Gesinnungstest - durchgefallen

Im angelsächsischen Raum scheint es sich auszubreiten - und womöglich geht es hier auch schon los: Gesinnungstests in akademischen Kreisen. Nicht als Examina, die man bestehen kann, nein, sondern die Mehrheit entscheidet gegen Dich. Du bist raus, Outcast, Aussätziger - und wer sich mit Dir blicken läßt, hat ebenso verloren und seine Karriere verwirkt.

Nur so und nicht anders kann ich dieses Schreiben der “AG Christliche Sozialethik” gegen den bekannten - und umstrittenen Sozialethiker Wolfgang Ockenfels OP und seine Zeitschrift “Die neue Ordnung” werten.

Ich lese diese Zeitschrift nicht und bin auch nicht irgendwie da aktiv, daher betrifft nicht das nicht selbst. Ich weiß auch nicht, ob das stimmt, was da behauptet wird. Doch darum geht es mir gar nicht. Denn: es finden sich interessante Merkmale in dieser Erklärung, die in meinen Augen zu einem Gesinnungstest der untersten Schiene passen. Und das ist das Alarmierende:

1. Es werden Behauptungen aufgestellt, die allgemein negativ besetzt sind - und die nicht durch irgendeine noch so kleine Quelle belegt werden. So etwas ist ein klassisches Merkmal von Denunziantentum.

Die neueren Editorials des hauptverantwortlichen Redakteurs sind gespickt mit den für Rechtspopulisten typischen Ressentiments, u.a. mit Pauschalkritik an den Printmedien und am öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Leugnung des Klimawandels und islamophoben Äußerungen. Auch viele Artikel der „Neuen Ordnung“ nehmen wir mangels wissenschaftlicher Substanz nur noch als zugespitzte Meinungsäußerungen wahr.

Belege? Fehlanzeige.

2. Wer es noch wagt, als Student bei dem geschassten Kollegen etwas zu veröffentlichen, hat keine Chance mehr auf eine Karriere.

Wir gehen davon aus, dass in Zukunft keine wissenschaftlichen Sozialethikerinnen und Sozialethiker in der „Neuen Ordnung“ mehr publizieren werden.

3. Auch die Verantwortlichen der Uni-Bibliotheken sollen sich fügen:

Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, die Zeitschrift weiterhin in wissenschaftlichen Bibliotheken zu führen.

3. Es wird angeregt, den ungeliebten Geist komplett mundtot zu machen.

Wir empfehlen der Provinz Teutonia des Dominikanerordens, Wege zu suchen, den Schaden für den Orden wie auch für die Sozialethik zu begrenzen.

Mehr geht nicht.





7 Kommentare zu “ Gesinnungstest - durchgefallen”

  1. Laurentius meint:


    Die Webseite von Laurentius

    Was ich nicht verstehe: merken die Verfasser solcher Schreiben nicht, daß sie sich verhalten, wie gleichgeschaltete (Volks-) Genossen?
    Keinerlei historisches Gedächtnis!
    Nicht mal “Rosen für den Staatsanwalt” oder “Weißensee” gesehen?
    Ein paar kleine Änderungen und man könnte auch den Ausschluß aus der Reichsschriftumskammer oder dem sozialistischen Schriftstellerverband daraus machen.
    Schockierend!

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Dieser Eindruck drängt sich leider auf.

  3. Jens meint:


    Die Webseite von Jens

    Man sehe sich bitte einmal den (wissenschaftlichen) Lebenslauf der beiden Boykott-Verfasser an.
    .
    Sowohl die Dame als auch der Herr sind die typischen katholischen Stipendiat-Karrieristen.
    .
    Immerhin aber tut es einem weh, dass solche Gehässigkeiten gegen einen wohlverdienten Kollegen verbreitet werden.
    .

  4. Jonas meint:


    Die Webseite von Jonas

    Hallo Jens:

    Das haben Sie deutlich gesagt: “Stipendiat-Karrieristen”.
    Gearbeitet ausserhalb der katholischen Käseglocke haben die lieben Mitmenschen nie!
    .
    Zu einem aber doch eine Anmerkung.
    Die “Ver=Achtung” andersdenkender Personen vor allem aus dem eigenen Stall war schon immer ein Kennzeichen in unserer Kirche — leider!

    Jeder, der die Kirchengeschichte ein wenig kennt, wird das zu jeder Zeitperiode bestätigt finden.

    Früher tat sich die SOCIETAS JESU darin besonders hervor.
    Und heute?
    Mehr will ich nicht sagen!

  5. Pax et bonum » Die Uni Bonn fällt als erste meint:


    Die Webseite von Pax et bonum » Die Uni Bonn fällt als erste

    […] Bei uns hinken wir oft einige Jahre nach, doch auch dieses Phänomen hat jetzt schon Universitäten erfaßt. Vor nicht einmal zwei Monaten erwähnte ich den Fall des Dr. Ockenfels, jetzt haben Studenten der Uni Bonn einen Vortrag torpediert. […]

  6. Dokumentation: Mediale Stimmen zur „Erklärung“ deutschsprachiger Sozialethiker gegen „Die Neue Ordnung“ | bildungsethik meint:


    Die Webseite von Dokumentation: Mediale Stimmen zur „Erklärung“ deutschsprachiger Sozialethiker gegen „Die Neue Ordnung“ | bildungsethik

    […] Pax et bonum: Gesinnungstest – durchgefallen, in: http://paxetbonum.de/index.php/2019/03/29/gesinnungstest-durchgefallen/. […]

  7. Pax et bonum » Erste Quellen meint:


    Die Webseite von Pax et bonum » Erste Quellen

    […] Ende März schrieb ich davon, wie eine AG Christliche Sozialethik sich gegen einen der ihren positionierte (bzw. die Gemeinschaft aufkündigte). Détails können da nachgelesen werden. […]


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