Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Zur Freiheit berufen?

Veröffentlicht am Saturday, 31. July 2004, 22:03

Gerade habe ich den Abschnitt aus Dostojewskijs “Brüdern Karamasoff” gelesen, der auch als “Der Großinquisitor” in die Geschichte der Weltliteratur einging. Dabei geht es in diesem Monolog, den der Genannte dem wiedererschienenen Christus im Sevilla der Inquisition gegenüber hält um die Frage, ob der Mensch überhaupt zur Freiheit berufen ist, ob er mit ihr umgehen kann, ob nicht Jesus den Menschen eigentlich einen Bärendienst erwiesen hat, in dem er eben nicht der Aufforderung des Satans folgte und Steine nicht zu Brot werden ließ.

Man stelle sich vor, im ewigen Zeitalter des Hungers: Steinen werden zu Brot. Würden Ihn dann nicht alle anbeten?

Bestimmt mehr als heute. Aber es geschähe nicht aus Freiheit. Doch wollen die Menschen überhaupt Freiheit? Sind sie nicht vielmehr damit überfordert, wollen sie möglichst schnell abgeben, in vertrauensvolle Hände, damit andere ihre Entscheidungen übernehmen?

Gerade jetzt denke ich an die Medizin, auch da gehört das Axiom vom “mündigen Patienten” zu einem politischen Irrglauben. Nicht nur nach meiner Erfahrung wollen die Menschen wichtige Entscheidungen nicht immer selbst treffen. Doch ist das gut so? Haben sie dann die Fülle des
Menschseins erkannt?

Der Großinquisitor spricht etwas sehr Wahres an: die Masse will eben nicht die absolute Freiheit, die Masse will aber Brot und Spiele. Das war damals so und ist heute nicht anders.

Welchen Preis ist die Freiheit wert?


Impressionen

Veröffentlicht am Wednesday, 28. July 2004, 22:34

Rund zehn Tage war ich in Passau, Salzburg und Prag unterwegs. Alles drei sehr schöne Städte, von klein bis Metropole. Passau und Salzburg haben auch schon ein eindeutig südliches Flair mit den kleinen Gässchen, verwinkelten Straßen und Plätzen mit Springbrunnen.
Im traumhaften Prag dagegen fragte ich mich vor allem eins:

¿Por qué hay tantos Españoles en Praga?

Wo man hinsieht, besonders rund um die Karlsbrücke, scharenweise SpanierInnen. Alle scheinen Prag als Hauptziel des Urlaubes gewählt zu haben, ansatzweise hatte ich das schon in Spanien selbst gemerkt (wenn sie im Ausland waren, dann fast sicher in Prag…), doch diesmal im heißen sonnigen Prag selbst, echt krass.
Die spanische Messe findet natürlich in der Kirche statt, die ein kleine Jesuskindlein-Figur als “Hauptattraktion” beherbergt. Diese wurde auch ursprünglich aus Spanien im 16. Jh. nach Prag gebracht und zeigt ein typisches Bild spanischer Frömmigkeit (nicht wirklich so mein Ding, aber solange es katholisch ist…):


Wieder da

Veröffentlicht am Monday, 26. July 2004, 19:10

So, bis auf weiteres werde ich jetzt erst einmal zuhause sein…

Habe eine längere Tour über Passau, Salzburg und Prag gemacht, zumeist bei herrlichem Wetter. Die katholische Welt macht ja auch mal wieder von sich reden, bestätigt einige Klischees. Vielleicht werde ich dazu und zu persönlichen Erfahrungen ab und an meinen Senf geben. Echt Düsseldorfer natürlich (auch in Remagen), also vielleicht etwas scharf.


Angemeldet

Veröffentlicht am Monday, 12. July 2004, 23:31

So, ich bin umgezogen (mehr oder weniger) und verfüge nun auch wieder über einen Netzzugang, wenn auch vorerst analog. Allerdings bin ich bald wieder ein paar Tage weg - ein unsteter Geist halt…


Ausnahme

Veröffentlicht am Thursday, 01. July 2004, 23:38

Mit solchen Aussagen, liebe Frau Ferrara, macht man sich bei den meisten westl. Katholiken aber keine Freunde:

Zum ersten Mal versuche ich zu hören, was die Kirche darüber zu sagen hat, wer ich bin, anstatt von der Kirche zu erwarten, sich dem anzupassen, was ich denke, dass sie sein soll. Im Allgemeinen reiben sich moderne Menschen an direkter Autorität, weil sie erwarten, dass das Außenleben einer Institution einen Dienst am psychologischen Innenleben von Individuen leisten soll. Wenn Frauen also Priester werden wollen und behaupten, Schmerz zu verspüren, weil sie nicht Priester sind, wird ganz automatisch gefolgert, dass sie Priester werden sollten.


