Archiv für June, 2015



Überrascht

Veröffentlicht am Monday, 22. June 2015, 21:29

Ich muß sagen, das hätte ich Bischof Heinrich Mussinghoff nicht zugetraut - er findet tatsächlich die alte Karfreitagsfürbitte des Römischen Ritus in der außerordentlichen Form (lapidar genannt: tridentinische Messe) besser als die von Papst Benedikt XVI. verkündete.

Hier die neue samt Übersetzung (von 2008):

Oremus et pro Iudaeis. Ut Deus et Dominus noster illuminet corda eorum, ut agnoscant Iesum Christum salvatorem omnium hominum.
Omnipotens sempiterne Deus, qui vis ut omnes homines salvi fiant et ad agnitionem veritatis veniant, concede propitius, ut plenitudine gentium in Ecclesiam Tuam intrante omnis Israel salvus fiat. Per Christum Dominum nostrum. Amen.

Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.
Allmächtiger ewiger Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Diese solle doch, so Bischof Heinrich, wieder zurückgenommen werden.

Tja, dann gilt die alte Version von 1959 eben (was Bischof Heinrich natürlich weiß):

Oremus et pro Judaeis, ut Deus et Dominus noster auferat velamen de cordibus eorum, ut et ipsi cognoscant Jesum Christum Dominum nostrum.
Omnipotens sempiterne Deus, qui Iudaeos etiam a tua misericordia non repellis, exaudi preces nostras, quas pro illius populi obcæcatione deferimus, ut agnita veritatis tuæ luce, quæ Christus est, a suis tenebris eruantur. Per eundem Dominum nostrum.

Lasset uns auch beten für die Juden, dass Gott, unser Herr, wegnehme den Schleier von ihren Herzen, auf dass auch sie erkennen unsern Herrn Jesus Christus.
Allmächtiger ewiger Gott, du schließest sogar die Juden von deiner Erbarmung nicht aus; erhöre unsere Gebete, die wir ob der Verblendung jenes Volkes vor dich bringen: Möchten sie das Licht deiner Wahrheit, welches Christus ist, erkennen und ihrer Finsternis entrissen werden. Durch ihn, unseren Herrn.

Ich muß gestehen, daß mir die neue Version doch deutlich besser gefällt.


Anwendbar

Veröffentlicht am Monday, 22. June 2015, 09:08

Gerade habe ich in den Kommentarspalten einer online-Zeitung folgendes gelesen:

Als Anwalt erlebe ich immer wieder, wie sehr gerade jene, die von jeglicher Haftung befreit sind, die strengsten Maßstäbe an jene anlegen, die Verantwortung für andere tragen.

Beruflich habe ich viel mit den Vorschriften zum Arbeitsschutz zu tun - und mein Eindruck zu der Regelungswut, die bei diesem Themenbereich faktisch in einer Infantilisierung Erwachsener mündet, findet sich in dem Zitat teilweise wieder.

Ich denke, niemand ist davon frei. Auch nicht die Kirche. Und jeder einzelne erst recht nicht.


Vollständig

Veröffentlicht am Saturday, 13. June 2015, 21:36

Zur Vervollständigung des letzten Beitrages folgt hier noch der 2. Teil des Interviews.

