Archiv für February, 2012



Zucker

Veröffentlicht am Wednesday, 29. February 2012, 10:42

Wer sich für franziskanische Theologie interessiert und mal einen wirklich tollen Einblick in die franziskanische Anthropologie (also die Lehre vom Menschen, sprich das franziskanische Menschenbild) werfen will, dem empfehle ich diesen ersten Essay (ab Seite 5) von Johann Baptist Freyer ofm.

Vieles wird dort klar:
- das positive Bild des Menschen in den Augen des Franziskus, weil dem Menschen alles was er hat, geschenkt worden ist - nur die Sünde ist ihm eigen
- eine frische Interpretation des Sündenfalles: Adam hat nicht primär durch den Ungehorsam selbst gesündigt, sondern wegen seiner Motivation sich selbst das Gute aneignen zu wollen, daß doch nur dem Einen Guten gehört.
- wie früher schon mal erwähnt eine wunderbare Erklärung, warum der Neid zu den Hauptsünden gehört. Da alles Gute vom Einen Guten kommt, ist es eine Lästerung Gottes, anderen das Geschenk des Guten zu neiden.


Wenn Euch mal diese Menschen begegnen

Veröffentlicht am Monday, 27. February 2012, 21:46

Wenn Euch mal diese Menschen begegnen, die den Wert eines Menschenlebens am Bewußtseinszustand festmachen wollen, dann stellt doch einfach mal ein paar ganz naheliegende Fragen.

Kurz zur Einführung: es gibt Menschen, die meinen, daß der Wert eines Lebens daran festzumachen ist, wie sehr sich dieses Geschöpf seiner selbst bewußt ist (das setzt natürlich voraus, daß wir dieses Selbstbewußtsein des Wesens auch messen können, und daraus folgt, daß diese Meßbarkeit der eigentlich entscheidende Faktor wird, aber da ist eine andere Frage).

Das heißt konkret, daß manche mit medialer Kraft die Meinung verbreiten, ein bspw. 5jähriger Schimpanse, der es im Spiegel erkennt, wenn bei ihm auf dem Kopf eine Mütze ist und sich auf den Kopf greift, ist “mehr” wert , hat also mehr Lebensrecht, als ein 2 Monate altes Kind, das genau das noch nicht weiß.
Dabei ist es für diese Meinungsmacher auch irrelevant, welches Selbst-Bewußtsein ein Wesen mal haben wird oder hatte - es gilt nur der Augenblick. (Das hat natürlich Folgen für die Einschätzung von Kleinkindern und Demenzkranken, klar …)

Das ist ja auch eine ethische Möglichkeit, das muß man logischerweise zugestehen. Genauso muß man dann aber zugestehen, daß dieser Standpunkt noch nicht wirklich zuende gedacht ist (wie ich früher selbst dachte):

Denn welchen Wert hat dann der Mensch, der schlicht und ergreifend tief schläft (also Schlafphasen 2-4)? Das Selbst-Bewußtsein ist in diesen Momenten definitiv nicht da, das kann man in jedem Lehrbuch über den Schlaf nachlesen.
Und wenn dann die Antwort kommt: nein, das ist mit “nur der Augenblick zählt” nicht gemeint, dann darf man natürlich fragen, mit welcher Logik denn jetzt plötzlich “Augenblicks-Zeiträume” so gewählt werden, wie es einem in die krude Theorie paßt.

Eigentlich müßte es ja dieser Ethik zufolge erlaubt sein, jemandem eine Vollnarkose zu verpassen und ihn dann umzubringen - in dem Moment war er ja mangels Selbstbewußtsein deutlich weniger bis nichts wert.

Nur so ist diese Ethik zuende gedacht. Und jetzt kann jeder selbst entscheiden, für wie vernunftgeleitet er sie hält.


Wir freuen uns!

Veröffentlicht am Friday, 24. February 2012, 15:19

Heute wurde bekannt, daß die Kirche von Köln einen neuen Weihbischof bekommen wird: Dominik Schwaderlapp, derzeitiger Generalvikar des Erzbistums, wird die Vakanz einnehmen, die der kürzlich zum Kardinal kreierte Erzbischof von Berlin, Rainer Maria Woelki, hier hinterlassen hatte.

Damit wird der künftige Weihbischof auch für uns in Düsseldorf “unser Bischof” sein.

Ich werde ihn im Gebet begleiten und wünsche ihm Seinen Segen für sein Wirken hier im “Norden” des Erzbistums.


