Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie
Veröffentlicht am Sunday, 18. April 2004, 12:11
Dies Domini.
Das soll jetzt hier keine hochtheologische Abhandlung über das Streitthema der Jungfräulichkeit Marias sein. Bloß ein kleiner Vergleich.
Ich hoffe, jeder hat schon mal in möglichst dunkler und klarer Nacht (also nicht unbedingt in Großstädten) den Sternenhimmel bewundern können, gar die Milchstraße gesehen.
Abermillionnen von Sternen, nur ein Bruchteil zu sehen, fremde Galaxien, ein Raum, den wir überhaupt nicht nur annähernd verstehen können, unglaubliche Arten von Materien und Massen, man denke nur an Schwarze Löcher.
So, nun jetzt sitzt man da so auf offenem Feld, und plötzlich gesellt sich jemand neben den Stauner, guckt ebenfalls nach oben. Nach einer Weile sagt der Ankömmling: “Ja, ist mir doch gut gelungen, nicht wahr? Richtig schön, oder?”
Wer dann nicht vollkommen entgeistert schaut und den Menschen nebenan für hochprozentig durchgeknallt hält, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.
Doch dies ist christlicher Glaube, wenn der Typ nebenan Jesus von Nazareth heißt.
Was ist verglichen damit so eine Peanuts-Aussage wie die Jungfräulichkeit Marias? Das erste können angeblich viele glauben, die das zweite ablehnen. Irgendwie verstehe ich da die Relationen nicht so ganz.
Veröffentlicht am Friday, 16. April 2004, 22:28
Die Anglikanischen Kirchen in Afrika, besonders die größte von ihnen in Nigeria, haben von Anfang an die Weihe eines bekennenden und praktizierenden Homosexuellen zum Bischof der Episcopal Church in den USA (so heißt die amerik. Variante der Anglikaner) aufs heftigste verurteilt.
Jetzt haben sie, und das hat mich überrascht, auch weitere Finanzhifen eben aus diesem liberalen Westen abgelehnt. Es geht um einiges, immerhin stellen diese Hilfen bisher 70% der Einkünfte der dortigen Kirche dar.
Veröffentlicht am Friday, 16. April 2004, 14:16
Es gibt in Deutschland unter der Bevölkerung eindeutig eine Mehrheit für die Möglichkeit der straffreien Abtreibung, für deren Legalisierung.
Warum darf dann aber der Vorgang derselben nicht im Fernsehen gezeigt werden?
Warum bringt “MONITOR”, sonst gerne mit oft auch guten Skandalreportagen über Menschenausbeutung durch deutsche Hand dabei (bspw. durch Großunternehmen), denn mal nicht einen Mitschnitt der Absaugung und Zerstückelung? Billige Schuhe für unter 10 Euro, gefertigt von Kindern in Indien, sind hier ja auch legal.
Veröffentlicht am Thursday, 15. April 2004, 21:01
Woran erkennt man, dass man sich auf einem deutschen Kirchentag befindet?
Man sieht 30.000 Frauen, und keine gefällt einem….
Veröffentlicht am Thursday, 15. April 2004, 19:07
Es gibt eine Sache, die mir schon des öfteren aufgefallen ist und die ich sehr seltsam finde: fragt man vergleichende Religionswissenschaftler, so können diese oft (auch abhängig von der persönlichen Überzeugung) viele Elemente des christlichen Glaubens wie Sühnopfer, Gottes Sohn etc. in anderen Religionen der damaligen Zeit herbeizitieren.
Das führt dann bei manchen Gläubigen zu Glaubensschwund, so à la “Wie? Die hatten das auch? Na dann kann das ja nichts Wahres sein…”.
Das verstehe ich nicht.
Ein vergleichender Religionswissenschaftler muss ja mit der “Kein Gott”-Hypopthese arbeiten, um zu seinen (manchmal hypothetischen) Schlüssen zu kommen, das ist in dieser Wissenschaft Pflicht. Die Argumentationsebene “wenn die das hatten, dann haben die Christen das eben von den anderen” ist daher auch vollkommen verständlich.
