Vollkommen schwierig

Heute hatte und habe ich Gelegenheit, mich in die vollkommen Freude einzuüben - und schaffe es noch nicht. Sich demütigen lassen und dabei froh bleiben, zumal von einem Kleriker, war und ist mir bislang nicht vergönnt.

Ich gehe fast jeden Sonntag zur Hl. Messe in meine Pfarrkirche. Meistens mit meinen Kindern im Vorschulalter und wir sitzen fast immer in den ersten Reihen, damit sie was davon mitbekommen, was da vorne “läuft” (nur zumeist dunkel bekleidete Rücken und Beine zu sehen ist nicht so attraktiv, dachte ich).

Dabei sind sitzen sie nicht immer ganz still, aber so schlimm, daß wir rausgehen müssen, ist es nur selten - dachte ich. Sie gehen die leere Bank auf und ab und kichern schon einmal, das ja (auch bei uns sind die ersten Reihen leer und hinten alles voll).

Heute beendete der bislang von mir geschätzte Pfarrer seine Predigt mit dem Hinweis und einem mißbilligenden Blick auf mich, er könne sich nicht konzentieren. Mir war das megapeinlich, ich bat direkt mehrmals um Entschuldigung.

Unmittelbar nach der Messe kam er auf mich zu, noch im Meßgewand - ich war noch wie viele andere in der Kirchenbank - und dann began der Donnerregen, der mich nicht wirklich zu Wort kommen ließ - vor den Augen und Ohren der anderen Gläubigen!:

Sein Team beobachte es seit Monaten, daß ich mich absolut rücksichtslos verhalte (gesagt hat mir das übrigens bislang niemand von diesem Team, was problemlos möglich gewesen wäre, da ich danach noch etwas in der Kirche mit den Kindern bleibe!).
Wieso ich es nicht wie die anderen (extrem wenigen!) Familien tue und mich nach hinten setze oder häufiger mit den Kindern nach hinten gehe (diese Kritik kann ich verstehen, nur wie erwähnt, so etwas kann man früher und vor allem nicht vor allen anderen auch schon mal erwähnen, oder?)
Ich sähe doch, daß es ihn störe (nein, tue ich nicht - woher auch, wenn niemand mit mir spricht?)
Und dies sei das letzte Mal, daß er so etwas sage - in aller “Freundschaft” - er beende sonst auch demnächst direkt zu Beginn seine Predigt (dieses erste ist also auch das letzte Mal).
Dann kritisierte er noch meinen Umgang mit meinen Kindern, aber von einem komplett kinderlosen Seelsorgeteam ist mir das nicht so wichtig (zumal es bislang nur Rückmeldungen von den vielen Damen der Gemeinde gab, die mir bislang das Gegenteil gesagt haben).

Ich war absolut sprachlos, zumal ich ihm nicht ganz fremd bin (ach ja, er sei auch persönlich von mir enttäuscht), ich war u.a. mal Firmkatechet und hatte ihm schon mal ein theolog. Fachbuch geliehen, in dem seine Promotion erwähnt wird.

Enttäuscht bin ich auch, richtig tief verletzt. Sprachlos bin ich nicht mehr. Doch das behalte ich größtenteils für mich.

Hier kann ich zumindest schreiben, daß ich die gut verstehe, die sich aufgrund persönlicher Enttäuschungen von der Kirche abwenden. Glücklicherweise hat der Herr mir einen Glauben geschenkt, der dadurch nicht wankt. Die Enttäuschung bleibt.





8 Kommentare zu “ Vollkommen schwierig”

  1. Rempremadeng meint:


    Die Webseite von Rempremadeng

    Wenn der Priester nicht ein absolut genialer Prediger ist, sonder die Predigten eher 08/15 sind, dann würde ich nächsten Sonntag wieder in die vordere Bank gehen. Die anderen Gläubigen werden es danken, wenn (deswegen) die Predigt ausfällt.

  2. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Predigen kann er gut bis sehr gut. Den Rest spare ich mir.

  3. Admiral meint:


    Die Webseite von Admiral

    Sehr bitter. Ich bin selbst Vater zweier lebhafter Söhne.
    Die einzige schlechte Erfahrung habe ich einmal nur mit einer biestigen älteren Dame gemacht, aber niemals von der Gemeindeleitung.

    Es gibt zwei Möglichkeiten:
    1) trotzdem wieder hingehen.
    2) sich einen anderen, toleranteren Meßort suchen.

    Halte uns bitte auf dem Laufenden.

  4. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Das besonders Bittere ist, daß ich diesen Priester bislang sehr geschätzt habe, ihn mir sogar als geistlichen Begleiter habe vorstellen können (da ich derzeit suche und er das macht), was beim Ortspfarrer ja nicht unbedingt immer gegeben ist.

    Mir geht es auch nicht um die Kritik dem Inhalt nach, da gebe ich zu Fehler gemacht zu haben, sondern um die Form, den Ort, die Art und den offensichtlichen Unwillen, mir das schon viel früher mal angedeutet zu haben. Ich bin echt ins offene Messer gelaufen. Er hatte mir sogar unterstellt, ihn absichtlich(!) mit meinen Kindern verunsichern zu wollen. Unglaublich! - der Mann muß einen echt schlechten Tag erwischt haben.

    “Auf dem Laufenden” wird es da nichts mehr geben. Ich muß noch schauen ob ich da weiter hin gehe, mit oder ohne Kinder (ich zwinge sie nicht, sie wollen nicht immer). Das Gespräch werde ich dort sicher nicht suchen, wüßte nicht warum.

