Pfarrei-Hopping

Ich weiß nicht, wie weit verbreitet es ist, das Wechseln von Pfarreien, weil die eigene Pfarrei einem aus irgendeinem Grund nicht (mehr) gefällt oder paßt.
Seien es Gründe einer miserabel-laschen oder für das eigene Empfinden zu buchstabentreuen Liturgie, sei es der mißliebige Priester, Kaplan, Diakon, Küster(in) oder wer auch immer, sei es das Mißachten der eigenen Anstrengung oder das fehlende Lob. Sei es der Umzug, der die geistliche Heimat an anderem Ort ließ. Seien es die Gemeindemitglieder, die Christentum eher als kulturelle Verwertungshalde als als Begegnung mit dem lebendigen Gott ansehen.

Es gibt viele gute Gründe, von der territorialen Heimatpfarrei in andere Gefilde abzuwandern.

Doch sie überzeugen mich alle nicht.

Die eigene Pfarrei ist das konkrete Volk Gottes vor Ort, die konkreten Schwestern und Brüder, und die Familie sucht man sich bekanntlich nicht aus. Natürlich kann man zu Familienangehörigen den Kontakt abbrechen, doch dann kaum noch von einer gesunden Familienstruktur sprechen.
Vielleicht ist die eigene Pfarrei auch das Kreuz, das es zu tragen gilt, auch wenn ich keinesfalls wage, dies in einem konkreten Fall so zu benennen, Sinn kann man nicht von außen deklarieren.

Für mich war (und ist) es nach einen phantastischen und freudenreichen glaubensvollem Jahr in Spanien (weit vor Beginn dieses Blogs) immer noch schwierig, in meiner deutschen und verkopft-bedenkentragenden Heimat Bruchstücke dieses Enthusiasmus zu bewahren.

Doch hier bin ich hingestellt, ob es mir paßt oder nicht. Dazu gehört eben auch der real existierende Katholizismus in meiner Pfarrei.





7 Kommentare zu “ Pfarrei-Hopping”

  1. Frank meint:


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    Ich besuche auch nicht meine Ortsgemeinde. Allerdings nicht weil sie in irgendeiner Form schlimm wäre, sondern weil ich damals nur einen Ort weiter gezogen bin und in meiner Gemeinde bleiben wollte.

  2. Ralf meint:


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    Ich bin auch nur eine Pfarrei weitergezogen, doch besuche ich die neue. Ehrlicherweise freue ich ich, daß ich bei dem erneut anstehenden Umzug Ende diesen Jahres in einem Pfarreigebiet bleibe (bzw. dem Seelsorgeverband oder wie das heißt), aber wenn es weiter weg wäre, wäre auch die Gemeinde eine neue.

  3. dilettantus in interrete meint:


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    Ne, ne!
    Also Pfarrei kommt in meiner Bibel nicht vor.

    Erstens theoretisch: Darf ich nicht mehr in Domkirchen oder Klöster gehen (sind keine Pfarrgemeinden!), und was ist mit Personalgemeinden (meine Tochter ist in der Studentengemeinde getauft!).

    Zweitens spirituell: Wenn eine Gemeinde mein geistliches Leben nicht fördert, dann geh ich fort. Wenn ich Sonntags keiner würdigen Liturgie beiwohnen darf (Originalton der Gattin des Dilettanten: “Für sowas bin ich nicht katholisch geworden!”), ja wenn die Sonntagsmesse mich geistlich oder auch nur menschlich gefährdet (einmal ironisch kommentieren ist ganz lustig, aber jeden Sonntag führt zu Magengeschwüren!), dann geh´ich fort.
    Nun gut Familie Dilettant hat sich dann auch formal umgemeinden lassen, aber imho muß das nicht sein.

    In einem hast Du natürlich recht: wenn ich jeden Sonntag woanders bin, dann wird´s wirklich bedenklich!
    Aber ansonsten…….

    p.s.: Das mit dem Magengeschwür ist natürlich die Sicht enes medizinischen Laien.

