Archiv für February, 2004
Veröffentlicht am Sunday, 29. February 2004, 19:46
Dies Domini.
Viele geistliche Schriftsteller, wahrscheinlich irgendwie alle, zogen und ziehen die Kraft aus der Stille und Kontemplation. Genauso wenig wie ein Auto während der Fahrt betankt wird, können wir im Vorbeigehen mal eben so Gottes Kraft schöpfen. Aber im Gegensatz zu den Millionen Autos ist unser aller Ziel das gleiche und als ein Leib kann, darf und soll es durchaus Glieder dieses Leibes geben, die durch ihre betende Existenz anderen als Tankstelle dienen, wenn auch im Hintergrund.
Bereits in der 19. Auflage ist dieser Klassiker erschienen:
Sieben Monate als Gast aber genauso Mönch wie alle anderen in einem Trappistenkloster. Henri Nouwen, Priester, Theologieprofessor und geistiger Schriftsteller, also eigentlich ein “Experte” (würde man vermuten) wird sich seiner oft so gottfernen Ängste und Beschäftigungen bewusst. Ein Buch für alle, die nicht zuletzt im ganz normalen Alltag Gott suchen. Hab’s gerade ausgelesen, echt gut.
Maria Anna Leenen (ihre Homepage) zeigt in diesem sehr lesenswerten Buch, dass das Eremiten-Dasein auch in Deutschland “stattfindet” und vor allem wie. Während das Buch von Derwahl, über das ich ja schon einmal geschrieben habe, eher die Extreme und die Wege hin zu so einem Leben zeigt, wird bei Leenen geschildert, was den Alltag gerade hierzulande ausmacht, welchen Stelle die Einsiedler selbst ihrem Dasein geben, in und für die Welt und der Kirche. Wie Thomas Merton mal sagte: Man kann der Welt nicht entfliehen, man kann nur seinen Blickpunkt auf sie ändern.
Der Vollständigkeit halber noch einmal ein kleines Bildchen des Buches von Freddy Derwahl “Eremiten“:
Veröffentlicht am Sunday, 29. February 2004, 18:03
Dies Domini.
Ein paar Gründe, die sicher nicht zu meinem Christsein führten:
1. Endlich mal jemanden zu haben (das Lehramt), der einem sagen kann, was man so alles falsch macht. Und dass das eine ganze Menge ist.
2. Endlich mal das Gefühl zu haben, anderen, am besten allen anderen, sagen zu können, wie verkommen doch eben diese alle anderen seien.
3. Endlich genau zu wissen, wer konkret genau wie zu beurteilen ist. Am besten natürlich zu verurteilen. Und natürlich nicht dazuzugehören.
4. Endlich genau zu wissen, wie der Glauben der anderen zu beurteilen ist. Und natürlich auf der Seite der Wahrheit zu sein und überhaupt immer eine Antwort parat haben.
Um Missverständnissen vorzubeugen: ich stehe voll hinter den Bischöfen und auch dem Papst.
Veröffentlicht am Saturday, 28. February 2004, 20:00
Das Thema Einsamkeit hat bei vielen einen schlechten Beigeschmack. Man will zwar gerne mal allein sein, aber niemals einsam. Dabei ist es im Deutschen irgendwie komisch: das Alleinsein ist bloß eine Subjektivierung eines Adjektivs, ein Seinszustand, während die Einsamkeit auch für anderes gelten kann: “die Einsamkeit der Wälder” oder so. “Das Alleinsein der Wälder” geht ja schlecht.
Wenn man nun den positiv-spirituellen Aspekt hervorheben will, wie es bspw. ein Einsiedler versucht, dann hat er in unserer Sprache echt ein Problem, denn allein fühlt er sich in der ständigen Präsenz Gottes (wenn’s gut läuft) ja gar nicht. Er ist eben einsam, das ist dann positiv. Allein-sein wird dann zum Inbegriff des Negativen, Einsamkeit ist gut. So werden die Bedeutungen umgekehrt und das Unverständnis ist vorprogrammiert.
Die englische Sprache hat’s da besser getroffen, indem sie zwischen “alone” (dazu gibt es kein Substantiv!), “lonely” und “loneliness” (schlecht!) und “solitude” unterscheidet. Letzteres ist die positive Einsamkeit, das erste das gute, wenn man hier meint, man will mal “allein sein”.
