Es beginnt
Dies domini.
Die Spaltung der anglikanischen Gemeinschaft beginnt sich zu vollziehen.
Dies domini.
Die Spaltung der anglikanischen Gemeinschaft beginnt sich zu vollziehen.
Dies domini.
Er gehört seit einiger Zeit jetzt auch dazu: der neue weblog von Jochen.
Eigentlich hatte ich im Netz ja nach Beiträgen von dem ehemaligen Dominikaner und satirischen Autor Hans Conrad Zander gesucht (sein Buch zum Zölibat ist ein Genuss!), bin dabei aber ganz unvermutet auf einen sehr schönen Text gestoßen, warum man denn die allseits wiederkehrenden Jesus-Filme vielleicht doch nicht mit einem Kinobesuch unterstützen müsse.
Daraus nur ein Satz, dessen Aussage mir aus der Seele spricht:
Dieser wasserstoff-blauäugige, sanft-fanatische, aseptisch-asketische Jesus war mir schlicht zuwider und meine Antipathie wuchs von Wunder zu Wunder.
Warum Jesus immer als der Schönste von allen dargestellt wird, wird mir wohl verborgen bleiben.
Aber auch die Zumutung eines Jesus-Filmes lässt der Autor nicht aus:
Und plötzlich wird mir bewusst, welch ein Segen es sein kann, Jesus persönlich nicht gekannt zu haben. Es wird mir bewusst, was es bedeutet, wenn plötzlich mein Verwandter, mein Nachbar, mein Freund aufsteht und behauptet, er sei der Messias. Jesusfilme können tatsächlich die Zumutung spürbar machen, welche die Menschwerdung Gottes bedeutete und immer noch bedeutet.
Also ein zwiespältiges Urteil. Ich bin ja eh kaum ein Kinogänger, deswegen wird es mir nicht schwer fallen, bspw. Gibsons The Passion nicht zu sehen (ich hatte ja schon dazu geschrieben). Mir liegen Bibelfilme einfach nicht. Gezeigt werden soll er auf jeden Fall, keine Frage!
Ach ja, und Zander? Der wird hier mit einem Buchauszug zitiert. Wer schon mal immer wissen wollte, warum der Rosenkranz Rosenkranz heißt und woher diese Gebetsform überhaupt kommt, wird in typischer Zander-Manier aufgeklärt (d.h. der Kern ist richtig, den Dialog und die beteiligten Personen sollte man aber nicht für zu reell halten).
Im achten Kapitel des Evangeliums nach Johannes finden wir unter Vers zwölf das Selbstzeugnis Jesu:
Ich bin das Licht der Welt.
Von diesem Jesus wird ja nach christlichen Glauben behauptet, er sei zu 100% Mensch und zu 100% Gott. Nicht selten trifft diese Aussage auf Unverständnis. “Wie kann den sowas sein, gleichzeitig, und dann so unterschiedlich?”
Ist es nicht schön, dass gerade das Licht gleichzeitig Welle und Teilchen ist, also je nach Sichtweise als masselos (Welle) oder als Materie (Teilchen) erscheint? In Wahrheit ist es beides, immer und gleichzeitig.
Ebenso Jesus. Doch genauso wie wir beim Licht nicht beides gleichzeitig beobachten können, erscheint Jesus je nach Blickwinkel und “Versuchsaufbau” mehr als Mensch, mehr als Gott.
Das glaubende Wissen um die Gleichzeitigkeit in Jesus ist also durchaus vernünftig, der Vernunft zugängig.
Wenn du nach 1978 geboren wurdest, hat das hier nichts mit dir zu tun … Kinder von heute werden in Watte gepackt!! Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten!!!
Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voll Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel.
Türe und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen. Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wußte, wo wir waren, und wir hatten noch nicht einmal ein Handy dabei! Wir habe uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach “Aufsichtsplicht”. Kannst Du Dich noch an “Unfälle” erinnern? Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mußten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht.
Wir aßen Kekse, Brot mit Butter, tranken viel süßen Saft und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.
Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, x-Box, eigene Fernseher, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Sourround-Sound, Computer, Internet, Chat-Rooms. Wir hatten Freunde! Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht zu klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns… Wie war das nur möglich?
Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Steinen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht für immer in unseren Mägen weiter, und mit den Stöcken und Steinen stachen wir nicht besonders viele Augen aus.
Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen wer gut war. Wer nicht gut war, mußte lernen, mit Enttäuschungen klar zu kommen.
Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.
Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hatte, war klar, daß die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel herausholten. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! - Na sowas!Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alledem wußten wir umzugehen.
Du gehörst auch dazu!
Herzlichen Glückwunsch!
Als Jahrgang ‘76 hatte ich zwar einen C64er, dann einen AMIGA, aber Straßenfußball und im Regen spielen war immer die Nummer eins.
Mein kleiner Beitrag für den Streit um den expliziten Gottesbezug in der zukünftigen europäischen Verfassung:
Ich glaube nicht an einen Gott in behördlich verfassten Gesetzestexten.
Der Gott, an den ich glaube, wurde von der staatlichen Autorität getötet und vorher misshandelt.
Arbeitslose Akademiker sind nicht gerade ein Steckenpferd der sozialen Netze und ihrer kirchlichen Ableger, das hat der Frankfurter Hochschulpfarrer Pater Martin Löwenstein SJ in diesem Artikel der Tagespost eindrücklich dargelegt. Wahrscheinlich liegt da überall ein latentes “Die hätten ja was Richtiges lernen können” zugrunde. Und die tabuisierende Leistungsgesellschaft macht das Übrige.
Ebenfalls in der Tagespost kann man hier nachlesen, wie pervers mittlerweile der medizinische Hochdruck wütet. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es über den Kanal schwappt. Genauso wie aus dem Angebot des dreimaligen Ultraschalls für Schwangere eine Quasi-Pflicht wurde. Ach, übertrieben? Schon mal den Spießrutenlauf gehört, dem sich werdende Mütter aussetzen, die, egal wie es sein wird, ihr Kind einfach ohne Vor”wissen” haben wollen?
Tertullian schrieb im 3. Jahrhundert, weit vor dem Ende der Verfolgungen durch das Reich, dass es eines der hervorstechenden Merkmale der Christen sei, dass sie keine Kinder abtrieben. Hmmm……
Mal ein paar Zahlenspiele. Spiele? Nun, die Anzahl der Katholiken in Deutschland lag Ende 2002 bei rund 26,47 Millionen, ein Rückgang in zehn Jahren von etwa 1,67 Millionen. Die Zahl der Taufen lag 2002 bei rund 213.000,
davon nur ein kleiner Bruchteil von Kindern über 7 bzw. Erwachsenen (kirchlich ab 14). Vor zehn Jahren waren es noch 293.000. Ausgetreten (also nicht verstorben) sind 2002 etwa 119.000, wiedereingetreten bzw. konvertiert nur ein Zehntel davon.
Also ein ziemlicher Schwund. Gesetzt dem Fall, es gibt eine starke Religiösität auch heutzutage - davon gehe ich mal aus, und wenn der Glauben an Christus es wert ist, dass man sich dafür einsetzt, dann habe ich mich einfach mal gefragt, was versucht wird, Menschen von der Schönheit dieses Glaubens zu überzeugen. Wo habe ich gesucht? Nun, weit über 90% der Katholiken dieses Landes werden ja offiziell vertreten (schon gewusst? Du wirst vertreten!). Und hier ist nach einiger Internet-Suche (Pressemeldungen, Reden, Stellungnahmen) die Antwort auf diese Problematik des Glaubensschwundes von Seiten dieser Vertretungsorganisation:
Nichts.
Ach so, die Nabelschauökumene geht weiter, stimmt.
Der letzte macht das Licht aus.
Mal wieder ein Text aus der Katholischen Soziallehre:
215. Zugleich will man vermeiden, daß die Marktmechanismen zum ausschließlichen Bezugspunkt für das gesamte gesellschaftliche Leben werden. Man strebt eine öffentliche Kontrolle an, die das Prinzip der Bestimmung der Güter der Erde für alle wirksam zur Geltung kommen läßt. Die verhältnismäßig guten Arbeitsmöglich-keiten, ein solides System der sozialen und beruflichen Sicherheit, die Freiheit zur Gründung von Vereinigungen und die ausgeprägte Tätigkeit von Gewerkschaften, Vorkehrungen für den Fall der Arbeitslosigkeit, die Möglichkeit demokratischer Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, all das sollte dazu beitragen, die Arbeit ihres “Warencharakters” zu entkleiden und ihr die Möglichkeit zu geben, sie in Würde auszuführen.