Der Hl. Geist darf gar nicht vorkommen.
Was also für mich eine unvollkommene und mit bereits vielen wahren Elementen ausgestattete Sicht Gottes und der Welt ist (denn die Unterschiede sind dennoch bei gleichen Begriffen zum Teil enorm), durch den Hl. Geist hervorgerufen als Vorbereitung und Hinwendung auf die vollkommene Offenbarung des Einen Gottes in Jesus Christus und nur Ihm, ist für einen Religionswissenschaftler ein bloßer Kulturaustausch. Ohne Gott muss das so sein.
Ist trotzdem falsch. :-)
Veröffentlicht am Tuesday, 13. April 2004, 22:26
Während man ja heutzutage hauptsächlich die westliche Sicht in bezug auf den westlich-islamischen Kulturkonflikt zu hören und lesen bekommt (ich vermeide bewusst das Adjektiv “christlich”, denn mit einer Fußwaschung hat das westliche Verhalten ja nun wirklich nichts zu tun), zumeist von auch ab und zu selbsternannten Islam-Experten, kann man beim “Institut für Auslandsbeziehungen” (Mitinitiator des bereits verlinkten Portals “Qantara.de”) eine sehr interessante Bestandsaufnahme von sechs muslimischen Vertretern aus verschiedenen islamisch geprägten Regionen von Bosnien bis Malaysia runterladen. Sehr wichtig und für mich auch seit jeher im israelisch-palästinensischen Konflikt für die Zukunft entscheidend wird der Punkt drei sein, so unscheinbar das klingt (gilt auch für andere Konflikte wie auf dem Balkan): die Schulbücher müssen in der Darstellung der Geschichte und der Wertebeurteilung des anderen auf allen Seiten radikal umgeschrieben werden. Das allgemeine Islam-Klischee (wer denkt bspw. bei Schiiten nicht an Gotteskrieger, die sich alle zu religiösen Feiern selbst auspeitschen?) ist auf unserer Seite ebenso falsch wie das der muslimischen Welt über den moralisch vollkommen dekadenten und imperialistischen Westen. Beide Klischees spiegeln aber auch einen Teil Wahrheit wider, das ist klar.
Veröffentlicht am Monday, 12. April 2004, 21:25
Dass die Gesundheitsreligion gar nicht so ohne Nebenwirkung ist, habe ich selbst im Laufe des Studiums schon mehrfach erfahren müssen. So ist es mir mehrfach passiert, dass mir Leute, die ich kaum kenne und denen ich nur kurz erzählte, was ich studiere, die “interessantesten” Heilmethoden überhaupt präsentierten, ich müsse die unbedingt kennenlernen und es sei sowieso eine Schande, dass die Studenten so etwas nicht lernten etc.
Einmal bekam ich sogar seitenweise Post und Audio-Kassetten von einer Frau, mit der ich nur einmal - über etwas völlig anderes - telefoniert hatte.
Diese Religion hat wahrscheinlich mehr Missionare in ihren diversen Glaubensgruppierungen als alle anderen Religionen zusammen, gesellschaftlich völlig legitimiert.
Da gibt es dann auch natürlich Puristen (bei einem habe ich mein Akupunktur-Diplom erworben), die sich nicht selten in ihren verschiedenen “theologischen” Schulen aufs härteste bekämpfen, es gibt leider jede Menge Päpste, in rein körperlich medizinischen wie psychischen Schulen und natürlich auch bei den “Ganzheitlichen”. Andere wiederum sind sich für persönliche Kämpfe zu schade und greifen daher “die Industrie” als das Satansäquivalent schlechthin an. Oder auch “die Ärzte” oder “die Politik”, das ist recht austauschbar.
