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Ehrlich

I didn’t become a religious because I’m strong, I became a religious because I’m weak.

Was zuerst vielleicht wie ein understatement klingt, hat sehr großen Wahrheitsgehalt (gehört habe ich es in diesem interessanten Video - noch ein franziskanischer Reformorden, der in den USA entstanden ist. Wo Unternehmen in Garagen entstehen können, können auch Ordensgemeinschaften wirklich arm franziskanisch leben).

Was hat es mit diesem Zitat auf sich?

Ich schrieb kürzlich erst darüber - Ziel christlichen Lebens ist das Erreichen dessen im eigenen Leben, was der Dreifaltige für uns am besten findet - das ist die Langversion für das Wort “Heiligkeit”. Und auch wenn heutzutage das Individuum glücklicherweise den Stellenwert genießt, den es als Ebenbild Gottes schon immer verdient hat, sollte sich jeder auch der eigene Schwächen bewußt sein.
Nun kann man immer versuchen, gegen diese Schwächen anzukämpfen - mit freiwillig(!) akzeptierten Vorgaben, bspw. eine Ordensregel und die Ordensdisziplin - gelingt das aber viel einfacher. Da das Ziel das Ziel ist und der Weg dahin nicht von Eitelkeit gepflastert sein wollte, wäre es falsch zu meinen, es hätte zusätzlichen Wert, alles allein zu schaffen. Der Kampf alleine ist auch okay, aber niemand solle sich einbilden, er habe dadurch größere Verdienste erworben.

Der zahlenäßige Niedergang der gelebten Ordensberufungen hat meines Erachtens auch zutiefst mit dem überall - auch in mir - eingewurzelten Leistungsdenken zu tun. Ich habe es selbst miterleben dürfen: das Ordensleben in einer größeren Gemeinschaft bietet unglaublich viel Freiheit, die ein “normales” Leben nicht bietet (so gibt es bspw. eine tolle Arbeitsteilung - was ein Paar zu zweit stemmen muß, vollbringen vielleicht 20 Brüder oder Schwestern gemeinsam). Nicht jeder muß alles können, aber alle zusammen bekommen es hin. Ich gestehe mir dann ein, daß ich nicht alles kann.

Heutzutage zu behaupten, daß es nicht das höchste Ziel sei “auf eigenen Füßen zu stehen”, ist so ziemlich der größte Angriff auf die wichtigsten zeitgenössischen Werte der Mehrheitsgesellschaft - noch viel mehr als alles, was einem sonst in den Sinn kommt.

Unabhängigkeit ist nicht das höchste Ziel, Heiligkeit ist es. Wer es allein schafft (=Gnade), wer es in der Familie schafft (=Gnade), wer es als Einsiedler schafft (=Gnade), wunderbar. Wer es in der Gemeinschaft eines Ordens oder einer Geistlichen Laien-Gemeinschaft schafft - ebenso Gnade. Die gleiche, nicht mehr, nicht weniger.





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