Archiv für November, 2007



Was auf die Augen

Veröffentlicht am Friday, 30. November 2007, 23:57

Daß ich in letzter Zeit hier nicht so viel schreibe, hat u.a. mit einem anstehenden Umzug zu tun (mehr wird sich darüber danach im Impressum finden). Eigentlich ist es egal, ob man 200 m oder 200 km weiter zieht, die Arbeit ist dieselbe.
Ich bitte daher um Geduld und bedanke mich bei denen, die trotz der Kargheit neuer Beiträge hier regelmäßig vorbeischauen.

Nach diesem Fehlen des Neuen wäre natürlich heute die neue Enzyklika des Papstes dran.

Ich gestehe nicht nur, daß ich sie noch nicht gelesen habe, sondern sogar, daß ich sie vielleicht gar nicht lesen werde demnächst (ebensowenig wie das Jesus-Buch von Joseph Ratzinger bisher durch meine Hände ging). Ich habe schon einiges vom jetzigen Papst B16 gelesen, und alles war mehr als super, aber bei mir liegen die Prioritäten einfach anders. Kurz: wer sich so schlecht wie ich mit der Heiligen Schrift auskennt, sollte sich nicht durch weniger heilige Schriften über Gott ablenken lassen (natürlich haben auch Belletristik und berufliche Fachliteratur ihren berechtigten Platz).

Zu dem erwähnten Umzug wird auch gehören, daß ich für unbestimmte Zeit (ab einem mir noch nicht bekannten Tag) ohne Netzzugang sein werde. Nicht dramatisch lang, deswegen immer weiter vorbeischauen. :-)

Und zur Entzücklika noch eines (um den dauernden Themenschwenk zu vervollkommnen): wenn Paparatzi was schreibt und seine Worte so ein Thema sind, ist es immer wieder ein schönes Gefühl dazuzugehören. Katholischsein ist eben unübertroffen.


Was auf die Ohren

Veröffentlicht am Saturday, 24. November 2007, 00:35

Ich habe mal wieder ein wenig nach interessanten Podcasts Ausschau gehalten - nach natürlich rein subjektiven Kriterien - und möchte mal das Angebot vom Domradio meiner Kirche von Köln empfehlen, insbesondere die Sendung “Kopfhörer“. Da gibt es sehr gute weil unterhaltsame Vorträge u.a. auch über einen Joseph R. alias Benedikt XVI. Doch Vorsicht: diese Vorträge sind zumeist etwa eine Stunde lang.


MyPodder

Veröffentlicht am Thursday, 22. November 2007, 01:10

Wer wie ich den vorhandenen mp3-Player auch nur hauptsächlich für Podcasts nutzt und gleichzeitig iTunes nicht nur aufgrund seiner Monopolstellung nicht so toll findet, dem kann ich nur mypodder empfehlen, funktioniert mit geringen Abstrichen auch auf einem iPod. Läuft direkt auf dem mp3-Player, was bedeutet, daß man ihn überall ans Netz anschließen kann (muß nicht zuhause sein), und die neusten Podcasts werden auf den Spieler geladen.

Mypodder bei PodcastReady.com (man braucht kein Konto bei Podcastready für mypodder)

Videoanleitung auf Englisch für die Installation auf einem iPod


Schwach

Veröffentlicht am Tuesday, 20. November 2007, 23:35

Mein Beten - schwach.

Meine Stille - schwach.

Meine Liebe zu den Menschen - schwach.

Mein Bemühen um Reinheit - schwach.

Mein Glauben - schwach.

Meine Hoffnung - schwach.

Doch mein Gott - stark. Nur auf ihn will ich bauen, daß Er mich aufrichte von hier unten, daß Er all die emporhebt, die seelisch oder körperlich kriechen, daß Er - ganz einfach? - liebt.


Staatsmedizin - näher gebracht

Veröffentlicht am Monday, 19. November 2007, 21:25

Mal nach längerer Zeit was medizinisches bzw. medizinisch-politisches.

Das Aufregen um die zunehmende “Staatsmedizin”, so wird es von ärztlichen Berufsvertretern ja genannt, also eine staatlich verordnete Gängelung der Berufsausübung des Arztes, hatte ich bisher nie verstanden. Zugegeben, ich hatte das System auch nie richtig durchschaut.

Ob es mir da so wie der Mehrheit der Bevölkerung ging und geht?

