Ungerecht

Als ich gestern mit iubita mea nach der Hl. Messe über das Sonntags-Evangelium vom “Barmherzigen Vater” sprach (auch bekannt unter dem Titel “Verlorener Sohn”, zu finden bei Lukas 15,11-32), meinte sie, daß, wenn denn der Barmherzige Vater ein Bild für Gott sein soll, dann wäre Gott ungerecht.

Erst einmal mußte ich stutzen, aber es stimmt. Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, die trotz unterschiedlicher Arbeitszeiten alle den gleichen Lohn bekommen, zeigt ja dasselbe (Mt 20,1-16).

Gott ist nicht nach unseren Maßstäben gerecht.

Er ist auch nicht die Gerechtigkeit unserer Maßstäbe, die wir hier auf Erden bloß erhoffen, aber nicht erreichen können.

Gott ist barmherzig.

Und Barmherzigkeit ist immer Zuwendung, obwohl es einem nicht zusteht. Barmherzigkeit ist ungerecht (darauf wollte iubita mea hinaus). Das bedeutet nicht, daß jemand anders darunter “zu leiden” hat - und der ältere Sohn im Gleichnis litt, weil er den eigentlichen Wert des Bleibens beim Vater m.E. nach nicht erkannt hatte - aber das kann es durchaus sein.

Denn Leiden ist nicht immer objektivierbar.

Hat jemand etwas verloren, der bei einem bekannten Quiz € 500.000 nicht gewinnt und an einer Frage scheitert, obwohl er auch mit leeren Händen zum Quiz kam?

Aber die eigentliche Frage ist doch: ist es für uns nicht viel tröstlicher, daß wir einen barmherzigen Gott anstelle eines wirklich gerechten haben?





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