Laut idea brodelt es bei den Lutheranern in den ehemaligen Sowjetstaaten: ein Pastor einiger Gemeinden in Sibirien wird wohl zum Bischof geweiht ordiniert werden, was bei den Großorganisationen der Lutheraner vom heutigen Rußland auf Widerstand stößt (die genauen Gründe lassen sich auch hier nicht genau erkennen). Auffallend ist, daß neben dem “mittelalten” ordinierenden Bischof Andres Pöder die assistierenden Bischöfe sehr jung sind, sowohl der Bischof Mindaugas Sabutis von Litauen (mein Jahrgang!) als auch der Erzbischof Janis Vanags von Lettland (auf dem Bild dort dritter bzw. zweiter von links).
Wenn ich dieses Interview eines der assist. Bischöfe (dem Erzbischof von Lettland) zugrunde lege, können die Gründe sehr wohl pastoral- und moraltheologischer Natur sein:
[…]
Schon bevor ich zum Erzbischof gewählt wurde, erklärte ich, dass ich keine Frauen zu Pastorinnen ordinieren würde. Ich glaube, das war der entscheidende Grund, weswegen ich gewählt wurde. Ich handle so nicht aus Traditionalismus, sondern aus biblischen Gründen. Die Frage wurde diskutiert und ich kam zu der Schlußfolgerung, dass man die Frauenordination nicht vertreten kann, ohne manche Teile der Bibel für ungültig zu erklären. Das ist etwas, was man in Lettland leicht vertreten kann. Wir, die wir einst in einer Situation lebten, in der zum Beispiel einer meiner Freunde zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er Bibeln verteilte, geben den Gedanken daran, dass die Bibel Gottes Wort ist, nicht so leicht auf.
[…]
Was die Frage der Homosexualität anbetrifft, haben wir einen Synodalbeschluss, der mit 300 Stimmen gegen eine angenommen wurde, eine Resolution, dass homosexuelles Verhalten Sünde ist. Wenn jemand dies als seinen Lebensstil proklamiert, wird er als Sünder betrachtet, der nicht bereuen will, und kann weder das Heilige Abendmahl empfangen noch ein Amt innerhalb der Kirche inne-haben.
Das bedeutet nicht, dass wir sagen, dass Homosexuelle aus der Kirche ausgeschlossen werden sollten. Wir haben Homosexuelle, die mit ihrer Anlage zurechtzukommen versuchen und dies als ihr Problem, als ihre Sünde ansehen. Sie sind uns willkommen, die Absolution zu empfangen und auch verschiedene Dienste in der Kirche wahrzunehmen.
[…]
Entspricht nicht gerade der westl. lutheranischen Mehrheitsmeinung. Und dies wird insbesondere wichtig, weil, natürlich, gerade der Westen ein wichtiger Geldgeber für die lutherischen Diasporagemeinden ist. Mal sehen, wie sich das entwickelt.