Da ich ja seit über einem Monat in einer Allgemeinmedizinischen Praxis arbeite, habe ich natürlich viel mehr Einblick - und, ich gebe zu, es gefällt mir nicht sehr, was ich da an Honorareinblick sehe.

Es gibt ja hierzulande den berühmten Punktwert. Das heißt, jede medizinische Leistung wird mit der Krankenkasse indirekt nicht in Euro, sondern in Punkten abgerechnet. Dabei hat der Punkt für den klassischen Hausarzt derzeit (und nächstes Jahr ebenso) einen Wert von ca. 4,8 Cent (hier die offizielle pdf-Quelle für dieses und alles folgende).

Soweit ist ja noch alles einsichtig, einfach Punkt statt Geld.

Die Staatsmedizin beginnt aber verständlicherweise da, wo vorgeschrieben wird, wieviel ein Arzt durch Kassenpatienten verdienen darf, und genau das geschieht.

Ein Allgemeinmediziner hat wie jeder andere niedergelassene Arzt pro Dreimonatszeitraum (dem berühmten Quartal) einen sog. Punktzahlengrenzwert, d.h. das ist das Maximum an Punkten, die er abrechnen darf - vulgo: mehr darf er nicht verdienen (mit “Kassenpatienten”)!

Egal, ob er so gut ist, daß die Leute zu ihm strömen, ob er außerordentlich nett ist, ob er extra kompetent ist, ob er besonders effizient arbeitet, es gibt ein Limit. Genau deswegen machen viele Praxen am Quartalsende “Urlaub”, denn ab Erreichen dieses Grenzwertes arbeitet der Arzt nicht nur umsonst, sondern zahlt selbst.

Und dieser Grenzwert liegt beim Allgemeinmediziner genau bei 612.066 Punkten pro Quartal. Daraus kann man errechnen, daß der Umsatz in drei Monaten maximal rund 29.400 Euro betragen darf.
Es ist nicht übertrieben, für Personal und Praxisräume samt Schulden (auch eine Praxis muß abbezahlt werden) ca. 60% abzuziehen. Bleiben also rund 11.750 Euro, das sind 3920 Euro pro Monat.

Das ist das zu versteuernde Bruttogehalt. 3920 Euro.

Kann man von leben, klar, doch ich denke, daß sich nicht nur einige Blogger vorstellen können, daß eine bspw. vier oder noch mehrköpfige Familie samt Immobilie davon nicht einfach mal so zu finanzieren ist.

Dabei ist das Problem gar nicht diese Summe als solche, sondern der Umstand, daß der Staat vorschreibt, wieviel ein Selbständiger verdienen darf. Denn eine Verdienstgarantie gibt es natürlich nicht.

So langsam verstehe ich meine Kollegen.


Na gut

Veröffentlicht am Sunday, 18. November 2007, 23:45

Dies Domini.

Wenn Peter so was will, dann mache ich es auch. Also:

Bitte befragen Sie die folgenden Antworten.

1.) Mit anderthalb. Meine Eltern waren extrem begeistert.
Mit wieviel Orangen wollten Sie früher jonglieren?

2.) Bloggen, Autoscooter fahren, Werbezettel in der Fußgängerzone verteilen, Bohnenzüchten auf dem Balkon, Kastanienmännchen basteln, Polo spielen, Hühnereier mit Weihnachtsmotiven bemalen, Freunde treffen.
Nennen Sie mir acht Tätigkeiten.

3.) In Peking.
Wo?

4.) Ja. Als ich das letzte Mal ein Gewehr in der Hand hatte, hätte ich beinahe den Mann vom Rummelplatz erschossen.
Zittern Sie mit einer Waffe in der Hand?

5.) Ungefähr drei- oder viermal pro Jahr. Öfter geht nicht, zu anstrengend.
Wie oft sollte man maximal um die Welt reisen?

6.) Das ist schon ewig her. Zehn oder elf Jahre, glaube ich.
Wann war 1997?

7.) Den Wirtschafts-Nobelpreis.
Welchen Preis halten Sie definitiv für zu hoch?

8.) Äh, da muss ich länger nachdenken. Boris Becker vielleicht? Mahatma Gandhi? Ach nee, jetzt hab ich’s: Ursula von der Leyen.
Welcher Name eignet sich so gar nicht für ein Anagramm?

9.) Im Oktober 2006.
Wann fiel das letzte Mal das Transitus-Fest des Franziskus auf einen Dienstag?

10.) Also wirklich, diese Frage würde ich nicht mal meiner besten Freundin / meinem besten Freund beantworten. Geschweige denn wildfremden Menschen.
Haben Sie gerade gepupst?