Kein Arzt, ein junger ebensowenig wie ein alterfahrener und auch keine Koryphäe, kann “das Heil” einem Patienten bringen. Er kann, das ist die Aufgabe und bei günstigen Umständen gelingt das, das Leiden lindern und/oder von einer Krankheit befreien helfen. Mehr nicht. Weniger auch nicht.
Das Heil findet man nicht im Krankenhaus, nicht in der Praxis, nicht auf der Couch/dem Sessel des Therapeuten.
Veröffentlicht am Monday, 12. April 2004, 19:52
Da ich ja auch kein Kostverächter bin und wir jetzt in der Osterzeit sind, kann ich ruhigen Gewissens diesen Link hier präsentieren, eine UNIX-basierte Sammlung von rund 34.000 Rezepten rund um die Nahrungsaufnahme. Guten Appetit!
Veröffentlicht am Monday, 12. April 2004, 11:46
Darf ich als baldiger Arzt sagen, dass ich dann dem offiziellen Priestertum des höchsten Kultes des Abendlandes angehören werde, dem Gesundheitskult, ach was, der Gesundheitsreligion?
Da ist alles dabei:
- strikte Hierarchie
- Prozessionen (Chefarztvisiten und lange Patienten-Reisen zu einem Experten)
- die Heilige Inquisition in der Form des Bundesausschusses, der den Daumen über Häresie oder nicht hebt oder senkt (alles außer Schulmedizin)
- die Vermittlung als “das höchste Gut”
- sakrale Gewänder (meist männliche Priester ganz in Weiß, die Messdienerinnen sind die Krankenschwestern)
- jede Menge übelste mittelalterliche Bußpraxis, die ihresgleichen sucht, wie lebenslanger (nicht nur in der Fastenzeit!) Verzicht auf Genussmittel, mehrere Stunden pro Woche eigentlich ungewollte Leibesertüchtigung
Tja, so sieht’s aus. Und ich bin bald dabei in diesem Kult. Offiziell heißt das sogar “Heil”beruf, ein hybrider Witz. Und wenn dann noch konservativ-kirchlich orientierte Medien wie kath.net dabei mitspielen (1, 2, 3), dann ist der Sieg fast vollkommen.
Veröffentlicht am Sunday, 11. April 2004, 23:38
Christus resurrexit vere!
Auch auf die Gefahr, jetzt hier ein wenig pietätlos zu wirken, gar ketzerisch oder was auch immer: da man ja durch den “urbi et orbi”-Segen des Papstes (ja, ich habe ihn im Fernsehen live mitverfolgt) bei entsprechender Vorbereitung (Beichte etc.) einen vollkommen Ablass erhält, wenn man ihn vor Ort, übers Radio oder per Television mitbekommt (also sozusagen ein VIP-Passageschein fürs Fegefeuer):
Geht das auch per SMS?
Fröhliche Ostern!
Veröffentlicht am Sunday, 11. April 2004, 23:29
Christus resurrexit vere!
Wie Erich in seinem blog schon früher protestierend angemerkt hatte, bekommen viele Ordensleute in Israel ihre Visa nicht verlängert bzw. wird ihnen die erneute Einreise verweigert. Ist eine Riesensauerei, aber anscheinend, so berichtet John Allen in dem immer wieder sehr lesenswerten “Word from Rome” hat die israelische Regierung das Problem erkannt (oder ist solches eher die Berichterstattung darüber?). Nun, wie dem auch sei, es muss sich etwas ändern, nicht zuletzt, weil es sich hauptsächlich um Franziskaner handelt, die seit über 700 Jahren die Hl. Stätten der Christenheit dort für die Kirche schützen und den Pilgern offenhalten und eine Menge Seelsorgs- und Sozialarbeit vor Ort leisten.
Meines rudimentären Wissens nach, ich kann dafür aber nicht die Hand ins Feuer legen, können Christen auch generell keine israelische Staatsbürgerschaft erhalten, das nur nebenbei. Und ungewiss, ich wiederhole das.
