Regel Kapitel 2.3

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1.1, 1.2, 2.1, 2.2

6. Mit Christus in der Taufe begraben und auferweckt, sind sie lebendige Glieder der Kirche. Durch das Versprechen werden sie mit ihm noch inniger verbunden und so zu Kündern und Werkzeugen seiner Sendung unter den Menschen, indem sie durch ihr Leben und ihr Wort Christus verkünden. Vom hl. Franziskus inspiriert und mit ihm dazu berufen, die Kirche zu erneuern, verharren sie mutig in der vollen Gemeinschaft mit dem Papst, den Bischöfen und Priestern. Sie pflegen mit ihnen einen offenen und vom Glauben getragenen Dialog, der das apostolische Wirken der Kirche befruchtet.

Schon wieder die Kirche als Thema der Regel. Wird das nicht irgendwann mal zuviel? Nein, mitnichten, gerade für Franziskus war es das nie. Katholischsein war für ihn immer ein Muß.
Doch was bedeutet eigentlich die Kirche? Ich kann das hier niemals erschöpfend erläutern, aber ein paar Hinweise sind erlaubt. “Mit Christus in der Taufe begraben und auferweckt” heißt es. Durch diesen Tod für die Welt werden wir Glieder am Einen Leib des Herrn, lebendige Glieder. Dabei wird der Eine Leib nicht vollständiger durch uns, sondern wir vollständiger durch Ihn. Paulus sprach ja schon von der Kirche als Leib Christi als es erst ein paar Tausend Christen gab. Jetzt sind es mehr als 1 Milliarde Katholiken, der Leib ist dadurch aber nicht vollständiger geworden (und deswegen bleibt er auch der Eine Leib, wenn Christen die Kirche verlassen). In der Kirche werden wir erlöst. In der letzten Zeit habe ich mir, angeregt auch insbesondere durch die erwähnten Vorträge, mehr Gedanken gemacht über das Mysterium der Kirche und dabei festgestellt, daß die Lehre des Menschen als Glied der Kirche ein vollkommen anderes Bild zugrunde legt als der autonome Mensch der Postmoderne. Für letztere muß die Kindertaufe absurd sein. Für letztere müssen Gebete und insbesondere der Ablaß für Verstorbene absurd sein. Mehr kann ich dazu nicht sagen, ohne den Rahmen komplett zu sprengen. Auf jeden Fall ging es Franz immer um diese Kirche, um diesen Leib Christi.
Durch das Versprechen (die Regel ein Leben lang zu befolgen) wird der Laienfranziskaner also Christus enger verbunden, um sich von Ihm im wahrsten Sinne des Wortes instrumentalisieren zu lassen. Das geht natürlich nur, wenn man seine Autonomie hintanstellt. Der Gehorsam Christus gegenüber ist der Gipfel jeder Lebensregel eines Christen. Vorrang vor dem Wort hat das Leben, hier legte Franz schon immer den Schwerpunkt. Gerade heutzutage, wo Worte ein Wegwerfprodukt geworden sind, überzeugt nur das Leben. Ganz konkret wird die Regel da bislang nicht, was dem Hl. Geist genug Spielraum im Einzelnen anvertraut. Auch dies ist ein Grundzug des Franziskanischen, keine Détailtreue, sondern Vertrauen in Sein Wirken.
Die Erneuerung der Kirche ist ein Kernthema des OFS. Schaut man sich das Leben und die Worte des Hl. Franz an, so wird man feststellen, daß dieser Erneuerung immer bei ihm selbst begann und er auch nie eine andere forderte. Jetzt erst einmal von “den anderen” (Papst, Bischöfe, Pfarrer etc.) Änderungen bzw. Erneuerungen zu verlangen, ginge also am Ansatz des Franziskus vorbei. “Be the change you want to see” sagte angeblich mal Mohandas “Mahatma” Gandhi. Das trift auch das Lebensbespiel des Franz von Assisi.
Und nur deswegen macht auch eine von einem offenen Dialog der Liebe getragenene Existenz in der Kirche Sinn. Nur so macht Kritik nicht unglaubwürdig. Nur so wird die Kirche als Sein Leben der Gnade erkenn- und erfahrbar.





Ein Kommentar zu “ Regel Kapitel 2.3”

  1. Pax et bonum » Regel Kapitel 2.4 meint:


    Die Webseite von Pax et bonum » Regel Kapitel 2.4

    […] Letzter Teil: 2.3 7. Die “Brüder und Schwestern von der Buße” machen aufgrund ihrer Berufung und angetrieben durch die lebendige Kraft des Evangeliums ihr Denken und Handeln dem Beispiel Christi gleichförmig. Das erreichen sie durch bedingungslose und vollkommene innere Umkehr, im Evangelium “metanoia” genannt. Diese muß aufgrund der menschlichen Gebrechlichkeit täglich neu vollzogen werden. Auf diesem Weg der Erneuerung ist das Sakrament der Wiederversöhnung das hervorragende Zeichen der Barmherzigkeit des Vaters und eine Quelle der Gnade. […]


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