Veröffentlicht am Thursday, 26. November 2015, 08:56
Wofür ist die Lehre der Katholischen Kirche da?
Um die Menschen zu ärgern mit ihrem blöden und hochstehenden Anspruch?
Dieser Eindruck konnte mal wieder entstehen, als diese Lehre einmal mehr im Rahmen der Bischofssynode durch den säkularen medialen Kakao gezogen wurde (da beziehe ich manch kirchlich finanziertes Medium mit ein), auch der eine oder andere habilitierte Theologe konnte sich dementsprechend vor tun.
Ist die Lehre nicht vielmehr vor allem dazu da, wie ich heute sinngemäß wieder in einem Podcast hörte, den Menschen die Beziehung mit Gott zu vereinfachen, ihnen zu helfen, ihr Leben zu meistern, ihnen ständig die Nähe Gottes in allen Lebenslagen zuzusprechen?
Nein!
Eindeutig nein, das “vor allem” ist vollkommen falsch! Natürlich soll die Lehre der Kirche auch(!) all das leisten, aber das tut sie eben - als Mutter, wie die Kirche viel zu selten gesehen wird - indem sie das tut, was alle guten Mütter tun: erziehen! Erziehung in Liebe! Aber Liebe ohne Erziehung ist ein Verbrechen an den eigenen Kindern!
Und wohin soll die Kirche erziehen, hat ja schließlich oft erwachsene Kinder?
Zur - wait for it - persönlichen Heiligkeit!
Ist zwar extrem unsexy geworden und out-of-mainstream, aber genau darum geht es (und das ist so was von Zweites Vaticanum!). Denn genau das hilft dann, das Leben zu meistern, die Beziehung zu Gott aufrechtzuerhalten und sich der Nähe Gottes in allen Lebenslagen sicher zu sein.
Ja, die Gesellschaften und Kulturen haben sich pluralisiert und gewandelt (was ich sehr gut finde und auch persönlich genieße, so viele Kulturen nahe um mich herum). Dadurch ist es vielleicht schwieriger geworden, den Ansprüchen der Kirche - die in moralischen Punkten denen der Urkirche gleichen bzw. tendenziell laxer sind - zu genügen, diesen Ansprüchen, die Jesus formuliert hat, niemand sonst.
Schwieriger ist aber nicht unmöglicher.
Und unter “Seid vollkommen, wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist” sollte die Kirche nie lehren - und gleichzeitig gnädig mit den Gescheiterten umgehen, aber ohne(!) zu verheimlichen, Fehler auch so zu bezeichnen. Nur genau da liegt der Hase im Pfeffer. Wer traut sich vom höheren Klerus noch zu sagen: das Verhalten XY ist falsch? Es wird rumlarviert, gesagt “die Kirche” lehre eben das und das”, “das können wir (noch) nicht so akzeptieren”, “so weit sind wir noch nicht” etc.
Das ist keine Fürsorge, das ist Anpassung.
Leider haben wir nur die beiden Kirchen hierzulande, in anderen Ländern ist das eigene Profil geschärfter, weil der religiöse “Markt” viel mehr gut erreichbare Ausweichmöglichkeiten hergibt (insbesondere in den USA).
Ich nehme mal an, die meisten wünschen sich viel lieber so eine Art “Anglikanische” Kirche, die Oscar Wilde damals meinte (und die ich nie will):
The Catholic Church is for saints and sinners alone. For respectable people, the Anglican Church will do.