haben es bei irgendwelchen Skandalen schon leichter.
Die Evangelikalen können sagen: “ist nicht meine Gemeinde”,
die Evangelischen können sagen: “ist nicht meine (Landes)Kirche”,
die Orthodoxen können sagen: “ist nicht meine Nationalkirche”,
nur wir, wir hängen immer mit. Wenn irgendein Bischof irgendwo auf der Welt was - nun ja - nicht ganz so Kluges sagt, dann ist es immer die ganze Katholische Kirche, die natürlich ein Ausbund an Blödsinn ist.
Das ist der Nachteil, wenn man ein sichtbarer Leib ist, wenn Staatsgrenzen nur Nebensächlichkeiten sind, wenn der Eine Mystische Leib Christi in allen Winkeln der Erde präsent ist.
Den Preis zu zahlen ist es wert.
Tobias Lampert meint:
14. May 2010Die Webseite von Tobias Lampert
Hallo Ralf!
Nimm’s bitte nicht persönlich (wirklich nicht - ich lese Dein Blog gerne und schätze Deine Gedanken), aber diese Argumentation ist Nonsens:
Evangelikale werden schon seit Jahren in Sippenhaft genommen, wenn irgendeine durchgeknallte Gemeinde in der texanischen Wüste, die angeblich irgendwie “den Evangelikalen” zuzuordenen ist, Mist gebaut hat. Natürlich kann man darauf mit “ist nicht meine Gemeinde” antworten - es ist allerdings auch keinem Mitglied der römisch-katholischen Kirche verwehrt, sich von einzelnen Phänomenen innerhalb dieser Kirche zu distanzieren. Läuft also aufs gleiche hinaus.
Als Landeskirchler muß ich mir z.B. von Katholiken ständig anhören, wie furchtbar liberal, bekenntnisfern, relativistisch etc. wir Protestanten doch seien - meine bayerische Landeskirche eingeschlossen. Da hilft es mir im Zweifel auch nicht, wenn ich darauf hinweise, daß mir die Confesssio Augustana z.B. durchaus mehr bedeutet, als das für so manchen einzelnen Amtsträger der Fall sein mag.
Beide - Evangelikale und Landeskirchler (wohlgemerkt: es gibt da eine Schnittmenge) haben darüber hinaus das Problem, daß für sie der sichtbare Leib nicht an der eigenen Konfessionsgrenze endet, sondern z.B. auch in der römisch-katholischen Kirche vorfindbar ist. Sprich: in gewisser Weise muß es sie auch jucken, wenn dort mal wieder ein Skandal für Aufruhr sorgt. Von dieser “Solidarität” mit den christlichen Geschwistern seitens der römisch-katholischen Kirche können Evangelikale und Landeskirchler oft nur träumen.
Und die Orthodoxen müssen sich hierzulande ohnehin nicht rausreden, weil die Medien kein Interesse an und noch weniger Ahnung von ihnen haben, als das in Hinblick auf Freikirchen, evangelische Landeskirchen und römisch-katholische Kirche gilt.
Und überhaupt geht mir dieses “Wir armen europäischen Katholiken werden verfolgt!”, mit dem man mindestens dreimal täglich von Dutzenden römisch-katholischer Blogger belagert wird, allmählich auf die Nerven. :-) So oft, wie das mittlerweile geschrieben wird, kann man sich eigentlich gar nicht verfolgt fühlen … Man entzieht der Presse am besten dadurch die Nahrung für noch mehr Draufhau-Berichterstattung, indem man irgendwann zu verstehen gibt, daß alles, was zu erwidern, klarzustellen, einzuräumen und zur eigenen Verteidigung zu sagen ist, von so gut wie jedem Kirchenglied schon mindestens dreimal gesagt worden ist, und sich darauhin wieder frisch, fromm, frei und fröhlich der Verkündigung des Evangeliums widmet.
In diesem Sinne freue ich mich hier wieder auf Einträge, die nicht mit Skandalen und Skandälchen zu tun haben. :-)
LG,
Tobias
Ralf meint:
15. May 2010Die Webseite von Ralf
Hallo Tobias,
danke für Deinen Kommentar. Keine Sorge, ich nehme hier nichts persönlich, sonst dürfte ich so einen Blog mit Kommentarfunktion nicht betreiben.
Ich fühle mich auch mitnichten verfolgt, die Katholiken hierzulande auch nicht. Nur - und davon habe ich gestern im Gespräch mit einem befreundeten Priester auch einiges hören können - wird über uns zum Teil derzeit denkbar unfair berichtet.
Verfolgung sieht anders aus.
Du hast Recht, die Evangelikalen werden auch in Sippenhaft genommen - die Evangelischen aber deswegen nicht, weil die Leitung (und um die geht’s allerorten) so viel theologische Allgleichgültigkeit verbreitet, daß die Meinung des einzelnen nicht so viel zählt.
Und bei den Orthodoxen kenne ich mich aus familiärer Verbandelung ein wenig aus, da ist’s so wie beschrieben. Und zwar weltweit.
Daß für Evangelikale und Landeskirchler der Leib Christi aus deren theologischer Sicht genau bei uns wiederfindbar ist, war mir natürlich auch bekannt und mich hat es deswegen verwundert, daß es diese eben offiziell so gar nicht zu jucken scheint, was gerade passiert. Nicht nur “in gewisser Weise”, sondern genauso wie bei sich zuhause müßte es sie stören, wenn mißbraucht wird und müßte es sie stören, wenn medial Unsinn verbreitet wird. Genauso wie zuhause, wenn sie ihre Theologie ernst nehmen.
Bei uns ist nämlich die Sippenhaft berechtigt, das ist der Punkt. Ein Leib, eine Kirche. Ist zwar vielleicht nicht ökumenischer Mainstream, aber dieser Glaube bedeutet mir sehr viel.
Hermann meint:
18. May 2010Die Webseite von Hermann
Hi!
Ich bin zwar evangelikal
aber
im Moment bezeichne ich mich auch als
Solidar-Katholik
denn es juckt mich nicht nur, was in und mit der RKK derzeit geschieht, es betrifft mich als Christ auch ganz persönlich!
Alles meine Sippe!
Schalom
Hermann