Archiv für April, 2010



Regel Kapitel 2.1

Veröffentlicht am Monday, 26. April 2010, 03:37

Vorherige Teile:
1.1, 1.2

4. Regel und Leben der Brüder und Schwestern in der Franziskanischen Gemeinschaft ist dieses: Das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu beobachten nach dem Beispiel des hl. Franziskus von Assisi, der Christus zur geistlichen Mitte seines Lebens vor Gott und den Menschen machte.
Christus, das Geschenk der Liebe des Vaters, ist der Weg zu ihm. Er ist die Wahrheit, in die uns der Heilige Geist einführt. Er ist das Leben, und er ist gekommen, uns in seiner Fülle daran teilnehmen zu lassen.
Die Brüder und Schwestern der Franziskanischen Gemeinschaft lesen immer wieder im Evangelium. Sie suchen auf den Anspruch der Frohen Botschaft in ihrem Leben Antwort zu geben und es an ihm auszurichten.

Was für alle Ordensgemeinschaften der Kirche gilt, aber schon immer in den franziskanischen Ordensregeln explizit drin stand, ist, daß das Evangelium selbst die höchste Ordensregel ist. Daran wird auch kaum ein Christ ernsthaft zweifeln. Die verschiedenen Ordenstraditionen betonen eben mehr den einen oder anderen Schwerpunkt der Nachfolge Jesu, doch Ziel ist immer die Nachfolge.
Daß Jesus hier noch einmal “die Wahrheit” genannt wird - und eben nicht nur Wahrheit ohne Artikel oder gar “eine Wahrheit”, entnommen dem Evangelium, stellt meines Erachtens angesichts der weltweiten Verbreitung des OFS mit Berührungspunkten mit zahlreichen anderen Religionen einen wichtigen Punkt dar. Es ist unaufgebbares Gut des christlichen Glaubens, daß Jesus die Wahrheit ist, daß die Wahrheit über Gott nicht in “wahren” Sätzen besteht, sondern in einer Person. Eine Person, die keine Bewunderer wollte (wie schon Kierkegaard feststellte), keine Erklärer, sondern Nachfolger.
Das Wie der Nachfolge ist dann wiederum in der höchsten Ordensregel, dem Evangelium, nachzulesen, auf den Spuren des Hl. Franziskus. Ein weltlicher Franziskaner ohne Liebe zur Hl. Schrift ist nicht. Es geht dabei nicht um theologisch akkurate Bibelarbeit, es geht nicht um das Für und Wider verschiedener Übersetzungen, auch wenn das natürlich sein darf. Aber schon die Bergpredigt allein bietet genug für ein Leben an Nachfolgeübungen, da reicht hier im deutschsprachigen Raum die offizielle Einheitsübersetzung vollkommen aus.
Dieser Versuch der Nachfolge bleibt immer Stückwerk, doch der Versuch ist es jeden Tag wert.


Er ist dann mal weg

Veröffentlicht am Friday, 23. April 2010, 10:24

Oder hat zumindest seinen Rücktritt eingereicht, der Augsburger Bischof Walter Mixa.

Und jetzt?

Was hatte das mit den Verbrechen der pädophilen Kindesmißhandlung zu tun? Wurde da jetzt jemand zur Rechenschaft gezogen, der einfach einen pädophilen Priester bloß versetzt hat (der jetzige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, war ja mal Personalchef des gleichen Erzbistums, da kann man doch vielleicht was finden …)?

Ich glaube nicht, daß es den Entscheidern in den Medien um die Sache geht, es geht nicht um die Opfer, es geht auch gar nicht einmal um Kindesmißhandlung.
Ich vermute, daß es darum geht, die Stimmen klein zu machen, die sich gegen den Mainstream wenden. Hätte mein Ortsbischof Joachim von Köln etwas auf dem Kerbholz so wie Mixa - die Presse wäre freudig drauf angesprungen, Erzbischof Robert in Freiburg dagegen ist zu nett, um in dessen Vergangenheit zu wühlen …

Nun ist es ja so, wie ein anderer rheinischer Katholik schrieb, daß bis hoch zum Papst entweder eine Gleichgültigkeit oder eine ausgeprochene Naivität in Kirchenkreisen darüber herrscht, wie die Medienwelt funktioniert und wie die säkulare Welt den Koloß Kirche sieht. Es scheint so zu sein, daß die Einladungen, Ehrendoktortitel, Laudationes, Respektbezeugungen etc. bei den Bischöfen tatsächlich den Eindruck hinterlassen, die säkulare Welt würde die Kirche wenn nicht verstehen, so doch zumindest mögen.

Beides ist nicht wirklich der Fall (und wird durch die Kirchensteuer übrigens nicht wahrscheinlicher).

Meistens ist man skurril bis sehr schräg, wird als Dienstanbieter gerne genutzt, geht mit dem Anspruch an den Menschen an sich den meisten am Allerwertesten vorbei (inklusive den - subjektive Empirie - meisten hauptamtlichen Mitabeitern). Man nutzt die Kirche gerne als Lebenswendengestalter, als Folkloreanbieter, als Gefühlsbeduseler.

Sorry, lieber Klerus: mehr ist da nicht. Es sei denn, Eure Lebenswelt ist nicht wie meine zu >90% von Säkularem geprägt, dann kann man schon mal was anderes meinen.

Was soll man also daraus lernen, aus dieser Geschichte, die sich jetzt sicher verlaufen wird, weil ja der Dramaturgie Rechnung getragen wurde?

