Katechetendasein III
Nun zur Fortsetzung der losen Reihe.
Beim letzten Treffen vor einigen Tagen ging es erstmals inhaltlich ein wenig los. Einer meiner Mitstreiter in der Gruppenleitung hat einen vergleichbaren Weg der Glaubensfindung hinter sich wie ich (also hauptsächlich Kopfarbeit), so daß ich auf gute Zusammenarbeit hoffte.
Das wurde auch nicht enttäuscht.
Zuerst gab es die Fragerunde, was die Mädels denn selbst so wollen. Da war vieles dabei: vom “Religion so generell”, über “der Unterschied evangelisch-katholisch” bis zu “was ist Firmung”. Also grundsätzlich schien sich da die eine oder andere stückweise zu öffnen, es wurde offener miteinander geredet und eigenes offenbart.
Nebenbei: beim Unterschied evangelisch-katholisch haben wir nur die augenfälligsten Punkte dargestellt - dabei waren übrigens alle der Meinung, der Papst sei auch der Papst der Evangelen.
Ansonsten haben wir (hier: ich) die Wünsche zwar nicht links liegengelassen, sondern erst einmal die Frage gestellt, ob es den Mädelsim Reli-Unterricht so geht wie es mir ging: man lernt über alle anderen Religionen etwas - wenn überhaupt - aber sicher nichts über die eigene.
(Traurige) Zustimmung, hat sich also in 15 Jahren nicht geändert.
Dann die Frage, ob denn überhaupt Interesse bestünde, mal ganz nüchterne Fakten zu lernen, die natürlich bei näherer Betrachtung gar nicht so nüchtern sind.
Ebenfalls Zustimmung, man will ja nicht blöd darstehen, wenn einen die Leute fragen, warum man sich firmen läßt oder überhaupt gar betet(!) (wer macht denn so etwas).
Also fingen wir an: Frage in die Runde, was wißt Ihr über Jesus. Wir fingen chronologisch vorne an (”er ist an Weihnachten geboren”, so die erste Antwort). Dann ging es um die Frage, was das für einer war. Ein wichtiges Resumée (ohne Witz): wir beten eine jüdischen Schreiner an. Dann die Frage, was denn an dem so besonderes war, denn wenn er geboren und gestorben ist und das alles sei, dann hätten jeder von uns, so der Kommentar eines Mitleiters, noch gute Chancen, selbst eine Religion zu gründen.
Nachdem wir gerade den Satz “er ist für uns gestorben” (Zitat einer Firmandin, im Sinne von auswendiggelernt) ansatzweise erklären wollten - das alles in der ersten Stunde!, wenn man mal den Ball hin und her fliegen läßt und gleichzeitig das Spielfeld eingrenzt, kam der interessante Schwenk, der den Rest der Zeit (und die Verlängerung) bestimmen sollte:
eine Firmandin fand die ganzen Facts zwar ehrlich und glaubhaft wirklich interessant, wollte aber vielmehr die Frage bereden, ob es Gott überhaupt gebe, was sie nämlich abstreite. Daraufhin wollte eine andere ein kleines Stimmungsbild, wie das die Mädels generell so sähen. Ergebnis: drei von sechs glauben eher nicht an Gott, auffallenderweise sind die mit einer besseren Schulbildung eher nicht glaubend - und ausgerechnet: ein Katechet ist Professor für Kunstgeschichte und ein anderer Arzt, die dritte Erzieherin. Da haben es die Klischees schon schwer.
Es kamen die bekannten Argumente gegen die Existenz Gottes, von Unbeweisbarkeit (daher nicht existent) bis Irrelevanz fürs eigene Leben. Während der erste Punkt, das nämlich etwas nicht Beweisbares durchaus wahr sein kann, meines Erachtens eher flott abgehakt war, kann der zweite Punkt natürlich nicht “gemacht” werden. Hier ging es dann neben dem Unterschied Agnostiker-Atheist (sie sah sich daraufhin eher als Atheistin) auch um die eigene Motivation, um die eigene Argumentationsbasis etc. Es war sehr aufschlußreich: eigentlich sei die Existenz Gottes egal, dennoch war sie keine Agnostikerin und fand Religion ein sehr interessantes Fach generell. Dummerweise - und das hatte sie im Nichtglauben bestärkt - wurde in der Schule neulich neulich ein Gottesbeweis gelehrt, nämlich, wie ich später herausfand, der ontologische Gottesbeweis, und den fanden verschiedene Lehrer absolut überzeugend, sie dagegen gar nicht (ich natürlich auch nicht).
Außer, daß man sich von solchen Beweisen fernhalten sollte (ebenso wie von Leuten, die auf alles eine Antwort wissen), kann man da kaum was sagen.
Und dann waren die beiden Stunden schon längst rum, die vereinbart waren. Viel Hirnschmalz fürs erste Mal.
Nächstes Mal gibt es eine Kirchenführung, auch wenn das Thema Gottesexistenz natürlich immer wiederkommen wird.