Gelernt?

Veröffentlicht am Thursday, 01. July 2004, 15:26

Geschichte soll man kennen, damit man die gleichen Fehler nicht mehrmals macht. Angesichts der Diskussionen um Euthanasie und andere bioethische Fragestellungen ist es immer sinnvoll, sich die Akten der Nürnberger Ärzteprozesse mal anzusehen, daher habe ich sie unter “Medizinisches” neu verlinkt.

Bei den angeklagten Ärzten handelte es sich nämlich mitnichten um Sadisten oder offenkundige Bestien, sondern um Menschen, die aus tiefer Überzeugung und ausschließlich rationaler Begründung ihre Taten begingen, sie bis zum Schluss als vollkommen richtig erachteten.
Wohin die Ratio allein so führen kann.

Oder wie es Franz Grillparzer mal viel treffender ausdrückte:

Humanität ohne Divinität ergibt Bestialität.


Abmeldung angemeldet

Veröffentlicht am Thursday, 01. July 2004, 13:10

Ich weiß nicht mehr genau, ob morgen oder erst in drei Tagen, aber bald werde ich für einige Tage festnetzlos und daher auch internetlos sein. Das ganz liegt an meinem bevorstehenden Umzug, der mich hierhin führen wird.


Geschafft

Veröffentlicht am Tuesday, 29. June 2004, 23:30

So, heute ging in meiner Pfarre nun die Firmung über die Bühne. Hat alles gut geklappt, war auch sehr schön. Da der neue Bischof von Würzburg, Friedhelm Hofmann, ehemals Weihbischof in Köln und eigentlich für den Bezirk Nord (und damit u.a. diese Pfarre) zuständig, aufgrund seiner Ernennung, deren Amt er aber noch nicht angetreten hat, nicht konnte (was für ein Satz!), war spontan der Abt der Benediktinerabtei Siegburg, Abt Raphael Bahrs OSB eingesprungen.

Kleiner Exkurs: normalerweise firmt ja nur ein Bischof, ein Priester kann es zwar auch, aber nur mit Einzelfallgenehmigung durch den Bischof. Der Bischof ist also der sog. “ordentliche Spender” des Firmsakramentes.
Ein Abt dagegen ist dies auch, weil er nach seiner Abtsweihe den Rang eines Ordinarius und dadurch gewisse sakramentale und kirchenrechtliche Rechte erhält. Dennoch ist ein Abt im Normalfall kein Bischof -
er kann also keine Priester oder Diakone weihen.
Firmen kann er aber als ordentlicher Spender.

Abt Raphael ist übrigens begeisteter Motorradfahrer - um nur mal ein Klischee übers Ordensleben zu entlarven…

Nachtrag: habe mal wieder gemerkt, dass das Kirchenrecht so seine Blüten treibt - also: ein Abt ist eigentlich nur auf seinem eigenen Gebiet (sprich der Abtei) ordentlicher Spender, außerhalb braucht er eine Beauftragung (aber nicht für jede einzelne Firmung, nehme ich an). Ob selbiges für einen Bischof gilt, der außerhalb seiner Diözese firmt, weiß ich nicht - ist mir aber auch egal!


Nachwuchs

Veröffentlicht am Monday, 28. June 2004, 07:49

Ja, es ist mal wieder soweit. Das katholische blogland ist um eine Quelle reicher: Omnia ad majorem dei gloriam. Dem Autor gehört allein schon wegen seiner Musikvorliebe (u.a. Reggae und Dancehall) meine volle Sympathie. :-)


Dann doch lieber katholisch

Veröffentlicht am Saturday, 26. June 2004, 17:08

Menschen, die mit der Lehre der Kirche überhaupt nicht übereinstimmen und aus mir unerfindlichen Gründen trotzem in ihr verharren (physisch zumindest, sage ich jetzt mal so), gibt es ja jede Menge, ein Konglomerat derselben befand sich als Redner auf dem Katholikentag in Ulm.
Tja, und die Kirchenleitung ist trotzdem noch so nett und schmeißt sie nicht offiziell raus.