(Centesimus Annus, Nr. 19)
Im Gegensatz dazu ein paar Stichworte, allzu vertraut und uns täglich umgebend: sich am Markt “gut verkaufen” können, Humankapital, marktorientierte Ausbildung, Privatisierung (Güter der Erde für alle??), …
Kierkegaard, aus dem Vorwort von Begriff Angst:
Denen, die schreiben
Wer die Absicht hat, ein Buch [oder einen Blog] zu schreiben, der tut nach meiner Ansicht gut daran, über jene Sache, die er behandeln will, verschiedentlich nachzudenken. Er tut auch nicht schlecht daran, wenn er, soweit möglich, in Erfahrung bringt, was zuvor andere über dieselbe Sache geschrieben haben. … Hat er dies in aller Stille getan, … dann schreibe er frischweg sein Buch [seinen Blog], wie der Vogel sein Lied singt - falls jemand Nutzen oder Freude davon hat, umso besser; dann gebe er es sorglos und unbekümmert heraus,….ohne jede Wichtigkeit…
Wieder was von Kierkegaard, aus dem Tagebuch:
Geld & Nichts
Von Nichts kann man nicht leben, hört man oft, besonders vom Pfarrer. Und gerade die Pfarrer bringen es zuwege: das Christentum existiert nicht, - aber sie leben davon.
Schon gewusst? Der Advent war (ist offiziell?) eine Fastenzeit. Vor allen großen kirchlichen Festen ist das Volk Gottes aufgerufen, sich durch Gebet und Fasten darauf vorzubereiten.
In der prächtigen Schlosskirche tritt ein stattlicher Hofprediger, der Auserwählte des gebildeten Publikums, vor einen auserwählten Kreis von Vornehmen und Gebildeten und predigt gerührt über die Worte des Apostels: Gott erwählte das Niedere und Verachtete. Und da ist keiner, der lacht.
Ich habe ihn längere Zeit links liegen lassen, doch die Sehnsucht ist wieder da. Er ist nunmal meine musikalische Heimat, keine Musik, so riesig und vollkommen divers auch diese Sparte ist, kann meine Seele so bewegen wie er, der Jazz.
Als ich das Schuljahr 1992/’93 in den USA verbrachte, mit meinem Tenorsaxophon unter dem Arm, kam ich das erste Mal mit ihm in Kontakt, auf eine sehr anfängerfreundliche Art und Weise. Bebop und Co. stießen mich damals eher ab, viel zu kompliziert. Nein, meine Gastfamilie in St. Louis spielte mir Kenny G vor, eine mir jetzt viel zu seichte Easy Listening Musik. Aber damals echt gut, ich kannte sowas gar nicht und versuchte so nach und nach, ein wenig vom Band nachzuspielen.
Später dann die erste Jazz-MC, in einem 08/15-Laden dort gekauft (alle haben dort recht ansehnliche Jazzabteilungen). Ich kannte niemanden, es sollte bloß ein Saxophonist dabei sein, und es wurde eine von den “Brecker Brothers” mit dem Tenorsaxophonisten Michael Brecker. Ihr Album “The Return of The Brecker Brothers” versuchte ich, nicht immer zum Gefallen meiner zweiten Gastfamilie, bis zum Gehtnichtmehr mitzuspielen. Bei vielen Soli musste ich natürlich passen. Aber so nach und nach, mit ein wenig Harmonielehre, erkannte ich den Aufbau vieler improvisierter Passagen.
