Veröffentlicht am Thursday, 21. July 2011, 16:25
Letzter Teil: 2.4
8. Wie Jesus der wahre Anbeter des Vaters war, so machen auch sie Gebet und Kontemplation zum Kraftquell ihres Seins und Handelns. Sie nehmen teil am sakramentalen Leben der Kirche, vor allem an der hl. Eucharistie. Sie verbinden sich mit dem liturgischen Beten in einer von der Kirche vorgelegten Weise. So verlebendigen sie die Geheimnisse des Lebens Christi.
9. Die Jungfrau Maria, die demütige Magd des Herrn, aufgeschlossen für sein Wort und jede seiner Anregungen, wurde von Franziskus mit unsagbarer Liebe verehrt und von ihm zur Schutzpatronin und Fürsprecherin seiner Familie erwählt. Die Brüder und Schwestern der franziskanischen Gemeinschaft erweisen ihr ihre innige Liebe dadurch, dass sie ihre bedingungslose Verfügbarkeit nachahmen und zu ihr bewusst und voll Vertrauen beten.
Große Themen.
Ein Laienfranziskaner kann man ohne regelmäßiges und intensives Gebetsleben nicht sein, religiöse Sozialarbeiter sind die Glieder des OFS sicher nicht. Kontemplation und Gebet sollen die Kraftquellen des Seins sein - für voll Berufstätige mit Familien nicht einfach. Die Konstitutionen des OFS sehen das Stundengebet als zu bevorzugendes liturgisches Tagzeitengebet vor. Faktisch werden davon meistens das Morgengebet und das Abendgebet gebetet (Laudes und Vesper). Mir gelingt es nicht immer, das jeden Tag durchzuhalten (mein Tag beginnt sehr früh und das Bett ist so schön warm …), aber die Sehnsucht nach diesen Gebeten, die für meinen Glaubensweg generell sehr wichtig waren, treiben mich immer wieder dahin. Ein kleines Alleinstellungsmerkmal für den OFS ist übrigens wohl die alte franziskanische Tradition, anstelle des Stundengebetes auch morgens und abends eine gewisse Zahl von Vaterunser zu beten, um dem Versprechen der Regelbeobachtung nachzukommen (das stand in der alten Regel konkreter drin).
Die Hl. Eucharistie ist nach den Aussagen des 21. Ökumenischen Konzils, des Zweiten Vatikanums, der Höhepunkt der christlichen Existenz. So ist es nicht überraschend, daß viele Glieder des OFS täglich die Hl. Messe besuchen, ebenso wie es Franziskus immer tat, so oft er dies nur konnte.
Wichtig ist auch der letzte Satz im Abschnitt 8 - “So verlebendigen sie die Geheimnisse des Lebens Christi”. Ja, das ist das Ziel und der Wunsch, daß jeder im OFS diesem Ziel immer gleichförmiger wird. Gebet dient nie nur sich selbst, sondern - und auch das ist urfranziskanisch - einer wirklichen Veränderung des Betenden. So sollen wir durch ein “heiliges Gebären” (Franziskus) die Frau nachzuahmen versuchen, die Abschnitt 9 behandelt:
Maria.
Bei Franziskus fand ich den Gedanken das erste Mal, daß der Christ durch ein “heiliges Gebären” für die Mitmenschen eine Art Maria sein kann, daß durch das Sein des Christen das Wort wieder “Fleisch” annimmt. Dieser Gedanke hat mir immer sehr gefallen und Maria nähergebracht. Dabei fällt besonders die kontemplative Dimension Mariens für mich ins Gewicht: sie dachte viel nach (was ich zu wenig tue) und hielt nur eine Minipredigt (verglichen mit diesem geschwätzigen Blog). Sie sagte zu den Gästen der Hochzeit nur einen Satz, den entscheidenden:
Was er Euch sagt, das tut.
Nicht “das glaubt”, oder “das erzählt weiter”, so richtig und wichtig das alles auch ist. Maria sagt mir - über diesen konkreten Kontext der Hochzeit zu Kanaa hinaus - das es vor allem darauf ankommt, das zu tun, was Er mir sagt. Und damit ich weiß, was Er mir sagen will, muß ich wiederum ins Gebet, in die Kontemplation. Wie Maria. Nicht, daß ich Ihn nur da hören würde, nein, aber ich bin dadurch auch besser vorbereitet, sozusagen trainiert, wenn Er mir plötzlich “ganz profan” begegnet.
Deswegen kann ich zu Maria beten, daß sie mir helfen möge, wie sie (auf) Ihn zu hören und verfügbar zu sein.