Es wäre schon mal ein Erfolg, wenn nicht jeder Kirchenvertreter (auch ein Bischof ist nicht mehr Kirche als ich) in jedes subnasale Mikrofon seine unreflektierte Äußerung kundtun würde. Es wäre ein Erfolg, wenn gleiches von undemokratisch gewählten Laienvertretern ebenfalls nicht getan werden würde. Es wäre ein Erfolg, wenn die Kirchenleitung sehen würde, die Kirche hierzulande keinerlei Bonus warum auch immer hat - den auch nicht haben sollte übrigens.

Und, da es ja eigentlich um was ganz anderes geht: es wäre ein Erfolg, wenn es der Kirchenleitung mehr um die Wahrheit als um Ansehen und Ehre ginge.


Irgendwie in manchem gleich

Veröffentlicht am Friday, 16. April 2010, 17:48

Da sich unsereins ja jetzt schon seit Wochen ansehen muß, wie die Abgründe eines Teiles der Geistlichkeit (nicht der Kirche!) der letzten Jahrzehnte ans Licht kommen, fällt mir angesichts der Reaktionen von Kirchengegnern aber leider auch von Kirchenvertretern zunehmend nur eines ein:

Frei nach K. Valentin:

Es ist bereits jeder Blödsinn gesagt worden, nur noch nicht von jedem.

(Und noch nicht jedem wurde ein Mikro unter die Nase gehalten.)


Unser kleines Wunder

Veröffentlicht am Wednesday, 14. April 2010, 12:45

Der Hauptgrund, warum ich in den letzten Tagen nichts schrieb, wog bei der Geburt 3470 Gramm, war 54 cm lang, und ist das größte Glück in unserem bisherigen Leben (und sie soll mir als Papa wohl ähnlich sehen).


Weg von der Nabelschau

Veröffentlicht am Tuesday, 06. April 2010, 10:57

Papst Benedikt schrieb in dem Brief an die Katholische Kirche in Irland, daß es vor allem die Angst um einen Ansehensverlust der Kirche war, der dafür sorgte, daß Mißbrauch jeglicher Art unter den Teppich gekehrt wurde. Erzbischof Zollitsch als Vorsitzender der hiesigen Bischofskonferenz sagte, dieser Brief sei auch eins zu eins auf die dt. Situation übertragbar, auch hier sei es um Sicherung des Standes, Sicherung der Interessen, Sicherung des Ansehens gegangen (und darum, behaupte ich einmal, geht es oftmals heute noch). Vielleicht wäre es dann sinnvoll mal wieder hervorzukramen, was sich die Dt. Bischöfe vor rund 35 Jahren auch schon mal selbst zu sagen hatten, auf einer gemeinsamen Synode:

Der Weg in die Nachfolge führt immer auch in eine andere Gestalt der Armut und Freiheit: in die Armut und Freiheit der Liebe, in der Jesus am Ende selbst den Tod „überlistete“, da er nichts mehr besaß, was dieser ihm hätte rauben können. Er hatte alles gegeben, für alle. In solche Armut und Freiheit der Liebe, die sich zu allen gesandt weiß, ruft die Nachfolge.
Sie ruft uns dabei immer neu in ein solidarisches Verhältnis zu den Armen und Schwachen unserer Lebenswelt überhaupt. Eine kirchliche Gemeinschaft in der Nachfolge Jesu hat es hinzunehmen, wenn sie von den „Klugen und Mächtigen“ (1 Kor 1, 19-31) verachtet wird. Aber sie kann es sich - um dieser Nachfolge willen - nicht leisten, von den „Armen und Kleinen“ verachtet zu werden, von denen, die „keinen Menschen haben“ (vgl. Joh 5,7). Sie nämlich sind die Privilegierten bei Jesus, sie müssen auch die Privilegierten in seiner Kirche sein. Sie vor allem müssen sich von uns vertreten wissen. Deshalb sind in unserer Kirche gerade alle jene Initiativen zur Nachfolge von größter Bedeutung, die der Gefahr begegnen, daß wir in unserem sozialen Gefälle eine verbürgerlichte Religion werden, der das reale Leid der Armut und Not, des gesellschaftlichen Scheiterns und der sozialen Ächtung viel zu fremd geworden ist, ja, die diesem Leid selbst nur mit der Brille und den Maßstäben einer Wohlstandsgesellschaft begegnet. Wir werden schließlich unsere intellektuellen Bezweifler eher überstehen als die sprachlosen Zweifel der Armen und Kleinen und ihre Erinnerungen an das Versagen der Kirche. Und wie sollten wir schließlich mit dem Ansehen einer reichen Kirche überhaupt glaubwürdig und wirksam jenen Widerstand vertreten können, den die Botschaft Jesu unserer Wohlstandsgesellschaft entgegensetzt?


Denn der Herr ist auferstanden!

Veröffentlicht am Tuesday, 06. April 2010, 08:51

(Das reale Leben führt auch mal zu verspäteten Osterwünschen)

Das Leben eines jeden Menschen hat einen Sinn - denn der Herr ist auferstanden.

Es endet nicht einfach mit dem Tod - denn der Herr ist auferstanden.

Es gibt aus dem Glauben heraus keinen Grund zutiefst zu verzweifeln - denn der Herr ist auferstanden.

Auch im Leiden kann Sinn gefunden werden - denn der Herr ist auferstanden.

Ungerechtigkeit kann erduldet werden - denn der Herr ist auferstanden.

Gewalt muß nicht keine Antwort auf Gewalt sein - denn der Herr ist auferstanden.

Liebe und Gewaltlosigkeit erringen immer den Sieg - denn der Herr ist auferstanden.

Frohe Ostern Euch allen!