Wehe aber man hat ähnliche Probleme mit rein weltlichen Organisationen wie einer Partei. Und wenn’s eine ist, deren Mitglieder den Namen Sozialdemokraten führen, geht’s ganz flott. Das durften Thomas Händel und Klaus Ernst erfahren. Dass diese nun eine eigene Partei anstreben, ist ja nicht wirklich verwunderlich.

Besonders interessant sind zwei Punkte: es gibt laut den Mediendarstellungen einen Satz in der Parteisatzung, der wie folgt lautet:

Wer zur Gründung einer Konkurrenzorganisation aufruft, wird ausgeschlossen.

Na, da haben wir es doch, das altbekannte kirchliche “anathema sit”. Wenn jetzt auch nur noch ein SPDler darüber mault in der Kirche, sollte er sich mal schlau machen über seinen Verein.

Aber noch viel besser ist die Begründung für den Ausschluss:

Wer durch sein öffentliches Auftreten die Glaubwürdigkeit der SPD angreift und das Ansehen der SPD schädigt, der ist des Ausschlusses würdig.

Junge Junge, wenn man da statt “SPD” den Begriff “Katholische Kirche” einsetzte, sähe es arg aus mit der Mitgliederzahl. Bei uns ist es bloß Sünde, bei denen gleich Rausschmiss. Mich würde auch mal interessieren, was der Bundestagspräsident Dr. h.c. Wolfgang Thierse als SPDler dazu sagt, schließlich gehört er ja zu den handverlesenen Einzelpersönlichkeiten im Zentralkommitee der deutschen Katholiken (kommt man als MdB anscheinend leichter rein). Ob er sich das im Zuge der gewünschten Demokratisierung auch für die Kirche vorstellt?

Ach nee, da bleibe ich im Jahre des Herrn 2004 doch lieber in einer so altmodischen Kirche katholisch.


Informationszeitalter

Veröffentlicht am Thursday, 24. June 2004, 23:43

Vielleicht hat es ja schon jemand bemerkt: unter “Menschenrechte und Soziales” habe ich neuerdings auch das “Netzwerk-Afrika-Deutschland” verlinkt. Dieses lose Bündnis von in Afrika tätigen Ordensgemeinschaften bringt immer interessante Kurznews und auch längere Länderportraits aus den einzelnen Regionen dieses uns zumeist nur aus Krieg und Hunger bekannten Kontinentes.

Man muss sich ja nicht nur mit den gängigem Stoff von dpa, Reuters & Co. zufriedengeben.


Verständnisfrage

Veröffentlicht am Thursday, 24. June 2004, 20:43

Es gibt eine Sache, die zwar allenthalben behauptet wird, auch wieder jetzt u.a. auch bischöflicherseits auf’m Katholikentag, die ich aber, vielleicht aus purer Naivität, nicht so recht verstehe.

Die Rede ist von der “Krise der Kirche”.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich in einem recht unkirchlichen Milieu aufgewachsen bin und nachwievor lebe oder dass ich erst mit 21 zum Glauben kam, aber ich sehe das einfach nicht so. Seit wann hat Krise etwas mit Zahlen zu tun? Gut, es gibt weniger Gläubige, Priester und natürlich auch Kohle.
Aber ist das eine Krise der Kirche oder nicht eher eine des Restes (der Nicht-Kirche sozusagen)? Wenn die Menschen hierzulande glauben, ohne Evangelium auch oder gar besser leben zu können - bitte schön. Es wird sicherlich kälter werden, aber wenn’s so gewollt ist. Ja, wird man jetzt einwenden, viele verlassen ja die Kirche wegen ihrer doch so unjesuanischen Lehre. Dummes Zeug, denn dann könnten diese ja in andere Gemeinschaften eintreten, die eher diesem “Bild” entsprechen, derer gibt es viele. Wenn ich mir mal die mir bekannten vor Augen halte, die aus der Kirche ausgetreten sind, und davon kenne ich einige, so wirklich nur einer, weil er mit der Kirche und besonders mit ihrer Geschichte große Probleme hat. Dem Rest war es schlichtweg egal, sie glaubten einfach nicht an Jesus als Sohn Gottes. Habe gerade erst vorgestern in einer Kneipe gehört, wie man denn “so einen Scheiß” glauben könnte. So sieht’s eben aus.

