Veröffentlicht am Monday, 14. May 2007, 16:55
Es kommt immer wieder mal vor, daß ich Zeugen Jehovas als Patienten habe, im Moment auch mal wieder. Im Moment ist leider wenig Zeit für ein ausführliches Gespräch mit den Leuten außerhalb der täglichen Visite, aber grundsätzlich mach ich so etwas gerne, insbesondere natürlich über Theologisches.
Spätestens beim zweiten Gespräch drücken mir die ZJ dann eine Broschüre ins Heft, meistens auch dasselbe, da ich immer sofort den Kernirrtum ihrerseits, die Ablehnung der Dreifaltigkeit, anspreche.
Es ist für mich aber prinzipiell schwierig, da das zu vertreten, von dessen Richtigkeit ich absolut überzeugt bin. Dabei ist es nicht die Frage des Wie, sondern die des Ob.
Es findet in meiner Rolle als Arzt insbesondere bei den älteren Patienten, wie in meinem Fach Innere Medizin üblich, ja eindeutig kein Gespräch auf Augenhöhe statt, sondern die Patienten sehen mich als Autorität. Nun könnte man ja sagen, daß ich dies sogar im Sinne der Wahrheit gebrauchen sollte, allerdings habe ich da Bauchschmerzen, da dies eben keine theologische, sondern medizinische Autorität ist, die lediglich gefühlsmäßig ausgeweitet wird.
Hier liegt eine große Verführung zur Macht, zumal die ZJ, die ich im Krankenhaus erlebe, nur selten etwas von Kirchengeschichte wissen oder die Zeugnisse der frühen Christen außerhalb der Kirche kennen - es war schon was Neues heute von mir zu hören, daß der Kanon der Schrift von der Kirche festgelegt wurde, was ich nur anreißen konnte.
Nein, der Zweck heiligt nicht die Mittel, der Verführung muß ich widerstehen können, so einfach und “gut” doch das Gegenteil erscheint.