Archiv für May, 2007



Aus der Ferne helfen

Veröffentlicht am Wednesday, 30. May 2007, 23:53

Wenn ich solche Nachrichten lese (1, 2, 3, alle auf Englisch), und so etwas findet sich täglich, dann wird dieses Gebet von Papst Paul VI. wieder zu einer Hauptaufgabe (Gotteslob 28.4):

Gott, nach dem geheimnisvollen Ratschluß deiner Liebe läßt du die Kirche teilhaben am Leiden deines Sohnes. Stärke unsere Brüder und Schwestern, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Gibt ihnen Kraft und Geduld, damit sie in ihrer Bedrängnis auf dich vertrauen und sich als deine Zeugen bewähren. Schenke ihnen Freude darüber, daß sie sich mit Christus im Opfer vereinen, und gib ihnen die Zuversicht, daß ihre Namen im Buch des Lebens eingeschrieben sind. Gib ihnen die Kraft, in der Nachfolge Christi das Kreuz zu tragen und auch in der Drangsal ihren christlichen Glauben zu bewahren. Amen.


Alltag

Veröffentlicht am Wednesday, 30. May 2007, 22:49

Liturgisch gesehen hat mit Pfingstmontag wieder der längste Teil des Jahres begonnen, an dem sich bis auf einige Festtage nichts mehr ereignet, was explizit mit Vorbereitungszeit (Advent, Fastenzeit) und abschließendem Fest (Weihnachten, Ostern) die wichtigsten Ereignisse der Christenheit und aus ihrer Sicht der gesamten Weltgeschichte markieren.

Es ist seit Montag wieder der sogenannte “Jahreskreis” dran, die Zeit, in der sich hoffentlich im Alltag all das manifestiert, was seit Advent und kurz nach der Weihnachtszeit (mit einem Mini-Jahreskreis-Intermezzo) mit Fasten- und Osterzeit durchdacht und durchbetet wurde. Gerade jetzt ist das Zeugnis gefragt. Schwierig, aber nötig.


Herzlichen Glückwunsch

Veröffentlicht am Sunday, 27. May 2007, 22:34

Pfingsten.

Trotz Deines Alters, Mutter Kirche, trotz der Runzeln, der manchmal arg strengen Worte und des erhobenen Fingers besitzt Du immer noch die Schönheit des Anfangs, dieselben gütigen Augen, die gleichen einladenden und sorgenden Arme. Teile von Dir vergehen, andere enstehen neu. Dein Herz schlägt weiter, heute genauso wie vor vielen hundert Jahren.

Ich freue mich und bin Ihm dankbar, daß ich ein unbedeutender Teil von Dir sein darf. Es ist besonders heute mein sehnlichster Wunsch, daß Er, unser aller Haupt, Deine Glieder zur sichtbaren Einheit zusammenführt, damit Deine Schönheit noch mehr er- und ausstrahlt.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!


Weihe

Veröffentlicht am Thursday, 24. May 2007, 21:38


Heute gedenkt die Kirche und natürlich der franziskanisch geprägte Teil von ihr der Weihe der Basilika des Hl. Franziskus in Assisi. Ich weiß nicht, was der Namensgeber zu Lebzeiten dazu sagen würde, wahrscheinlich hätte er sich zu so einer Austattung in Ober- und Unterkirche


recht kritisch geäußert, doch ich bin recht zuversichtlich, daß er jetzt, in der Herrlichkeit des Herrn lebend und für uns eintretend mit seiner Fürbitte, das ganze wohlwollend und vielleicht milde lächelnd betrachtet. Übrigens teile ich mit Zuzanna den Umstand, noch nicht dagewesen zu sein. Ich möchte da irgendwann mal hin, sicher, aber es geht ja nicht um den Ort selbst. Franziskus sähe es wahrscheinlich viel lieber, wenn jedeR am eigenen Ort ein Assisi entstehen lassen würde, in Gebet und Tat.