Unsere Regierung ist nicht unbedingt besser: unter Riester war es noch so, dass besonders ausl. Ordensfrauen, die hier eine Pfelegeausbildung absovieren wollten, die Arbeitsgenehmigung verweigert wurde. Als ob es bei uns genug Pflegekräfte gäbe. Keine Ahnung, ob sich da was gebessert hat. Muss mal nachhorchen…
Veröffentlicht am Sunday, 11. April 2004, 23:01
Christus resurrexit vere! (Für Nichtlateiner: Christus ist wahrhaft auferstanden)
In dem Ort, einer Kreisstadt, in dem der Konvent der befreundeten Ordensleute liegt (na, welche waren’s wohl…?), bei denen ich die Karwoche bis heute nachmittag verbringen durfte, gibt es auch eine Filiale von der Weltbild-Medienkette, mit hauptsächlich Büchern. Ist ja vielleicht bekannt.
Nun, da gab es auch eine ganz kleine Rubrik bzw. ein kleines Regal, das den Namen “Zeugnis des Glaubens” trug. Dort fanden sich ein großer Bibelatlas und ein ebensolches Lexikon, ein Buch von Anselm Grün, eines von Kardinal Lehmann und dann noch jede Menge vom Dalai Lama.
Angesichts der Tatsache, dass dieses Unternehmen diese Gesellschafter hat, halte ich das mal für ein klasse Querschnitt *hüstel*.
Jaja, ich weiß, böse böse, ist auch gar nicht repräsentativ. Außerdem steht der Mammon im Vordergrund, auch klar. Ich mein’ ja nur, was im Laden steht ist wichtiger als das Katalogangebot…
Veröffentlicht am Sunday, 11. April 2004, 19:59
Christus resurrexit vere!
Ist das nicht geil? Da stirbt jemand und lebt wieder! Er besiegt den Tod, dieser hat nicht mehr das letzte Wort, eigentlich hat der gar nichts mehr zu lachen. Der Tod ist wirklich tot, weg, futsch, eine Minidurchgangsstation.
In Christus haben wir das Leben! Frohe Ostern!
Veröffentlicht am Saturday, 03. April 2004, 11:44
Würde mich wundern, wenn hier bis Ostersonntag was passiert, ich werde nämlich ohne Internet, da ganz woanders sein.
Ein herrliches Fest des Todes und der Auferstehung des einzigen Herrn!
Veröffentlicht am Friday, 02. April 2004, 21:08
Beim Domradio gibt es eine sehr interessante Diskussion über den Passionsfilm von Gibson, es lohnt sich, sie komplett anzuhören (es sind mehrere Teile). Am besten gefallen mir dabei die Äußerungen des Regisseurs, der selbst einmal die Matthäus-Passion auf die Bühne gebracht hat, besonders auch seine Äußerungen über die Verdrängung des Leidens in der Geschichte des Christentums. Der Mann versucht zumindest einmal, seinen Regisseurkollegen unvoreingenommen zu verstehen, was ihm vielleicht leichter als anderen fällt, da er Mel Gibson vorher gar nicht kannte. So schwer es mir auch fällt, den Rest lasse ich mal bewusst (fast ganz) unkommentiert.
Den meisten Teilnehmern dieser hörenswerten Runde, egal welcher Meinung sie über den Film sind, und die ist unterschiedlich, fehlt ein Element: das des Erklärens des Leidens und Todes Jesu, das Warum.
Damit bewahrheitet sich der neulich gehörte Satz eines Kabarettisten:
Die Deutschen sind ein Volk von Lehrern, das sich in verschiedenen Berufen versteckt.