Ich sehe die Krise der Kirche höchstens darin, dass das Wissen um den Glauben und der dann natürlich auch selbst bei den Christen selbst extrem schwächelt. Aber Zahlen als Maßstab für Krisen? Seltsames Verständnis vom Evangelium, finde ich.


Geist?

Veröffentlicht am Tuesday, 22. June 2004, 19:23

Der “Geist des Konzils” wird ja von den innerkirchl. Reformgruppen beschworen. Sie handelten im Geiste des Konzils, sagen sie. Für Nichtkenner: damit meinen sie das 2. Vatikanische Konzil, welches von 1962-65 (glaube ich, so pi mal Daumen) stattfand.

Ich sehe auch erst mal keinen besonderen Grund, diesen Menschen diese Auffassung abzusprechen. Aber ich würde das mit diesem “Geist” mal gerne ein wenig genauer beleuchten.
Da sind Menschen, die machen Erfahrungen. Und zwar hier konkret sind es Menschen in der kath. Kirche, deren Erfahrungen in zeitlichem Zusammenhang mit dem Ende des Konzils zusammentreffen. Wie auch immer diese Erfahrungen seien mögen, sie werden automatisch, da es kirchliche sind, mit diesem Konzil in Zusammenhang gebracht. Und das kann ja prinzipiell ja auch richtig sein. Aus diesen Erfahrungen haben sich auch nicht wenige heute Älteren der Kirche als Priester oder Ordensmensch zugewandt. Aus den Erfahrungen, die direkt auf das Konzil bezogen wurden.

So, nun hat so ein Konzil ja auch ein Ergebnis, nämlich die Konzilstexte (es ist Sinn und Zweck eines Konzils, lehramtliche Entscheide zu fällen). Betrachtet man nun diese Texte und vergleicht deren Inhalte mit dem, was die Vertreter des “Geistes des Konzils” sagen, so stellt man riesengroße Differenzen fest - bspw. Zölibat, Frauenpriestertum, Scheidung, Abtreibung, Lehramt, Liturgie, Mission etc.

Beides geht also nicht: entweder man beruft sich auf den “Geist des Konzils”, das kann ja auch durchaus ehrlich gemeint sein, weil es erfahrungsbasiert ist - dann muss man ablehnen, dass derselbe Geist, nämlich der Hl. Geist, auch in den Verlautbarungen des Konzils selbst zu finden ist und man muss geradezu die Konzilstexte ablehnen.
Oder aber man steht zu den Texten als Ergebnis des höchsten Lehramtes mit Beistand des Hl. Geistes, dann kann man nicht zustimmen, dass dieser “Geist des Konzils” wirklich der Geist Gottes ist.

Dass dieser “Geist des Konzils” ein ehrfahrungsbasierte Vorstellung ist (was sie keineswegs prinzipiell falsch macht, im Gegenteil!), zeigt sich auch an einem ganz einfachen Umstand: diese Aktivisten vergreisen und sterben aus. Es kommt niemand nach. Wer kennt “Konzilsgeist”-Aktivisten, die nach 1970 geboren sind? Sehr spärlich sind diese, unter der gläubigen Jugend eine verschwindende Minderheit. Wie kann es sie auch geben, wenn die Erfahrung nicht da ist.

Eine kleine Anekdote: Zu Christi Himmelfahrt war ich abends in einer Messe der hiesigen Dominikanerkirche. Der alte zelebrierende Ordenspriester predigte bzw. besser dozierte über Karl Rahner und über die Geschehnisse des Konzils - der gute Freund, der mit mir gekommen war, kannte diesen Kerl namens Rahner gar nicht. Muss man ja auch nicht. Aber dass es so etwas gibt, und dass man auch ohne den gut glauben kann, erscheint wohl manch einem Konzilsvergeistigtem zu fremd. Nabelschau, wie schon so oft bemängelt.


Dank

Veröffentlicht am Monday, 21. June 2004, 19:29

So, ich möchte mich bei allen bedanken, die für mich gebetet und/oder die Daumen gedrückt haben. Die Prüfung ist super gelaufen. Der Rest, dass ich jetzt kein Student mehr bin und so, das muss sich erst einmal setzen. Aber der blog ist hiermit wieder eröffnet.


