Analyse

Ich freue mich wirklich, daß die türkische Regierung im derzeitigen Konflikt der Kulturen (Islam-Säkulasrismus) versucht zu vermitteln. Ich glaube zwar nicht, daß da keine Berechnungen hinter stecken, aber Hauptsache eine islamische ‘Stimme erhebt sich. Dummerweise wird die Türkei in der islam. Welt u.a. aufgrund der langjährigen - auch militärischen - Partnerschaft mit Israel kaum für voll genommen.

[Nachtrag: die türk. Regierung könnte ihre Mittlerrolle neben Worten auch mit Taten belegen, indem sie das orthodox. Priesterseminar auf Chalki/Halki wiedereröffnet und dem orthodoxen Patriarchat zurückerstattet. Gefordert wurde dies bereits häufig und dieser längst fällige und versprochene Akt hinge auch, wie die EU-Kommission mal bestätigt hat, mit den Beitrittsbestrebungen der Türkei zusammen.]

Was die türkische Soziologin Elif Shafak hier in der WELT schreibt, ist trotz des Mordes und der Attacken in der Türkei sehr zu begrüßen. Insbesondere zeigt sie, daß sich die beiden Kontrahenten bezüglich der Gefühle voneinader nicht wirklich unterscheiden:

Die zwei Parteien des Karikaturenstreits scheinen verschiedene Sprachen zu sprechen, aber im Grunde sprechen sie dieselbe Sprache: Es ist die Haßrede. Eine Karikatur, die den Propheten Mohammed mit einem bombenförmigen Turban zeigt, ist Haßrede. Ein moslemischer Demonstrant, der ein Schild trägt mit der Aufschrift “Köpft jene, die den Islam beleidigen”, verbreitet Haßrede. In einer Welt, die sich immer stärker polarisiert, muß Haßrede kritisiert und unter Kontrolle gehalten werden.





6 Kommentare zu “ Analyse”

  1. Petra meint:


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    “Sehr zu begrüßen”?

    Ich weiß nicht. Ich halte diese Passage für absurd, ja für sehr gefährlich.

    Was sie sagt, ist ungefähr das Gleiche, als würde sie “Du bist deppert, bääh!” mit “Ich bringe dich um, du Schwein!” gleichsetzen.

    Die Karikatur sagt: “Moslems sind Terroristen, hihihi!” Die Tafel sagt: “Bringen wir sie alle um!”

    Ja. Natürlich. Ist total das Gleiche.

    “Hassrede”=Politisch korrekter Ausdruck für alles und jedes, was irgendjemandem nicht passt, völlig unbeachtet seiner Intention und seines Inhalts.
    Beispiele: “Ich halte die so genannte Homo-Ehe für eine Bedrohung für Ehe und Familie.” “Die Araber sind doch alle Trotteln, hähä!” “Tötet die Ungläubigen, bringt sie um, wo ihr sie auch findet!”

  2. Ralf meint:


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    Petra, bei dem Mob in dem arab. Ländern hast du es häufig mit sehr ungebildeten Menschen zu tun, nicht selten Analphabeten. Abgesehen, davon, daß diese eine grundsätzlich andere Einstellung zur Gewalt und auch zum Tod “für eine Sache” haben, ist die hintergründige Motivation bei beiden gleich: Verachtung.

    Diese äußert sich komplett anders, aber, wenn Du Dir die arab. wie generell südliche Welt anschaust, weißt Du, was Begriffe wie “Ehre” bedeuten. Töten kann man die, das Wichtigste, durchaus mit Worten.

  3. Petra meint:


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    Ralf, ich verstehe überhaupt nicht, was Du meinst. Meinst Du, dass diese Leute eine dünnere Haut haben (als wir im Westen) und deshalb gleich jenden umbringen (wollen), der etwas gegen sie sagt?

    Ich verstehe einfach den Zusammenhang mit meinem Beitrag nicht. Mir ging es darum, dass die Autorin dieses Artikels unqualifizierte Scherze und Mordaufrufe auf die gleiche Ebene stellt und sie “Hassrede” (ein typischer Ausdruck der westlichen political correctness) nennt. Das hat rein gar nichts damit zu tun, was analphabetische Massen in moslemischen Ländern denken oder nicht denken. (N.B.: Die meisten Mitglieder in islamistischen Terrorganisationen sind Leute mit [westlicher] Hochschulbildung, beileibe keine Analphabeten.)

    Verachtung (auch rassistische) und Hass, gar Mordwille, sind übrigens überhaupt nicht das Gleiche. Jemanden, den man verachtet, hasst man nicht - der ist einfach viel zu unwichtig, als dass man ihn hassen könnte.

  4. Ralf meint:


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    Petra, verabschiede dich von dem Gedanken, daß die Welt die westl. Einstellung bzgl. Tod und Gewalt teilt. Die Ehre steht höher als das Leben! Und zwar ob wir das wollen oder nicht, so funktionieren nicht wenige Menschen da.

    Es gibt heilige Sachen, für die man sein eigenes Leben opfern würde, u.a. eben auch die Ehre. Auch für die Gastfreundschaft (aber Gäste gehen wieder), da gibt es ja auch das Beispiel von Lot - in manchen Teilen der arab. Welt gilt dasselbe heute noch.

    Und das Anaplhabetentum ist insofern wichtig, als daß dadurch die Möglichkeit der eigenen Informationsbeschaffung massiv eingeschränkt ist. Woher sollen diese Menschen denn wissen, was die westl. Werte sind außer durch andere Münder?

    Und zu Haßrede: 1. woher hast Du Dein Zitat und 2. teile ich diese Definition nicht.

  5. Petra meint:


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    Ralf, ich glaube, wir reden noch immer über was ganz Anderes - obwohl ich mittlerweile glaube ich weiß, was Du meinst. Den Punkt, den Du aufbringst, habe ich selbst gar nicht angedacht… Ja, ich finde, dass Du dabei Recht hast.

    Ich mochte die Aussagen der Dame im westlichen Werte- und Sprachkontext nicht, nicht im interkulturellen Kontext (wo sie möglicherweise mehr Sinn ergeben).

    Die Definition ist kein Zitat, sondern von mir… *rotwerd*

  6. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Ja, Du wirst Recht haben, erst jetzt erahne ich, worauf Du eigentlich die ganze Zeit hinauswillst. :-)

    Bei wikipedia steht ein interessantes Zitat zum Begriff Haß, zitiert wird Erich Fromm:

    Unter reaktivem Hass verstehe ich eine Hassreaktion, die aufgrund eines Angriffs auf mein Leben, meine Sicherheit, auf meine Ideale oder auf eine andere Person, die ich liebe oder mit der ich identifiziert bin. Reaktiver Hass setzt immer voraus, dass jemand eine positive Einstellung zum Leben, zu anderen Menschen und zu Idealen hat. Wer stark lebensbejahend ist, wird entsprechend reagieren, wenn sein Leben bedroht ist.

    Klingt recht passend, oder?


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