Archiv für September, 2003



Grenzen des Liberalismus

Veröffentlicht am Monday, 29. September 2003, 22:10

In der Judikative (und dem Senat) der USA geht derzeit die Post ab: es wird aufs heftigste gestritten, ob ein überzeugter Katholik und Abtreibungsgegener denn US-Richter auf Lebenszeit werden könne. Katholiken in den USA sind, sowohl als Politiker als auch bei den Wählern, eher bei den Demokraten zu finden, und diese sind traditionell für die Abtreibungsfreigabe (die Anmerkung sei aber erlaubt, dass die große hispanische Minderheit eher gegen die Abtreibung ist, im Gegensatz zu vielen weißen Katholiken).
In einem Staat, das keinen religiösen gesetzlichen Feiertag kennt, eine strikte Trennung von Religion und Staat praktiziert, aber auch extrem liberal für alle Glaubensgruppen ist (so wird dort Scientology vollkommen natürlich als “Kirche” anerkannt), wird plötzlich der Glaube eines evtl. angehenden Richters zum Politikum.
Der Artikel der Tagespost bringt dazu mehr.
Mal sehen, wie das so ausgeht.


Alles gesagt

Veröffentlicht am Monday, 29. September 2003, 21:15


Zeitlos

Veröffentlicht am Sunday, 28. September 2003, 21:13

Dies Domini.

Etwas Benediktinisches haftet den Produkten dieses Versand-Unternehmens an, das sich Manufactum nennt. Unter dem Motto “Es gibt sie noch, die guten Dinge” wird dem Plastikschrott und Billigramsch der alternative Konsumkampf angesagt. Ich selbst zähle da eher zu den Seh-Leuten, da ich zwar gerne im Angebot stöbere, alles hochwertigste Qualität und tolle Sachen, aber für einen studentisch-franziskanischen Geldbeutel das meiste absolut jenseits aller Erreichbarkeit, was wiederum nicht weiter schlimm ist.
Dass das Monastische sich seit einiger Zeit auch beim Unternehmen selbst herumgesprochen hat, zeigt sich im Warenkatalog “Gutes aus Klöstern“, der all das anbietet, was die europäischen Mönche der verschiedensten Orden jenseits des ora, nämlich dem labora, so erwirtschaften und produzieren. Wer kann: kaufen!


Es geht auch anders

Veröffentlicht am Saturday, 27. September 2003, 15:49

Ich weiß ja nicht, wer von den Lesern schon einmal Erfahrung mit dem Umfeld von Drogenabhängigkeit gemacht hat - hoffentlich nicht aktiv.
Werden Betroffene in einen Entzug geschickt, so bleiben sie zumeist stationär in einem fremden Umfeld für mehrere Wochen, bis sich zu dem körperlichen Entzug auch hoffentlich ein, ich nenne ihn mal so, seelischer dazugesellt. Denn nur ein körperlicher bringt oft wenig.

Doch was dann? Die nun Ehemaligen werden entlassen, und kehren häufig in ihr altes Umfeld zurück - der Rest ist vorprogrammiert.

In Brasilien sind als Alternative zu diesem Ansatz, nämlich unter Einschluss von Gemeinschaft in Arbeit und Leben, Hilfe untereinander, Ehemalige helfen Erkrankten etc. die Fazendas entstanden, die Fazendas der Hoffnung (Fazenda da Esperança). Auch in Deutschland gibt es sie: eine für Männer, eine für Frauen.

Mindestens ein Jahr lang wird dort zusammengelebt und gearbeitet (beides, besonders das “zusammen”, ist für viele mit jahrelanger Straßenerfahrung hart zu Beginn), man erwirtschaftet den eigenen Unterhalt, und vor allem, man baut Gemeinschaft auf, auch über den Aufenthalt vor Ort hinaus. Es gibt regelmäßige Treffen von Ehemaligen, die Idee wird sogar in andere Länder und Kontinente exportiert (z.Zt. wohl die Philippinen).

