Verzeihung! Verzeihung?

Als Arroganz bezeichnet es Robert Spaemann, einer der wichtigsten zeitgenössischen katholischen Philosphen (auf jeden Fall der medial präsenteste), in der neuesten Ausgabe von Communio (Auszug), wenn jemand folgenden Satz denke:

Also diesmal kann ich mir selbst wirklich nicht verzeihen.

Dieses Gefühl der Zerknirschung setze nämlich voraus, daß man sich prinzipiell etwas vergeben und verzeihen könne, was nach Spaemann prinzipiell nicht geht. Man brauche per se eine Instanz von außen, die verzeiht.

Es war bei mir aber genau dieses “arrogante” Gefühl, welches mich wieder zur Beichte gebracht hatte (wenn ich auch immer noch das Angebot Jesu viel zu selten annehme). insofern ist die Spaemann’sche Wortwahl hier für mich etwas zu hart. Natürlich, aus meiner heutigen Sicht hat er Recht, man kann sich wirklich nie etwas verzeihen, denn ehrlicherweise sind dies immer Taten und Gedanken, die man selbst gar nicht für schlimm erachtet. Doch das Gefühl ist viel zu sehr Allgemeingut, als daß man es wegbügeln dürfte.





2 Kommentare zu “ Verzeihung! Verzeihung?”

  1. Marco A. Sorace meint:


    Die Webseite von Marco A. Sorace

    “Arrogant” ist es, die jeweilige philosophische Perspektive (für die es unbestritten gute Gründe gibt - auch in mir ungleich sympathischeren Philosophien, wie etwa der Lévinas’) gegenüber einem solchen Ausspruch absolut zu setzen. Man muss z.B. nur die Sicht der Psychotherapie einehmen und schon kann es - soweit ich das beurteilen kann - ganz wichtig sein, dass jemand sich etwas selbst verzeiht bzw. vergibt! Ganz davon ab: Was ist eigentlich ein “katholischer” Philosoph? Was ein katholischer Theologe ist, glaube ich ansatzweise zu wissen - aber ein katholischer (oder auch christlicher) Philosoph? - ich dachte, das wäre in der Moderne aus guten, von uns Katholiken mitgetragenen Gründen erledigt (?)! Aber vielleicht trifft diese Etikettierung ja wirklich auf Spaemann zu, was mir allerdings auch gleichzeitig das Problem seiner Philosophie zu sein scheint.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Zum ersten: ich weiß nicht, ob es in der Psychotherapie so etwas wie Vergebung gibt, ob es nicht vielmehr die bemühung ist, eine andere Sicht auf deinen Sachverhalt zu gewinnen und ihm daraufhin die Schärfe zu nehmen.

    Genau das tut Vergebung ja gerade nicht, die Härte des Urteils über die Tat bleibt unverändert - doch das Urteil über den Täter wandelt sich um 180°.

    Zum zweiten: was ist ein katholischer Philosoph? Puhh, das große Faß wollte ich gar nicht aufmachen. Spaemann ist auf jeden Fall ein Mensch, der Prinzipien der katholischen Anthropologie philosophisch argumentativ verteidigt und verbreitet, und das nicht schlecht, finde ich. Manches teile ich nicht, keine Frage, aber eine wichtige Stimme im Chor der Säkularisten unter den Philosophen (die zumeist die Suche nach der Wahrheit aufgegeben haben) ist er allemal.


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