Schärfer hingesehen

Veröffentlicht am Tuesday, 21. February 2012, 14:36

Wer meint, im Norden Nigerias sei die Gruppe Boko Haram ausschließlich unterwegs, um Christen zu vertreiben oder zu töten, dem empfehle ich diesen aufschlußreichen Text. Nicht umsonst waren die meisten bisherigen Opfer Muslime.


Was ist die Frohe Botschaft?

Veröffentlicht am Tuesday, 21. February 2012, 13:28

Morgen beginnt bekanntermaßen die (Große) Fastenzeit. Man sagt, es sei eine Zeit der Umkehr. Umkehr wohin?

“Kehrt um und glaubt an das Evangelium”, so wir der Herr zu Beginn des Markus-Evangeliums, das dieses Jahr im Mittelpunkt der liturgischen Lesungen steht, zitiert.

Ende Januar hatte ich eine kleine Diskussion darüber, was denn damit überhaupt gemeint sein soll, mit dem Evangelium. Diese Frage erscheint albern, ist es aber mitnichten.

Zu Beginn seines Wirkens ruft Jesus die Menschen auf, an die Frohe Botschaft zu glauben. Die Botschaft, die er meint, kann nichts mit Seinem Tod und Seiner Auferstehung zu tun haben, denn diese Ereignisse liegen noch weit vor Ihm. Was ist also die Frohe Botschaft?

In der Frühen Kirche hielt man die Bergpredigt für das Destillat dessen, was die Frohe Botschaft ausmacht, verbunden mit den Geschichten vom Barmherzigen Vater (oder Verlorenen Sohn) und vom Pharisäer und Zöllner. Die Frohe Botschaft ist die Hinwendung Gottes zu uns, die Seligpreisungen, die bedingungslose Annahme.

Das ist der eine Teil - und schon einmal ziemlich super. Doch nur das kann gemeint sein, wenn Jesus selbst zu so einem Zeitpunkt vom Evangelium, von der Frohen Botschaft spricht.

Mir ist es aber passiert, daß viele mit Evangelium nur das meinen, was sozusagen den ersten Teil zwar noch toppt, aber keineswegs alles ist, daß nämlich Gott selber Mensch wird und uns in die Lage versetzt, mit Ihm in Einklang zu leben und uns Vergebung schenkt. Natürlich ist das auch und vor allem Evangelium, aber der erste Teil darf nicht unter gehen, denn der ist sozusagen die Praxisanleitung für die Antwort des Menschen auf den zweiten Teil.


Jetzt mal ehrlich

Veröffentlicht am Friday, 17. February 2012, 22:10

Stell Dir vor, jemand kommt vorbei und ruft Dich zu einer Menschenversammlung. Dort steht einer und sagt:

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Und das ganze auch noch wo den Typen kaum einer kennt, er quasi ein “Ausländer” ist.

Ich meine, ist das irgendwie verlockend? Werbewirksam?

Meine erste Reaktion wäre vermutlich gewesen: tolle Einladung, heute aber lieber nicht. Aber ich höre mich mal um, vielleicht finde ich jemanden, dem diese Aussichten gefallen …

Aber so war es eben. Jesus war mit seinen Jüngern in der Gegend von Cäsarea Philippi, alles andere als jüdisches Kernland, unterwegs und “rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich”. Gerade an dieser Stelle, gerade diese Leute, von denen nicht wenige eben nicht zu den “verlorenen Schafen Israels” gehörten.

Doch womit hat Er gerechnet? Mit einem “toll, mich selbst verleugnen wollte ich schon immer mal?” Jesus hatte zwar die Leute wunderbar gesättigt und einige erstaunliche Heilungen vollbracht, aber hat das ausgereicht als Motivation?

Ich finde es bezeichnend, daß Er so “pastoral unklug” an die Sache ranging. Direkt das volle Programm, keine Schonung, kein Weichspülgang und kein “Abholen, wo die Leute stehen”. Sie sollen zu Ihm kommen und müssen sich dann so etwas anhören. Was vorgemacht hat Er den Leuten nie, keine Wahlversprechen gemacht.

Jesus ist knallhart ehrlich.

Er sagt damit ja nicht, daß man nur mit Selbstverleugnung ein wahrer Jünger wird, sozusagen erst Verleugnung beherrschen, dann kann man Jüngern werden, nein, sondern daß die Jüngerschaft automatischein Selbstverleugnung mit sich bringt, wenn sie den Namen der Nachfolge Christi verdienen will. Jesu Gehorsam gegenüber dem Vater ist da das Modell.