Vom Wert der Einsamkeit also zu reden ist auf Deutsch denkbar schwierig. Wer will schon einsam sein? Redet man im angelsächsischen Bereich aber vom “value of solitude”, so weiß auch der religiös Unbeleckte gleich, was gemeint ist. Schade für hierzulande, aber so ist es halt. Keine Sprache ist perfekt.
Veröffentlicht am Friday, 27. February 2004, 22:58
Falls irgendjemand mal für ein Jahr ganz woanders was ganz anderes machen will und noch ein paar Brocken Spanisch beherrscht, der sollte sich mal das da, eben Ak’ Tenamit anschauen. Ich war selbst da und habe da für ein paar Wochen ein medizinisches Praktikum, eine Famulatur gemacht. Ich wurd aber nur für die kurze Zeit angenommen, weil ich eh schon in Guatemala war und sie dringend med. Verstärkung brauchten (außer mir zu dem Zeitpunkt nur noch eine Ärztin, die wollte auch mal frei haben).
Es lohnt sich in jeglicher Hinsicht, außer finanziell (aber das kann man ja hier haben).
Veröffentlicht am Friday, 27. February 2004, 22:45
Als Jazzfan bin ich natürlich ein grundsätzlicher Freund von Instrumentalmusik (was absolut gar nichts gegen hervorragende Vocals sagen soll). Und die erste tolle Instrumentalmusik, die meine Seele zutiefst berührte, war die von Rock- und Popbands.
Wo sind heute die Alben, in denen es in langen Stücken minutenlange, abwechslungsreiche Instrumentalpassagen mit einfach nur schönen Melodien und interessanten Rhythmen gibt? Gibt es keine Musiker wie die von Pink Floyd, Genesis (selbst bei “I can’t dance” gab es das noch, aber besonders bis zum Abgang von Steve Hackett) oder selbst The Doors, die alle mit berühmt gewordenen Passagen die Massen begeistern konnten? Vielleicht höre ich u.a. auch deswegen so gerne “Rainbow Children” von Prince, weil es genau das bietet, besonders im letzten Lied “Last December”. Das geht unter die Haut.
Veröffentlicht am Thursday, 26. February 2004, 21:04
Wohl über kaum einen Mann der Kirche wird hierzulande so hergezogen wie über Joseph Cardinal Ratzinger, den Präfekten, also so was wie ein Vorsteher, der Kongregation für die Glaubenslehre, dem ehemaligen Sacrum Officium, von dem einst die Inquisition (wörtlich ja: Befragung) ausging. Die Aufgabe dieser vatikanischen Behörde ist es bekanntlich darüber zu entscheiden, was noch den Rahmen der katholischen Glaubenslehre umfasst und was diesen verlässt. Kein leichter Job, ich möchte ihn nicht haben.
Nun, dieser Mann tut sich ja des öfteren auch als Autor hervor. Er war als junger Theologe beim Zweiten Vatikanischen Konzil dabei und war mit unter 40 schon Professor für Dogmatik. Promoviert (oder habilitiert) wurde er übrigens einst über den Hl. Bonaventura, der Mann kennt sich also mit alter franziskanischer Theologie aus.
Wie dem auch sei: die Bücher, die er heutzutage verfasst, sind glücklicherweise nicht nur keine fachtheologischen (und damit oft schwer verständlichen) Wälzer, sondern gut dargestellte Überlegungen zu kirchlichen und anderen Themen dieser Welt.
Man muss nicht immer seiner Meinung sein, aber bei der ganzen Kritik, die ihm so widerfährt, wäre es ehrlich und anständig, wenn man ihn nicht nur in seiner Position als Präfekt in schultheologischen Ausführungen, sondern als Priester und Theologe zu Wort kommen lässt.
Empfehlen kann ich dazu die ersten zwei Bücher, in Interviewform geschrieben. Ich hatte zuerst das chronologisch letztere gelesen (das zweite), es war meine erste “Begegnung” mit ihm, ich war positiv überrascht.
Sehr gut gefallen, besonders die erste theoretische Hälfte (bei der praktischen Kritik sehe ich einiges anders) hat mir auch sein Buch über die Liturgie. Wer sich mal wirklich ernsthaft und ohne Vorbehalt dafür interessiert, warum es der apostolischen Kirche mit 2000 Jahren Geschichte eben so wichtig ist, den Gottesdienst auf eine ganz bestimmte Art und Weise zu feiern und warum das eben nicht jeder Gemeinde, Gruppe etc. anheimgestellt ist, der lese dieses Buch.
