Veröffentlicht am Monday, 22. November 2010, 10:26
Zu den Lebzeiten des Hl. Franz war das Martyrium im klassischen Sinn als Opferung des Lebens für den Glauben im katholischen Volk etwas, was viele ersehnten, womöglich auch Franziskus selbst.
Der Hl. Antonius von Padua (für die Portugiesen: von Lissabon) trat in den Orden der Minderbrüder über, nachdem er die Leichname der erste Franziskanermärtyrer, die aus Marokko kamen, gesehen hatte (er war zuvor Ordensbruder von Alipius).
Auch von der Hl. Clara von Assisi wird berichtet, daß sie das Martyrium dieser ersten Brüder bewunderte.
Daß diese Brüder zum Martyrium gelangten, indem sie im Streit mit den Muslimen vor Ort Muhammad beleidigten, erschien damals keinen wirklich zu stören. Was Franziskus dazu gesagt hat, läßt sich dagegen nur erahnen. Eine direkte Stellungnahme von ihm gibt es nicht dazu. Was es dagegen gibt, ist seine Anweisung, wie man sich bei Muslimen zu verhalten habe, eine Anweisung, die ich schon oft zitiert habe:
5 Die Brüder aber, die hinausziehen, können in zweifacher Weise unter ihnen geistlich wandeln.
6 Eine Art besteht darin, daß sie weder Zank noch Streit beginnen, sondern “um Gottes willen jeder menschlichen Kreatur” (1 Petr 2,13) untertan sind und bekennen, daß sie Christen sind.
7 Die andere Art ist die, daß sie, wenn sie sehen, daß es dem Herrn gefällt, das Wort Gottes verkünden: sie sollen glauben an den allmächtigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den Schöpfer aller Dinge, an den Sohn, den Erlöser und Retter, und sie sollen sich taufen lassen und Christen werden; denn “wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen” (vgl. Joh 3,4).
8 Dieses und anderes, was dem Herrn wohlgefällig ist, können sie ihnen und anderen sagen, denn der Herr sagt im Evangelium: “Jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist” (Mt 19,32).
9 Und: “Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner und des Vaters und der Engel Herrlichkeit kommen wird” (vgl. (Lk 9,26).
Da Franziskus also darauf Wert legte, daß Streit und Zank kein Merkmal der Minderbrüder sein soll, wird er das Vorgehen der Brüder wohl nicht nur mit Wohlwollen gesehen haben.
Heutzutage dagegen scheint die Atmosphäre immer noch oder wieder weit weg von Franziskus’ Einstellung zu sein, in einer Zeit, wo wir das eigene Land nicht verlassen müssen, um mit Muslimen auch über den Glauben zu reden (also nicht über sie, sondern mit ihnen).
Dazu komtm aber, daß das Martyrium als Nachfolge Jesu nicht mehr ersehnt wird, im gegenteil, man tut alles, um ihm zu entgehen, man bemüht sich also um Bannung der empfundenen Gefahr, während früher die Lebensgefahr geradezu gesucht wurde.
Im Sinne des Franz erscheint mir der Mittelweg. Die Gefahr nicht suchen, aber ihr auch nicht ausweichen und sie nicht zu verhindern suchen (außer durch eigenständiges Weggehen). Bekennen was und wer man ist - und vor allem untertan sein und lieben.
Dazu paßten auch die Worte des Herrn, die wir gestern am Patronatsfest unserer Pfarrkirche hörten (Das Hochfest Christköng wurde daher von unserem verdrängt). Es ist wohl kein Zufall, daß meine Pfarrkirche ausgerechnet der Patronin des Säkularen Franziskanerordens geweiht ist, der Hl. Elisabeth von Thürigen (und von der auch eine Knochen-Reliquie besonders verehrt wird).
Folgendes hörten wir:
27 Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen.
28 Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln.
29 Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd.
30 Gib jedem, der dich bittet; und wenn dir jemand etwas wegnimmt, verlang es nicht zurück.
31 Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen.
32 Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden.
33 Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder.
34 Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen.
35 Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
36 Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!
37 Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden.
38 Gebt, dann wird auch euch gegeben werden. In reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man euch beschenken; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.
Ich hoffe, daß ich immer mehr zu denen gehöre, die Ihm zuhören.