Veröffentlicht am Friday, 02. April 2004, 16:20
Es ist echt ein Dilemma. Wie kann man im akademischen Bereich den Glaube mit der Wissenschaft zu “versöhnen” suchen? Es gibt beispielsweise das Institut für Glaube und Wissenschaft, ein auch von mir erst kürzlich entdecktes ökumenisch ausgerichtetes Institut mit einer wirklich ansprechenden Sammlung an interessanten Beiträgen. Nur, wer von den Skeptikern wird über die Vorstellung des “Über uns” hinaus gehen und den Leuten mal eine Chance geben? Da ist der Leiter schon viel zu persönlich, im Wissenschaftsbetrieb ein großes Igittigitt, da zeigt schon der Institutsname an, dass “man die Antwort schon weiß” auf die Frage, was wohl in den Artikeln steht. Wenn man sich da mal nicht täuscht.
Selten erlebe ich es, dass im subakademischen Bereich (gute Wissenschaftler sind sich durchaus der Begrenztheit ihrer Erkenntnisse bewusst) ein Christ als Wissenschaftler voll genommen wird, so nach dem Motto “kann denn aus Nazareth was Gutes kommen?”.
Veröffentlicht am Friday, 02. April 2004, 15:50
Die Frage nach einer absoluten Wahrheit ist nicht nur ziemlich out heutzutage, sondern steht bei den meisten Menschen auch alles andere als an der Spitze der eigenen Prioritätenliste. Vielen geht es viel mehr um die Bewältigung des eigenen Lebens. Natürlich, sonst würde ich das nicht glauben, denke ich, dass dabei nichts so sehr hilft wie die Wahrheit, aber ich frage mich schon, ob es richtig ist, zu schnell mit der Wahrheitsfrage und natürlich auch -forderung zu kommen.
Es hat mir zu denken gegeben, dass auf so vielen Plakaten eben der Dalai Lama zu sehen ist, wenn es um kleine Regeln für ein glückliches Leben geht (oder auch erfülltes Leben, wie man es sieht). Okay, werden manche sagen, wir haben für diese Sachen schließlich auch Anselm Grün! Stimmt, aber die Wahrnehmung ist eben in der breiten Masse eine andere (wer kennt schon Anselm Grün?). Dabei bin ich der letzte, der die Buddhismus-light Version des Westens, die mehr mit Esoterik als mit Glauben zu tun hat, zu rechtfertigen sucht. Aber es gibt sie. Auch ist mir bekannt, dass viele in wirklich existentiellen Situationen in ihren patchwork-Überzeugungen keinen echten Halt finden, da sie eben selbstgebastelt sind - und wer kann sich schon selbst aus dem Sumpf ziehen?
Das hat aber nicht zur Folge, dass sie dann in die Kirchen strömen, nein. Ich sah neulich bei einem Fitness-Trainer ein Büchlein von Willigis Jäger. Der Mann meinte dann, er wolle auch mal gucken, was die Christen so böten.
Das ist die Einstellung, mit der, wenn überhaupt eine der Neugier da ist, zu rechnen ist. Haben wir da passende Antworten? Einem die Wahrheit um die Ohren hauen ist sicherlich die falsche. Direkt vom Kreuz reden, wenn der Gegenüber bei “Leben in Fülle” an was ganz anderes denkt, ebenso. Der Einstieg ist schwierig, ich habe da auch kein Rezept für alle.
Aber dass die christliche Botschaft den Gläubigen so viel Glück und Leben bringt und bei anderen so viel Griesgram als Außenansicht, stört mich sehr. Nicht das mich es wundert, ich dachte lange genug genauso.
Veröffentlicht am Friday, 02. April 2004, 10:02
Der Priestermangel, der dem weit fortschreitenden Gläubigen- und noch mehr Glaubensmangel hinterherhinkt und ja eine Diagnose aus der Sicht der kirchlichen Vollpension ist, zeigt meines Erachtens auch eines: (liturgischen) Rassismus.
Oder hat noch nie jemand gehört, wie sich ach so fromme Menschen, von konservativ bis liberal, über den indischen Priester aufregen, der eine Homilie (Predigt während der Messe) in nicht gerade lupenreinem Deutsch und vielleicht auch nicht selbsterfunden vorträgt?