Veröffentlicht am Tuesday, 24. February 2004, 22:41
Quia inter creatorem et creaturam non potest tanta similitudo notari, quin inter eos maior sit dissimilitudo notanda.
Alles klar? Nicht? Nicht schlimm, mir erginge es nicht anders. Wenn man den offiziellen Text übersetzt wird daraus:
Denn zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann man keine so große Ähnlichkeit feststellen, daß zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre.
Oder als Aufforderung für heutzutage: Hört auf, Gott in menschlichen Maßstäben zu denken!
Das bezieht sich dann natürlich genau so auf Worte. Da Menschen aber nunmal alles in menschlichen Maßstäben machen, auch reden, keine wirklich große Überraschung, so ist mit Bedacht und Zurückhaltung beim Thema der alleinigen, letzten Wahrheit vorzugehen. Ein wenig mehr schweigende Ehrfurcht anstelle der gotteserklärerischen Logorrhoe (Wortdurchfall) ist mehr denn nötig.
Ach ja: obiges sagte die Kirche bereits im ach so tiefen und noch viel acher so finsteren Mittelalter, nämlich 1215, auf dem sog. IV. Laterankonzil.
Sehr modern und zeitgemäß. Man kann durchaus sagen, ewigkeitsgemäß.
Veröffentlicht am Tuesday, 24. February 2004, 12:27
Die heftigste Magen-Darm-Grippe meines Lebens hat mich in den letzten Tagen leider von neuen Einträgen abgehalten (nein, es hatte nichts mit dem Karneval zu tun). Da ich jetzt fast wieder ganz gesund bin, kommt sicher auch bald was.
Veröffentlicht am Friday, 20. February 2004, 20:13
In Frankreich und Spanien haben sie nicht nur eine lange Tradition, die wäre auch bei uns da, sondern vor allem auch großen Erfolg bis heute: die Liedermacher. Bei unserem direkten Nachbarn die Chansonniers, im Urlaubsland Nr. 1 die Cantautores.
Oft sind es junge Menschen, die über die Alltagsprobleme und große wie kleine Politik singen. Und wenn sie ein Album veröffentlichen, landet es sofort auf den oberen Rängen. Das, obwohl sie auf der Bühne oft nicht mit mehr als einer Gitarre ausgestattet sind.
Ismael Serrano, Pedro Guerra oder ein Veteran wie Joaquín Sabina füllen die Schränke der Generationen mit ihren Alben.
Leider lässt sich hierzulande nichts Vergleichbares finden.
Veröffentlicht am Wednesday, 18. February 2004, 23:02
Auf der sogenannten primären Hirnrinde (die liegt ganz hinten am Gehirn, also am Hinterkopf) gibt es neben vielem anderen auch Nervenzellen, die auf bestimmte geometrische Reize reagieren. Es gibt, anders gesagt, solche die bei einer Linie
/
anspringen, andere reagieren bei
\
oder auch
_
Diese Zellen reifen je nach Beanspruchung unterschiedlich gut aus, d.h. genau die Zellen entwickeln sich gut, deren Bedarf sich im Laufe des Lebens, beginnend schon seit dem ersten Augenaufschlag, gezeigt hat. Getrennt für jedes Auge übrigens.
Untersucht man nun den Stoffwechsel dieser Zellen bei westlichen Menschen aus industrialiserten Regionen und den von Angehörigen nicht industrialisierter Stammesvölker, so findet man bei den Westlern eine überdurchschnittliche reifung der Zellen für | und _, also für alles rechtwinklige, auf Kosten der anderen natürlich, die dann unterentwickelt bleiben. Bei den Stammesangehörigen sind die Reifegrade in etwa eher gleich ausgebildet.
Es ist ja schon auffallend, wie rechtwinklig unser Leben hier gestaltet wird. Alles funktional. Ich schaue auf einen horizontal-vertikal rechtwinkligen Bildschirm, das Fenster ist ebenso, die Tür, die Häuser, der Schreibtisch…..
Mehr Schräge!
Veröffentlicht am Tuesday, 17. February 2004, 22:28
Da die CD gerade mal wieder bei mir erklingt:
Estampie verbindet hier auf wirklich außergewöhnliche Art und Weise die Musik von Hildegard von Bingen mit zeitgenössischer Interpretation des modernen Musiktheaters. Anhören!