Rechtzeitig

Veröffentlicht am Thursday, 24. May 2007, 18:36

Da das jetzt anscheinend - wenn auch bewußt nicht medienwirksam - für richtig erachtet wird, bin ich froh, dieses rechtzeitig getan zu haben.


Lehrreich

Veröffentlicht am Monday, 21. May 2007, 22:48

Mit insgesamt rund 900 Seiten sind diese beiden Bände schon vom Umfang her schwere Kost, bin auch noch nicht ganz durch. Doch auch so ist es ein eher anspruchsvolleres Lesen bzw. Verstehen - und da scheitere ich wohl auch mal ab und an. Doch Gewinn habe ich auf jeden Fall aus dieser Lektüre gezogen, und den möchte ich mal kurz anreißen.

1. Klar wurde mir vor allem mal wieder der Reichtum der Hl. Schrift in ihrer Gänze und daß wohl ein kleines Menschenleben wie meines nicht ausreicht, etwas von der Tiefe auch nur ansatzweise hinreichend auszuschöpfen. Dadurch wird aber auch der Spaß an der Bibel nicht weniger, sondern mehr.
2. Daß die Bibel mit ihren beiden Teilen jeweils auf ganz eigene Art Zeugnis von Jesus als dem Messias und Sohn Gottes abgibt, daß beide Teile unverzichtbar sind, zusammengehören in ihrer unbestreitbaren Andersheit.
3. Eines fällt direkt auf, da der Autor Brevard S. Childs schon von Beginn an die Meinungen zahlreicher Exegeten und Theologen kommentiert: es gibt eine Unmenge von Theologenmeinungen, und die Tatsache, daß ein Theologe in seinem Spezialfach etwas sagt, macht es noch lange nicht zur “wissenschaftlichen Wahrheit”. Neuzeitlich sind wir sehr durch den naturwissenschaftlichen Umgang mit dem Begriff der Wissenschaft selbst geprägt, und die da herrschende strikte Kontrolle durch Fachkollegen (peer review) gibt es zwar auch in der Theologie, doch als Geisteswissenschaft hat sie natürlich ein ganz anderes Maß an möglichen Meinungen und Theorien, da es nicht um Nachprüfbarkeit per Experiment geht, sondern um Interpretation. Früher oder später landet man bei so einem manches Mal Meinungs-Touhouwabouhou doch bei einem benötigten Lehramt, zumal es immer um die Wahrheitsfrage in der christlichen Theologie gehen muß (will sie was wert sein) und der ewige Disput nirgendwohin führt, wo Klarheit nötig wäre. Übrigens kritisiert Childs hier die historisch-kritische Methode, da sie von der Methode her die Wahrheitsfrage ausklammern muß und viele Vertreter dieser Methode das aber nicht täten.
4. Das Neue Testament ist das Resultat der schriftlichen Niederlegung der Erfahrung der ersten Christen mit dem Auferstandenen - eine Leugnung der Auferstehung mithilfe der Evangelien ist somit vollkommen hirnrissig. Man kann gleichermaßen die Bundesrepublik Deutschland nicht sinnvollerweise mithilfe des Grundgesetzes leugnen, welches es ohne sie nicht gäbe.
5. Kommt es zum Thema Rechtfertigung, so ist Childs durch und durch Anhänger der Reformation, wie er auch grundsätzlich kaum katholische Exegeten zu Wort kommen läßt. Aber das mindert den Gewinn der Lektüre keineswegs.
Und 6. und für mich am bedeutendsten: ich lese die Bibel nicht so wie Exegeten es anscheinend tun. Ich kann und will sie nicht so lesen. Für mich steht die Geistliche Lesung über der eher nüchternen Art der aktuellen Theologie. Ich bin aber froh, dies auch vertrauensvoll dem wissenschaftlichen Austausch in der Kirche zu überlassen, mit allen in 3. genannten Voraussetzungen. “Bei uns” muß ja nicht jeder alles machen, sondern als Glieder des einen Leibes hat jedeR den je eigenen Job zu tun.


