Archiv für February, 2007



“Kinos sind wie Klöster”

Veröffentlicht am Tuesday, 27. February 2007, 10:25

Es ist über ein halbes Jahr her, und kürzlich kam bei mir die DVD des Filmes an, der jetzt auch in den USA läuft und anscheinend einen ähnlichen Eindruck auf die Menschen dort hinterläßt. Hier ist ein sehr gutes Interview mit (dem Düsseldorfer!) Philip Groening auf Englisch zu lesen.

Nobody goes to a monastery to become a specialist in monasteries—you go to a monastery to become yourself. A film about a monastery that is really about a monastery is a film where you come out of the film and you know a little bit more about yourself but you know nothing about a monasteries because you have been in a monastery. If you want know about monasteries, go to a good historian.

Und am Schluß wird Groening exzellent (das ganze ist sehr lesenswert), auch wenn diese Einschätzung von mir manchen vielleicht verwundern wird:

The way you know that a religion is your religion is that you have problems with it. If you don’t have problems with it, it’s not your religion.


Bloggen ist gefährlich

Veröffentlicht am Monday, 26. February 2007, 16:24

Und dies offensichtlich nicht nur für die, deren Meinungsmonopol angegriffen wird. Beispiele wie die des Ägypters Kareem Amer (derzeit scheint die Seite, die seine Freilassung fordert, nicht erreichbar zu sein. Warum?) zeigen, daß die Erfindung des Weblog nicht nur für amerikanische Präsidentschaftskampagnen wichtig ist (dort werden sie auch offensiv gebraucht) - jeder kann jederzeit an jedem Ort mit Netzzugang alles für alle lesbar kommentieren. Dieses Recht dürfen wir uns nicht nehmen lassen, von niemandem. Und daß es gelesen wird, zeigt die Haft von Kareem Amer.
Die Mächtigen bekommen Angst - gut so.


Sein Reich?

Veröffentlicht am Sunday, 25. February 2007, 16:34

Dies Domini.

Das heutige Evangelium, das in der Liturgie des Ersten Fastensonntags gelesen wurde, ist eines meiner liebsten (und wurde vor fast drei Jahren schon einmal kommentiert). Die Versuchungsgeschichte, die Lukas recht ausführlich schildert, beinhaltet - meines Erachtens nach immens wichtig - den Hinweis, daß die “Reiche dieser Welt”, also die irdischen Königtümer, die politischen und militärischen Supermächte, die mächtigen Industrienationen, der große Einfluß in der Welt, der persönliche Ruhm und Reichtum, die Staaten und Völker, daß eben all das und noch viel mehr nicht unmitelbar der Herrschaft Gottes unterliegen. Nein, es war für mich bem ersten Mal eine große Überraschung festzustellen, daß hier so en passant festgehalten wird, daß Gott selbst diese Reiche dem Teufel überlassen hat, der sie gibt, wem er will.

Das nur mal so als Hinweis.


Ratgeber

Veröffentlicht am Wednesday, 21. February 2007, 23:21

Ich bin zwar kein großer Fan von den zum Teil fließbandartig produzierten Texten des Benediktiners Anselm Grün OSB, doch die alten Texte von ihm, insbesondere die sogenannten Kleinschriften aus dem klostereigenen Vier-Türme-Verlag, sind durchaus zu empfehlen. Ein stetiger Begleiter durch meine Fastenzeit ist dieses Heftchen hier (ich habe allerdings eine ältere Auflage und kann nicht sagen, ob die neue irgendwie modern umgearbeitet wurde):


Wichtiger?

Veröffentlicht am Wednesday, 14. February 2007, 22:52

Bereits zuvor hatte ich geschrieben, daß mich die ganze Aufregung um die Alte oder Neue Liturgie nicht wirklich interessiert - ganz ehrlich erscheint sie mir wie ein Paradebeispiel kirchlicher Nabelschau, so sehr auch eine Menge Herzblut von jeder Seite da reinfließt und so ehrlich das gemeint ist. Mein Ansatz mag unfrei erscheinen - aber ich höre da einfach auf die Kirche, denn die Frage nach der Liturgie ist nicht meine Berufung als Laie.

Mich beschäftigt viel mehr die Frage, warum ich immer wieder bei Gesprächen auf Menschen treffe, wie vor wenigen Tagen erst, die anscheinend nach immerhin 10-13 Jahren verfassungsmäßig garantiertem Religionsunterricht (von wenigen Bundesländern jetzt mal abgesehen) Null bis Nullkommafünf davon mitbekommen haben - bzw. nein, das wundert mich nicht, war bei mir ja nicht anders. Ich mußte mich ja von einer verqueren Katechese deswegen nicht befreien, weil ich faktisch nie eine hatte.

