Regel Kapitel 2.10
Letzter Teil: 2.9
17. In der Familie pflegen sie den franziskanischen Geist des Friedens, der Treue und der Achtung vor dem Leben. Dadurch versuchen sie ein Zeichen zu setzen für die bereits in Christus erneuerte Welt. Vor allem die Eheleute bezeugen in der Welt die Liebe Christi zu seiner Kirche, indem sie aus der Gnade des Ehesakramentes leben. Mit einer christlichen Erziehung zu Einfachheit und Aufgeschlossenheit, auf die geeignete Berufswahl jedes ihrer Kinder wohl bedacht, gehen sie froh mit ihnen ihren menschlichen und geistlichen Lebensweg.
An anderer Stelle, in den sogenannten Konstitutionen des OFS, der genaueren Ausgestaltung der hier zitierten Regel, wird die Familie als der “erste Bereich” bezeichnet, in dem die christliche und franziskanische Berufung gelebt werden soll. Daher ist dieser kleine Abschnitt enorm wichtig. Die Adventszeit mit der nahen Weihnachtszeit und dem Weihnachtsfest ist ein besonders guter Zeitpunkt, um über unsere Familien nachzudenken.
Oftmals fällt es leichter, andere Brüder und Schwestern zu nennen, als die eigenen familiären Brüder und Schwestern so zu behandeln, wie man es sich geschwisterlich wünscht. Was bedeutet denn bspw. “brüderlich teilen”? Teilen wir denn mit unseren Geschwistern? Auch erwachsen geworden bleiben meine Geschwister meine Geschwister …
Der Geist des Friedens soll von den Gliedern des OFS in die eigene Familie ausstrahlen, der Geist der Treue und der Achtung vor dem Leben (vom Beginn bis zum Ende). Das letzte ist eher einfach zu bewerkstelligen, wenn man eben Prinzipien teilt, die mit Abtreibung, Euthanasie, Krieg oder anderen Tötungsplänen nichts am Hut haben.
Der Geist der Treue ist hier nicht nur auf die Ehe gemünzt, sondern hier bedeutet m.E nach Treue die Treue gegenüber der Erfüllung der familiären Pflichten. Wer eine Familie gründet, gibt ein gehobenes Maß an Selbstbestimmung auf. Für mich ist die Familie auch eine Schule der Selbstbeschränkung.
Und der Geist des Friedens ist die Gnade schlechthin, denke ich. Diesen Geist auszustrahlen ist immenses Glück - bemühen müssen wir uns tagtäglich, doch unser Versuchen bleibt immer Stückwerk. Hier ist Franziskus ein ganz großes Vorbild. Wenn jemand den Geist des Friedens ausstrahlen konnte, dann er.
Weiter wird das Ehesakrament als Gnadenmittel betont. Es ist das einzige Sakrament, was sich Laien tagtäglich schenken können - und das Bewußtsein dafür ist meiner Meinung nach ziemlich unterentwickelt. Es ist ein wirkliches Sakrament, d.h. jeden Tag aufs neue bestätigt der Herr selbst diesen Bund, und die weise Meinung der Kirche, daß so ein Zusammenleben Sakrament ist, liegt wohl auch in der Erfahrung der möglichen Schwierigkeit und Konfliktträchtigkeit begründet. Wenn es klappt, muß es Gnade gewesen sein :-)
(Mir teilte mal ein orthodoxer Priester mit, daß der Grund der Krönung der Ehepaare im byzant. Ritus der sei, daß eine Ehe eben auch Martyrium sei …)
Häufig, nicht immer, gehören zu einer christlichen Ehe (was immer genau das sein mag) auch Kinder. Dieser Absatz spricht in meinen Ohren wohltuend zurückhaltend von der Erziehung und läßt jeden Ton von Indoktrinierung glücklicherweise vermissen. Wir können unsere Kinder für das Leben ausstatten und im Leben begleiten, aber sie in eine vorgedachte Form zu pressen wäre sicher nicht der Weg, der basierend auf der unaufgebbaren Würde des einzelnen von Gott geliebten Menschenkindes den Namen christlich verdienen würde.