Danken wir Gott, dass die Inder/Südamerikaner/Afrikaner etc. damals nicht so rassistisch waren wie wir es sind, als europ. Priester sich in ihren Sprachen versuchten…
Veröffentlicht am Saturday, 27. March 2004, 22:36
Dass ich Jazzfan bin, hatte ich ja schon einmal erwähnt. Jetzt habe ich endlich im Netz auch wahrgenommen, dass es christliche Jazzmusik gibt. Auf der Seite von catholicmusicnetwork.com war ich zwar vor geraumer Zeit schon einmal gewesen, hatte aber damals die Jazzsängerin Liz Kelly nicht wahrgenommen. In dem tollen Interview zeigt sie übrigens u.a. die interessante Parallele zwischen der Lesung der Hl. Schrift und Jazzmusik auf: das gemeinsame Prinzip lautet “Never do it the same way twice”. Super, echt! Stimmt total.
Ach ja, ihre Musik gefällt mir natürlich auch. Jetzt muss ich nur noch schauen, wie ich hierzulande an ihr letztes Album komme…
Veröffentlicht am Saturday, 27. March 2004, 14:03
Hey Kirchenobere, die Ihr meint, der Passionsfilm von Gibson könne bei denen, die die Botschaft nicht bereits kennen, verstörend wirken und ein vollkommen falsches Verständnis erzeugen:
Sagt mir mal bitte, welchen Müll bringen denn dann die LehrerInnen mit von Euch genehmigten Lehrplänen den Schülern in zumeist mindestens vollen acht Jahren Religionsunterricht bei?
Merkt Ihr eigentlich nicht, dass Ihr Euch mit solchen Behauptungen selber lächerlich macht?
Veröffentlicht am Friday, 26. March 2004, 18:24
Endlich habe ich mal eine Kritik gefunden (na gut, sie ist erst von der gestrigen Ausgabe der ZEIT, nämlich hier), die zwar den Film nicht besonders gut findet, auch und besonders theologisch nicht, dies aber mit einem ausgewogenen Ton und durchaus bedenkenswerter Argumentationsweise begründet (dass nämlich nach den Evangelien nicht das Leiden, sondern der Tod selbst im Vordergrund stünde). Kompliment! Solch eine negative Kritik regt zum Denken an - auch wenn ich sie nicht ganz teile, in manchen Punkten gar nicht, aber vieles hat was.
Veröffentlicht am Friday, 26. March 2004, 17:47
Wie viel geistige Verblödung und emotionale Verrohung, wie viel anti-judaistische Ressentiments herrschen in einer Zeit, in der solch ein Machwerk solche Zuschauerzahlen bekommt?
Und ich gehöre dazu! Aus dem Mund mancher Menschen ist das eine Auszeichnung, so z.B. von Friedrich Schorlemmer.
Veröffentlicht am Thursday, 25. March 2004, 21:42
Ich denke, die innerchristliche Debatte um “Die Passion Christi” ist viel mehr als nur die, endlich!, an die Öffentlichkeit gezerrte Diskussion um verschiedene Theologien - übrigens so verschieden, das man manchmal nur wenig Schnittmenge sieht.
Es ist vor allem auch eine Frage der Wahrnehmung. Wie nehme ich meine Umwelt wahr? Wie selektiv ist meine Wahrnehmung (dass sie das eines jeden ist, steht ja außer Frage)? Was will ich an mich ran lassen, und auch vor allem wie will ich das an mich ran lassen?
Ich kann mich gut an einen Moment erinnern, als mein Mitbewohner Andrés und ich in der WG in Granada/Andalusien vor der Glotze saßen (ich hab’ da ja ein Jahr studiert, äh, gelebt ) und durchs Programm zappten. Als ein Bericht über irgendein Hungerelend in Afrika erschien, schaltete er mit dem sinngemäßen Satz “ich kann mir sowas nicht ansehen” weiter.
Und ich dachte dabei dann: wird’s dadurch besser? Wird dadurch der Eindruck der Welt besser, den ich mir mache?
