Archiv für November, 2014



Provokante These

Veröffentlicht am Sunday, 30. November 2014, 22:14

Erst einmal einen schönen Ersten Advent und eine heilige Spannung allen, die das Wiedekrommen Christi, unseres Herrn erbeten und erwarten!

Doch erlaubt sei mir eine These, inspiriert durch etwas, was ich gerade auf Facebook las:

In den (katholischen wie orthodoxen) Ostkirchen wird weniger innerkirchlich gestritten, weil niemand die vorgegebene Liturgie in Frage stellt. Oder anders formuliert: wer sich nicht daran hält, provoziert bewußt Streit!

Abwegig? Zutreffend?


Prüfstand

Veröffentlicht am Thursday, 20. November 2014, 16:36

Ich lese gerade zum zweiten Mal “Evangelii Gaudium”, das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, welches gleichzeitig seine Schwerpunkte für seine Amtszeit klarstellt.

Erst jetzt ist mir klar geworden, daß der Papst - so vermute ich - alles, und damit meine ich alles(!), was es in der Kirche an Traditionen gibt, vor dem Hintergrund prüfen möchte, ob sie der Evangelisierung der Welt, der Verkündigung Jesu Christi als Herr und Erlöser aller Menschen dienen oder diese Mission eher behindern. Natürlich gibt es menschliche Traditionen in der Kirche und solche, die aufgrund der Offenbarung entstanden sind. Daß es da zu unterscheiden gilt, sagt auch er.

Aber dieser Gesichtspunkt der absoluten Priorität der Mission erklärt vielleicht manche seiner Entscheidungen besser. Keine menschliche Tradition in der Kirche, sei sie auch noch so altehrwürdig und schön, ist es seiner Meinung nach Wert, daß ihretwegen manchen Menschen der Zugang zur Erfahrung der Liebe Gottes verwehrt bleibt.


Weihe des OFS an Maria

Veröffentlicht am Thursday, 20. November 2014, 07:07

Eine Weihe an die Jungfrau Maria ist etwas, was nicht nur für die allermeisten, wenn nicht gar alle, außerhalb der Kirche erklärungsbedürftig ist, sondern - so meine Vermutung - auch für die Mehrheit innerhalb.

Ich versuche mal die Kurzversion: Jesus ist der Herr, der Gottmensch Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Er ist aber auch durch sein Menschsein - was aber interessanterweise keiner der Apostel in den Briefen erwähnt - also durch Annahme der Natur des Menschen unser Bruder geworden.

Nicht selten hört man ja hierzulande die Gebetsschlußformel “durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.”

Wenn ich daran glaube, daß in Jesus Gott ein für allemal unser Bruder geworden ist, dann ist auch seine Mutter Maria ein für allemal unsere Mutter Maria.

Das ist hoffentlich nachvollziehbar.

Und eine Weihe an diese Maria ist nichts anderes als das an sie gerichtete Versprechen, sie sich noch mehr zum Vorbild zu nehmen, sie noch mehr zu lieben wie Jesus seine Mutter geliebt hat.

Daher ist es auch verständlich, daß die frühere Generalministerin des OFS (=wörtlich: oberste Dienerin), Encarnación del Pozo (seit wenigen Tagen nicht mehr im Amt, da die Amtszeit abgelaufen war), kürzlich in Assisi beim Internationalen Generalkapitels (=oberste Versammlung) den gesamten OFS an Maria geweiht hat. Wie Franziskus sollen wir der Jungfrau mit kindlicher Liebe anhängen, eben wie ein Kind seiner Mutter anhängt. Übrigens ein süßer Name, Encarnación del Pozo, “Fleischwerdung aus dem Brunnen”…

Folgendes ist der Weihetext:

Weihe des OFS an die Jungfrau Maria

Heilige Jungfrau Maria,
unter den Frauen in der Welt ist keine dir ähnlich geboren, Tochter und Magd des erhabensten, höchsten Königs, des himmlischen Vaters,
die du durch den Willen des Vaters und das Wirken des Heiligen Geistes Mutter unseres heiligsten Herrn Jesus Christus wurdest; Braut des Josef, Mutter und Königin der Kirche.