Nein, mich wundert, daß diese Menschen (die ich also so treffe und mit denen ich darüber spreche) es als eine Befreiung empfinden, wenn man ihnen sagt, daß man Gott auch durchaus anschreien dürfe, daß man sauer auf Ihn sein darf, daß man auch mal auf Beziehungspause geht (was ich alles schon getan habe - man gehe einfach u.a. bei den Psalmen in die Lehre).

Wer Mensch wird, will auch so behandelt werden. Alles andere ist keine Beziehung.

Mich wundert, daß diese Menschen (und das habe ich über Jahre hinweg in verschiedenen Ländern von verschiedenen Nationalitäten schon gehört) es kaum glauben können, daß ein bereuter Fehler durch die Beichte vergeben wird, auch wenn man mehr als nur ahnt, daß ähnliches oder gleiches wieder passieren wird. Oder daß die Taufe wirklich alles vergibt (und die Krankensalbung ebenfalls, wird gerne vergessen).

Allein schon, daß in der Sicht des Glaubens das Leiden zwar nicht erklärt werden kann (würde ja auch nichts bringen), aber mit Glaubenssicherheit nicht das letzte Wort hat, ist manchmal schon eine Überraschung im Gespräch.

Gut, für können uns unter den Gläubigen auch weiter auf die Frontal- oder Rückenansicht der Priester konzentrieren … (man verzeihe mir diese Spitze)


Hauptsache demokratisch?

Veröffentlicht am Sunday, 11. February 2007, 17:14

Dies Domini.

Schon früher habe ich hier den Zerfall der Anglikanischen Kirche erwähnt, die Weihe des bekennenden Homosexuellen Robinson zu einem Bischof in der Episcopal Church in den USA brachte das Faß ja dann zum Überlaufen. Fraktionen des Südens mit ihrem Bekenntnis zur Hl. Schrift und Tradition stehen denen des Nordens mit ihrem Anspruch der Aufklärung und Gerechtigkeit nachwievor unversöhnlich gegenüber, der Abgrund scheint mir auch nicht überbrückbar.

Der Zerfall geht weiter (Englisch) und wurde auch vom Ehrenvorsitzenden der Anglikanischen Gemeinschaft, dem Erzbischof von Canterbury, des öfteren und öffentlich für kaum noch aufhaltbar gehalten.
Natürlich versucht man sich jetzt in allerlei Sitzungen und Gesprächsrunden, die einheit einer kirchlichen Gemeinschaft ist ja auch ein extrem hohes Gut.

Doch ich denke, daß gerade an diesem Beispiel, einer Gemeinschaft mit vielen Millionen gläubigen Mitgliedern in der gesamten Welt, einmal mehr klar wird, wo man landet, wenn ein letztverbindliches Lehramt fehlt, wenn der Glaube und seine Konseqeunzen im Leben an die Mehrheitsmeinung gebunden wird.


Stimmenchor

Veröffentlicht am Friday, 09. February 2007, 21:55

Bisher habe ich zu der Frage nach der allgemeinen Wiederzulassung des sogenannten “Alten Ritus”, also dem vor der Liturgiereform unter Papst Paul VI., der über 400 Jahre Gultigkeit hatte, wenig geschrieben. Es berührt mich nicht so, ich bin durch den sogenannten “Neuen Ritus” kirchlich sozialisiert, habe durch ihn intensive Gotteserfahrung in der Eucharistie gewinnen können, stehe aber dem “Alten” nicht ablehnend gegenüber, wüßte auch nicht warum. In der Kirche gibt es seit jeher verschiedene Riten, und eine Strenge der Form würde manchen Wildwuchs verhindern. Mich regt es bspw. auf, daß im hiesigen Erzbistum (immerhin dem des Leiters der Liturgiekommission der Bischofskonferenz) fast immer eine der beiden Lesungen weggelassen wird, als dürfe man das den Menschen nicht zumuten.

