Auf verlorenem Posten?

Hierzulande ist ja gerade die Debatte um die rechtliche Positionierung der Suizidbeihilfe im Gange und natürlich gibt es auch katholischerseits zu diesen Fragen dezidierte Positionen.

Doch wie so oft bei gesellschaftlichen Fragen, die im weiteren oder engeren Sinne moralische Themen der Ethik des Lebens berühren, erscheint die Kirche als eine Institution, die verbietet oder verbieten will, die “Nein” sagt. Zumindest ist es das, was ich zu oft zu hören glaube.

Ein “Nein” ruft immer mehr Widerstand hervor als ein “Ja”, auch wenn man mit diesem “Nein” etwas Positives ausdrücken möchte (hier: ein “Ja” zum Wert eines jeden menschlichen Lebens).

Wäre es nicht angebracht, wenn wir dauerhaft als Katholiken versuchen, das Positive unserer Botschaft auch als positiv darzustellen? Das ist übrigens auch meines Erachtens eines der Destillate aus “Evangelii Gaudium” von Papst Franziskus, das ich gerade mal wieder mit Gewinn lese.

Wer immer dagegen ist, wird häufig als Griesgram, als Garant für schlechte Laune dargestellt. Wer positive Meinungen verteidigt dagegen nie. Es macht eben einen Unterschied, ob ich sage “ich bin gegen Abtreibungen” oder “ich bin dafür, daß alle Kinder auch schon vor ihrer Geburt geschützt werden und leben dürfen”.

Mit einem “Nein” sind wir schnell auf verlorenem Posten. Mit einem “Ja” zu jedem Leben vielleicht auch - ehrlicherweise glaube ich das auch, weil kaum jemand so hoch vom Leben denkt wie die Kirche und weil das Evangelium für die Mehrheit hierzulande nicht mehr anziehend ist (oder es vielleicht auch für eine Mehrheit nie war).

Dazu fehlt meines Erachtens noch eines im “kirchlichen Marketing”: das Herausstellen des eigentlichen Grundes, warum die Lehre so ist wie sie ist. Die Kirche lehrt es ja nicht, weil’s irgendwo so steht, weil’s Rom sagt, weil’s immer so war etc., sondern weil sie überzeugt ist, daß es gut für alle Menschen ist.

Von manchen Bischöfen sehe ich schon einen Umschwung hin zu einer positiven Darstellung der Lehre in journalistischen Fragerunden und auf Pressekonferenzen, da wurde schon einiges gelernt. Ich denke jedoch jetzt hier besonders ans Netz, wo sich zahlreiche Katholiken auch die Kirche unterstützen wollend tummeln, wo diese Erkenntnis noch nicht so weit gediehen ist. Wir erreichen aber sicher mehr, wenn wir immer wieder sagen, daß die Frohe Botschaft natürlich positiv und gut für den Menschen ist.

Das führt nicht zwingend zu mehr Überzeugung, insbesondere nicht der Umstand, daß wir an so etwas wie eine “gemeinsame Natur des Menschen” glauben (siehe Bundestagsrede von Papst Benedikt), die ebenso wie alle anderen Naturen (der Pflanzen und Tiere bspw.) zu achten und zu unterstützen ist. Der zeitgenössische Mensch wähnt sich als Herrscher über seine Natur. Nachdem wir kollektiv gelernt haben, daß Herrschaft über die Natur generell zum Scheitern verurteilt ist, ist es derzeit noch ein weiter Weg, bis mehrheitlich klar ist, daß das auch für unsere eigene gilt.

Was wir aber durch diese Marketingstrategien erreichen, ist daß zumindest die Frohe Botschaft nicht mehr als spaßbremsend angesehen wird.





Ein Kommentar zu “ Auf verlorenem Posten?”

  1. Juergen meint:


    Die Webseite von Juergen

    Ich glaube nicht, daß man mit “Nein” »schnell auf verlorenem Posten« ist, während das bei “Ja” nicht oder weniger schnell passiert.

    „Atomkraft -Nein danke!“ lautete in den 80ern ein Spruch. Und heute ist er (zumindest in Deutschland) zum Ziel gekommen.

    Die Flut an “Nein Danke”-Sprüchen ist inzwischen ja kaum noch zu überschauen
    -> https://www.google.de/search?tbm=isch&q=%22nein+danke%22

    Es ist freilich schon eine Frage, wie man das Anliegen verkauft und vor allem, wie man sich ein Sprachrohr schafft. Wenn die Medien es laut genug ausposaunen; die Meinungsforscher so Fragen, daß das gewünschte Ergebnis raus kommt etc. Dann ist es egal ob man “Ja” oder “Nein” fordert.


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