Bruder Tod

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

So schreibt Franz von Assisi in seinem berühmten Sonnengesang (hier ist der Tod weiblich wegen des italienischen Originals). Der Tod als Grund für Lobgesang!

Angesichts der Trauerfeiern und Betroffenheiten für den Herrn Robert Enke, stellt sich natürlich auch allerorten mal wieder die Frage nach dem Umgang mit dem Tod.

Dem Tod, der unser letzter neuer Bekannter sein wird, der, den wir als Bruder annehmen können.

Auch Gläubige sterben nicht automatisch einen leichten Tod, auch franziskanisch Gesinnte nicht. Franz, den Überlieferungen zufolge, dagegen schon. Er begrüßte den Bruder und freute sich auf ihn.

Das alles sind natürlich keine Aussagen über das Thema Freitod, sondern über das Thema Tod im allgemeinen, denn Franz nahm den Tod als gegeben hin, suchte ihn aber nicht.

Der Tod ist eines der größten Mysterien der Schöpfung. Als Christ glaube ich nicht nur, daß die Begrenztheit jeglichen Lebens nicht nur “besser” für die Schöpfung insgesamt ist, sondern auch für jeden einzelnen (wobei man über die Frage nach dem Sinn bspw. bei sehr frühem Tod nur hoffen kann - nämlich daß es darauf mal eine Antwort geben wird - nicht aber herumschlaumeiern).

Gott zu verstehen kann nicht klappen. Erst durch die Sünde kam der Tod in die Welt, und erst der Tod gibt unserem Leben die Möglichkeit, mit Freiheit wirklich Ernst zu machen und wahre Verantwortung zu übernehmen. Denn irgendwann ist Schluß.

Der leibliche Tod wird jedem begegnen. Vielleicht wird die Angst weniger, wenn wir ihn als unseren Bruder annehmen können.

Franz zeigt mit dem Brudersein des Todes auch an, daß er (also der Tod), als Bruder personalisiert wie wir alle auch, genauso zum Heilsplan Gottes gehört wie Du und ich. Den Plan kennen wir bloß nicht genau. Ärgerlich, aber ist so.

Wenn mal ein wichtiges Treffen haben wird, was Konsequenzen für die Zukunft haben kann (bspw. ein Bewerbungsgespräch), dann lohnt es sich, das schon mal zu üben, auch Antworten auf mögliche Fragen einzuüben.
Die Kirche empfiehlt das gleiche mit dem Tod. Üben, ihm gelassen entgegenzutreten. Wie?

1. sich Verstärkung holen bei der Gottesmutter (”…, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.”)
2. jeden Abend das Schluß-Gebet der Komplet mitvollziehen: “Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende gewähre uns der allmächtige Herr”. Schon immer sah die Kirche die einbrechende Nacht und den kommenden Schlaf als beste Einübungsplätze für den Tod.
3. rechtzeitig dafür sorgen, die Sakramente des Heils (Krankensalbung und Kommunion) möglichst zu empfangen (und genauso bei Angehörigen daran denken!).

Vielleicht gelingt es dann, irgendwann im Tod einen Bruder zu sehen.





3 Kommentare zu “ Bruder Tod”

  1. Bruder Ulrich meint:


    Die Webseite von Bruder Ulrich

    Gerade der hl. Franziskus ist bezüglich Suizid der richtige Ansprechpartner. Auf La Verna hatte er ziemlich zu kämpfen. P. Johannes Schneider OFM hat die Fioretti übersetzt und er meint, dass im Kapitel “Der Teufel will Franziskus den Felsen hinunterstürzen” (Seite 157) nichts anderes beschrieben wird, als der depressive lebensmüde Franziskus. Der hl. Franziskus neigte selbst zum Suizid. Und das sind die Gedanken eines frommen, hoch intellektuellen Tiroler Franziskaners! Wenn man diese Versuchung und diese scheinbare Ausweglosigkeit des hl. Franziskus sieht und dann schaut, wie er den Felsen (Christus) umarmt, wie geradezu zärtlich er den Tod im Sonnengesang begrüßt. Das ist für mich die franziskanische Therapie.
    LG Pace e Bene
    Dein Bruder Ulrich

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Lieber Br. Ulrich,

    ich bin persönlich bei solchen Interpretationen sehr zurückhaltend. Die Wertigkeit der Fioretti bezogen auf die Historizität ist ja auch unterschiedlich zu bewerten. Die Dreigefährtenlegende (die ich sehr schätzeund die mich immer wieder sehr beeindruckt) bspw. berichtet meines Wissens nach nichts dergleichen.

    Wie dem auch sei, Franz kann uns auf jeden Fall zeigen, wie man voller christlicher Vorfreude auf den Herrn den Tod empfangen kann. Die Zärtlichkeit hast Du sehr gut ausgedrückt.

  3. Stefan meint:


    Die Webseite von Stefan

    Tod bei Franziskus, das fängt doch wohl da an, wo man sich selber nicht so wichtig nimmt - sich hinten anstellen kann - sich nicht als besser, als wissender als andere hält - um seine Vergänglichkeit weiß und auch darüber lächeln kann. Dann kommt noch das Erleben mit den Aussätzigen, die ihm weit voraus sind!! Ich glaube nicht, dass Franziskus leicht gestorben ist, nicht weniger und mehr als ein anderer. Doch ich glauben, dass der Tod eben nur ein Bruder war und nicht das Ende, wie für viele. Das Leben ging für ihn nach dem Tod weiter, hin zu ihm……


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