Wollen wir gehorsam sein gegenüber dem Vater? Wäre uns nicht ein verwöhnender Großvater lieber? Wollen wir das über uns ergehen lassen, was alle Väter mit ihren Kindern machen: sie erziehen?

Ich habe eher den Eindruck, daß viele, ich auf jeden Fall fast immer, einen Vater im Himmel bevorzugenwürde, der fast nie so richtig anwesend ist und selten genau hinschaut, mich mein Ding machen läßt und mir dann meine Wünsche erfüllt wenn ich Ihn brauche, weil er ja ein schlechtes Gewissen ob seiner häufigen Abwesenheit hat. So ein Göttlicher Vater wäre schon klasse.

Nur, Er ist eben Abba, mein Papa, zu dem ich eine enge und nahe Beziehung haben kann. Was ich, wenn ich ehrlich bin, auch besser so finde.

Doch das führt eben auch zur Erziehung.

Ist eigentlich jedem Vater und jeder Mutter klar.

Aber auch irgendwie doof anstrengend und kratzt am Ego.


Methodenvergleich

Veröffentlicht am Thursday, 16. February 2012, 21:54

Vor etwas über einem Jahr tat ich meinen Wunsch kund, daß sich die Pastoraltheologie doch etwas von der Evaluationsmethodik moderner Medizin abgucken solle.
Jetzt möchte ich angeregt durch den Beitrag von Bastian noch etwas schreiben zu dem, was ich im ersten Beitrag “Stadium 2″ nannte.

Dieses Stadium ist nämlich nicht nur in der Pastoraltheologie und Volksmedizin weit verbreitet, sondern auch in nahezu allen kirchenpolitischen Diskussionen omnipräsent.

Kurze Erinnerung: dieses Stadium besagt, daß etwas medizinisch hilft, weil es ja bei gleichen oder ähnlichen Beschwerden auch schon Oma/Schwester/Tante/Freund etc. geholfen habe. In der Pastoraltheologie bedeutet das u.a., daß ein Verantwortlicher etwas tut, weil er es für besser als Althergebrachtes hält, ohne zu überprüfen, ob das Neue überhaupt erfolgreicher als das Alte war (manchmal auch, weil man die Parameter des Erfolges gar nicht benennen kann oder will).

Es sind also alles Konzepte, die auf sehr wackeligen Beinen stehen.

Ganz knapp gesagt ist das die Verwechslung von Korrelation und Kausalität. Nur weil manche Sachen gleichzeitig oder kurz versetzt auftreten, stehen sie nicht zwingend im Zusammenhang, ist das eine nicht die Ursache des anderen.

An andere Stelle hatte ich kürzlich mal das Beispiel gebracht, was uns in unserer ersten Statistikvorlesung gebracht wurde: die Geburtenrate in Deutschland und das Vorkommen von Störchen hierzulande. Der Verlauf war erstaunlich parallel und hat sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert.

Doch was beweist das?

Patienten erzähle ich ab und zu, wenn ihnen entweder von anderen Ärzten irgendein Quatsch aufgeschwatzt wurde (gegen Bares natürlich) oder wenn sie selbst mit fragwürdigen Therapien ankommen, daß es nach einem Regentanz durchaus regnen kann, vielleicht sogar mehrfach hintereinander.

Doch was beweist das?

Das klassische Beispiel von der Verwechslung Korrelation und Kausalität findet sich in einem Bereich, den man - weil es eben hinter uns liegt - nicht überprüfen kann, in der Geschichte. Und in der Katholischen Kirche muß dafür das Zweite Vatikanische Konzil herhalten. Es war schon so ziemlich für alles verantortlich, was seit den 60ern passiert ist. Gut, ich kenne die Verantwortung für die erste Mondlandung nicht, weiß auch nicht, welche Rolle die Konzilsväter bei der Kuba-Krise spielten, aber irgendwie hatten sie da bestimmt die Finger im Spiel. Spaß beiseite, das ganze nervt, zumal man sowas auch von ansonsten sehr differenziert denkenden Menschen hört. “Das Konzil hat XY (was ganz schlecht ist)”, “wegen des Konzils wurde YZ (auch ganz böse)” etc. Auch als positiv empfundene Entwicklungen werden als sicher direkt durch das Konzil verursacht angesehen, obwohl das im Einzelfall nicht immer sicher ist.

Korrelation ist etwas anderes als Kausalität.

Mehr wollte ich nicht sagen.