Alt und neu

Veröffentlicht am Monday, 21. May 2007, 20:12

Am Sonntag habe ich das erste Mal an einer “Göttlichen Liturgie” teilgenommen, die in einer Kapelle in Düsseldorf (siehe Bild) auf Deutsch gefeiert wird. Es war anstrengend (2 h nur Stehen), aber auch mehr als interessant: mir fiel auf, daß auch in dieser kleinen Kapelle aufgrund des Bilderreichtums die prachtvollen Gewänder der Kleriker verschwinden und wirklich die Menschen in diesen Gewändern nahezu verschwinden lassen - was ja auch der ursprüngliche Sinn des Gewandes ist. Bei modernen westlichen Kirchen sorgt die Kargheit mancherorts dafür, daß das Gewand den Träger eher hervorstechen läßt.
Dann natürlich die unglaublich lange Feier des Wortgottesdienstes mit Vorbereitung etc. (ich kenne mich da selber noch nicht so aus). Ein Kommen-und-Gehen der Gläubigen kam dazu, selbst der Chor war erst zur Eucharistiefeier komplett, und während der sehr guten Predigt (über die Teilhabe des Menschen an der Dreifaltigkeit durch die Liturgie und Eucharistie, wo hört man das schon!) ging auch schon mal der eine oder andere durch die Kapelle und drückte kleiner werdende Kerzen aus.

Alles in allem fremd, aber mit vielen bekannten Elementen, die Grundzüge sind ja gleich mit der lateinischen Liturgie, zum Teil (Credo, Sanctus, Teile des Hochgebetes) auch einzelne Passagen.

Wird nicht das einzige Mal gewesen sein.

Und ich muß sagen, daß es mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, mich als zweitklassig zu fühlen, weil ich natürlich nicht zur Kommunion ging (was die meisten mir bekannten Orthodoxen auch nur nach vorheriger Beichte tun). Anderweitige Ansichten befremden mich daher ein wenig.

(Um nur mal das Dickicht der orthodoxen Aufteilungen aufzuzeigen: diese Gemeinde in Düsseldorf ist deutschsprachig und gehört zum Erzbistum der orthodoxen russischen Gemeinden in Westeuropa, welches wiederum dem Ökumenischen Patriarchat Konstantinopel untersteht. Alles klar?)


Einfach schön

Veröffentlicht am Thursday, 17. May 2007, 18:12

Christi Himmelfahrt.

Gut, ich gebe zu, es freut mich schon. Was? Das da. Insbesondere die anscheinend “kleine geheime Allianz” unter Katholiken fand ich hier recht niedlich. Das nächste Mal bitte mit Quellenangabe für Interessenten, Petra! :-)


Bemerkt

Veröffentlicht am Monday, 14. May 2007, 17:16

Ich bin ein Verfechter der Befreiungstheologie. Allerdings nicht jeder Art von Befreiungstheologie, sondern eher bis nur der, die in Büchern wie diesem präsentiert werden. Politische Agitation, die sich vor parteipolitische Interessen karren lassen, entsprechen allem, aber nicht dem, was Theo-logie bedeutet.

Neulich fiel mir eines auf: es gibt meines Wissens nach keinen Befreiungstheologen, der selbst arm aufgewachsen ist, sogar kaum jemanden, der wirklich arm lebt (Leonardo Boff als erfolgreicher Schriftsteller in einem wohlhabenden Stadtteil Rio de Janeiros, Frei Betto als abgesicherter Dominikaner und Jon Sobrino als ebenso abgesicherter Jesuit sicher nicht).

Kommen mir deswegen manche Thesen vor, wie wenn Großbürger wie Friedrich Engels über Arbeiter sprechen?

Wenn Franziskus, der ungesichert und arm lebte, über Armut spricht (was was ganz anderes als Elend ist, poverty ist nicht misery, und die Befreiungstheologie prangert letzteres an), dann spricht er aus eigener Erfahrung.
Welcher Befreiungstheologe tut das?