Heikel

Veröffentlicht am Thursday, 15. November 2007, 22:11

Hier freut sich Walter Kardinal Kasper, Leiter des vatikanischen “Ökumeneamtes” über ein Dokument, daß heute von einer katholisch-orthodoxen Theologenkommission veröffentlicht wurde, denn da (hier der gesamte Text) wird erstmals eine gemeinsame Aussage zum Vorrang des römischen Bischofs von orthodoxer Seite gemacht.

Der Primat des Bischofs von Rom war nie eine umstrittene Frage in der Orthodoxie, es ging um das Wie und um den Glauben.

Denn Punkt 33 des gerade veröffentlichten Dokumentes, von beiden Seiten unterzeichnet, sagt:

33. Es ist deshalb klar, dass ein und derselbe Glaube in all den Ortskirchen geglaubt und gelebt werden, dieselbe eine Eucharistie überall gefeiert werden, und ein und dasselbe apostolische Amt in all den Gemeinden tätig sein muss. Eine Ortskirche kann nicht das Glaubensbekenntnis verändern, das von Ökumenischen Konzilen formuliert wurde, obgleich die Kirche immer «auf neue Probleme angemessene Antworten geben» muss, «die sich auf die Schrift gründen und in Übereinstimmung und in Zusammenhang stehen mit den früheren dogmatischen Aussagen» (Bari-Dokument, Nr. 29). Gleicherweise kann eine Ortskirche nicht einen grundlegenden Punkt bzgl. der Form des Amtes durch eine einseitige Entscheidung ändern und keine Ortskirche kann die Eucharistie in absichtlicher Trennung von anderen Ortskirchen feiern, ohne ernsthaft die kirchliche Communio zu beeinträchtigen. In all diesen Dingen beeinträchtigt man das Band der Communio selbst, also das Sein der Kirche selbst.

Wer genau liest, wird hier die Schwergewichte des Problems, das “filioque” (aus orthodoxer Sicht einseitige Änderung des Glaubensbekenntnisses durch Rom), die “neuen” Marianischen Dogmen und das Jurisdiktionsprimat des Papstes (also letzliche Vollmacht über alles Kirchliche, aus orthodoxer Sicht unannehmbar). Um es anschaulich zu machen: ein Bischof Franz Kamphaus, ehemals Bischof von Limburg, hätte als orthodoxer Bischof die Praxis weiterführen können, den Beratungsschein für Schwangere auszustellen. Ein Patriarch eines anderen Landes (wie der Papst in Italien) hätte das nicht so einfach untersagen können.

Es gibt noch viel zu tun, doch jeder gemeinsame Schritt ist ein guter. Was wir tun können, ist weiter für die sichtbare Einheit zu beten.


Virtuelle Stromfresser

Veröffentlicht am Thursday, 15. November 2007, 12:40

Was man im Netz nicht so alles findet (und dabei Strom verbraucht). Denn das Netz nimmt nicht nur Zeit in Anspruch, sondern auch und anscheinend vor allem elektrische Energie, Strom.

Ein zweites Leben auf und für diesen Planeten gibt es nicht, daher ist der Hinweis dieses Artikels bedenkenswert:

Ein Avatar in “Second Life” verbraucht damit in etwa so viel Strom wie ein Mensch aus Fleisch und Blut, der in einem Schwellenland wie Brasilien lebt.


Sankt Martin

Veröffentlicht am Sunday, 11. November 2007, 23:23

Dies Domini.

Während der Messe, als der Kaplan über Sankt Martin predigte und erzählte, daß trotz aller Riesenmakel die Kirche der Ort sei, in dem auch für den Hl. Martin von Tours Christus voll gegenwärtig wurde und bis heute wird, fiel mir ein, warum vielleicht dieser Heilige aus dem 4. Jahrhundert bis heute so verehrt wird, zumindest in den rheinischen Breiten.

Der Grund ist womöglich der, daß Martin so unperfekt war. Er blieb auf dem Roß sitzen (oder, wenn er gar keines hatte wie die ältesten Quellen sagen, er blieb der höher stehende Soldat) und, wichtig, er gab nur den halben Mantel. Genau das macht ihn so verständlich, zumindest für mich, denn wenn ich ehrlich bin, so richtig alles weggeben und nur auf Ihn vertrauen, dazu bin ich zu feige.