Regel Kapitel 2.8

Veröffentlicht am Tuesday, 14. February 2012, 22:26

Letzter Teil: 2.7

13. Wie der Vater in jedem Menschen die Züge seines Sohnes erblickt, des Erstgeborenen von vielen Brüdern, so nehmen die Brüder und Schwestern der Franziskanischen Gemeinschaft jeden Menschen in der Gesinnung der Demut und Menschlichkeit an wie ein Geschenk des Herrn und ein Abbild Christi.
Die Gesinnung der Brüderlichkeit macht sie fröhlich und bereit, sich allen Menschen gleichförmig zu machen, vor allem den geringsten. Sie bemühen sich, ihnen Lebensbedingungen zu schaffen, die der Würde der von Christus erlösten Menschen entsprechen.

14. Mit allen Menschen guten Willens sind sie berufen, zur Verwirklichung des Reiches Gottes eine Welt aufzubauen, die menschlicher ist und dem Geiste des Evangeliums mehr entspricht. Dabei sind sie sich bewusst, dass jeder, “der Christus, dem vollkommenen Menschen, nachfolgt, selbst menschlicher wird.” So werden sie befähigt, ihre Verantwortung im Geist christlicher Dienstbereitschaft sachgemäß auszuüben.

Hier treffen wir, wie vor einigen Beiträgen erwähnt, auf den Kern des Franziskanischen, auf die Geschwisterlichkeit. Jeder, wirklich jeder, egal wie er uns begegnet, soll als Schwester und Bruder angenommen und auch so behandelt werden. Das ist wirklich eine harte Nuß, zumal wir in unserem eigenen Geschwisterleben vielleicht gar nicht das Vorbild dafür erleben und unsere leibliche Familie da noch genug Baustellen aufzuweisen hat.

So gibt es zahlreiche Katholiken, die sich bspw. am interreligiösen Dialog stören, an ökumenischen Bemühungen etc.
Franziskaner können aber gar nicht anders, wenn sie sich treu bleiben wollen, denn alle Menschen sind unabhängig vom Glauben und unabhängig von ihrer Einschätzung unseres Glaubens unsere Geschwister. Und warum soll ich mit meinen Brüdern nicht reden dürfen über das, was ihnen wichtig ist?

Daß Franziskaner oftmals äußerlich als “kirchliche Sozialarbeiter” wahrgenommen werden, hat auch in diesem Anspruch der Brüderlichkeit ihren Ursprung. Für seine Geschwister setzt man sich eben ein, das ist ja vollkommen normal. Losgelöst von der Erfahrung des Geliebtseins vom Herrn, losgelöst von der Glaubenserfahrung und der Weite der Kirche wird dies zwar nie mehr als Sozialarbeit, aber mit dieser Gewißheit Gottes ist es unendlich mehr und heilbringend. Franziskus hat sich immer nur “für” eingesetzt, fast nie “gegen”. Denn wie kann man für einen Bruder sein und gegen einen anderen? Darf man Geschwister bevorzugen? Ein sicheres Zeichen echten franziskanischen Geistes ist es daher, wenn der von Franziskus begeisterte Mensch jegliche Wertungen über andere hintanstellt. Falsche Entwicklungen darf man so benennen, aber Menschen verurteilen nicht. Zumindest nicht, wenn man sich Franziskus verbunden fühlt.


Erkenntnis

Veröffentlicht am Tuesday, 14. February 2012, 15:49

Da soll noch jemand sagen, bei unseren getrennten Geschwistern sei theologisch immer alles im argen.

Wunderschön (Hervorhebung von mir):

Man spricht heutzutage häufig von denen, die die „Spiritualität“ der „Religion“ vorziehen. Und die meisten von uns verstehen in etwa, was das bedeutet. Es handelt sich dabei um eine Auflehnung gegen die Vorstellung, dass wir Menschen gerettet oder verwandelt werden durch die bloße Treue zum Leben einer Institution und die Zustimmung zu einer Gesamtheit von Lehraussagen oder Theorien.

So aber besteht die Gefahr, den Glauben auf eine Reihe von Erfahrungen zu reduzieren, die bewirken, dass wir uns besser fühlen. Daraus würde auch folgen, dass es keine universale Wahrheit gibt, keine Revolution im Leben der Menschen, die ein für alle Mal rettet, sondern eine Abfolge von „spirituellen“ Experimenten, die unsere Sensibilität erweitern, uns aber nicht in eine neue Welt versetzen. In gewisser Weise brauchen wir eine Sprache, die uns über die nutzlose Polarisierung zwischen diesen beiden Begriffen hinausführen kann, eine neugeschaffene Sprache und die Praxis eines neuen Lebens mit neuen Beziehungen.