Du Jungfrau, zur Kirche geworden,
die du die franziskanische Familie schützst und verteidigst.
Als deine Kinder wollen wir dir unsere Verehrung ausdrücken und von dir lernen, deinem Sohn immer ähnlicher zu werden.
Hier, an diesem besonderen Ort, am Grab unseres seraphischen Vaters, des hl. Franziskus von Assisi, weihen wir dir alle Gemeinschaften des OFS, jedes einzelne Mitglied, unsere Geistlichen Assistenten und die franziskanische Jugend, die gegenwärtigen und die zukünftigen, alle unsere Familien, die Alten und Jungen und bitten dich, dass sie immer lebendigere und ausstrahlendere Zellen in Kirche und der Welt zu werden vermögen.

Mutter und Königin, sieh auf unsere Gemeinschaften. Handle in jeder und in allen Mitgliedern nach deinem Willen. Wache über die Gnade unserer Berufung in den OFS.

In deinen erbarmenden und reinen Händen mögen unsere Gemeinschaften Werkzeuge des Friedens und der Hoffnung in der Welt werden. Mögen unsere Familien und Gemeinschaften Zeugen einer brennenen Liebe warden und fähig, die Liebe zu deinem Sohn und zur Kirche in vielen suchenden und fragenden Menschen zu erneuern.

Selige Jungfrau Maria.
Wir selber weihen uns deinem mütterlichen Herzen mit dem Vertrauen, das unserem seraphischen Vater Franziskus zu eigen war. Denn du bist unsere Mutter, die uns behütet und verteidigt und uns die Gnade und Barmherzigkeit deines Sohnes erhält.
Amen.

Im Namen aller Brüder und Schwestern des OFS in der ganzen Welt in Anwesenheit von Msgr. Domenico Sorrentino, Bischof
von Assisi.

1. November 2014, Hochfest Allerheiligen.
Encarnación del Pozo, Generalministerin des OFS.


Keinen Kredit nehmen!

Veröffentlicht am Wednesday, 19. November 2014, 14:15

Vor über einem Jahr hatte ich mal darauf hingewiesen, wie die Privatbanken 90% des zirkulierenden Geldes einfach erfinden (als Hintergrundartikel hatte ich hierhin verwiesen).

Jetzt konnte ich vor einiger Zeit ein Feature des Deutschlandfunks hören (hier als pdf zu lesen), welches, diese Thematik zur Grundlage nehmend, das ganze in ihrer anthropologischen Konsequenz noch einmal genauer beleuchtet.

Dieses Feature hat mich einerseits wütend gemacht: wütend auf die Banken, die ihren Einflussbereich immer weiter ausdehnen, wütend auf die Politik, die nicht gewillt ist, das einzuschränken, aber auch wütend auf uns Normalos, die sich diesem Mechanismus nicht widersetzen. Aber es machte mich auch nachdenklich: was kann der einzelne tun?

Noch einmal ganz kurz zusammenfassend: 90% des “existierenden Geldes” gibt es gar nicht in echt, also materiell, sondern nur als Zahlen auf dem Konto. Banken geben Kredite raus und erschaffen Geld aus dem Nichts - der Schuldner hat die Verpflichtung etwas “zurückzuzahlen”, obwohl es dieses zurück gar nicht gibt, da es vorher gar nicht da war. Der Schuldner muß Geld zurückzahlen, das es ohne den Kredit nicht gegeben hätte und mit ihm nur als Zahl gibt.

Ganze Staaten und Völker ächzen unter diesem Mechanismus.