Veröffentlicht am Tuesday, 17. February 2004, 20:23
Darf man als bekennender Rheinländer am Karneval nicht teilnehmen? Ich finde schön, dass die Leute feiern, mag auch den Straßenkarneval, aber meine Rolle ist nicht unbedingt dabei zu sein…
Veröffentlicht am Tuesday, 17. February 2004, 20:21
Dass eine Satire mal meine Meinung ändern würde, hatte ich vorher auch nicht gedacht. Als Kind dieser Zeit war ich natürlich auch dagegen. Ist ja klar. Gehört sich so.
Doch nach der Lektüre sah ich einiges anders, den Wert davon. Den Wert, den eine sich angeblich “selbst” verwirklichende Gesellschaft (und die dieses “Selbst” doch sowieso nicht gefunden hat) nicht verstehen will und vielleicht auch nicht kann.
Doch bei der Lektüre Vorsicht: die Spießer sind immer in der Mehrheit, auch in der Kirche. Vielleicht gehörst Du dazu, vielleicht auch ich.
Veröffentlicht am Monday, 16. February 2004, 20:41
Von der Missionszentrale der Franziskaner wurde ein Grundkurs zum franziskanisch-missionarischen Charisma (CCFMC) konzipiert und veröffentlicht. Zusammengefasst gibt es ihn auch als Buch “Mit Gott im Heute” von Anton Rotzetter, einem der Hauptmitarbeiter am Kurs. Sehr lesenswert, wenn man warum auch immer wissen will, was en gros das Franziskanische ausmacht (natürlich ist das Franziskanische nicht in ein Buch zu packen und die Strömungen sehr unterschiedlich):
Wer sich genauer mit der Lebensregel des Ordens beschäftigen will, kommt als hervorragende Interpretation derselben an einem Buch wie dem folgenden nicht vorbei (hat auch Schwächen, klar, aber füllt vieles im Text mit Leben). Franz selbst wollte ja gar keine Interpretation, er meinte, der Text spreche für sich selbst, weil er einfach “nur” das wollte (das ist eine Menge), was drin steht. Dem Anspruch wird wohl kaum ein Franziskaner weltweit gerecht. Dennoch:
Veröffentlicht am Sunday, 15. February 2004, 21:32
Dies Domini.
Wie zwei der exponiertesten Menschen der Kirche in Frankreich sehen sie ja wahrlich nicht aus, sind es aber. Zwei Priesterpersönlichkeiten, die ihre Unverwechselbarkeit behalten haben:
Guy Gilbert und Abbé Pierre.
Veröffentlicht am Sunday, 15. February 2004, 21:23
(Dies Domini)
der Gelassenheit,
von Papst Johannes XXIII.
1. Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.
2. Nur für heute werde ich die größte Sorge für mein Auftreten pflegen: vornehm in meinem Verhalten; ich werde niemand kritisieren; ja, ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren oder zu verbessern, … nur mich selbst.
3. Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin … nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.
4. Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass die Umstände sich an meine Wünsche anpassen.
5. Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen; wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, ist die gute Lektüre für das Leben der Seele notwendig.
6. Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen, und ich werde es niemandem erzählen.
7. Nur für heute werde ich etwas tun, das ich keine Lust habe zu tun; sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass es niemand merkt.
8. Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht genau daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: die Hetze und die Unentschlossenheit.
9. Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.
10. Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, und an die Güte zu glauben. Mir ist es gegeben, das Gute während zwölf Stunden zu wirken.
Veröffentlicht am Saturday, 14. February 2004, 22:13
Zuerst hatte ich mir die zusammenfassende Version gekauft, dieses Buch:
Die Aussage, dass Gott in seinem innersten Wesen dreifaltig, also Vater, Sohn und Hl. Geist ist, ist ja eigentlich die Kernaussage der christlichen Offenbarung. Leider spielt dies im normalen publiken christlichen Sprachgebrauch kaum ein Rolle. Ob man das den Menschen nicht zutraut, vor einem unergründbaren, nur mit natürlich nicht erschöpfend stammelnden Worten beschreibbaren Geheimnis anbetend zu verharren? Hmmm. Ich hab das Buch jemandem gegeben, der sich für das Christentum interessierte. Ich hielt es für besser, als mit frommen Allgemeinplätzen anzufangen. Um das Unterscheidende geht es!