  4. Ralf meint:


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    Wenn Ihr Euch formal habt umgemeinden lassen, ist das natürlich was anderes, wenn ihr also auch kirchenrechtlich woanders hingehört.

    Doch leider hört man auch bei Dir einen gewissen Konsumaspekt bei Kirche heraus. Es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde, Dein geistliches Leben zu fördern, es ist vielmehr Deine Aufgabe, in Deiner Gemeinde Deine Aufgabe für das Reich Gottes einzuüben.

    Wenn die Sonntagsmesse liturgisch theologisch so sehr daneben liegt, daß seelische Gefahr droht (was es durchaus geben kann), dann weiß ich auch nicht, ob Jesus das unkommentiert akzeptiert hätte und weitergegangen wäre. Es geht ja schcließlich um das Heil.

    Doch vielleicht ist das auch die Aufgabe in Deiner Gemeinde.

  5. dilettantus in interrete meint:


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    Daß es mir in der neuen Gemeinde ganz gut geht, siehst Du daran, daß ich wohl der einzige Kathblogger mit dem Dauerlink “meine Gemeinde” bin.

    Aber trotzdem: Die territorial verfaßte Pfarrei ist in sich keine Heilsinstanz. Ich habe mich zuerst um mein Heil (und das Heil meiner Familie) zu kümmern. (ich weiß diese Formulierung wird mit “Heilsegoismus” kommentiert, aber ich denke, da hab ich die Tradition der Kirche auf meiner Seite, vgl. z.B. Phil 2/12).

    Dann habe ich natürlich Aufgaben in Kirche und Welt und dabei kann eine Pfarrgemeinde hilfreich sein, aber sie ist kein Muß. Wäre sie ein Muß, so könnte ich nicht in einer Kloster eintreten, es gäbe kein Kolping und wohl auch keine Blogoezese.

    p.s.: Als Nichtautofahrer hab ich übrigens Sonntagsmorgens sowieso nicht die größte Auswahl!

  6. Ralf meint:


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    Wie ich andernorts durch Paragraphen des CIC gelernt habe, ist Erstbeauftragter für die Seelsorge der Heimatpfarrer, den kann man so mirnichtsdirnichts auch gar nicht wechseln.

    Die Kirche ist eine Heilsinstanz und die Ortskirche als Teilkirche ist eben pfarrlich strukturiert, und zwar auf der gesamten Welt.

    Siehst Du es als göttliche Berufung, in einer anderen Pfarrei zu sein, dann kann dem so sein (was nichts mit Wohlgefühl zu tun hat). Doch, was ich im Einzelfall nicht beurteilen kann, wenn es mehr darum geht, daß man zu der Gemeinde geht, die einem am ehesten paßt, dann bin ich da bezgl. einer Berufung skeptisch.

  7. Pax et bonum » Neu-Evangelisierung meint:


    Die Webseite von Pax et bonum » Neu-Evangelisierung

    […] Dabei, so scheint es mir, ist es auch ein genuine Aufgabe des Laien, innerkirchlich die Lehre der Kirche geduldig und “nicht arrogant, nicht vorlaut, nicht streitsüchtig” (der sel. John Henry Newman) darzulegen. Viele kirchenbegeisterte Katholiken erfahren ja, daß da so einiges an theologischer Fehlleistung abgeliefert wird. Eine Evangelisierung nur nach außen verpufft schnell, wenn die Neuchristen dann plötzlich innen sehr seltsame Blüten sehen, die mit der Kirche Christi nichts mehr zu tun haben. Sie dachten, den Anker der Wahrheit gefunden zu haben und dann wird dieser auf dem Schiff selbst als höchstens relativ eingeschätzt (von der gefühlten Mehrheit der heimischen Mannschaft). Doch genau dort gehört man hin, in diese eigene Pfarrei (von Wahl-Pfarreien bin ich ja bekanntermaßen kein Fan), und früher oder später findet man übrigens auch schnell Mitstreiter. […]


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