Veröffentlicht am Tuesday, 11. January 2011, 13:22
Wer zum Arzt geht möchte, daß er ggf. eine Therapie erhält, von der man auch glaubt, daß sie hilft.
Das ist nachvollziehbar, alles andere wäre es weniger.
Die Wirksamkeit wurde früher einfach postuliert, indem eine wichtige Person (”Koryphäe”) auf einem bestimmten Gebiet dies behauptete (Galen z.B.). Jahrhundertelang wurde dann so therapiert, Autoritäten wurden nicht hinterfragt, bei Galen dauerte es rund 1400 Jahre!
Irgendwann wurden Zweifel laut und man experimentierte. Einzelne Befunde wurden dann verallgemeinert.
In der Laien-Volksmedizin ist man heute in etwa auf diesem Stand. “Hat mir/einem Freund/meiner Oma/etc. geholfen” ist die wichtigste Quelle für Therapiehinweise.
Die sogenannte Schulmedizin legt da strengere Maßstäbe an. Es werden mindestens zwei genau vorbestimmte Gruppen von Menschen herangezogen, die sich in Bezug auf den zu untersuchenden Effekt möglichst wenig unterscheiden. Dann werden diese zwei Gruppen unterschiedlich behandelt, zum Beispiel das Medikament X gegen Placebo oder Medikament Y gegen bisherige Standardtherapie Z. Der Unterschied muß “signifikant” sein, d.h. statistisch relevant, damit eine Therapie als innovativ gelten kann. Zudem dürfen die UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen) nicht zu groß sein.
Und genau aufgrund dieser (hier nur bruchstückhaft dargestellten) Methodik werden viele nicht schulmedizinische Therapieformen nicht allgemein akzeptiert, weil sie keine signifikant unterschiedliche Ergebnisse in größeren Gruppen liefern.
Wie sieht es dagegen in der Pastoral aus?
In den östlichen Kirchen läuft es m.E. nach dem System Galen, man ändert nichts, alles wie zu Zeiten von Johannes Goldmund (+404).
Ergebnisorientierung (als Ergebnis könnte man ja das weitherzige Bekennen des Glaubens ansehen) gibt es da prinzipiell nicht, aber es scheint zumindest in manchen Ländern mehr Ergebnis zu geben als bei uns.
Im Westen, also bei uns, sieht es in meinen Augen dagegen eher nach Stadium 2 aus. Selbst wenn das gleiche Ergebnis als Ziel ausgegeben wäre (was ich nicht allerorts sehe, ich bin aber auch nicht allerorts), gibt es keine Art von stringentem Konzept. Jemand, hier der Pastoralverantwortliche, behauptet etwas, das wird dann so gemacht. Ergebnisüberprüfung findet nicht statt.
Ich beantrage hiermit - natürlich völlig albern, weiß ich - daß in die Pastoral eine Kultur der Ergebnisorientierung eingeführt wird, also Stadium 3. Es entspricht seit rund hundert Jahren nicht mehr dem Stand der Wissenschaft, einfach so Sachen zu behaupten oder vor sich hinzuwurschteln, auch sicher nicht dem Stand der Pastoraltheologie. Nach erfolgter Zielsetzung muß dieses überprüft werden, ggf. müssen die Pläne und Methoden verworfen werden, mit denen man dieses Ziel erreichen wollte. Natürlich ist alles Gnade, keine Frage, aber auch eine körperliche Heilung als etwas prinzipiell Gutes wird gegen den Willen des Herrn wohl kaum stattfinden.
Daher sollte man jetzt nach rund 40 Jahren Experimentierphase mal in die Phase der Reflexion und Evaluation übergehen.
Besser wäre das.