Dies wiederum ist die umfassende Ausgabe der Arbeit von Greshake über den Versuch, die Trinitätsaussage für Leute von heute zu erläutern. Ist ohne theologische Vorkenntnisse, ein wenig Altgriechisch schadet auch nicht, nur schwierig zu verstehen, deswegen auch nur eingeschränkt zu empfehlen, ganz im Gegensatz zum ersten ungleich schmaleren Büchlein.
Veröffentlicht am Saturday, 14. February 2004, 18:16
Als ich dann in Spanien weilt, konnte ich mit folgendem Buch für damals etwas über 4000 ptas. (unter 30 Euro) das kaufen, wofür ich heute in diesem Land bestimmt über 100 Euro ausgeben müsste. Es ist alles drin, die Schriften, alle Biographien, Legenden und fast alle Fremdzeugnisse.
Es ist der riesen Vorzug der Biblioteca de Autores Cristianos, von den großen Menschen der Kirche erschwingliche Komplettbänder zu veröffentlichen. Oft im Dünndruck, aber bei über 1000 Seiten ist das auch okay. Warum das hier nicht geht, weiß ich nicht.
Veröffentlicht am Saturday, 14. February 2004, 18:09
Als ich mir Gedanken darüber machte, ob vielleicht das Ordensleben eine Option für mich sein könnte, so total bescheuert mir dieser Gedanke auch erschien, gab mir mein damaliger Nachbar dieses Buch:
Genau das war es! Genauso wie in der Regel beschrieben wollte ich leben! Das war’s.
Als ich dann auch noch dieses hier fand:
war die Sache ziemlich klar. Der Untertitel “ein Anfang und was davon bleibt” zeigt zwar auch die Schwäche dieser großen franziskanischen Bewegung, sich allzu sehr anzupassen und zu schwächeln, doch die Glut ist da.
Veröffentlicht am Friday, 13. February 2004, 23:07
Ein Dialog auf höchstem intellektuellen Niveau und voller Respekt, den die ebenfalls aufgezeichneten Kritiker aller Couleur leider nicht erreichen, stellt das “Buch” von Umberto Eco und dem ehemaligen Erzbischof von Mailand Carlo Maria Cardinal Martini dar. Auch wenn es nicht das klärt, was der Titel verspricht, so ist doch dieser Briefwechsel, denn das war das Buch ursprünglich und wurde in einer italienischen Kulturzeitung als solcher in mehreren Monaten abgedruckt, ein Höhepunkt derzeigen Austausches zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Angesichts des enzyklopädischen Wissens von Umberto Eco als Mediävist (er zitiert Thomas von Aquin quasi freihand) und seines katholischen Erziehungshintergrundes ist er zwar nicht das Paradebeispiel des Ungläubigen, nichtsdestoweniger ist dieses Buch ein Glücksfall und lädt hoffentlich zur Nachahmung ein.
Veröffentlicht am Friday, 13. February 2004, 20:48
Als noch recht frisch überzeugter Christ hat man es ja gerade hierzulande durch die Alleinherrschaft der Ratio(?) und der Gegenwart der protestantischen Ablehnung von Heiligenverehrung schwer, sich mit diesem Thema zu befassen. Man ist ja auch Kind seiner Zeit, ich bin da wahrlich keine Ausnahme. Walter Nigg hatte ich da als Hilfe ja schon erwähnt - auch wenn er von Verehrung nichts schreibt.
Mit der Mutter Jesu, der Muttergottes, mit Maria ist es wirklich nicht einfacher. So viele Überzeichnungen erweckten in mir zuerst den Eindruck, es nicht mit einer jungen jüdischen Frau aus dem damaligen Israel, sondern einer religiösen Barbiepuppe zu tun zu haben.
Das Buch “Fleisch geworden aus Maria” vom Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke ist mehr ein fach-theologisches Werk als bspw. die von Nigg. Ich ging einfach in “meine” christliche Buchhandlung und wollte mir irgendwas zusammenfassendes über die Mariologie (die Lehre der Kirche über die Stellung Marias im Heilsplan Gottes) kaufen. Das, was das Buch verspricht zu sein, nämlich ein Kurzlehrbuch der Mariologie, ist es auch. Dabei zutiefst biblisch fundiert und hat als Hauptanliegen, die jungfräuliche Empfängnis Jesu in Maria aus der hebräischen Bibel (dem AT) allein(!) zu belegen.
Bis auf die fehlende Übersetzung von griechischen Begriffen ist das Buch erste Sahne, kann ich nur empfehlen.