Eines der Säulen schlechthin dort ist der christliche Glaube, in franziskanischer Spiritualität, im Geist der Basisgemeinden Lateinamerikas (die erste Fazenda wurde von einem Franziskaner gegründet).

Nun gut, die Erfolgsquote kenne ich nicht, ich kann auch nicht mit normalen Einrichtungen vergleichen (in diesem Bereich schaut man immer, wieviel Prozent rückfällig geworden sind). Aber dass es Erfolge gibt, rechtfertigt schon die ganze Mühe.


Neu

Veröffentlicht am Friday, 26. September 2003, 21:01

Es gibt im deutschsprachigen Netz ein neues Katholisches Diskussionsforum. Es gibt bereits derer einige, bei einem bin ich auch seit Jahren Mitglied, aber, ob es an mir selbst oder auch an Entwicklungen dieses Forums liegen mag, etwas Neues wäre zu empfehlen. Mir zumindest. Im neuen werde ich also wohl häufiger zu lesen sein.


Entschieden

Veröffentlicht am Wednesday, 24. September 2003, 16:12

Heute hat das höchste Staatsorgan der dt. Rechtssprechung den berühmten “Kopftuch-Streit” entschieden: das Bundesverfassungsgericht.

Demnach liegt es in der Entscheidungskompetenz der einzelnen Länder, dafür Regelungen zu treffen - ausschließlich auf Beamte bezogen. Was die Grundsätze zu Staat und Religion angeht, so gibt die Pressemitteilung einen sehr aufschlussreichen Ausschnitt aus dem Urteil (Hervorhebungen von mir):

Die dem Staat gebotene religiös-weltanschauliche Neutralität ist nicht im Sinne einer strikten Trennung von Staat und Kirche, sondern als eine offene und übergreifende, die Glaubensfreiheit für alle Bekenntnisse gleichermaßen fördernde Haltung zu verstehen.

Dies gilt insbesondere auch für den Bereich der Pflichtschule. Christliche Bezüge sind bei der Gestaltung der öffentlichen Schule nicht schlechthin verboten; die Schule muss aber auch für andere weltanschauliche und religiöse Inhalte und Werte offen sein. In dieser Offenheit bewahrt der freiheitliche Staat des Grundgesetzes seine religiöse und weltanschauliche Neutralität. Indem die Beschwerdeführerin durch das Tragen des Kopftuchs in Schule und Unterricht die Freiheit in Anspruch nimmt, ihre Glaubensüberzeugung zu zeigen, wird die negative Glaubensfreiheit der Schülerinnen und Schüler, nämlich kultischen Handlungen eines nicht geteilten Glaubens fernzubleiben, berührt. In einer Gesellschaft mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen gibt es allerdings kein Recht darauf, von Bekundungen, kultischen Handlungen und religiösen Symbolen eines fremden Glaubens verschont zu bleiben.

Man kann verstehen, dass ich daher das Urteil sehr begrüße, zumal es den bis dato kränkelnden Föderalismus unterstützt.

Die ebenfalls in der Pressemitteilung berichtete Stellungnahme des Minderheitsvotums (3 gegen 5) sieht die Lage deswegen anders, weil es sich um eine angehende Beamtin handelt. Im Zuge des zunehmenden Angestelltenverhältnisses bei Lehrern wird wohl auch dies an Bedeutung verlieren.


Heikel

Veröffentlicht am Wednesday, 24. September 2003, 00:29

Vielleicht hat ja jemand schon davon gehört, bei Veni, Domine Iesu! findet man einiges dazu, es geht um den neuen Film von Mel Gibson. Der ist zwar noch lange nicht in den Kinos, er soll dies erst Ostern 2004 sein, aber debattiert wird darüber schon seit langem. Gibson ist überzeugter Katholik und als solcher ist’s im Filmbusiness besonders dann schwer, wenn man das auch noch zum Film macht: The Passion zeigt die letzten 12 Stunden des Irdischen Lebens Jesu Christi, so wortwörtlich wie möglich angelehnt an die Evangelien (u.a. nur in Aramäisch und Latein gedreht, wohl mit Untertiteln).
Das wäre ja noch alles kein so arges Problem, wenn da nicht ziemlich schnell die Vorwürfe des Antisemitismus aufgekommen wären (begründet u.a. mit der Person des Regisseurs, Gibson, nicht bloß, eher selten, mit dem Inhalt des Filmes). Ist ja schon blöd, wenn man Sätze des Matthäus-Evangeliums verfilmt, aber geht der Vorwurf dann nicht an das NT? Ist das Neue Testament antijüdisch?
Nun ja, Gibson hat natürlich jetzt ein Problem, einen Verleih zu finden. Es sah mal gut aus, jetzt ist das wieder schwierig.
Nach einigem hin und her hat sich vor kurzem ein kath. Bischof, Kardinal Castrillón Hoyos, ziemlich positiv über den Film geäußert. Jetzt tut das auch noch ein in den USA bekannter konservativer jüdischer Rabbi, Daniel Lapin. Lesenswert sein Statement.


Hü-hüpf

Veröffentlicht am Monday, 22. September 2003, 22:38

Wie man so durchs Netz schliddert…

Gerade schaute ich mir mal wieder ein paar Nachrichten bei MISNA an, man will ja nicht nur die Mainstream-News der reichen Welt kennen und auch mal was aus anderer Perspektive sehen, da stieß ich dort auf den Multinational Monitor, einer Initiative, die dem Großkonzernen mal ein wenig auf die Finger schaut. Kostet Geld, also eher weniger interessant für mich. Die Links dagegen bahnten über Umwege einen Weg zu den Kritischen Aktionären. Diese Leute sind so in etwa das deutsche Pendant dazu, und dazu haben sie aufgrund ihrer Anteile auch immer ein Rederecht auf einer Jahreshauptversammlung. Da können sie ihr (unser?) Anliegen richtig nett vor allen darstellen, die es hören oder nicht hören wollen.
Und das bereits seit Jahren, eher noch als die Bewegung um ATTAC, die im Buch No Logo von Naomi Klein (sie schrieb es vor den Ausschreitungen von Seattle) eine gut recherchierte (weil miterlebte) und sehr lesenswerte Argumentationsbasis fand.
Ist es nicht erstaunlich: ATTAC findet man in 38 Ländern, im Senegal wie in Japan, in Costa Rica wie in Italien, aber nicht in den USA…?


Versprechen

Veröffentlicht am Saturday, 20. September 2003, 21:56

Heute war ich mal wieder bei einer franziskanischen Feier: Bruder Markus der Gemeinschaft in Köln-Vingst (vier bis fünf Brüder wohnen in einem sozial-wirtschaftlich problematischen Stadtteil in einem einfachen Mehrfamilienhaus und wirken als Seelsorger für Obdachlose, Sozialarbeiter, unter ausländischen Jugendlichen etc.) hat seine Ewige oder Feierliche Profess abgelegt, d.h. versprochen, sich für den Rest seines Lebens an den Orden zu binden, Christus nachfolgen zu wollen nach der Art des Hl. Franziskus.
Abgesehen von dem immer existenten Risiko einer dauerhaften Bindung, der Mut zu dieser eigentlich recht normalen Sache ist ja nicht mehr Allgemeingut, ist dies bei einem Ordensleben noch weniger normal.
Übrigens hat dieser Bruder im Namen der Initiative Ordensleute für den Frieden den diesjährigen Friedenspreis der Stadt Aachen mit entgegengenommen. Und eine andere bekannte Person dieses Stadtteils, Pfarrer Franz Meurer, ist Empfänger der ersten alternativen Ehrenbürgerwürde von Köln.


Klang

Veröffentlicht am Thursday, 18. September 2003, 18:51

Wahrscheinlich tun sich die Beteiligten damit für ihre Karriere überhaupt keinen Gefallen, vielleicht sorgt das sogar für einen Niedergang oder Ende - ich hoffe sehr, es ist nicht so. Denn diese Menschen sind Künstler für Christus. Ohne Gage treten sie in Gemeinden und Kirchen auf, die Kollekte geht an “Kirche in Not” (siehe Liste links). Über stilistische Differenzen hinweg wollen sie auf die Verfolgung der Christen weltweit aufmerksam machen, auf die Anhänger dieser meistverfolgten Religion weltweit.
Ich habe dazu ja schon mehrfach was geschrieben. Es ärgert mich, dass dies kaum ein Thema im allgemeinen kirchlichen Diskurs ist.

Sind die Brüdern und Schwestern im Glauben für den interreligiösen Dialog Bauernopfer?

Vielleicht, auch wenn islam. Länder nicht die einzigen Verfolger sind - sie streiten sich um die Spitzenpositionen im Weltverfolgungsindex mit kommunistischen und als Ausnahme Bhutan als staatsbuddhistisches Land.


Gefunden

Veröffentlicht am Monday, 15. September 2003, 19:27

Chi mangia bene, beve bene, chi beve bene, dorme bene, chi dorme bene, non fa peccato, chi non fa peccato, va in paradiso.

Wer gut isst, der trinkt gut. Wer gut trinkt, der schläft gut. Wer gut schläft, der sündigt nicht. Wer nicht sündigt, kommt in den Himmel.


Erhellend

Veröffentlicht am Saturday, 13. September 2003, 20:49

Wahrscheinlich hat der werte Leser genauso wenig gemerkt wie ich, dass dieses Jahr das Jahr der Bibel ist. Nein, nicht von der UNO ausgerufen, sondern von Vertretern der deutschen Christenheit. Ab und an kann man ja mal daran erinnern.


Nazareth

Veröffentlicht am Wednesday, 10. September 2003, 22:17

Wenn man sich mal die Szene der Taufe Jesu durch Johannes vergegenwärtigt (oder eine verstaubte Bibel aus dem Regal holt und sie bspw. bei Matthäus nachliest), so findet ja, kurz zusammengefasst, folgendes statt: Jesus wird getauft, eine Taube kommt herab und eine Stimme erschallt, die sagt, dass Jesus Sein Sohn sei und Er an ihm Gefallen gefunden habe.

So, ich bleibe mal bei der letzten Satzhälfte. Jesus hat bei Ihm, dem Vater, also Gefallen gefunden. Allein diese Sohn-Geschichte ist ja schon krass genug, dazu auch noch Gefallen. Doch was hat Jesus getan, um dieses Gefallen zu bekommen? Was berichten die Evangelien über die ersten 30 Jahre? Bis auf die kurze Story bei Lukas (mit 12 J. im Tempel) offensichtlich nichts. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Jesus ganz normal und unscheinbar in Nazareth, am Sabbat in der Synagoge natürlich, seinen Lebensalltag bestritten hat, wohl auch wie Josef als Zimmermann.

Hmmm. Er hat gefallen Gefunden durch Alltag, schnöden Alltag. Keine große Leistung. Keine Wunder, große Heilungen, Sündenvergebung etc., das kam erst danach, nach der Taufe.

Kann das nicht ein Trost für uns sein, auch für die, die meinen, immer gleich groß das Wort des Evangeliums auf eine (nicht immer angemessene) Art posaunen zu müssen? Alltag reicht, um Gefallen zu finden bei Gott. Was will man mehr.
Natürlich ist Evangelisation immer notwendig und richtig, ohne das Wort geht das
auch nicht. Aber es geht eben auch durch normalen Alltag. Und für manche ist genau dies die Bestimmung.

Wie es z.B. für diesen Mann war, für Charles de Foucauld:

Er, der durch gelebtes Moslemsein der Bewohner in Algerien zum Christen wurde (besonders ihr Gebet hatte ihn beeindruckt - eine Parallele zu Franziskus), zog sich nach Eintritt bei Trappisten und Jahre später Austritt nach Nazareth zurück, als Einsiedler, schließlich in die algerische Wüste. Dort lebte er unter den Nomaden, ganz einfach und ohne großes Aufheben (und schrieb das bis heute beste Wörterbuch Französisch-Tuareg und umgekehrt). Er wollte einen Orden gründen, doch niemand schloss sich ihm zeitlebens an (da hatte Franziskus mehr Glück). Er lebte für viele Jahre dort, keiner wurde Christ. Also erfolglos geblieben?

Durch diese Lebensart beeindruckt gründete die erst 1989 im Alter von 91 Jahren gestorbene Magdeleine Hutin die Gemeinschaft der “Kleinen Schwestern Jesu”, es gab seit 1933 auch, 17 Jahre nach Charles’ Tod, auch schon nach dessen Regel eine Gemeinschaft der “Kleinen Brüder Jesu”.

Schwestern wie Brüder leben heutzutage zumeist in kleinen Gemeinschaften in Städten, und, was sie sehr von anderen Orden und Kongregationen unterscheidet, arbeiten außerhalb von Kirche in den unteren Berufen, die die Gesellschaft so anbietet: Putzfrau, Müllabfuhr, Großbäckerei, irgendwo am Fließband…

Eben unscheinbar. Nazareth. Und, vielleicht, findet Er ja Gefallen an ihnen. Ohne große Worte und Taten.

Was wohl Sr. Magdeleine dazu sagen würde?


Entwicklungsland

Veröffentlicht am Tuesday, 09. September 2003, 18:46

Heute ist ein guter Tag. Zumindest für mich.

Denn heute hat sich wieder mal gezeigt, was ein Mensch alleine erreichen kann:

Dieser Mann, Dr. Norbert Jäger aus Kiel, hat heute vor dem Europäischen Gerichtshof erstritten, dass er und viele Tausende anderer deutscher Assistenzärzte nicht mehr über 12 Stunden am Stück arbeiten müssen. 12 Stunden sind ja noch lachhaft, 30 Stunden sind die Regel bei einem Dienst. Und zwar, wenn’s wirklich hart wird, ununterbrochen. Wer möchte von so einem Chirurgen operiert werden? Doch wer fragt sich schon in der Nacht zum Sonntag um 02.00 Uhr morgens in der Ambulanz, wenn seit fünf Tagen der Daumen weh tut und man es ausgerechnet um die Uhrzeit nicht mehr aushält, wie lang der Arzt oder die Ärztin da schon arbeitet? Nach meinen (mehrjährigen) Erfahrungen: niemand.

Wer Selbsterhaltungstrieb pur (=Egoismus) erleben will, begebe sich in eine Ambulanz eines Krankenhauses.

Man darf sich aber nicht vorstellen, dass dieses Urteil überall auf Gegenliebe stößt. Schon jetzt gibt es Kliniken zuhauf, in denen Überstunden nicht aufgeschrieben werden dürfen. Und die Bereitschaftsdienste machen richtig Geld aus, Geld, mit dem manch ein Arzt seine Hypotheken fürs Haus abbezahlt.

Und wer meint, Herr Jäger wolle sich nur in die Hängematte legen:

“Arzt zu sein ist einer der schönsten Berufe der Welt”, sagt Jaeger, “einen Menschen erfolgreich zu reanimieren, das ist etwas Gigantisches.” Er würde immer wieder Klinikarzt werden wollen: “Auch wenn 40 bis 50 Prozent der Ärzte nicht mehr im Krankenhaus arbeiten wollen und abhauen.”
Der Vater zweier Töchter ist mit einer Ärztin verheiratet. Von 1989 bis 1992 hat der gebürtige Koblenzer im Entwicklungsdienst in Lesotho (Afrika) gearbeitet: “Da waren drei Ärzte für etwa 250 000 Menschen zuständig”, erzählt er, “aber als ich zurückkam, sah ich, dass Deutschland ein Entwicklungsland ist.”
Wenigstens in den Kliniken. “Ich musste klagen”, wiederholt Jaeger, das habe er mit seiner Frau besprochen, die gesagt habe: “Du kannst doch gar nicht anders …”
Jetzt sieht Norbert Jaeger dem Urteil des EuGH in Luxemburg fast demütig entgegen. “Ich werde wohl in eine Kirche gehen und eine Kerze anzünden - was bei der Verhandlung geschieht, bestimmt ein anderer als wir”, sagt der überzeugte Christ, “auch wenn wir verlieren, wäre das kein Drama für mich persönlich.”

Gelobt sei der Herr.

Ich freue mich.

Mal sehen, wann sich jetzt was tut. Erst mal lange nichts, da sind Verwaltungschefs von Kliniken und Politiker schon erprobt drin.


Tips

Veröffentlicht am Sunday, 07. September 2003, 17:45

Dies Domini.

Er sieht eher aus wie ein Mitglied der US-Marines, war aber einer der größten christlichen Mystiker des 20. Jahrhunderts:

Thomas Merton.

Er trat nach Konversion zum Katholischen Glauben in ein Trappistenkloster in Kentucky, USA ein. Er schrieb viele gute Bücher über Meditation und Kontemplation, über die Einsamkeit, über die christliche Erfahrung des Zen. Seiten über ihn gibt es zuhauf, da ist kaum ein link notwendig.

Spirituelle Erfahrung ist ein immer größer werdendes Bedürfnis heutzutage.
Hier einfach mal eine spontane Liste von Autoren und Autorinnen, deren Schriften mir dahingehend bisher sehr gefielen und halfen, auch durchaus mal etwas Intellektuelles dabei (und deswegen interessant, aber mir manchmal zu hoch). Es suche jeder selbst im Netz der Netze:

Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Josef Sudbrack SJ, Romano Guardini, Edith Stein, Mutter Teresa, Franziskus von Assisi (ach was!), Bonaventura, Gisbert Greshake, Philokalie (ein Werk, kein Autor), Emmanuel Jungclaussen OSB, etc.

Mehr fallen mir im Moment nicht ein.


Leben

Veröffentlicht am Saturday, 06. September 2003, 22:27

Ein bisschen weiter unten habe ich schon einmal Ruth Pfaus Webseite erwähnt. Wer es darauf noch nicht entdeckt hat, seit mehrern Tagen schreibt ein Reporter ein Internet-Tagebuch. Sehr lesenwert, es zeigt die menschliche Seite des Landes, von dem wir nur aus Kashmir-Kriegen und Taliban-Unterstützern etwas mitbekommen.


Brüder

Veröffentlicht am Saturday, 06. September 2003, 21:52

Heute war ich bei der Einkleidung zwei neuer Novizen im Franziskanerkonvent Remagen.
War schön, eine schön gesungene Vesper, die Familien der beiden neuen Novizen (der eine so um die 26 Jahre, der andere etwas über 40 Jahre alt) waren da, dazu noch einige Brüder aus anderen Häusern der Ordensprovinz. Möge Gott Ihnen geistige Beweglichkeit und Kraft für die sicher irgendwann kommenden Tage der Wüste, Zweifel und Anfeindungen geben.
Einer der Brüder hat einen Ordensnamen angenommen, das ist bei weitem nicht mehr üblich in den meisten Orden. Es ist auch immer etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man jemanden plötzlich mit einem anderen Namen ansprechen muss, den man schon vorher (wie ich ihn) mehrere Jahre kannte. Aber jeder wie er mag.


Die Einheit bröckelt

Veröffentlicht am Tuesday, 02. September 2003, 21:42

In der Anglikanischen Kirche brodelt es schon seit geraumer Zeit. Die Unterschiede in dieser weltweiten Vereinigung eigenständiger Kirchen begannen erstmals offen hervorzutreten, als die Priesterweihe für Frauen zuerst debattiert und 1993 dann eingeführt wurde. Schon da gab es heftigste Auseinenadersetzungen innerhalb der Kirche. Bischöfinnen gibt es derzeit nicht.

Doch jetzt hat der Streit eine neue Dimension bekommen. Der noch relativ neue Erzbischof von Canterbury Rowan Williams, das geistliche Oberhaupt dieser Kirche (zu dessen Amtseinführung übrigens der brit. Premierminister zustimmen muss), ist offen für die Weihe von homosexuellen Priestern und Bischöfen sowie für die Heirat von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften.

Besonders in Afrika, in Nigeria leben weitaus mehr Anglikaner als in Großbritannien, stemmt man sich dagegen und droht mit der Kirchenspaltung.

Und was passiert? Erzbischof Williams spricht schon offen von einer Spaltung, will sie eventuell hinnehmen, spricht von einem “großen Durcheinander” (siehe Artikel).

Die Frage stellt sich, da auch die kath. Kirche von derartigen Debatten nicht frei ist: welchen eigenständigen Wert hat die Einheit der Kirche? Wir reden viel von Ökumene mit anderen Konfessionen (u.a. den Anglikanern), doch wie sieht’s mit den inneren Spaltungen aus? Werden sie ausbrechen?


Dank

Veröffentlicht am Tuesday, 02. September 2003, 21:10

Dem Mann auf der rechten, Bruder José (Guiseppe), habe ich einiges zu verdanken. Er leitet die “Obras Hermano Pedro” in Guatemala, eine sehr wichtige und landesweit bekannte soziale Einrichtung. Hier ist eigentlich der einzige Ort, wo die Einwohner dieses zweitärmsten Landes Amerikas (nach Haiti) sehr gute und nahezu (oder ganz) kostenlose medizinische Versorgung erhalten, hier leben geistig und/oder körperlich “Behinderte” sowie verlassene Alte sehr menschenwürdig und liebevoll, “Behinderte” erhalten eine staatl. anerkannte Ausbildung. Hier konnte ich erste chirurgische Schritte unternehmen und wurde vor allem liebevoll empfangen. Mit einem Mitbruder von Br. Guiseppe hatte ich in Deutschland gesprochen, dieser ihm Bescheid gesagt (dank Email) und als ich dann da abends vor der Tür der Einrichtung in Antigua Guatemala stand, kam er den langen Gang entlang, begrüßte mich herzlich und zeigte mir sofort mein Zimmer. Franciscan Connection!
Im Laufe der Tage merkte ich dann, was für ein tief spiritueller Mann das war: bescheiden, keinerlei Höhenflüge trotz der großen Verantwortung für Angestellte und Bewohner, fromm, demütig.

Doch auch woanders habe ich in Guatemala sehr schöne Erfahrungen gemacht, im Regenwald (hier das dortige Haupttransportmittel)

Wer mehr darüber wissen will, wie da der Alltag so aussah, samt ein paar Bildern, der kann hier klicken. Das (übrigens nichtkirchliche) Projekt ist, da es jetzt fast zu 100% in Mayahand ist, ein gelungenes Beispiel von nachhaltiger Entwicklung. Begonnen von einem einzigen Mann zu Beginn der 90er, jemand mit einer Vision.
Übrigens war ich auch am 11.09.01, an dem 11. September, gerade da. Es wusste zwar jedes Dorf, was in NY passiert war, viele hielten mich auch für einen US-Amerikaner (da ist ein Ausländer fast immer ein solcher), aber der Hype ist Gott sei Dank an mir vorüber gegangen.