Aber hier fühle ich mich bemüßigt, mal ein unbedeutendes Wort einzuwerfen, und zwar bezüglich eines Kommentares, der von einem Herrn Nagel auf der Seite des Liturgieinstitutes in Trier steht, scipio und Martin haben diesen bereits entdeckt und das ihrige dazu gesagt. Mich wundert, daß der Tonfall des Herrn Nagel so nach Rückzugsgefecht klingt (mit all den negativen Folgen für die schwache Wortwahl) - sehe jetzt erst, daß Martin das wohl auch so vorkommt, anscheinend droht für ihn (Nagel) mit dem Alten Ritus der Ausverkauf des gesamten Zweiten Vatikanischen Konzils (daß der neue Ritus gar nicht da drin steht, ist ja nachzulesen, aber in zu weites Feld, um dieses Faß jetzt aufzumachen). Nun, ich erlaube mir hier erst einmal das komplette Zitat samt Quellenangabe zu bringen:

Eine Zeitung berichtet über eine Auftaktveranstaltung zu einer umfassenden Kirchenrenovierung. Das Foto zeigt den Zustand der Kirche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vor dem alten Hochaltar (der seit den 70er Jahren im Seitenschiff steht) ist ein Volksaltar einmontiert, der sich vor dem künftigen Hintergrund freilich ausgesprochen mickerig ausnimmt. Aus Wien kommen Berichte über die endgültige Entfernung des Volksaltars aus einer Kirche – triumphierend wird da verkündet: Versus populum ist out! In Rom laufen gewisse Kreise, unterstützt durch bestimmte Medien, massiv Sturm für die generelle Wiederzulassung des Ritus von 1962 und erzeugen den Eindruck, es gebe in der heutigen Kirche nichts wichtigeres als diesen Schritt. Als Begleitmusik in den betreffenden Medien ist dazu zu hören: Die Liturgiereform ist gescheitert. Gegen all diese Machenschaften noch einmal aufzustehen ist heute die „Generation Konzil“ gefordert, die aus biologischen Gründen allmählich abtritt. Sie soll und darf bekennen, dass so Manches noch nicht erreicht ist, was die Väter des Konzils zusammen mit Gottes ganzem heiligem Volk damals von dieser Reform erhofften. Sie soll sich auch an der eigenen Nase fassen, wo sie bis heute Fehler macht und damit den Gegnern der Reform unnötige Angriffsflächen und Munition bietet. Sie soll sich noch einmal anstrengen, damit deutlich wird, welche theologische und spirituelle Kraft in der erneuerten Liturgie steckt. Ältere Priester sollen bekennen, welche Befreiung es für sie war, dass sie Gottes Wort jetzt in der Muttersprache den Gläubigen selbst verkünden und das Gebet in ihrem Namen laut und verständlich sprechen dürfen und keinen Dolmetscher dafür brauchen. Sie sollen sagen, wie buchstäblich verkehrt es ist, Menschen, die man anspricht, den Rücken zuzuwenden. Wer an einer der mit bischöflicher Erlaubnis stattfindenden Messe im Ritus von 1962 teilnimmt, wird feststellen: Es ist eine eher traurige Gruppe, die sich hier zusammenfindet und ihre Andacht verrichtet, während vorn ein Priester die Messe liest. Freude und Aufbruchstimmung kam in den letzten 100 Jahren von der Jugend- und der Liturgischen Bewegung in die Kirche, Traditionalisten verbreiten vor allem Klagen und Missmut, erfährt

Ihr Eduard Nagel

Mein Kommentar dazu: ich gehöre schon altersmäßig definitiv nicht zur “Generation Konzil”, will es auch nicht. Ich bemühe mich täglich, zur “Generation Katholisch” zu gehören.


Hirte

Veröffentlicht am Tuesday, 06. February 2007, 00:06

Ein Rebell gegen den Papst und somit gegen die Grundstruktur der Kirche war er nie, auch wenn ihn säkulare Medien (und säkulare Kirchenreformer) dafür vor ihren Karren ziehen wollten. Der Kirche, wie er selbst mal sagte, verdanke er alles in seinem Leben, und er ist mit Leib und Seele leidenschaftlicher Priester. Bis heute ist er seiner Gewissensentscheidung treu geblieben und hält den Ausstieg aus der staatlichen (und somit Schein-abhängigen) Schwangerschaftskonfilktberatung für falsch, die Papst Johannes Paul II. mit diesem Schreiben verfügte, doch war er sich im klaren darüber, was priesterlicher Gehorsam bedeutete und er verkündete öffentlich und vollkommen korrekt, daß JPII die Verantwortung für diese Entscheidung vor Gott zu tragen habe (ich teile hier die Ansicht des Papstes, aber das Faß möchte ich jetzt nicht aufmachen).
Nur nebenbei waren es nur er und Erzbischof Johannes Dyba (R.I.P.), die ihrem Gewissen in dieser Frage stets treu blieben, wenn auch mit jeweils gegenteiligen Entscheidungen, und ihnen gebührt somit am meisten Respekt.