Jetzt, Jahre später, auch mit Bebop vertraut (man sollte halt erst gehen lernen bevor man läuft), ist mein eindeutiger Lieblingssaxophonist dieser, auch wenn ich Leute wie Coltrane, Parker und Rollins sehr schätze (und er noch nicht einmal Tenor spielte):
Aus den USA zurückgekehrt, hörte ich zuhause einmal, einfach aus der Städt. Bibliothek ausgeliehen, “Nude Ants” von Keith Jarrett, aus den 80ern. Es ging mir durch Mark und Bein, ich hatte noch nie so etwas Spirituell-expressives gehört. Nicht zuletzt durch den sonoren Sound dieses Saxophonisten war es mehr als nur ein Jazzquartett:
Wer eher aus der Sakralmusik kommt, dem kann ich nur das Album “Officium” empfehlen, dass er zusammen mit dem Hilliard Ensemble einspielte. Dieses Vokalensemble, spezialisiert auf Sakralgesänge des späten Mittelalters, zusammen mit den Sopransaxophonimprovisationen von Garbarek in einer tollen “Kirchenakustik”, ein Genuss!
Vielleicht irre ich mich ja, aber es drängt sich mir der Eindruck auf, dass das Phämomen der Political Correctness (PC) im öffentlichen wie privaten Leben immer mehr Einzug hält. Allein in den letzten Tagen gibt es dafür ein paar Beispiele: die Auftragskündigung an die Degussa AG für den weiteren Bau des Berliner Mahnmals für die Opfer des Holocaust, die Klage gegen den Kölner Erzbischof wegen angeblich beleidigender Äußerungen gegen Homosexuelle (die Originalrede kann man hier als pdf nachlesen) - naja, gerade Köln ist angesichts beider Parteien im Streit auch ein Pulverfass - oder zuletzt jetzt auch die allseits bekannte Affäre Hohmann (mal ganz abgesehen von den bewussten Falschmeldungen der Medien über seine Rede). Er soll ja jetzt aus Fraktion und Partei ausgeschlossen werden.
Voltaire wird der Spruch “Ich bin nicht einverstanden mit dem, was Sie sagen, aber ich würde bis zum Äußersten dafür kämpfen, daß sie es sagen dürfen.” zugeschrieben. Er war zwar alles andere als ein Freund der Kirche bzw. des Christentums (”Die Inquisation ist bekanntlich eine bewunderungswürdige und wahrhaft christliche Erfindung, um den Papst und die Mönche mächtiger zu machen und ein ganzes Reich zur Heuchelei zu zwingen.”), hatte aber guten Kontakt zu Kapuzinern. Sein Kampf für die Meinungsfreiheit unterstützt bis heute eine franz. Organisation. Übrigens war er recht ausgleichend: “Der Atheismus und der Fanatismus sind zwei Ungeheuer, die die Gesellschaft verschlingen und zerreißen können.” Was würde er heute zu PC sagen?
Im privaten Bereich kann ja mal jemand versuchen, das Wort “Neger” für (PC) Afroamerikaner oder (PC) Schwarzafrikaner zu verwenden, welches allerdings von Martin Luther King in seiner berühmten Rede, die später den Titel “I have a dream” bekam, noch mit Stolz verwendet wurde. Tja, so ändern sich die Zeiten anscheinend.
Im allgemeinen wird dann ein “Währet den Anfängen!” ausgerufen, sicher auch aus berechtigter Sorge. Doch es liegt dieser Verbreitung von PC meines Erachtens der Fehlschluss zugrunde, man könne Gedanken verbieten, indem man die angeblich (siehe “Neger” respektive “negro”, was man ja in den USA auch nicht mehr sagen darf) diese Gedanken transportierenden Begriffe geächtet werden. Worte sind etwas Kostbares, gleichsam die Gefäße der Gedanken. Doch sind sie nicht determiniert, das heißt an Gedanken gebunden. Es liegt stets an der Intention des Verfassers.
Wieviel Gegenmeinung und auch evtl. Unwahrheit halten wir, hält jeder einzelne überhaupt aus? Sind wir solche Sensibelchen, dass ein Stinkefinger mit mehreren 1000 Euro juristisch geahndet werden muss, dass eine Lüge (wie die Holocaust-Leugnung) bestraft werden muss (warum dann nicht alle Lügen, unter denen Menschen leiden?), dass eine öffentliche Äußerung gegen eine gesellschaftliche Gruppe gleich zu Anzeigen führen muss? Entwickeln wir uns zu Mainstream-Spießern? Ist es denn so schwierig zu sagen: “Phht, dann findet er/sie mich halt Sch…., na und?”.