Was kann der einzelne tun? Ich denke, nur eines: keinen Kredit aufnehmen. Natürlich bedeutet das ggf. Verzicht (z.B. auf ein Eigenheim). Und ich fordere das keineswegs von allen, weiß nicht einmal, ob ich selbst das nie tun werde - aber es erscheint mir der einzige Weg, dieses System der zunehmenden Macht der Reichen durch Geldschöpfung “ex nihilo” zumindest nicht zu fördern.

Wissen sollte man es allemal. Und das Feature hören, auch wenn es fast eine Stunde lang ist.

(Und sich, zumal heute ihr Festtag ist, die Hl. Elisabeth von Thüringen zum Vorbild nehmen)


Nicht ganz erklärlich

Veröffentlicht am Monday, 17. November 2014, 23:17

Seit zwei Tagen bin ich nun ein mehr oder weniger vollwertiges Mitglied im OFS, dem Ordo Franciscanus Saecularis. Wenn ich auch mein sogenanntes “Versprechen” (gleichzusetzen mit der Ordensprofess, Versprechen ist eben das dt. Wort) erst einmal auf Zeit abgelegt habe, so ist es schon für mich etwas anderes als vorher, wo ich gleichsam wie im Noviziat war.

Es war und ist für mich immer sehr schwierig zu erklären, warum ich so etwas tue. An meinem Lebensstand ändert sich nichts. Die Ordensregel kann man auch ohne Gemeinschaft leben, muss man sogar die meiste Zeit können (weil es eben keine Lebensgemeinschaft ist) oder eben, und das ist zumindest in meinem Fall das wahrscheinlichere, es immer wieder versuchen.

Verglichen mit einem “normalen” Orden, also mit dem was man so kennt mit Kutte & Co., mag die Regel und mögen die Konstitutionen nicht so anspruchsvoll sein - doch für einen berufstätigen Familienvater sind sie das durchaus (Konstitutionen sind veränderbare Konkretisierungen einer Regel, welche selbst je nach Verkündigung durch den Papst mehr oder weniger unveränderlich ist).

Aber warum in einer Gemeinschaft, dazu noch in diesem, wie ich es mal las, “bestgehütetsten Geheimnis der Katholischen Kirche” (denn ist kirchenrechtlich ein richtiger Orden, somit der größte der Welt und doch enorm unbekannt)?

Ein Kernelement, für mich das Element schlechthin (aber da haben viele andere Schwerpunkte) franziskanischer Denkweise ist die Geschwisterlichkeit mit allen Geschöpfen. Und genau deswegen gehörten schon für Franziskus selbst Glaubensgeschwister als Geschenk Gottes dazu. Er suchte sie nicht, sie kamen zu ihm. Franziskus hat es aber seit seiner Bekehrung verstanden, daß seine eigene Gottsuche sein Ziel im Angesicht des anderen findet - er fand Christus in einem Leprakranken, den er daraufhin umarmte. Nicht tief versunken im Gebet, so enorm wichtig das ist, um empfänglich zu sein für Gottes Anruf und Gegenwart - nicht in der Liturgie, so wichtig sie in ihrer Schönheit für die Verherrlichung Gottes für Franziskus immer war, besonders die wahre, unumstößlich reale Gegenwart Jesu in der Gestalt von Brot und Wein - nicht in der Theologie, die für Franziskus nur ein Mittel zum Zweck war und eindeutig hinter dem Gebet die zweite Stelle einnahm - nein, im anderen.

Und das geht eben nicht allein.

Dann habe ich noch eines festgestellt, für das ich zutiefst dankbar bin: es finden sich in meiner lokalen Gemeinschaft des OFS viele, die einiges anders sehen als ich, wenn es um kirchliche Reizthemen geht. Und während das Internet dazu verführt, sich nur um Gleichgesinnte zu scharen, ist so ein reale lokale Gemeinschaft eine besondere Schule des Christseins.

