Schwer zu packen

Tja, da brodelt es wirklich im Bistum Regensburg. Okay, falsch, es brodelt nicht wirklich im Bistum - es rauscht aber heftig der mediale Blätterwald, und es geht um einflußreiche Posten (doch summa summarum läßt das alles wahrscheinlich die Masse der Katholiken des Bistums ziemlich kalt).

Bischof Gerhard wird den Diözesanrat abschaffen. Das sei laut vieler Reformgruppen und ihrer Interessenvertreter ganz schlimm. Wer jetzt nicht genau weiß, was ein Diözesanrat ist bzw. vielmehr wozu Kirche den braucht, der soll sich nicht allein fühlen - ich weiß das auch nicht genau. Die noch existierende Internetseite des Diözesanrates aus Regensburg hilft da auch nicht viel weiter. Gut, die Satzung sagt natürlich was der Diözesanrat ist und will.

Aber warum?

Auszüge daraus:
“Entwicklungen beobachten” - aha, spannend
“Interessen der Katholiken vertreten” - in einem Gebiet mit einer riesigen Mehrheit von Katholiken eher seltsam, man ist ja nicht in der Diaspora
“zu Fragen des öffentlichen und kirchlichen Lebens Stellungen abgeben” - wer braucht die?
“Laienapostolat koordinieren” - warum? Sind die Laien da nicht alleine zu fähig? Ich brauchte in meinem Apostolat bisher keinen Diözesanrat oder irgendsowas anderes…

So etwas wie Diözesanräte gibt es ja in den allermeisten Regionen dieser Welt nicht. Das heißt keinesfalls, und das ist der unterschwellige Vorwurf, das in anderen Regionen der Welt die Laien weniger zu sagen hätten, dies ist mitnichten der Fall. Nur wird das eben nicht in die teutonischen Verbandsstrukturen gepackt, das geht auch ganz anders und viel entspannter.

Die Satzung sagt also vor allem nicht, warum Laienmitarbeit an der Sendung der Kirche ausgerechnet nur in pyramidal ausgerichteten Verbandsstrukturen (PGR - Dekanatsräte (die verschwinden auch) - Diözesanrat) klappen kann - es sei mal dahingestellt, ob sie so funktioniert hat.

Kleiner Hinweis: was mag denn die Sendung der Kirche sein? Über die höchste Berufung eines jeden Christen, die persönliche Heiligung, steht nämlich nichts in der Satzung. Okay, zu viel verlangt…

So, dieser Bischof zieht also den Zorn der hauptamtlichen Ehrenamtlichen auf sich. Dabei ist er ja eigentlich recht schwierig zu packen. Eineserseits verzichtet er auf Weihbischöfe und zieht es vor, selber durch sein Bistum zu tingeln und die Leute zu besuchen (natürlich kann man ihm auch daraus einen Strick drehen) und ist guter Freund des Gründers der Befreiungstheologie Gustavo Gutierrez und Mitautor eines Buches mit diesem zusammen, was vom Thema so gar nicht in das rechts-Schema paßt. Andererseits nimmt er doch tatsächlich für sich in Anspruch, als Bischof alleinverantwortlich für das pastorale Wohl der Diözese zu sein. Überraschenderweise für manche hat er damit recht, denn vor Gott muß er sich verantworten, es ist seine Bürde, dieses Amt, das kann ihm niemand nehmen. Und dann läßt er sich deswegen auch ungern reinreden, mehr als verständlich. Dazu kommt: eine Herde mit mehreren Hirten ungleicher Treibrichtung kann sich nur zerstreuen - oder man räumt einen so großen Raum ein, daß es faktisch nicht mehr eine Herde ist, sondern viele kleine sind.

Bischof Gerhard hat durch seine langjährigen Erfahrungen in Lateinamerika ein anderes Bild von Kirche als ein deutscher Diözesanrat. Ich bin mir sicher, der Mann hätte wenig gegen Basisgemeinden.
Allerdings ist die Frage, wer hierzulande Basis einer solchen Gemeinde wäre.

Ich würde ehrlich gesagt nichts vermissen, wenn es den Diözesanrate meiner Dözese nicht mehr gäbe. Warum auch?





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