Meiner Meinung nach steht dieser Dipsut auch beispielhaft für ein generelles “Problem” der Katholischen Theologie deutscher staatlich-verbeamtet-universitärer Prägung: die dt. katholische Theologie steht zu einem Großteil hinter Kardinal Kasper - und muß nun feststellen, daß die Weltkirche sich in komplett andere Richtungen bewegt (Kardinal Kasper sagt ja selbst, daß manche Kardinäle die Theologie zu schlicht verstehen), nämlich in eine bewahrende und das Proprium hochhaltende Richtung, und zwar vor allem dort, wo den Katholiken Ungemach droht, wenn sie ihr Katholischsein transparent darstellen.
Daß jemand wie Karl Rahner, einer - zumindest so wird er immer von hiesigen Fakultäten dargestellt - der Leuchttürme dt. katholischer Theologie, in Rom seit langem keine Rolle spielt (und auch nie eine besonders große gespielt hat), es auch keine bedeutenden Adepten jüngerer Generation von ihm gibt, ist ja schon schwierig zu verstehen. Des Schweizers Hans Urs von Balthasars erste “Fanpage” war dagegen aus den USA, und auch Dietrich von Hildebrandt (von dem ich mal annehme, daß er ein nicht-Thema in der Philosophie katholischer Prägung ist) ist in den USA bis heute hoch angesehen (ich erwähne die USA, weil dort mal wieder die interessante Theologie in Harmonie mit der Kirche stattfindet). In Deutschland dagegen wird immer noch gerahnert was das Zeug hält - außerhlab interessiert’s kaum jemanden.
Und dann noch die Kohle (das hatte ich ja schon erwähnt): der bigotte Umgang der Kirche hierzulande mit Glaubensverweigerern versus Geldverweigerern hat sich weltweit rumgesprochen.
Ja, das wird alles dazu führen, daß der Anteil der dt. Katholiken von 2% an der Weltkirche weiter sinkt, es dann deutlich weniger Katholiken in Deutschland als in China geben wird (weniger als in Indien sind wir ja schon lange). Aber Katholiken hierzulande haben auch kein Recht wichtiger genommen zu werden als die Katholiken dort. Im Gegenteil sogar, denn die dortigen Katholiken werden verfolgt und sind häufig arm und somit erster Adressat.


Selbstdemontage

Veröffentlicht am Wednesday, 10. June 2015, 21:51

Am katholischen Glauben hat mich immer die innere Kohärenz und Konsistenz fasziniert - es gibt zwar nicht zu allem eine Lehrmeinung (schließlich hat sich die Offenbarung nicht zu allem geäußert), aber wenn es eine gibt, so ist diese, wenn man gewisse katholische Axiome akzeptiert natürlich, in sich schlüssig nachvollziehbar.

Schon früher habe ich hier zu dem brisanten Thema des Umganges mit wiederverheiratet Geschiedenen geschrieben. Genau zu diesem Thema ist ja auch der Bischof Walter Kardinal Kasper in vielerlei Munde, da er vorschlägt, eine barmherzigen Umgang mit diesen Paaren mit Kommunionwunsch quasi zu “institutionalisieren”, den Ausschluß von den Sakramenten also aufzuweichen.

Wie im alten Beitrag schon angedeutet halte ich Kardinal Kaspers Ansatz für defizitär - er interessiert sich nicht für das Kirchenrecht und die Normen, daher fehlt genau das, was die katholische Lehre unter anderem auszeichnet: Kohärenz und Konsistenz.

(Da finde ich ganz unbescheiden meinen Vorschlag viel besser).

In dem folgenden Interview wird auch klar, wie sich Kardinal Kasper hier selbst demontiert. Die Gegenargumente, die ins Spiel gebracht werden, sind allesamt Volltreffer. So wird das nichts.


Franziskus war kein Pazifist

Veröffentlicht am Tuesday, 09. June 2015, 22:23

Sondern noch viel radikaler (Quelle):

I don’t think St. Francis was what we would call a pacifist; his response to the violence of his society was more radical. He just decided to have nothing to defend, neither material wealth nor personal capital. He simply opted out of the systems of wealth, power, and privilege. With nothing left to defend, he became free from any temptation of violence or retaliation.


Ein Düsseldorfer in Berlin

Veröffentlicht am Monday, 08. June 2015, 14:40

Nachdem mein ehemaliger Weihbischof schon nach Berlin ging, nur um einige Jahre später als Kardinal wieder in seine Heimatkirche zurückzukehren, ist jetzt ein Düsseldorfer, der immer noch ab und zu seine alte Pfarre im Nachbarstadtteil besucht, zum Erzbischof von Berlin ernannt worden.
Rheinisch-katholische (Erz-)Bischöfe gibt es jetzt in Köln, Hildesheim, Würzburg, Hamburg und demnächst Berlin.