Verführung

Veröffentlicht am Monday, 14. May 2007, 16:55

Es kommt immer wieder mal vor, daß ich Zeugen Jehovas als Patienten habe, im Moment auch mal wieder. Im Moment ist leider wenig Zeit für ein ausführliches Gespräch mit den Leuten außerhalb der täglichen Visite, aber grundsätzlich mach ich so etwas gerne, insbesondere natürlich über Theologisches.

Spätestens beim zweiten Gespräch drücken mir die ZJ dann eine Broschüre ins Heft, meistens auch dasselbe, da ich immer sofort den Kernirrtum ihrerseits, die Ablehnung der Dreifaltigkeit, anspreche.

Es ist für mich aber prinzipiell schwierig, da das zu vertreten, von dessen Richtigkeit ich absolut überzeugt bin. Dabei ist es nicht die Frage des Wie, sondern die des Ob.

Es findet in meiner Rolle als Arzt insbesondere bei den älteren Patienten, wie in meinem Fach Innere Medizin üblich, ja eindeutig kein Gespräch auf Augenhöhe statt, sondern die Patienten sehen mich als Autorität. Nun könnte man ja sagen, daß ich dies sogar im Sinne der Wahrheit gebrauchen sollte, allerdings habe ich da Bauchschmerzen, da dies eben keine theologische, sondern medizinische Autorität ist, die lediglich gefühlsmäßig ausgeweitet wird.

Hier liegt eine große Verführung zur Macht, zumal die ZJ, die ich im Krankenhaus erlebe, nur selten etwas von Kirchengeschichte wissen oder die Zeugnisse der frühen Christen außerhalb der Kirche kennen - es war schon was Neues heute von mir zu hören, daß der Kanon der Schrift von der Kirche festgelegt wurde, was ich nur anreißen konnte.
Nein, der Zweck heiligt nicht die Mittel, der Verführung muß ich widerstehen können, so einfach und “gut” doch das Gegenteil erscheint.


Seine Seite?

Veröffentlicht am Sunday, 13. May 2007, 09:11

Dies Domini.

Wer auf der A46 vom Kreuz Hilden kommend Richtung Düsseldorf fährt, findet auf der linken Seite zur Zeit ein großes Poster mit der dreimaligen Aufschrift “Ich liebe dich”, das ganze “unterschrieben” von Gott. Und verwiesen wird auf die Seite gott.net, wo dieses Poster auch im Moment zu sehen ist.

Ist ja nicht gerade günstig, so ein Poster an de Autobahn. Auf jeden Fall scheint diese wohl ökumenische Initiative (lt. Impressum) über einigen finanziellen Hintergrund zu verfügen.


Ungeschminkt

Veröffentlicht am Saturday, 12. May 2007, 09:27

Ich weiß von einigen Menschen, die diesen Blog ab und an lesen, und die eigentlich nicht unbedingt jetzt mehr das kulturell “Normale” mit dem christlichen Glauben und dem Christentum am Hut haben, den meisten von ihnen habe ich das mal en passant erwähnt, manchen am Abeitsplatz, manchen anderswo.
Tja, und neulich sagte mit jemand recht ungeschinkt, daß mein Verhalten in seiner manchmal auftretenden Launenhaftigkeit nicht unbedingt dem entspräche, was ich hier zu repräsentieren vorgebe.

Ich gebe zwar nicht vor bzw. hoffe den Eindruck nicht zu erwecken - ganz im Gegenteil - daß mich für einen exzeptionellen Christen halte, aber diese verbale Dusche ist doch extrem wichtig, sie relativiert vieles von dem hier Verzapften.

Wenn unser Leben wirklich das einzige von den Menschen noch wahrgenommene Evangelium ist, dann gibt es einiges zu tun und vor allem einiges zu ändern… (und dafür bitte ich um Euer Gebet…)