Beredt »


Fast getroffen

Ein sehr guter Freund wollte unbedingt, daß ich sein Exemplar dieses Buches lese, selbst gekauft hatte und hätte ich es mir nicht. Nun denn, es läßt sich einfach durchlesen. Und es gibt auch wirklich Positives zu berichten darüber, nur leider blieb der Autor eben nicht bei dem, was der Untertitel versprach: der politischen Botschaft.
Religion hat immer mit Politik zu tun, da sie mit dem Menschen zu tun hat, das hat ja schon ein Gandhi treffend formuliert. Und gerade das Evangelium steckt voller politischem Sprengstoff, das gehört immer wieder ins Herz, Gebet und Tun der Kirche und all ihrer Glieder. Wenn der Mensch der Weg der Kirche ist, dann darf das aus Sicht eines Christen bei allem gesellschaftlichen Handeln nicht anders sein - der konkrete Mensch, nicht ein Abstraktum der Masse. So weist Geißler zurecht darauf hin, daß jegliches wirtschaftliches Treiben aus Sicht
des Evangeliums nur ein Ziel haben darf: dem Menschen dienen.

Vieles an dem Buch ist mehr als schräg, sogar richtig daneben. So wird mit dem spekulativen Faktum argumentativ(!) vorgegangen, was der berühmte Samariter sicher (sic) getan hätte, wenn er zu dem Zeitpunkt des Ausraubens und Verprügelns des ebenfalls im Gleichnis erwähnten Mannes durch die Räuber und nicht erst später gekommen wäre. Und es wird u.a. damit argumentiert, daß eben nicht der Menschensohn, damit habe Christus sich selbst natülich gar nicht gemeint, sondern der Mensch generell Herr über den Sabbat sei.
Viele Fragen bzgl. der Schriftübersetzung werden mit einem einfachen “falsch übersetzt!” vom Tisch gefegt - nachgelesen bei Herrn Pinchas Lapide und 1:1 (mit schlechterer Wortwahl) übernommen, anscheinend ohne sich gegenteilige Darstellungen anzulesen.

Wenn Geißler bei dem eigentlichen Thema geblieben wäre, hätte er eher getroffen. So war es eine Abrechnung mit der bösen Kirche und ihren Menschengesetzen, mit der falschen Schriftübersetzung und der falschen Christologie.

Dafür ist so ein wichtiges Thema viel zu schade.





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