Doch als der Herr Christus selbst dem Martin in der nächsten Nacht im Traum als der Arme erschien, dem er die Mantelhälfte (war wohl eher ein Umhang) gegeben hatte, da machte er eben auch aus dem Halben und dem Feigen eine große Tat. Vielleicht gerade das macht Martin für das Volk so anziehend, so viel bekannter als viele andere Heilige und so gut erklärbar für Kinderseelen: teile, gib ab, auch wenn Du ausreichend für Dich behälst, auch wenn Du Deine Position nicht verläßt. Gott sieht es, kennt und liebt Deine Seele so sehr, daß Er auch aus dem Kleinen Großes werden läßt.


Primatsfrage

Veröffentlicht am Thursday, 08. November 2007, 01:46

Nachdem ich erst kürzlich eine orthodoxe Anfrage an die Kirche des Westens zitiert habe (die von Orthodoxen in Internet-Foren auch durchaus kritisch gesehen wird und nicht die Orthodoxie repräsentiert), möchte ich bezüglich der Frage nach der katholischen (also allumfassenden) Ausübung und der Frage nach dem Wesen des Primates des Bischofs von Rom Ausschnitte aus einem längeren Vortrag vom Januar 2005 bringen, den der russisch-orthodoxe Bischof Hilarion, Bischof von Wien und Österreich, damals in Basel gehalten hat:

Zur Zeit existieren 15 Orthodoxe Landeskirchen, von denen jede in der Frage der internen Leitung vollkommen selbstständig und in keiner Weise Konstantinopel unterstellt ist. Diese Leitungsstruktur bringt eine ganze Reihe von Schwierigkeiten mit sich, von denen eine das Fehlen einer obersten Schiedsinstanz in jenen Fällen ist, wenn in kirchenpolitischen Fragen zwischen zwei oder mehreren Landeskirchen eine Meinungsverschiedenheit oder ein Konflikt entsteht. Es gibt in der orthodoxen Tradition keinen Mechanismus, der die Beilegung derartiger Meinungsverschiedenheiten gewährleisten würde. Daher wird in jedem einzelnen konkreten Fall eine jeweils eigene Lösung gesucht: Manchmal wird eine interorthodoxe Versammlung einberufen, deren Beschlüsse übrigens bloß konsultativen Charakter haben; in anderen Fällen suchen zwei Kirchen, zwischen denen ein Konflikt herrscht, eine Lösung auf dem Weg bilateraler Verhandlungen oder sie rufen einen Vermittler an.

Ein weiterer Nachteil, der durch das Fehlen eines einzigen administrativen Leitungssystems in den Orthodoxen Kirchen hervorgerufen wird, ist die Unmöglichkeit der Regelung der Frage der pastoralen Betreuung der sogenannten “Diaspora”. Der Kern des Problems besteht darin, dass das Patriarchat von Konstantinopel seit den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhundert das Recht der kirchlichen Jurisdiktion über jene Länder beansprucht, die nicht zu einer orthodoxen Tradition gehören, während andere Landeskirchen ihre Diaspora in Europa, Amerika und auf anderen Kontinenten haben und auf diese zu verzichten nicht gewillt sind. Als Ergebnis davon gibt es etwa in einigen Städten Europas mehrere orthodoxe Bischöfe, von denen jeder die Gläubigen seiner Landeskirche betreut. Die Frage der pastoralen Betreuung der Diaspora kann nur durch ein Gesamtorthodoxes Konzil gelöst werden. Die Vorbereitung eines solchen Konzils erfolgte ziemlich intensiv durch drei Jahrzehnte (von den Sechzigerjahren bis zu Beginn der Neunzigerjahre des 20. Jahrhunderts), heute jedoch ist sie praktisch eingestellt - auf Grund von Meinungsverschiedenheit zwischen den Kirchen in Bezug auf die Frage, welcher der Status dieses Konzils und welche seine Tagesordnung sein soll.

Im Rahmen der Ortskirche ist der Primat des Bischofs bedingungslos und vorbehaltlos. Gemäß der orthodoxen Tradition, die auf dem theologischen Erbe der frühen Kirchenväter, insbesondere Cyprians von Karthago sowie auf späteren polemischen Schriften der byzantinischen Theologen beruht, ist jeder Bischof - und nicht nur der Bischof von Rom - ein Nachfolger des Apostels Petrus. Der bedeutende byzantinische Theologe des 14. Jahrhunderts (der sein Leben übrigens im Schoß der Katholischen Kirche beendet hat) Barlaam von Kalabrien schreibt: “Jeder orthodoxe Bischof ist ein Stellvertreter Christi und ein Nachfolger der Apostel; wenn daher alle Bischöfe des Universums vom rechten Glauben abfallen und nur einer die richtigen Dogmen bewahrt… wird in ihm der Glaube des göttlichen Petrus gerettet.” Und weiter: “Die von Petrus eingesetzten Bischöfe sind nicht nur Nachfolger Petri selbst, sondern auch Nachfolger der anderen Apostel; gleichermaßen sind die durch die anderen geweihten Bischöfe Nachfolger Petri.”

