Das Titelbild ist zwar eine Katastrophe, ich weiß wirklich nicht was den Verlag da geritten hat, aber der Inhalt kann sich sehen lassen. Dazu kommt auch noch, daß es sich um zwei protestantische Autoren handelt, die das Thema bearbeiten (warum lesen Katholiken so selten prot. Theologen?). Das Thema ist Jesus, und die These lautet, daß Er einfach zu wenig das zentrale Thema in der Kirche ist.
Es läßt sich kaum leugnen, daß diese These auch bei uns zu oft zutrifft, auch wenn ich natürlich die Autorenmeinung zur Ekklesiologie (Lehre der Kirche über sich selbst) nicht teile -da hatten die Autoren ein äußerst seltsames Bild der Katholischen und Orthodoxen Kirche gezeichnet.
Die Autoren behaupten, daß Jesu Handeln, Seine Worte und Sein Wesen generell als so normales Allgemeingut gelten, daß Sein unvergleichlicher Anspruch schon gar nicht mehr wahrgenommen wird. Auch bei uns geht es viel mehr um Ämter, Lebensformen, Kleidung und generell um das, was die anderen so alles falsch machen. Auch bei uns ist man sich zu sehr sicher, daß Jesus immer da ist, so daß es zu oft nicht um das geht, wofür Er steht
Die Spannung zwischen Charisma und Amt wird ausführlich dargelegt - und hier fällt auf, daß wohl auch wohl Protestanten katholische Bücher selten lesen, denn darüber gibt es bei uns nun mehr als genug, unsere Erfahrung hier betrifft Jahrhunderte.
Die Schlußfolgerung der Autoren, daß die Mission der Kirche wichtiger sei als die Anbetung, teile ich so nicht, aber das katholische Sowohl-als-auch ist in diesem Buch typischerweise nicht zu finden. Die Mischung macht’s eben.
Sehr überzeugt hat mich dagegen ein kleines Schaubild, welches Kreise von Orthodoxie (dem rechten Glauben), Orthopaxie (dem rechten Handeln) und Orthopathie (dem rechten Fühlen) wie bei einer Mengenlehre darstellt. Letzeres wird häufig vernachlässigt, aber erst die Schnittmenge von allen Dreien macht einen Christen mit einem aktiven Glauben aus, bei dem das Wichtigste, die Liebe, nicht fehlt.
Alles in allem ein mit Abstrichen durchaus empfehlenswertes Buch. Natürlich ist es immer so eine Sache, wenn jemand seine Privatmeinung als das Kirchenbild par excellence darstellt und die Kirche gleich neu gründen will (so auch hier im Buch), aber als Inspiration darf das ja getrost wahrgenommen werden.
Christian meint:
6. July 2010Die Webseite von Christian
Zum Titelbild: möglicherweise zu viel NARNIA gelesen…