Veröffentlicht am Friday, 13. February 2004, 20:01
Es ist zwar nahezu alles auf Spanisch, aber nichtsdestotrotz (und ein Grund mehr, diese wunderschöne Sprache zu erlernen) kann man auf Servicios Koinonia ein sehr großes Angebot an praktisch-theologischen Beiträgen und Kommentaren rund um die Situation der Welt nutzen. Diese werden aus der Sicht der lateinamerikanischen Kirche betrachtet, mit der Befreiungstheologie und der sogenannten “Option für die Armen” als Hauptauftrag für Kirche als stets präsenten geistigen Hintergrund.
Habe ich schon erwähnt, dass ich die Befreiungstheologie für phantastisch halte (wenn, und das ist wichtig, sie nicht mit Schwarz-Weiß-Denken - arm gut, reich böse etc. - verbunden ist)?
Veröffentlicht am Thursday, 12. February 2004, 18:50
Seit einiger Zeit höre ich fast täglich ein Album von diesem Mann. Es ist eines seiner neuesten (sicher nicht das Neueste, da er mehrere hundert fertig aufgenommene Songs archiviert hat, die er einfach so veröffentlichen kann und eben zu 100% sein eigener Boss ist).
Musikalisch ist es mal wieder hervorragend, das überrsacht nicht unbedingt so. Interessanterweise ist aber dieses Album trotz seiner 20 Songtitel eher wie ein Stück zu betrachten. Der Hinweis auf die “Rainbow Children” taucht immer wieder auf, alles dreht sich um die Kinder Gottes (dass sie so zu verstehen sind, zeigen die sehr christlich geprägten Texte). Stimmenverfremdungen, wahnsinnig expressive Instrumentalteile, schöne Melodien, eben ein Werk aus Soul, Rhythm&Blues, Rock und P-Funk machen es immer wieder zu einem Hörgenuss; die Texte natürlich auch, die aber manches Mal eher kryptisch daherkommen (ob das alles so christlich ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht, und ich meine jetzt nicht die sexuellen Anspielungen).
So sieht’s aus:
Und das ist der Mann (trotz des Fotos schon in die Jahre gekommen):
Veröffentlicht am Wednesday, 11. February 2004, 22:42
In Haiti droht nicht nur ein Bürgerkrieg, er ist im Grunde genommen schon da. Städte werden von Rebellen eingenommen und wieder zurückerobert. Da ich die Familie eines Regierungsmitgliedes kenne, interessiert es mich mehr was da passiert als anderswo. Außerdem ist (war?) der Präsident Aristide einer der wenigen, die auch ohne riesige Hilfe und damit Abhängigkeit von den USA in der Karibik zu überleben versuchten - und dabei vieles falsch macht(e). Mal sehen, wie’s weiter geht…
Veröffentlicht am Wednesday, 11. February 2004, 22:22
Mindestens zweimal habe ich versucht, das Taschenbuch von Hans Küng ganz durchzulesen. Es wurde mir ganz am Anfang meines Weges zum erwachsenen christlichen Glauben (vor etwa 7-8 Jahren) von einem meiner besten Freunde geschenkt (einem Aleviten). Auch wenn er sich selber nicht sicher war, ob die Wahl so gut war, ihm erschien auch schon das Vorwort der Neuauflage nicht ganz geheuer (der Autor hält eine Laudatio auf sich selbst; ich hatte zuerst gar nicht gemerkt, dass er das selbst schreibt), gab er es mir.
Aber es ging nicht.
Zuviele Ungereimtheiten, schwammige Restaussagen und zwanghaftes Bemühen, den christlichen Glauben für alle zurechtzuklopfen waren mein erster Eindruck. Dafür sollen Menschen ihr Leben geopfert haben, friedvoll und ohne Kampf? Für ein “kann man so, so, so, oder auch so sehen”? Die persönliche Umkehr kam bei Küng kaum vor. Weh tat da gar nichts. Nachfolge im Weichspülgang, politisch korrekt und dem allgemeinen Gutsein angepasst.
Wohlgemerkt, damals kannte ich weder den Autor noch die ganze Geschichte seines Verhältnisses zur Kirche. Jahre später versuchte ich noch einmal, das dicke Werk “Christsein” zu lesen. Doch wieder musste ich nach etwa 2/3 aufgeben. Es ging nicht. Doch auch diese Erfahrung war wichtig.
So sieht’s heute aus: