Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Bildungsmaßnahme

Veröffentlicht am Friday, 04. June 2004, 22:48

Wer es noch nicht getan hat, sollte unbedingt per Email die neuesten Insider-Nachrichten aus dem Vatikan abonnieren, und zwar die bereits mal erwähnten von John Allen vom National Catholic Reporter. Auch wenn sie verständlicherweise auf Themen Schwerpunkte setzen, die die Kirche in den USA betreffen, so ist die Lektüre doch für jedermann ein Gewinn.
In der neuesten Ausgabe zeigt Allen, aufgrund seiner guten Kontakte und langen Erfahrung ein wirklicher Kenner, vier mögliche Szenarien des nächsten Pontifikates auf. Seine Ideen, in sehr verständlicher Form dargelegt, beginnen so etwa nach der Hälfte des “Word from Rome“.


Sympathie

Veröffentlicht am Friday, 04. June 2004, 14:44

Ich hege ja immer eine große Sympathie für Menschen, denen die allgemeine Meinung am A…. vorbei geht. Die Spießer sind ja immer in der Mehrheit.

Daher können diese Leute, die eben anders denken, aussehen, reden, handeln, auch Punks oder Hippies sein, meinen Respekt haben sie. Natürlich gibt es auch Meinungen, die ich für absolut falsch und verabscheuungswürdig halte, aber wenn sie nicht nur aus Opportunität (wegen des cool-sein-wollens) verteidigt werden, respektiere ich sie zumindest so gut es geht.

Das ist auch einer der Gründe, warum ich den jetzigen Papst so mag. Bei dem gehen die Mächtigen ein und aus, und er sagt ihnen einfach was er will. Ob sie es hören wollen oder nicht. Natürlich finde ich nicht alles toll und richtig, was er insgesamt veröffentlichen lässt, aber auch auf meine Meinung gibt er wahrscheinlich nicht wirklich viel. Er macht seinen Job und das ist gut so. Und dieser Job ist es nicht, großartig was zu ändern, was er ja bekanntlich auch nicht tut. Wird der Nachfolger auch nicht.

Wer eben gerne diesem “Laden Gottes” angehören will, muss der zeitgenössischen Moral und Wertekommission eben eine lange Nase zeigen.

Trotz dieser Sympathie für Karol Wojtyla befürchte ich bei manchen jungen Enthusiasmus-Katholen, die ebenso wie ich keinen anderen Papst bewusst kennen und schon manchmal in eine quasi-Papolatrie (Papst-Anbetung) verfallen, dass sie bei einem neuen Papst - der sicher kommen wird - vielleicht ihren Glauben schwächeln sehen oder gar verlieren könnten, denn dieser kann natürlich Akzente verschieben. Das Glaubensfundament darf niemals ein Papst oder sonst ein Mensch sein, so sehr der Popstar-Papst auch die Massen zieht. Hoffentlich werden meine Befürchtungen nicht bestätigt.


Respekt

Veröffentlicht am Friday, 04. June 2004, 08:51

Auch wenn ich ihre Politik nicht wirklich gut finde, Ministerin Ulla Schmidt zeigt ihre rheinische Herkunft und lacht mit über das “Reformhaus Schmidt“. Gut so.


Alliierte

Veröffentlicht am Thursday, 03. June 2004, 23:17

Irgendwie habe ich das Gefühl, diesmal haben die USA sich etwas abgeguckt, denn so etwas gibt es in vielen islam. Ländern ja schon länger.

Na gut, ist ja nur ein Christ, was soll’s. Und die arabische Welt ist ja auch gar nicht der Meinung, dass der Islam eine hochstehende Zivilisation hervorbringe (Vorsicht, Ironie - man weiß ja nie, wer hier so liest…).

Wie die spanische Ausgabe des FIDES-Nachrichtendienstes berichtet, befindet sich der gefolterte Katholik jetzt mit einigen gebrochenen Rippen in einem Gefängnis namens (oder im Ort) Olaya.


Harte Fronten

Veröffentlicht am Wednesday, 02. June 2004, 19:49

Mal wieder tobt ein Stellvertreter-Krieg, oder besser, ein Kriegchen. Zugegeben, nicht wenige konservative Spaßbremsen liefern auch eine Menge Munition.

Es geht um das in München sendende private Radio Horeb. Ist ein Sender, der strikt die römisch-katholische Lehr-Linie fährt, man könnte daher auch sagen, ein Anti-Mainstream-Sender ohne den Faktor “cool” (was aber eindeutig am Auftreten und nicht am Inhalt liegt).

Tjaja, und vor kurzem erhielt der eben die Sendelizenz; befürchtet wurde das schon vom SPIEGEL, nachher auch von ihm und dem Autor des bei mir oben rechts verlinkten jüd. Weblogs Chuzpe bedauert, kommentiert von Elisabeth und berichtet von der Berliner Zeitung (und bei letzterem geben die Hardcore-Katholen, die zum lachen in den Keller gehen, auch mal wieder ein besonders gutes Bild ab).

Die härteste Kritik wird übrigens gar nicht gegen den Sender gefahren, sondern gegen die anrufenden Zuhörer bzw. deren verbalen Absonderungen. Mich überzeugt das nicht wirklich, da man dann den WDR Presseclub oder die meisten Sendungen des Deutschlandfunks mit Zuhörerbeteiligung abschnittweise noch unter das Dschungel-Camp einordnen müsste. Regelmäßig schalte ich da weg, weil ich mir manche Anrufer echt nicht geben kann. Da sind dann bspw. die USA und besonders ihr derzeitiger Präsident das Ziel des Hasses (anders kann man es echt nicht nennen, so viele Plattitüden und Dummheiten fliegen einem da entgegen).

Was gibt es sonst für Kritik? Im Artikel der BZ wird eine “Theologie des 19. Jahrhunderts” angeprangert. Muss ja schlimm sein, sowas (was heißt das überhaupt?). Und es sei “fundamentalistisch” (Schublade auf und rein!), Abtreibung mit der Nazizeit in Verbindung zu bringen. Wahrscheinlich lehnt der kritisierende Priester das Zweite Vaticanum ab, in dem Abtreibung ein “verabscheuungswürdiges Verbrechen” genannt wird. Außerdem halte ich es für sehr gefährlich, Nazi-Vergleiche per se zu tabuisieren (das ist ja hierzulande so), da dadurch das damalige Handeln in eine unrealistische Sphäre verschoben wird. Jederzeit sind Menschen zu etwas fähig. Immer, auch heute. Ob der Vergleich (ein Vergleich ist bekanntlich ein Vergleich, keine Gleichsetzung) deswegen angebracht ist, lasse ich dahingestellt. Aber eine Schlagwort-Abkanzelung zeugt nicht von Niveau, auf keiner Seite.


Heuchelei

Veröffentlicht am Wednesday, 02. June 2004, 09:56

Wer die Ärzte in der Öffentlichkeit als Abzocker und daher Einsparpotential darstellt, darf sich über einen Ärztemangel nicht wundern, liebe PDS. Und Unselbständigkeit ist auch nicht gerade attraktiver…

Ein Bekannter erzählte mir gestern, er hätte in einem Monat 400(!!) Stunden im Krankenhaus gearbeitet, das zu einem Gehalt eines, was er ist, “Arztes im Praktikum”, also netto 800-900 Euro.

Ein wenig mehr Ehrlichkeit im Umgang wäre nett (so als Wunschtraum formuliert).


Einwurf

Veröffentlicht am Wednesday, 02. June 2004, 09:50

Wenn es eine Gruppe gibt, die sich “Wir sind Kirche” nennt und die substantielle Änderungen der Kirche fordert, dann müsste sie sich doch konsequenterweise (es sei denn, ich kennen mich im Syntax meiner Muttersprache nicht aus) erst einmal selbst zutiefst ändern wollen…


Outing

Veröffentlicht am Monday, 31. May 2004, 22:59

Ja, ich gehöre auch zu ihnen. Wenn ich Zeit und Lust habe, und dazu der Meinung bin etwas zu sagen zu haben, gehöre ich auch dazu.

Zu den Bei-Zuhörer-einladenden-Radiosendungen-Anrufern. Schrecklich, nicht?

Vor über einem Jahr (kann auch länger her sein, keine Ahnung) gab es auf WDR5 (oder im Deutschlandfunk) mal eine Sendung über das Thema “Sünde”. Als Studiogast erzählte ein recht lockerer Theologe etwas darüber und die Hörer und Hörerinnen gaben ihren Senf und die nachgefragte eigene Definition von Sünde dazu. Von ganz kompliziert bis schlicht und einfach war alles an Wortakrobatik dabei.

Gegen Ende der Sendung war ich dann dran - und wollte erwähnt haben, dass das Thema (wenn man schon bei Christentum soviel Anleihe macht) ohne die Erlösung doch vollkommen daneben ist. Auf die Sünde kommt’s ja nun wirklich gar nicht an. Ohne Erlösung kann man den Laden dicht machen. Aber das - Erlösung - ist ja ein Nicht-Thema im allgemeinen Diskurs bzw. in dem, was (auch von mir) wahrgenommen wird.


Der wunde Punkt

Veröffentlicht am Sunday, 30. May 2004, 12:15

Dies Domini. Pfingsten.

Nach protestantischem Kirchenverständnis ist Kirche da, wo die Gemeinschaft der Gläubigen ist und vor allem auch da, wo das Evangelium recht verkündet wird.
Doch was ist “recht”, was ist richtig? Wer entscheidet das? Die Frage nach der Vielfalt innerhalb der Wahrheit (denn die Schrift allein ermöglicht je nach Zugang zu ihr viele Antwortmöglichkeiten auf eine bestimmte Frage) berührt den Kern des protestantischen Kirchenverständnisses, auch des prot. Begriffes der “Freiheit des Christenmenschen”.
Besonders klar wird dieses Problem in einer kirchlichen Gemeinschaft, die einerseits behauptet, eine weltweite zu sein, andererseits über keine bindende Autorität verfügt - bspw. die Kirche von England, die Anglikanische Kirche.
Ich hatte bereits mehrfach davon geschrieben, dass ein Zerreißen droht.

Der Verfasser eines (recht liberalen) anglikanischen Katechismus, Edward Norman, war sich dieser Problematik schon seit längerem bewusst. Man kann natürlich sagen “so what?”, aber dann interessiert man sich auch nicht wirklich für Kirche. Schon vor Jahren hielt er einen langen Vortrag über die Frage nach dem universalen Lehramt in seiner Kirche (Auszüge hier oder vollständig hier).

Warum ich das für wichtig erachte? Es berührt auch unser Kirchenverständnis, zumal das Wissen um die Bedeutung des universalen Lehramtes unter Katholiken, ich kann nur für hierzulande sprechen, in der Masse fast vollkommen abhanden gekommen ist, auch unter engagierten Kirchenleuten.

Ein Zitat aus dem Vortrag:

Anglicans have a real issue to address. The basic division remains: do Christians have access to an infallible teaching office, as the historic Churches have always claimed, or are the Protestants right in supposing that only Scripture is indefectible? There is no Via Media here - Anglicans in this bleak assessment are thoroughly Protestant.

Es dürfte klar geworden sein, dass dies auch uns angeht. Man setze bloß für “Anglican” “Western Christian” ein. Übrigens zog Edward Norman nach langem Ringen die Konsequenz - er verließ seine Kirche und wurde katholisch.


Totally free

Veröffentlicht am Saturday, 29. May 2004, 11:10

Europäer legen ja häufig eine gewisse Überheblichkeit an den Tag, wenn es um die Beurteilung der amerik. Kultur geht, besonders wir kulturell sehr amerikanisierten Deutsche (Hassliebe halt). Wenn ich aber ein lokales Problem spontan zu lösen hätte, wüsste ich schnell, wen ich eher um Hilfe bitten würde.

Ähnliches dachte sich wohl auch der junge Banker, der durch die Straßen New Yorks ging. Alle sehen so traurig, so abgehetzt aus. Diese Welt, diese Menschen brauchen Umarmungen. Einfach so. Ohne religiöse, politische oder gar sexuelle Gründe. Einfach nur so.

Und da steht er jetzt nun, jeden Sonntag im Washington Square Park, mit einem T-Shirt und Plakat und bietet rufend “Hugs for free” an. Ist doch super! Ein Lächeln ist gewonnen.

Ähnliches haben vor rund zehn Jahren zwei Bekannte von mir auf der Kölner Domplatte erlebt. Zur Weihnachtszeit saß da ein Mann und bot jedem, der sie wirklich brauchte, 10 Mark an. Der Schein lag auf dem Boden, jeder konnte ihn nehmen. War er dann weg, legte er einen neuen hin. Seine Begründung: keine eigentlich, war halt Weihnachten, aber nicht religiös motiviert.

Diese zwei Bekannten haben ihn dann einmal zuhause besucht (er wohnte auch noch bezeichnenderweise in meinem Heimatort) - seine Ehefrau wusste gar nichts von der Aktion und fand das wohl auch nicht ganz so gut….


Zertifizitis

Veröffentlicht am Friday, 28. May 2004, 19:47

Nachdem es in der Industrie schon gang und gäbe ist, ist jetzt (naja, schon seit geraumer Zeit) auch in Krankenhäusern der Boom der Zertifizierungen ausgebrochen. Das geht übrigens ganz schnell: wer zuerst zertifiziert nach selbst festgelegten Standards, hat gewonnen. (Warum gibt es noch kein weltweit geltendes Zertifikat für rheinischen Katholizismus?)

Nun ja, da wollen natürlich die katholischen und evangelischen Krankenhäuser nicht zurückstehen und haben sich was feines ausgedacht, schließlich wächst ja die Konkurrenz bei immr mehr Marktorientierung im Gesundheitsbereich. Es fängt schon einmal an mit dem unglaublich griffigen Namen des Zertifikates, nämlich “ProCum Cert“. Das ist zwar für Leute ohne Latinum kaum zu verstehen, aber wer will die schon (solche mit sind nämlich eher privat versichert…). Aber selbst Latein lässt einen bei einer Übersetzung von “FürMit Zert” recht allein.

Okay, ganz ohne Sarkasmus: ich weiß nicht, ob und was das alles bringen soll. Gehen die Leute nicht mehr in ein Krankenhaus, weil das Zertifikat fehlt? Menschliche Nähe, Respekt vor dem Einzelnen, Empathie und Zuwendung kann man nicht “besiegeln”.


Kirchendeutsch

Veröffentlicht am Friday, 28. May 2004, 17:12

Wahrscheinlich liest hier eh kein kirchlicher Entscheidungsträger mit, aber ich würde mich freuen, wenn manche Begriffe aus dem Gebrauchsvokabular verschwänden. Wenn jemand welche kennt, ich bitte um Sammlung.

Bestes Beispiel ist die “Seelsorgeeinheit”. Die ist unveränderlich, die kann man nicht größer oder kleiner machen, man kann auch durch Restrukturierung von Pfarreien und Gemeinden keine neuen schaffen.

Die einzige Seelsorgeeinheit ist und bleibt der Mensch.


Hintergrund

Veröffentlicht am Friday, 28. May 2004, 16:17

Dem WDR, genauer dem Radiosender WDR2 ist es mit seiner Serie “Reformhaus Schmidt” gelungen, einen tiefen Einblick in die Zukunft des dt. Gesundheits- und Sozialsystems zu werfen. Alle HörerInnen danken der sehr informationsbereiten Ministerin Ullalala Schmidt.


Reklame

Veröffentlicht am Friday, 28. May 2004, 10:00

Für gute Sachen kann man ja Werbung machen (ich bekomme auch nichts dafür) und tue das hiermit. Seit etwa einem halben Jahr bin ich stolzer Besitzer folgenden Kleidungsstücks (via Catholicism Wow):

Man erntet schon seltsam erstaunte Blicke, wenn man damit über die Straßen Düsseldorfs geht…


Die wahren (Ab-)Gründe

Veröffentlicht am Thursday, 27. May 2004, 14:14

Der witzigste katholische Weblog weit und breit, besonders auch aufgrund seiner tiefen Ernsthaftigkeit, ist der von Mark Shea (spricht man das jetzt “Schie” oder “Schi-a” aus?). Hier, in dem Eintrag “Another satisfied Catholic!” und dessen Kommentaren (auch wenn darunter die Anzahl 0 angegeben wird, es sind super viele) werden aber die wahren Gründe aufgezählt, warum es sich lohnt katholisch zu sein. Ein paar hier lose aufgezählt:

- es werden Statuen angebetet, das appelliert so schön an unsere heidischen Triebe.
- man erspart sich das Bibellesen und gibt sein Hirn einfach an der Kirchenpforte ab. Einfach den Geistlichen blind folgen.
- man kann sündigen was das Zeug hält, kurz beichten gehen, weiter geht’s! Und für die Beichte muss man noch nicht einmal mit Gott reden! (Der Beichtstuhl ist diese alte Holz-Box in der Kirche von der Größe eines Passfotoautomaten)
- überhaupt Gebet - einfach tausend Rosenkränze ruterrasseln, und die Himmelspforte ist offen!
- im Gottesdienst knien wir vor einem Stück Brot mit der kulinarischen Qualität von Esspapier. Ist doch super!
- im Fegefeuer kann man sich durch Ablässe rauskaufen.
- Bilder und Überreste von Toten anbeten ist auch geil.Von Maria als Göttin ganz zu schweigen.
- wo kann man noch sagen, dass Sex böse ist und dennoch jede Menge Kinder vonnöten sind?
- ich finde es auch super, dass ein paar gelangweilte Mönche Gott so unglaublich kompliziert gemacht haben.
- Maria ist 10mal besser als Gott Vater, denn schließlich kommt auf zehn Avemaria im Rosenkranz nur ein Vaterunser
- am coolsten fand ich es in Rom, wo ich im Keller von ollen Ratzinger die ganzen Messer und Nadeln gesehen habe, mit denen er andere Theologen quält.
- früher war’s noch besser: bei der alten Messe sah man den Priester ja fast nur von hinten. Ganz ehrlich: von hinten sehen viele auch besser aus.

Doch die beiden besten Gründe:

- ich muss mir keine Sorgen mehr machen, dass meine Marienstatue ständig weint. Meiner Wasserrechnung hilft das nämlich enorm.

- Spanierinnen, Italienerinnen, Brasilianerinnen…..


Chaotographie

Veröffentlicht am Wednesday, 26. May 2004, 12:46

Während ich die Regel über das “ß” und “ss” bei der Rechtschreibreform
ja noch für nachvollziehbar halte, stört mich das Auseinanderziehen von
Wörtern doch sehr. Bei diesem Artikel der ZEIT musste ich erst dreimal (oder drei Mal?) lesen, bis ich es verstand, und zwar folgenden Einstiegssatz:

Eltern werden ruhig gestellt, Schüler sitzen gelassen, und die Lehrer hocken in goldenen Käfigen.

Wieso sitzen da die Schüler entspannt (=gelassen)? Nein, sie werden sitzengelassen, also sitzen gelassen. Oder so.


Bericht II

Veröffentlicht am Tuesday, 25. May 2004, 22:54

Neben der Anwendung des Begriffes “Kachel” auf Katecheten habe ich auch zwei weitere gelernt, auzuwenden auf den hiesigen Bischof, der bei (mindestens) einem der Katecheten nicht wirklich beliebt war: Erbeergeorge und Kánalmeister.

Wat et nich all jibbt.

Und als am letzten Abend die Firmlinge eine Pseudotrauung veranstalteten, das ganze auch noch mit Chips und Cola als “Eucharistie”, da kamen dann doch Fragen auf, ob man diese Blasphemie nicht durch etwas mehr Wissensvermittlung hätte verhindern können. Als dann keiner der Katecheten diesen “Leib Christi” annehmen wollte, kam aber auch unter den Jugendlichen - einige lehnten daraufhin auch ab - einige Bedenken auf. Egal, die Jungs und Mädels sind schließlich 14-16 Jahre alt.

Es soll ja “überzeugte” (ähem…) Katholiken geben, die selbst bei dreifachem Alter ein Mahl mit “Sättigungscharakter” bevorzugen…


Bericht

Veröffentlicht am Monday, 24. May 2004, 15:43

Es gab einige interessante Episoden auf der Firmfahrt.
So schickten wir zwei Jugendliche vorzeitig nach Hause, weil sie entgegen mehrfacher Warnung beim Rauchen auf dem Zimmer erwischt wurden. Sie mussten direkt nach dem ersten Mal fahren. Diese Maßnahme wurde, wie sich im nachhinein herausstellte, auch von der großen Mehrheit der Teens verstanden und mitgetragen. Konsequenzen für das eigene (Fehl-)Verhalten persönlich zu erdulden ist eben schon immer eine Zeichen von erwachsenem Ernstgenommenwerden gewesen, so schwer es einem als Leiter in der Situation auch fällt.
Dass das Wort “Katechet” im allgemeinen Wortschatz ungefähr an 375678924569234. Stelle steht, hatte ich schon vermutet. Nun gut, es wurde kurzerhand “Kachel” draus, ist ja irgendwie vertrauter.

Am dritten Tag geschah mit den Firmlingen etwas erstaunliches: die Stimmung wurde ernster, trotz natürlich weiter vorhandenem Blödsinn und Spaß. Es kam wohl die Botschaft an, dass der ganze Kram mit ihnen selbst aufs Innerste zu tun hat (der mitfahrende Kaplan war an diesem Tag nicht da und wunderte sich bis zur nicht ganz ernsten Erschrockenheit, wie “fromm” sie auf einmal alle waren). Wissensvermittlung stand nicht im Vordergrund, ich gebe zu, mir hat das
gefehlt. Vielmehr lag der Schwerpunkt auf der Einsicht in sich selbst und dem Vertrauen in Gott. Letztendlich ist das aber nicht grundfalsch, denn was nutzt ein auswendigelernter KKK, wenn es bloße Trockenübungen bleiben? Beides wäre für mich am schönsten gewesen, war aber aus Zeitmangel nicht zu realisieren.
Und aufgrund dieser Selbsteinsicht - es ist heftig, wie viele Lasten schon 14-16jährige mit sich rumschleppen - kam es nicht zu wenigen Tränen, auch bei solchen, die eher als cool galten. Die offene Atmosphäre untereinander trug das ihrige dazu bei.
Ein Mädchen sagte gar, sie habe an diesem verlängerten Wochenende den Glauben gefunden. Auf dass sie ihn nicht verliere.


Zurück

Veröffentlicht am Sunday, 23. May 2004, 21:53

Dies Domini.

So, da bin ich wieder. Vier sehr interessante Tage liegen hinter mir: intensiver, etwas stressarmer (disziplinarisch gesehen), schöner, mit besseren Gesprächen als ich dachte. Bevor ich mal etwas hier über diese Erfahrung hinterlasse, gönne ich mir aber heute abend einen ruhigen.


Wech

Veröffentlicht am Wednesday, 19. May 2004, 00:23

Ab heute nachmittag bin ich bis Sonntag mittag mit einem Haufen angehender Firmlingen beschäftigt, dementsprechend wird hier nichts groß passieren.


Spiel

Veröffentlicht am Wednesday, 19. May 2004, 00:21

Noch einmal kurz zu den ständigen Streitereien um die rechte Form der Liturgie.

Ich weiß nicht seit wann und von wem ursprünglich, aber bezüglich der Liturgie wird schon seit langem von einem “heiligen Spiel” gesprochen. Ein Spiel, weil es eine Abbildung dessen ist, was uns beim Himmlischen Hochzeitsmahl hoffentlich erwartet, und heilig, weil es sich um eine Abbildung göttlichen Ursprunges handelt. Mir gefällt diese Beschreibung sehr gut.
Nun wird ja niemand abstreiten, dass zu einem Spiel Regeln gehören (siehe weiter unten das Beispiel) - vor allem der Mitspieler wegen. Dabei habe ich gar nichts dagegen, wenn man über den Sinn und Zweck einzelner Regeln streitet, aber dass Regeln per se abzulehnen sind und dass ausschließlich die Spieler gerade vor Ort sich die Regeln mal auf die Schnelle ausdenken, das hat mit “Spiel” so rein gar nichts mehr zu tun. Das stört mich daher auch am meisten an der allg. Rezeption der Instruktion. Bei Änderungen der FIFA regen sich auch Menschen auf, aber deswegen würde ja niemand die Notwendigkeit gemeinsamer Regeln abstreiten. Genau das passiert hier. Seltsam.


Wechselwähler

Veröffentlicht am Tuesday, 18. May 2004, 21:33

Ein Phänomen erstaunt mich schon seit längerem bei Kirchens, es ist bei vielen Menschen zu finden, die in der Kirche hierzulande irgendwie mit dem Herzen dabei sind, egal, welche Positionen sie nun vertreten: man neigt dazu, zumal bei Laien, die keine kirchl. Position bekleiden, sich den eigenen Bischof “auszusuchen”. Da hören die einen lieber auf das, was Kardinal Meisner sagt, die anderen auf Kardinals-Kollege Lehmann, die einen finden den Bischof Müller aus Regensburg ganz toll, andere stehen eher auf Bischof Kamphaus aus Limburg. Das ist ja noch nicht schlimm, das wird es erst (natürlich immer relativ), wenn man danach seine eigene Rechtfertigung strickt, so nach “weil Bischof XY dasunddas gesagt hat, mache ich das soundso”. Vollkommen daneben. Nicht nur die bequemere Variante (und die ist nicht selten knapp daneben), sondern auch theologisch-kirchlich destruktiv. Aber es trifft, wie gesagt, das gesamte Meinungsspektrum.

Die Kirche kommt in ihrer Gesamtheit in einer Teilkirche = einer Ortskirche = einem Bistum = einer Diözese voll zum Ausdruck. Eine Ortskirche ist ganz Kirche, der Bischof ist kein bloßer Statthalter des Papstes, sondern direkter Nachfolger der Apostel. Somit zählt für den einzelnen Gläubigen wenn’s drauf ankommt nur das, was der eigene Ortsbischof meint. Er hat die Verantwortung vor Gott und auf ihn kann sich der Gläubige immer berufen, zumindest weit eher als auf einen anderen von woanders. Dass viele dt. Bischöfe durch Unbekanntheit und Profillosigkeit glänzen, ist zwar traurig, ändert aber nichts an diesem Umstand. So schwierig das sein mag, und so nachvollziehbar das andere Vorgehen auch sein mag (manch ein Bischof macht’s einem ja wirklich nicht leicht), es zählt das Wort und die Meinung des eigenen Hirten, mehr als jede Bischofskonferenz, auch wenn natürlich der eigene Bischof sich diese Meinung zueigen machen kann (nicht muss).


Es geht weiter

Veröffentlicht am Tuesday, 18. May 2004, 12:14

In Belgien wird ein Gesetzesvorschlag debattiert, der die rechtliche Möglichkeit der Euthanasie auf Kinder und Demenzkranke ausdehnen würde.
In Dänemark wird darüber gestritten, ob Foltermethoden gegen Kriegsgefangene moralisch vertretbar sind.

Man lasse sich den Fortschritt in Europa auf der Zunge zergehen.


Welle

Veröffentlicht am Saturday, 15. May 2004, 22:45

So, nach der ersten großen Aufregung in kirchlichen Amtsstuben habe ich noch einmal in Ruhe die Instruktion “Redemptionis Sacramentum” gelesen. Genau, die, die angeblich zu Denunziation aufruft und so (ist zwar Medien-Müll, aber klingt ja so gut).
Und als ich sie so las, wurden mir zwei Sachen bewusst. Erstens hatte Kardinal Lehmann mit einer Aussage Recht: so manches ist wohl vergessen worden. Vieles wusste ich gar nicht (woher auch, Zitate stammen ja massenhaft aus dem sog. “Missale Romanum”, dem Buch für Kleriker, welches den römischen Ritus beschreibt - und welches wohl genau manche dieser Kleriker nicht beachten mögen). Und vieles habe ich bis dato auch falsch gemacht.

Jetzt kommt wohl der Unterschied zu manch anderen: mich stört es recht wenig, das zu ändern. Ich verstehe auch nicht, warum so eine große Welle gemacht wird, zumal viele aufgeregte Theologen meinen, das sei doch eh nichts Neues. Stimmt, aber für uns schon!

Ich meine, es ist eben nichts anderes (alles steht ja im Missale) als eine kleine Abgrenzung des Ritus der lateinischen oder genauer römischen Kirche. Nicht mehr und nicht weniger.
Man kann ja auch nicht einfach beim Fußballspielen den Ball unter’n Arm nehmen und gen Tor losrennen. Na gut, kann man schon, dann ist es aber eben kein Fußball mehr. Es kommt eben nicht bloß darauf an, dieses Teil ins Tor zu befördern. Und wenn man immer noch an der Variante unter’m Arm festhält, dann ist man eben aus’m Spiel. Und spielt Rugby, mit anderen und woanders.


Lesen

Veröffentlicht am Friday, 14. May 2004, 20:46

Für alle, die sich für intereligiösen Dialog und den Fortschritt desselben auf institutioneller Ebene interessieren, ist dieses Interview Pflichtlektüre (sach ich jetzt ma so).