In dieser Hinsicht bedeutet von der Kirche sprechen in Wahrheit, sowohl über die Religion als auch über die Spiritualität hinauszugehen. Es gibt die Kirche nicht, damit man wundervolle Erfahrungen macht (und sie verlassen kann, wenn diese Erfahrungen wieder vorbei sind); und ebenso wenig ist die Kirche eine Institution mit gemeinsamen Regeln und Überzeugungen.

Die Kirche ist der Zustand des Einsseins mit Jesus Christus, das heißt sie ist die Gabe, frei zu sein dafür, Sein Gebet zu beten, Sein Leben zu teilen, Seinen Atem zu atmen.

Quelle


Treffer!

Veröffentlicht am Thursday, 09. February 2012, 21:48

Wer hat mich dabei beobachtet?


Franziskanisch

Veröffentlicht am Tuesday, 07. February 2012, 17:31

Vor über zwei Monaten fragte ich mal die Leser hier, was denn “franziskanische Spiritualität” bedeuten könne. Irgendwie kam mir das ganze selbst immer etwas schwammig vor, auch wenn sich das Erscheinungsbild des Franziskanischen schon beschreiben ließ. Daher wollte ich mal in die Runde fragen.

Seither habe ich mir einige Gedanken gemacht und sehe als wirklichen Kern des Franzisknischen etwas, was interessanterweise gar nicht erwähnt wurde, was aber m. E. nach Ursache für die diversen Ausprägungen des Franziskanischen ist:

Bruder/Schwester aller sein.

Bruder aller sein, nicht nur aller(!) Menschen, sondern aller Geschöpfe - das geht aber nur auf gleicher Augenhöhe. Und das geht auch unabhängig vom Lebensstand und unabhängig von der Aufgabe eigener Überzeugungen. Dabei wird natürlich das Bild eines Bruders entworfen, was sich manchmal in den eigenen Familien nicht finden läßt, doch ist das meines Erachtens nach der Kern: der einfache Bruder aller sein.

Das führt auch dazu, daß m.E. nach die ganzen franziskanischen Orden hierzulande nur dann eine zahlenmäßige Zukunft haben, wenn sie sich wieder auf das besinnen, was nach außen hin gar nicht so erkennbar ist, denn das Brudersein beginnt vor allem innerhalb der eigenen Gemeinschaft. Sich austauschen, zusammen leben, leiden und lieben, zusammenrücken - das ist vor aller Wirkung nach außen für mich das Zukunftsmodell des Ersten, Zweiten und Dritten Ordens. Denn nur dann sind wir authentisch, nur dann bleiben wir Franziskus treu.


Ein schwerer Gang

Veröffentlicht am Friday, 03. February 2012, 23:22

Ich gehe nicht gerne beichten.

Immer mal wenn mir jemand erzählt, wie gerne er oder sie das täte, habe ich massive Zweifel an der Ehrlichkeit der Aussage. Die eigenen Sünden offen bekennen kann kaum Spaß machen, so sehr man auch weiß, daß diese durch die Beichte hinweggenommen und ausradiert werden (wovon ich überzeugt bin). Schön ist das trotzdem alle nicht, aber nicht alles Notwendige ist unbedingt schön.

Deswegen gehe ich auch viel zu selten beichten.

Die “Beichtspiegel”, also die Anregungen zum Reflektieren der eigenen Unterlassungen, Gedanken und Taten, die ich im Gotteslob und anderswo gefunden habe, haben mich auch nie wirklich angesprochen bzw. mir nicht wirklich geholfen. Das Orientieren an den Zehn Geboten ist nicht so meins.

Jetzt habe ich eine “Klassifizierung” gefunden, die dazu führte, daß mir einiges schlagartig klar wurde, u.a. warum ich wirklich so selten beichten gehe. Diese Klassifizierung ist nichts wirklich Neues, seit Jahrhunderten bekannt in Ost und West - und deswegen auch so “ausgereift”.

Es geht ganz einfach um das, was die Kirche des Westens als Hauptsünden klassifiziert hat. Diese zeigen mir ganz eindeutig, wo der Hase im Pfeffer bei mir liegt - und vielleicht hilft das auch anderen.

Sie lauten:

1. Superbia - Stolz, Hoffart und Hochmut (die größte Sünde)
2. Avaritia - Habsucht, Geiz
3. Invidia - Neid , Missgunst
4. Ira - Zorn
5. Luxuria - Unkeuschheit, Wollust
6. Gula - Unmäßigkeit, Völlerei
7. Acedia - Trägheit, Überdruss, Faulheit

(ja, auch die letzten beiden gehören dazu …)