Es ist bekannt, dass schon in der Epoche der Ökumenischen Konzilien im Verständnis des Primats des Bischofs von Rom eine ernsthafte Differenz zwischen Ost und West auftrat. Im Westen verstärkte sich die Tendenz, die allmählich zur Qualifikation des Bischofs von Rom als Pontifex maximus der Universalkirche führte, der das Recht besitzt, die Beschlüsse ihrer Konzilien zu bestätigen. Im Osten betrachtete man den Papst von Rom als Vorsteher der Römischen Landeskirche und als “primus inter pares” und erachtete es nicht als notwendig, dass die Beschlüsse der Ökumenischen Konzilien durch ihn bestätigt wurden. Über dieses Thema wurden viele Forschungsarbeiten verfasst, und wir brauchen es nicht im Detail zu behandeln. Trotzdem wäre es angebracht, wenigstens in allgemeinen Zügen jenen Rahmen zu skizzieren, in dem der Primat des Bischofs von Rom von den Orthodoxen Kirchen in dem Fall anerkannt werden könnte, wenn die Christen des Ostens und des Westens sich zu einer Kirche vereinigten.

Vor allem müsste die Anerkennung des Primats des Bischofs von Rom durch die Wiederherstellung der Einheit im Glauben, der Einheit in der dogmatischen Tradition des Alten ungeteilten Kirche bedingt sein. “Es ist nicht notwendig, den Lateinern zu widersprechen, - schrieb im 15. Jahrhundert der hl. Symeon von Thessaloniki - wenn sie sagen, der Römische Bischof sei der erste; dieser Vorrang ist für die Kirche nicht schädlich. Aber sie mögen nur zeigen, dass er dem Glauben des Petrus und der Nachfolger Petri treu ist; dann soll er alle Privilegien Petri haben, dann möge er der erste sein, das Haupt aller und der oberste Bischof… Möge er nur an der Orthodoxie von Silvester und Agatho, Leo, Liberius, Martin und Gregor festhalten, dann werden wir ihn einen apostolischen Mann und den ersten der Bischöfe nennen; dann werden wir uns ihm nicht nur wie Petrus unterordnen, sondern wie dem Erlöser selbst” (PG 145, 120 AC). Der Weg zur Wiederherstellung der Einheit im Glauben liegt also im bilateralen Dialog zwischen den Theologen der Katholischen und Orthodoxen Kirche: Im Verlauf dieses Dialogs müssen nach der Meinung der Orthodoxen die Katholiken aufzeigen, dass ihr Glaube mit dem Glauben der Alten ungeteilten Kirche identisch ist.

Auch die Frage der Jurisdiktion des Bischofs von Rom über die Bischöfe der Orthodoxen Kirchen muss im Fall der Wiederherstellung der Einheit im Rahmen eines orthodox-katholischen Dialogs gelöst werden. Es wäre unverantwortlich, jetzt schon zu versuchen, die Resultate dieses Dialogs vorwegzunehmen. Die zitierten Worte Symeons von Thessaloniki zeugen sogar - so scheint es - von der Bereitschaft der Orthodoxen, im Falle der Wiederherstellung der Einheit im Glauben dem Bischof von Rom “untergeben” zu sein; wahrscheinlicher jedoch ist die Vorstellung, dass die orthodoxen Patriarchen bloß bereit sein werden, einen “Ehrenvorrang” des Bischofs von Rom zu akzeptieren, und keinen Jurisdiktionsprimat. Offensichtlich hätten die Orthodoxen keinen Einwand dagegen, dass der Bischof von Rom wie in den alten Zeiten über die Privilegien eines “primus inter pares” verfügen und vielleicht sogar gewisse Koordinationsfunktionen im Rahmen der Universalkirche ausüben würde. Kaum jedoch wären sie zur Anerkennung des Papstes als einziges Oberhaupt der universalen Christenheit bereit, was ja der gesamten jahrhundertealten theologischen Tradition der Ostkirche widerspräche.