Ein anderes Mal, erst ein paar Wochen her, erzählte ich einem Bekannten von dem Düsseldorfer Straßenstrich und dem täglichen Missbrauch, der sich “direkt um die Ecke” abspielte. In der aktuellen Ausgabe des Straßenmagazins fiftyfifty hatte ich gerade davon gelesen. Seine Reaktion? “Ich will das alles gar nicht wissen”.
Die Laienverbände liberaler Theologie wie IKvu oder WsK haben zwar allerlei auf ihren Webseiten, aber einen Einsatz für die Christen, oder auch nur einen Hinweis darauf, die weltweit wegen ihres Glaubens an Jesus verfolgt werden, findet man nicht. Jaja, den Film zerreißen sie natürlich…
Wahrnehmung?
Veröffentlicht am Wednesday, 24. March 2004, 14:45
So, gestern abend habe ich nun endlich den Film “Die Passion Christi” gesehen. Und, wer nicht zu denen gehört, die eine “Das will ich gar nicht alles wissen”-Einstellung bei den Untiefen menschlichen Leides und menschlicher Grausamkeit haben, kann den Film auch gut vertragen.
Unabhängig von meinem eigenen Eindruck, der zwar sehr, aber nicht zu 100% positiv ist (das liegt aber eher an filmischen Elementen, weniger an der Message), zeigen sich angesichts des Filmes vor allem zwei Dilemmata:
Erstens die wirklich nur enorm schwere Überbrückung des absolten Unverständnisses von Nichtchristen (dazu zähle ich hier auch die, die zwar getauft sind, aber keine tiefere Ahnung, weil kein tieferes Wissen haben), die ohne eine Umkehr des Herzens gar nicht möglich ist und u.a. deswegen auch nur in den allerallerseltensen Fällen gelingt. Und zweitens die größer werdende Spaltung innerhalb der Christenheit. Nicht wegen der Konfessionen, sondern über die Grenzen hinweg. Da wird die “Fundamentalisten”-Keule genau schnell geschwungen wie hobbypsycholgisch Sadomasochismus unterstellt. Da wird ein Schreckensgott angeklagt, der im Film gar nicht da ist (man möge ihn mir bitte zeigen).
Jahrzehntelang haben Theologen versucht, das Kreuz weich zu zeichnen, und irgendein dahergelaufener Filmemacher macht das alles innerhalb kürzester Zeit kaputt.
Ich sage keinesfalls, dass der Film jedem das Christentum näher bringt. Mir aber hat er besonders eine Person näher gebracht, neben der “Größe” des Opfers Jesu: seine Mutter.
Nachtrag: besonders toll fand ich den (ersten?) Rückblick, wo Jesus als Zimmermann gezeigt wird und mit seiner Mutter rumalbert.
Veröffentlicht am Monday, 22. March 2004, 22:40
Kennt Ihr schon die JesusFreaks? Also wenn ich kein Hardcore-Kathole wäre, was natürlich viel cooler ist, wäre ich bei denen (naja, vorher eher orthodox, muss ich zugeben).
Entstanden ist diese Bewegung in Hamburg 1991. Und sie breitet sich aus. Endlich mal eine Bewegung, wo man als Punk nicht schief angeguckt und als Ziegenbärtiger nicht des Saales verwiesen wird. Gut so. So ziemlich das Gegenteil von gutbürgerlich. Und deswegen so sympathisch.
Natürlich sind sie von der Theologie voll evangelikal, aber viel lieber Jesusfreak als gar kein Christ, würde ich mal sagen.
Ach ja: mit “evangelikal” meint man im allgemeinen übrigens lose freikirchliche Gemeinden/Gruppen, die nur die Bibel als Quelle der Offenbarung kennen. Also nix mit Kirchenvätern, Liturgie, Lehramt etc. Schade eigentlich. Ein großer Reichtum wird links liegen gelassen. Aber so sieht’s aus.