Franz Kamphaus war und ist ein sehr beliebter Bischof, beileibe keine schlechte Auszeichnung (es mag ja Menschen geben, die ihren Standpunkt eher am Gegenwind messen und sich daran hochziehen). Seinem Namenspatron aus Assisi und dessen Orden eng verbunden, lebt er bis heute eine Einfachheit und Demut bei gleichzeitig großer Gabe für eine starke Rede und Auslegung des Wortes Gottes, die “ankommen”.

Für viele ist er ein Vorzeige-Bischof - und dennoch ist der Trend in seinem Bistum bzgl. des Rückganges an Katholiken und Priestermangel nicht anders gewesen als in den meisten anderen Bistümern.

Das darf uns aber nicht abhalten, mehr auf die Saat als auf die Ernte zu achten, denn wachsen läßt Er, säen sollen wir.


Nachhilfe?

Veröffentlicht am Monday, 05. February 2007, 21:27

In seinem Blog läßt sich Herr Alipius über das Verhalten von Italienern in bzw. besser in und vor einer Straßenbahn aus. Mein Verständnis von Italienern habe ich wie folgt erweitert, deswegen wundere ich mich, daß Herr Alipius sich wundert:



Überarbeitet

Veröffentlicht am Sunday, 04. February 2007, 20:43

Dies Domini.

Die Franziskaner haben ihren Netzauftritt überarbeitet. Wurde auch Zeit (wenn ich das mal brüderlich so sagen darf) und ist jetzt auch deutlich besser. Jetzt fehlt aber u.a. noch eine reibungslose Kompatibilität mit Firefox und so…


Gutes Beispiel

Veröffentlicht am Thursday, 01. February 2007, 23:25

Daß sich die muslimische Welt oft mißverstanden und im Westen mißrepräsentiert fühlt, ist ja mittlerweile Allgemeinplatz. Oftmals fragt sich die westliche-säkulare Welt, woran man das denn überhaupt festmachen könne, das ganze erscheine doch etwas übertrieben aus einem Gefühl der angeblichen Unterlegenheit und sei eher Trotz als Objektivität.

Ein sehr sinnfälliges Beispiel für die Wahrheit dieser in der muslimischen Welt oft gehörten Aussage (jeder kann einschlägige Studien dazu heranziehen) findet sich in einem Kommentar des bereits früher erwähnten und sehr lesenwerten Islamica Magazine, den ich hier wage, einfach mal komplett und unübersetzt auf Englisch zu zitieren:

Is One Offensive Cleric More Important Than 38 Reasonable Ones?

By Firas Ahmad

On October 12th 38 highly respected and theologically diverse clerics from the Muslim world wrote what is widely considered a respectful and engaging “Open Letter” to the Pope in response to his controversial comments about Islam made during his Regensburg address in September. Not only was the letter of historical significance, but it also represented an articulate and reasoned invitation to dialogue from Muslims with the Papacy on matters of theology and faith. The signatories included top scholars from Bosnia, Croatia, Egypt, the United States, the United Kingdom, Jordan, Kosovo, Oman, Russia, Turkey, Uzbekistan and Iran.

Around the same time, a single Muslim cleric in Australia, Sheik Taj Aldin al-Hilali, delivered a sermon to about 500 followers where he allegedly compared some women who do not dress modestly to uncovered meat being left out for a cat.

I wonder which story received more news coverage.

If we follow the Google news aggregator as a gauge, at the height of the news coverage of the Open Letter to the Pope, the story appeared in about 220 different news sites across the world. The only major English language news web site to carry the story on the front page was BBC. Most notably, the major US media outlets almost entirely ignored the event. With the exception of a front page story that week in the Christian Science Monitor and a small story aired on CNN, the letter came and went without much fanfare.

As the fury over Hilali’s remarks continue to gain momentum, according to Google there are currently over 800 news services carrying the story. That is quadruple the coverage of the Open Letter. I would expect this to increase before it subsides. The cleric’s remarks are drawing furious reactions from around the globe, and the life of the story is likely being extended by the already tense debate over Muslim women who wear veils in the UK.

The open letter signed by 38 scholars, who represent all eight major schools of thought in the Islam, is more representative of the global Muslim community than this one lone Australian cleric. However, judging by the prevailing media coverage any casual reader would think the exact opposite.

When Pat Roberston or Jerry Fallwell make embarrassingly ignorant comments, they are dismissed as the rantings and ravings of old senile men. When any Muslim cleric does something similar, in the court of public opinion Islam is guilty of the offense until proven otherwise. When it comes to the media, Muslims can hardly catch a break.

The sad reality is that if the 38 scholars who wrote the Open Letter really wanted the world to hear what they had to say, they should have first congregated in Cairo and burned an effigy of the Pope.

Firas Ahmad is Senior Editor of Islamica Magazine