Priorität

Veröffentlicht am Monday, 14. June 2004, 17:44

Da in Kürze mein letztes Examen ansteht, lege ich mal bis dahin eine blog-Pause ein. Es sei denn, etwas erscheint mir unbedingt erwähnenswert.


Erfahrung

Veröffentlicht am Saturday, 12. June 2004, 23:27

Heute hatte ich das Glück, einer Diakonenweihe beizuwohnen, ein mir bekannter Franziskaner wurde geweiht.
Der Weihbischof Manfred Melzer aus Köln (dort in einer neuen Pfarrkirche fand auch die Weihe statt) sprach in seiner sehr persönlich gehaltenen Predigt von der Liebesgeschichte, die Gott mit einem jeden von uns sucht und will, in welcher Lebenslage, -form und -situation auch immer.
Vielleicht war es, weil Bischöfe sich in die Situation eines Weihekandidaten am besten reinversetzen können, die besten Bischofspredigten habe ich bisher bei Weihen gehört.
Tja, Liebesgeschichte. Klingt sehr pathetisch, ist aber zutiefst wahr.

Ein anderer angesprochener Aspekt ist der, dass man als Mensch und somit als immer sündiges Wesen dem Anspruch einer Weihe, im Grunde genommen dem Anspruch eines getauften Christen, nie gerecht werden kann. Die Weiheliturgie drückt das sehr schön aus: der Bischof fragt den Provinzoberen: “Ist er würdig?” Was soll man dabei denken? Klar, sicher bin ich würdig?

Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach; aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.

Es geht nur, wenn Er selbst spricht. Nur dann kann ich, vielleicht nicht zu sehr durch mein sündiges Ich geschwächt, für andere ein einladendes Christenleben führen. Nur dann kann ein Christ, ob Laie, Diakon, Priester, Bischof oder Papst, Mutter oder Vater, Nonne oder Mönch ansatzweise Christus durchscheinen lassen.

Nach der Weihe wird dem Diakon vom Bischof ein Evangeliar übergeben, mit der Aufforderung, das im Glauben anzunehmen, was man liest, das zu verkünden, was man glaubt und das zu leben, was man verkündet.

Einem Bischof wird bei der Weihe sogar das Evangelium aufgelegt, als das, woran man immer Maß zu nehmen hat und woran man immer wieder zu Recht gemessen wird. Was für ein Anspruch!

Täglich scheitern wir alle daran, im kleinen oder großen.

Es geht nur, wenn Er selbst spricht. Es geht nur mit Gnade.


Folklore

Veröffentlicht am Saturday, 12. June 2004, 14:57

Der Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, hat kurz nach Amtseinführung gesagt, er sehe weder die Kirche noch sein Amt als folkloristisches Überbleibsel. Das wird offensichtlich nicht nur bei Katholens, sondern auch woanders nicht so gerne gesehen. Bischöfe haben sich rauszuhalten.
In Dänemark wurde ein lutherischer Pastor entlassen, weil er nicht an Gott glaubt (und an den Rest natürlich auch nicht).

Und was sagt allen Ernstes die Gemeinde? Genau, die findet das ganz schlimm - die Entlassung, nicht den Unglauben, war ja klar. Gleiches fand schon vor einem Jahr statt, da gab es richtig Proteste.
Sorry, da fällt mir noch nicht einmal mehr ein blöder Kommentar zu ein…


The Voice

Veröffentlicht am Friday, 11. June 2004, 18:51

Wir werden ihn vermissen.


