kein guter Schütze.”
“Ich hätte Angst zu schießen. Oma könnte daran sterben.”
“Also paß auf - wir nehmen ein anderes Beispiel. Nimm an, Du bist LKW-Fahrer. Du fährst auf einer engen Straße mit einer steilen Felswand auf Deiner Seite. Ein kleines Mädchen steht mitten auf der Straße. Du fährst zu schnell, um rechtzeitig bremsen zu können. Was würdest Du tun?”
“Weiß ich nicht. Was würdest Du tun?”
“Ich frage Dich. Du bist der Pazifist.”
“Ja, weiß ich ja. Also gut: hab ich den LKW unter Kontrolle?”
“Ja.”
“Wie wärs, wenn ich einfach hupe, damit die Kleine aus dem Weg geht?”
“Sie ist zu jung zum Laufen. Und die Hupe funktioniert nicht.”
“Ich reiße das Steuer rum und fahre links an dem Mädchen vorbei, denn es rührt sich ja nicht vom Fleck.”
“Nein, da hat es grad einen Erdrutsch gegeben.”
“Oh, na dann … dann würde ich versuchen, den Wagen über den Steilhang zu fahren, um so das Mädchen zu retten.”
Schweigen
“Nun, nehmen wir an, es ist jemand mit Dir im Wagen. Was dann?”
“Was hat meine Entscheidung damit zu tun, daß ich Kriegsdienstverweigerer bin?”
“Ihr seid zwei Leute im Auto, aber da ist nur ein kleines Mädchen.”
“Jemand hat mal gesagt: ›Wenn Du zu wählen hast zwischen einem wirklichen Übel und einem hypothetischen Übel, dann wähle immer das hypothetische.‹”
“Häh?”
“Ich frag mich, warum Du so darauf erpicht bist, alle Pazifisten in die Pfanne zu hauen.”
“Bin ich ja gar nicht. Ich will nur wissen, was Du tun würdest, wenn …”
“… wenn ich mit einem Freund in einem LKW sitze, mit hohem Tempo auf einer einspurigen Straße fahre und mich einer gefährlichen Stelle nähere, wo ein 10 Monate altes Mädchen mitten auf der Straße sitzt - links von ihr ein Erdrutsch, rechts von ihr ein Steilhang.”
“Richtig”
“Ich würde wahrscheinlich voll in die Bremsen steigen, dadurch meinen Freund durch die Windschutzscheibe jagen, in den Erdrutsch reinschlittern, das kleine Mädchen überfahren, den Abhang hinuntersegeln und in den Tod stürzen. Ohne Zweifel würde am Fuße des Hanges das Haus von meiner Oma stehen, der LKW durch das Dach stürzen und in ihrem Wohnzimmer explodieren, wo sie schließlich zum ersten und letzten Mal in ihrem Leben überfallen würde.”
“Du hast meine Frage nicht beantwortet. Du versucht nur auszuweichen.”
“Ich versuche nur eine Reihe von Dingen zu sagen. Das erste ist, daß niemand weiß, was er in einer kritischen Situation tun wird. Und daß man hypothetische Fragen hypothetisch beantworten muß. Ich will außerdem andeuten, daß Du es mir unmöglich gemacht hast, aus der Situation herauszukommen, ohne eine oder mehrere Personen dabei umzubringen. Du kannst dann auf jeden Fall sagen: ›Kriegsdienstverweigerung ist ne gute Idee, aber sie funktioniert nicht.‹”