  5. Karola meint:


    Die Webseite von Karola

    Ich kenn das auch, bin was meine Kinder angeht, da durch alle Tiefen, von Seiten der Frommen gegangen, bis dahin, dass man eine Pfarrversammlung einberief, um sich die Zustimmung der Gemeinde zu holen, doch an den Bischof zu schreiben, der mir mit meinen Kindern die Teilnahme an der Sonntagsmesse verbieten solle……
    Das ging dem Pfarrer dann doch zu weit.
    Ich muss sagen, ich bin drüber weg, aber das sind dann die gleichen Leute, die rumheulen, dass die Kirche die Jugend verliert.
    Ein sehr frommer, guter Pater gab damals einer der Wortführerinnen den Rat: “Wenn die Mutter wüsste, wie sie das Kind still und ruhig bekäme, würde sie es tun, von daher ist es besser Sie beten für die Mutter und das Kind, anstatt es noch schlimmer zu machen!”
    Sie hat das beherzigt und wandelte sich wirklich.

  6. Ralf meint:


    Die Webseite von Ralf

    Wow, Karola, das ist ja mal richtig krass! Haben Deine Kinder noch Bezug zur Kirche?

    Mir geht es gar nicht um die Kritik, daß meine Kinder zu unruhig gewesen seien bzw. vor allem ich nicht richtig gehandelt habe - das sehe ich ein. Das ist ja auch Typsache, was den einen stört, stört den anderen nicht.
    Selbst das Abbrechen der Predigt verstehe ich, habe das aus anderem Grund der Ablenkung auch schon mal erlebt - in der Hochschulgemeinde hatte eine junge Mutter in der Messe ihr Kind sehr dezent gestillt.
    Aber auch da kam der Priester nicht auf die Idee, der Frau vor versammelter Gemeinde Vorhaltungen zu machen, sondern bat nachträglich um Verständnis, was ja auch vollkommen klar war!
    In meinem Fall war es für alle sichtbar, für manche evtl. hörbar - für mich ein Pranger (Stichwort “seit Monaten beobachtet” und nie etwas gesagt!). Ich war ja nicht so blöd, das Abbrechen der Predigt nicht auf mich zu beziehen.

    Aber nun gut, man lernt nie aus, besonders über Menschen (angefangen bei sich selbst!).

  7. Karola meint:


    Die Webseite von Karola

    die Antwort auf die Frage lautet: teils, teils.
    Ich muss sagen, ich fand und finde, das immer noch unmöglich.
    Und so im Lesen und antworten auf deinen Artikel merk ich auch, wie verletzt ich immer noch bin, obwohl das schon länger her ist.
    Das war eine sehr konservative Gemeinde, wo auch das Thema Abtreibung (war die Zeit der Debatte um die kirchliche Teilnahme am Beratungsschein unter JPII) sehr präsent war.
    Mir war das Thema nicht wichtig, aber ich wusste doch, dass die Kirche da vehement dagegen ist und die dortigen, federführenden Gläubigen waren sich da auch ganz sicher.
    Ich fand es nur immer absurd, dass man dann auf mich so los ging, wenn ich mit meinen, nicht abgetriebenen Kindern, meine Sonntagspflicht erfüllen wollte.
    Wobei auch das Nichterfüllen der Sonntagspflicht seitens der eigenen Kinder, der Verwandten, der Bekannten und überhaupt “der Leute”, doch immer wieder negativ beurteilt wurde.
    Hört sich irgendwie überheblich an, war aber leider so.
    Gemerkt und gelernt habe ich dabei folgendes:
    Die meisten Leute sind sehr stark für Werte und das Richtige, solange es sie selber nichts kostet.
    Das Richtige ist aber nun das, was einem eben (meist) etwas kostet, und in einer christlichen Gemeinde sollte doch primär gelten: “Ein jeder trage des anderen Last”.
    Auch denke ich, gerade im Fall, des gerne und ausufernd beklagten, gerade von guten Katholiken, Niedergangs der Familie, ist man auch ein bisschen selbst mit dran schuld, weil man halt so eine Vorstellung von Familie hatte, wie aus einem Hummelbild.

    Allerdings ist der eine oder andere auch echt lernfähig.
    Ich bin mal aus Versehen in eine Messe der superfrommen gestolpert, wusste nicht dass die war, und die (Sohn und Freund, waren so ca 4) liefen vor und wollten in der Kirche eine Kerze stiften, bis ich mit dem Kinderwagen dann nachgekommen war, waren die von den Frommen echt recht grob da raus expediert worden. Die heulten richtig.
    Jahre später bin ich dann ohne Kinder in diese Art Messe geraten, saß dann da ganz brav da und eine Mutter wollte mit ihrem unruhigen Kind raus, da sagte der Priester dann zu ihr, sie solle ruhig da bleiben, das wär’ doch nicht schlimm und der Herrgott täte sich über jedes Kind, das da wäre freuen.

    Ich habe das in der Folge bei anderen Eltern, anderen Kinder, zwar nicht so krass, aber immer wieder erlebt, mit der Anmache schräg von der Seite, und finde es einfach bescheuert.

  8. Stefan Kraus meint:


    Die Webseite von Stefan Kraus

    Lieber Ralf,

    …..irgendwie habe ich den Eindruck “jeder bekommt seine Prügel” ……und offensichtlich nicht nur vom Schicksal, sondern leider auch i.d Kirche.

    Aber ich glaube daran, das alle Prügel beim Herrn nicht verlorengeht (natürlich auch die, die wir manchmal selber austeilen).

    Ich will versuchen in der Weihnachtszeit dem Herrn ALLE
    Verletzungen in die Krippe zu legen.

    Stefan Kraus


Dein Kommentar