Hinweis

Veröffentlicht am Wednesday, 09. June 2004, 22:07

Ein kleiner statistischer Hinweis: vielleicht ist ja manchem schon die Diskrepanz zwischen gemeldeten Abtreibungsfällen (jährlich >130.000, das entspricht einer Abtreibung alle vier Minuten, rund um die Uhr) und geschätzten Fällen (mindestens 200.000).
Der Grund, der bis vor wenigen Jahren auch noch vom Bundesamt selber öffentlich bekannt gemacht wurde (das darf es auf Anordnung der rot-grünen Regierung nicht mehr), ist dieser: das Bundesamt weiß nicht genau, welche und wie viele Ärzte überhaupt Abtreibungen durchführen. Da die Krankenkassen nicht direkt mit den Ärzten, sondern mit den Kassenärztlichen Vereinigungen abrechnen, und diese dann das Geld nach den berühmten Punkten auf die niedergelassenen Ärzte verteilen, wissen die Krankenkassen auch nicht, wer wieviele Abtreibungen durchführt. Anhand der Bezahlung kann man dann auf die gemeldeten Abtreibungen rückschließen.
Wenn allerdings jemand schnell privat bezahlt, vielleicht sogar cash und ohne Rechnung, oder diese Rechnung nicht bei seiner (dann privaten) Kasse einreicht, wird dieser Fall nie gemeldet.

Nur soweit zur Aufklärung.


Eindeutig

Veröffentlicht am Tuesday, 08. June 2004, 18:44

Es bahnt sich in der Kirche in Deutschland ein Konflikt zwischen den jungen Bischöfen an, die die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils kennen und den zumeist älteren Diözesanpriestern, die es vorziehen, sich auf einen Geist zu berufen, der natürlich nicht in den Texten zu finden sei (obwohl Konzilsergebnisse immer Texte - ergo Beschlüsse, Bestätigungen oder Verurteilungen - sind, das ist der Sinn eines Konzils).

Ein weiteres Beispiel ist der Streit zwischen dem Regensburger Bischof Gerhard L. Müller und zweien seiner Priester, die, gelinde gesagt, nicht unbedingt das katholische Kirchenverständnis haben, welches, man lese Ignatius von Antiochien aus dem Jahr 110, das der ersten Christengeneration ist.

Gerade bei Jochen Scherzer habe ich den Hinweis auf einen Artikel der taz gefunden, in dem einer der beiden Priester, Pfarrer Schlagenhaufer, sagt, sein Kirchenverständnis sei geschwisterlich und nicht hierarchisch. Nun, das katholische ist beides. Denn wer im Text des letzten Konzils schaut, wird in der Konstitution “Lumen gentium” über die Kirche das dritte Kapitel mit der Überschrift

Die hierarchische Verfassung der Kirche, insbesondere das Bischofsamt

finden. In Nr. 43 im Kapitel über die Ordensleute wird noch einmal von der

göttlichen, hierarchischen Verfassung der Kirche

gesprochen. Es geht nicht darum, ob man das jetzt gut und richtig findet oder nicht. Aber so ist die Sachlage nun einmal. Wer sich damit nicht identifizieren will, der sollte doch Konsequenzen ziehen. Wer sich dagegen noch nicht identifizieren kann, der sollte Geduld aufbringen und die Kirche besser kennenlernen. Lohnt sich sowieso immer. Kostet aber evtl. ein paar Vorurteile.


Vermittlung

Veröffentlicht am Tuesday, 08. June 2004, 08:08

Bei Licht betrachtet, ist der Unterschied gar nicht so groß. Prinzipiell zumindest. Im Einzelfall dann aber sehr.
Die liberale Gesellschaft ist fast immer für das Leben. So ist sie gegen die Todesstrafe und Krieg. Das findet aber da eine Grenze, wo man selbst betroffen sein könnte und diese Entscheidung für das Leben etwas in Lebensplanung etc. kosten würde: bei der Schwangerschaft und gegen Ende des Lebens, wenn der oder die Alte ernsthaft zur Last fallen könnte (es kommen ja schon alte Holländer nach Deutschland, weil sie zuhause ihrs Lebens nicht mehr ganz sicher sein können). Dieses Lastgefühl wird ihnen auch über Jahrzehnte suggeriert, alles gut durchdacht. Ist nur noch ein Frage von Jahren, wann die Euthanasie auch bei uns legal wird.
Die Kirche dagegen ist immer für das Leben. Die Todesstrafe ist, wenn auch prinzipiell möglich (laut Kirche, ich sehe das anders), auf diesem Planeten nicht im geringsten zu rechtfertigen, der “gerechte Krieg” ebensowenig. (Viele “pro-lifer” in den USA sind übrigens für Irak&Co. und die Todesstrafe, tragen also diese Schilder nicht wirklich zu Recht.)

Jetzt kann mir ja mal jemand erklären, was an der Überzeugung der Kirche schlimm ist. “Igitt, Du bist immer für das Leben, wie intolerant!”