Ich verstehe das nicht. Sicher muss man sich nicht immer alles gefallen lassen, aber besonders im nicht direkten Konfliktfall, also bei allgemeinen Äußerungen, wäre ein wenig mehr Rückgrat zu wünschen, ohne das Laufen zu Mami (in dem Fall Vater Staat), damit diese (dieser) ihren autoritativen (juristischen) Segen für das weinerliche “Der da hat mich … genannt” gibt. Gleiches denke ich übrigens auch über religiöse Befindlichkeiten. Besonders da sollten die Christen angesichts des himmlischen Beistandes ein wenig mehr Gelassenheit über die irdischen Spielchen zeigen.
Aber wer weiß, vielleicht denkt ja nun der eine oder andere Leser (huch, jetzt habe ich doch glatt, bestimmt aus reiner Boshaftigkeit, die -Innen vergessen), auch von Voltaire: “Je öfter eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein der Klugheit.”
Dies domini.
Die Kirche wurde schon in frühester Zeit von den Vätern des Glaubens so bezeichnet, als “keusche Hure”. Diese Aussage fasst hervorragend das zusammen, was die Kirche ausmacht:
keusch, rein: die Gemeinschaft der Heiligen mit den ganz normalen Heiligen dieser Tage, die im Alltag ihr Kreuz auf sich nehmen. Die Sakramente, die uns Nahrung und Stärkung auf der Pilgerschaft zur wirklichen Heimat sind. Die stillen Beter und einfachen Gläubigen, die den frischen Urquell dieses Volkes Gottes ausmachen, das später nicht selten zu einem schmutzigen Fluss wird. Die aufopferungsvollen Menschen, die ohne philosophische Begründungen einfach da helfen, wo Not am Mann ist. Die Seelsorger, die diesen Namen mit Leben füllen. Die Hirten, die auf dem schwierigen Weg gütiger Orientierungspunkt sind und offen für alle leiten, nicht schlagen, aber auch nicht von der Offenbarung abweichen.
Hure: da, wo sich Kirche mit Macht behaupten will, wo sie satt ist und es sich bequem gemacht hat, wo sie sich den Interessen verkauft, aus Angst um Pfründe nach dem Mund redet, wo sie einzelne und viele missbraucht. Wo man immer nur von anderen erwartet, ein Vorbild im Glauben und Leben zu sein. Wo irgendjemand, ob “Hauptamtlicher” oder nicht, Christus verrät.
Doch auch die sündhaften Händen des Priesters können Jesus nicht abhalten, dort in Gestalt von Brot und Wein präsent zu sein, denn niemand ist “würdig, dass Du eingehst unter sein Dach”.
Warum bin ich gerne in dieser Kirche? Weil auch ich beides bin, häufiger letzteres.
Dies domini.
Der Streit in der Anglikanischen Kirche geht weiter. Am 02. November wurde der sich zu seiner Homosexualität bekennende und geschiedene Vater zweier Kinder Gene Robinson zum Bischof der Diözese New Hampshire geweiht. Noch am selben Tag äußerten die Vertreter der Mehrheit der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft, die Bischöfe der südlichen Hemisphäre, ihren Protest. Die Kirche von Kenia will bereits die Beziehungen zur Diözese New Hampshire überdenken. Auch aus Australien hört man ähnlich kritische Töne. Das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft, der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, hatte bereits vor der Wahl wegen dieser Folgen gewarnt.
Unabhängig von der persönlichen Meinung zu dieser Thematik dürfen auch Katholiken davon ausgehen, dass die Mehrheiten in der Weltkirche ähnlich verteilt sind und dies angesichts des Schrumpfungsprozesses hierzulande und des Boomes in anderen Kulturen voranschreiten wird. Der Ruf nach Demokratie, der ja eher von Liberalen ertönt, erscheint mir daher nicht ganz durchdacht (wenn man darunter eine Gleichberechtigung der Entscheidungsträger versteht).