Soweit größere Auszüge. Nur als Info.


Herbst

Veröffentlicht am Thursday, 08. November 2007, 00:08

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke


Hermannstadt

Veröffentlicht am Monday, 05. November 2007, 23:47

Unter anderem war ich während des einwöchigen Besuches in Rumänien auch für wenige Tage (zwei) in Hermannstadt/Sibiu. Diese Stadt in Siebenbürgen (übrigens deckungsgleich mit Transylvanien) ist dieses Jahr europäische Kulturhauptstadt und hat - auch wenn dies die erste ist, die ich besuche - diesen Titel auch verdient und sich richtig schick gemacht. Sehr schön, wirklich.

Beeindruckend auch die kirchliche Vielfalt. Neben der wunderschönen orthodoxen Metropolie Transylvaniens (also der Kirche des orthodoxen Erzbistums) finden sich in unmittelbarer Nähe eine große Römisch-Katholische Kirche, eine Lutherische (beide direkt am Großen Platz, dem Piaţa Mare), eine Calvinistische und eine Griechisch-Katholische (die beiden letzteren habe ich aber nicht mehr besuchen können).

Wenn ich an Zufall glauben würde, wäre es ein solcher, daß ich ausgerechnet am Reformationstag in die große Lutherische Kirche ging (hatte bei meinem protestantischen Nichtwissen keine Ahnung von diesem Datum) und mit iubita mea, die rumänisch-orthodox ist, am deutschsprachigen Mittagsgebet teilnahm - als einzige Besucher. Der junge Pfarrer sprach noch einige Zeit mit uns, erzählte von der großen Ökumenischen Versammlung im September diesen Jahres, die u.a. eine größere Annäherung der verschiedenen Kirchen vor Ort brachte, erstmals fährt nächstes Jahr eine Gruppe Jugendlicher von Orthodoxen, Katholiken und Protestanten gemeinsam nach Taizé (Taizé ist bisher nicht so bekannt in Rumänien - aber während der Ökum. Versammlung haben zwei Taizé-Brüder die Gebete in der Lutherischen Kirche mitgestaltet).

Natürlich war es auch interessant zu sehen, wie der luth. Pfarrer während des eigentlichen Gebetes am Hochaltar stand, mit dem Rücken zu uns. Der Volksaltar dient da nur zur Wortverkündung, was den Pfarrer zur Aussage reizte, sie seien liturgisch gesehen katholischer als die Katholiken …
Die Predigt ging ntürlich an diesem Tag über “sola gratia”, aber das ist auch okay so. Ist ja ihr Feiertag. Für mich war es schön, daß man über kirchliche Grenzen hinweg miteinander beten kann.

Ansonsten sah ich jede Menge orthodoxer Kirchen. Für mich interessant zu sehen, daß auch Bischofskirchen selten die Ausmaße römisch-katholischer Kirchen annehmen, interessant auch die Fremdheit des Kirchenaufbaues bei doch Vertrautheit der Bilder. Allein das Fehlen eines weithin sichtbaren Tabernakels (den gibt es wohl hinter der Ikonostase) ließ mich zögern niederzuknien.

In der Orthodoxie scheint vieles noch althergebracht zu sein, und zwar im positiven Sinn (auch wenn manche dies negativ sehen). Daß ein Priester auch im Alltag stets als solcher zu erkennen ist, halte ich bspw. für eine erfreuliche Konstanz. Orthodoxe Priester haben daher den Vorteil, daß sie sich nie Gedanken über Klamotten machen müssen (und außerdem aufs Rasieren und Haareschneiden zumeist verzichten).
Natürlich gibt es auch da einiges, was mir vollkommen unverständlich bleibt, aber das ist ja immer so.

Auf Video habe ich von Freunden eine orthodoxe Hochzeit sehen können, auch hier etwas Fremdes und Bekanntes zugleich. Sehr symbolhafter Ritus, sehr feierlich, sehr ausführlich sozusagen. Kurz gesagt wird bei den liturgischen Feiern der Orthodoxie wohl nie auf die Uhr geschaut. Als pastoral gilt, was den Menschen der Heiligkeit Gottes näherbringt. Und das geht eben nicht mal schnell so.


Angeblogged

Veröffentlicht am Sunday, 04. November 2007, 20:07

Dies Domini.

So, wieder angekommen. Es gibt einiges zu erzählen (falls es jemanden interessiert), doch werde ich heute nicht mehr dazu kommen.