Und es ist auch eine Schule des Lernens, denn manche sind viele Jahrzehnte schon im OFS und haben mit Höhen und Tiefen durchgehalten, bei aller persönlichen Schwäche und Stärke. Das ist besonders in seiner ersten Unscheinbarkeit sehr beeindruckend.


Auf verlorenem Posten?

Veröffentlicht am Friday, 14. November 2014, 00:26

Hierzulande ist ja gerade die Debatte um die rechtliche Positionierung der Suizidbeihilfe im Gange und natürlich gibt es auch katholischerseits zu diesen Fragen dezidierte Positionen.

Doch wie so oft bei gesellschaftlichen Fragen, die im weiteren oder engeren Sinne moralische Themen der Ethik des Lebens berühren, erscheint die Kirche als eine Institution, die verbietet oder verbieten will, die “Nein” sagt. Zumindest ist es das, was ich zu oft zu hören glaube.

Ein “Nein” ruft immer mehr Widerstand hervor als ein “Ja”, auch wenn man mit diesem “Nein” etwas Positives ausdrücken möchte (hier: ein “Ja” zum Wert eines jeden menschlichen Lebens).

Wäre es nicht angebracht, wenn wir dauerhaft als Katholiken versuchen, das Positive unserer Botschaft auch als positiv darzustellen? Das ist übrigens auch meines Erachtens eines der Destillate aus “Evangelii Gaudium” von Papst Franziskus, das ich gerade mal wieder mit Gewinn lese.

Wer immer dagegen ist, wird häufig als Griesgram, als Garant für schlechte Laune dargestellt. Wer positive Meinungen verteidigt dagegen nie. Es macht eben einen Unterschied, ob ich sage “ich bin gegen Abtreibungen” oder “ich bin dafür, daß alle Kinder auch schon vor ihrer Geburt geschützt werden und leben dürfen”.

Mit einem “Nein” sind wir schnell auf verlorenem Posten. Mit einem “Ja” zu jedem Leben vielleicht auch - ehrlicherweise glaube ich das auch, weil kaum jemand so hoch vom Leben denkt wie die Kirche und weil das Evangelium für die Mehrheit hierzulande nicht mehr anziehend ist (oder es vielleicht auch für eine Mehrheit nie war).

Dazu fehlt meines Erachtens noch eines im “kirchlichen Marketing”: das Herausstellen des eigentlichen Grundes, warum die Lehre so ist wie sie ist. Die Kirche lehrt es ja nicht, weil’s irgendwo so steht, weil’s Rom sagt, weil’s immer so war etc., sondern weil sie überzeugt ist, daß es gut für alle Menschen ist.

Von manchen Bischöfen sehe ich schon einen Umschwung hin zu einer positiven Darstellung der Lehre in journalistischen Fragerunden und auf Pressekonferenzen, da wurde schon einiges gelernt. Ich denke jedoch jetzt hier besonders ans Netz, wo sich zahlreiche Katholiken auch die Kirche unterstützen wollend tummeln, wo diese Erkenntnis noch nicht so weit gediehen ist. Wir erreichen aber sicher mehr, wenn wir immer wieder sagen, daß die Frohe Botschaft natürlich positiv und gut für den Menschen ist.

Das führt nicht zwingend zu mehr Überzeugung, insbesondere nicht der Umstand, daß wir an so etwas wie eine “gemeinsame Natur des Menschen” glauben (siehe Bundestagsrede von Papst Benedikt), die ebenso wie alle anderen Naturen (der Pflanzen und Tiere bspw.) zu achten und zu unterstützen ist. Der zeitgenössische Mensch wähnt sich als Herrscher über seine Natur. Nachdem wir kollektiv gelernt haben, daß Herrschaft über die Natur generell zum Scheitern verurteilt ist, ist es derzeit noch ein weiter Weg, bis mehrheitlich klar ist, daß das auch für unsere eigene gilt.

Was wir aber durch diese Marketingstrategien erreichen, ist daß zumindest die Frohe Botschaft nicht mehr als spaßbremsend angesehen wird.