Wo?

Veröffentlicht am Monday, 07. June 2004, 23:59

Gerade zwischen den Weltkriegen schien es eine Blütezeit katholischer Schriftsteller zu geben, besonders auch während des Naziregimes. Ohne dass ich selber von allen etwas gelesen habe, kann ich wohl dennoch Theodor Haecker (zu dessen Ehren es auch einen Preis gibt), Reinhold Schneider (dem sich wiederum eine Gesellschaft widmet) und Werner Bergengruen nennen.

Wo sind die zeitgenössischen? Wo sind überhaupt heute kath. Intellektuelle in diesem Land? Mir fällt noch nicht einmal eine Handvoll ein.


Geistreich

Veröffentlicht am Monday, 07. June 2004, 01:18

Vor ein paar Tagen feierten die Christen ja Pfingsten - die Sache mit dem Hl. Geist und so.

Nun ist ja der Hl. Geist ein wenig das Stiefkind der Theologie und auch mit derjenige, der am wenigsten verstanden wird.
Vor dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Uppsala im Jahr 1968 sprach der orthodoxe Metropolit Ignatios von Lattaquié ein paar Worte, die einem recht deutlich zeigen, ob man selbst an das Wirken des Geistes glaubt und ob man diesen auch wirken lässt:

Ohne den Geist,
ist Gott weit entfernt,
bleibt Christus in der Vergangenheit,
ist das Evangelium toter Buchstabe,
die Kirche ein einfache Organisation,
wäre die Autorität Herrschaft,
die Mission Propaganda,
der Kult Beschwörung,
und das christliche Handeln eine Sklavenmoral.

Doch mit der Gegenwart des Geistes,
wird der Kosmos erhoben und stöhnt in den Geburtswehen des Reiches Gottes,
ist der auferstandene Christus gegenwärtig,
ist das Evangelium eine lebendige Kraft,
bedeutet die Kirche trinitarische Gemeinschaft,
ist die Autorität Dienst der Befreiung,
ist die Mission ein Pfingsten,
ist die Liturgie Erinnerung und Vorwegnahme,
ist das Handeln des Menschen vergöttlicht.

Wie empfinden wir das Christentum von außen, von innen?


Popstar

Veröffentlicht am Sunday, 06. June 2004, 09:39

Dies Domini.

Vorgestern schrieb ich noch über den Papst als evtl. mehr als Idol für manche Jugendliche. Hier kann man einen interessanten Artikel aus Sicht von außen lesen, wie der jetzige Papst im allgemeinen wahrgenommen wird und wie hoch der Preis ist, den er für die Allianz mit den Medien zahlen muss.


Confiteor

Veröffentlicht am Saturday, 05. June 2004, 12:55

“Wieso soll ich etwas beichten, wieso mich schlecht fühlen, ich habe doch gar nichts getan!” Wer kennt so eine Aussage nicht?
Das säkulare deutsche Rechtswesen ist da ein wenig realistischer, es gibt ja auch den Bestand der unterlassenen Hilfeleistung.

Auf WDR5 läuft in der Sendung “Hallo Ü-Wagen” zur Zeit eine sehr interessante Debatte über das Thema “Wann foltern Menschen?”. Natürlich denkt man jetzt an den Irak, aber das Gespräch ging auch sehr schnell zu den Milgram-Experimenten und zu den Fall von angedrohter Folter gegen den Entführer und Mörder von Jakob Metzler.
Ein Teilnehmer der Diskussion sprach von der Situation, in der man, egal was man tut, schuldig wird. Handeln oder nicht, beides lädt einem Schuld auf. Foltert man denjenigen, der weiß, wo die Bombe im Fußballstadion während der WM 2006 ist, so wird man schuldig; tut man es nicht, so hat man Mit-Verantwortung an dem potentiellen Tod vieler Menschen. Ein anderes Beispiel ist das des berühmten Scheines bei der Schwangerenberatung. Was man tut, freisprechen kann einen niemand.
Es gibt manchmal keinen Ausweg aus der Schuld, auch im ganz persönlichen Bereich.

Und wo soll man dann hin, wenn man sich nichts mehr vormachen kann und will, wenn man weiß, dass sich die Schuld nicht weglügen lässt?

Ich bekenne…