Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Fronleichnam

Veröffentlicht am Thursday, 26. May 2005, 17:55

Heute. Richtig wichtig wurde dieses kirchliche Fest als offene Glaubensbezeugung an die reale Gegenwart Christi in Brot und Wein zu den Zeiten der größten Auseinandersetzung gegen den Protestantismus.

Das war einmal.

Und heute?

Heutzutage gibt es einen gesetzlichen Feiertag in katholischen Regionen.

Selbst häufig erlebt, werden die Innenstädte und Altstädte abgesperrt, die katholischen Massen prozessieren an leeren Wohn- und Geschäftshäusern vobei, vereinzelt schauen ein paar Leutchen vorbei.

Eine Demo ohne Publikum, eine Demo ohne sensationelle Berichterstattung, eher ganz normal, eine Demo bei der alle frei haben.

Kennen wir so etwas nicht vom 1. Mai?

Ich bin nicht gegen Fronleichnam, wie auch, der Herr selbst ist da!

Aber hinterm Ofen lockt es kaum jemanden hervor. Es ist was für die eh-schon-Katholischen.
Besonders wenn Fronleichnam stattfindet, aber die Eucharistische Anbetung in den Kirchen kaum noch, wundere ich mich.


Exegese und Wahrheit

Veröffentlicht am Monday, 23. May 2005, 21:59

Schaut man sich ein wenig die theologischen Streitereien zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen an, so wird man sehr schnell bei dem Thema Bibelexegese (Auslegung der Bibel) das Stichwort “historisch-kritische Exegese” finden.

An den Ergebnissen dieser Methode, denn mehr ist es erst einmal nicht, scheiden sich die Geister.

Kurz gesagt ist dies eine Methode, die mit Mitteln der Literatur- und Textkritik (die so heute in anderen säkularen Bereichen nicht mehr verwendet wird, aber das nur nebenbei) die Aussageabsicht des Autors, die Frage nach der Autorenschaft und der Eingruppierung in den damaligen historischen Horizont zu beantworten versucht.
Es handelt sich um eine Methode, die mit rein säkularen Mitteln arbeitet, d.h. sie betrachtet die Bibel rein methodisch nicht als Heilige Schrift, sondern als texthistorisches Dokument wie andere auch. Mittlerweile, d.h. schon seit Jahrzehnten, ist diese Methode der Textauslegung die an den theolog. Fakultäten eindeutig vorherrschende.

Wo liegt das Problem?

Nun, abgesehen von den Ergebnissen, die zu umfangreich sind um hier beleuchtet zu werden, stellen sich ein paar Fragen:

1. Kann eine Methode der Schriftauslegung, die auch nur eine unter mehreren ist, Anspruch auf “Wahrheit” erheben, d.h. darf sie (bzw. deren Protagonisten) verlangen, daß ihre Resultate direkt in die Lehrmeinung des bischöflichen Lehramtes einfließen?
2. Kann die Schrift als Heilige Schrift überhaupt von einer Methode adäquat erfaßt werden, wenn diese den Glauben an die Heiligkeit derselben nicht voraussetzt? Oder anders und provokativer gefragt: kann ein Nichtchrist die Bibel richtig auslegen?
3. Ist es überhaupt Aufgabe und vor allem Resultat einer Schriftauslegungsmethode, “Wahrheiten” zu produzieren? Warum ist es den Protagonisten so häufig nicht möglich, vor allem in Stellungnahmen gegenüber den säkularen Medien, die Grenzen ihrer eigenen Methodik zu ziehen?
4. Kann eine Methode, die nach (etwas veraltetem) streng literaturwissenschaftlichem Verfahren vorgeht, denn so etwas wie theologische(!) Schlußfolgerungen aus ihren Ergebnissen ziehen?

Ich denke an diesen Basisfragen entscheidet sich die Einordnung der hist.-kritischen Methode, nicht an einzelnen Ergebnissen oder, wie ich früher glaubte, Kritik an methodischen Détails.


Ökumenisches Ärgernis

Veröffentlicht am Sunday, 22. May 2005, 13:59

Dreifaltigkeitssonntag

Als im Herbst 2000 das Schreiben “Dominus Iesus” vom Vatikan veröffentlicht wurde, gab es in Deutschland - wie zu erwarten war - einen Aufschrei des Entsetzens ob dieser “römischen Verbohrheit”. Besonders der Umstand, daß die prot. Gemeinschaften nicht als “Kirche” im vollen Sinn des Wortes anzusehen sind aus katholischer Sicht, stieß mächtig auf.

Nun, ich möchte dies mal an den bekannten Begriff der Konfession klar machen. Hierzulande, bspw. bei der Personalabteilung eines neuen Arbeitsplatzes, wird man ja nach der “Konfession” gefragt. Auch in offizielen Verlautbarungen, selbst denen der Dt. Bischofskonferenz, ist von “Konfessionen” die Rede.

Aus katholischer Sicht gibt es so etwas nicht, es gibt keinen Plural.

Es gibt die Eine Kirche Jesu Christi, da ist man entweder ganz, teilweise oder gar nicht drin. Woher diese “Hybris” zu glauben, es gebe nur eine? Ganz einfach, in der eigentlichen “Konfession”, also dem Bekenntnis, dem Glaubenbekenntnis, dem von Nizäa und Konstantinopel (das ist das sog. Große, obwohl es im Süden Europas ausschließlich gebetet wird), heißt es: “und an die Eine, Heilige und Apostolische Kirche”. Eine. Nicht mehrere.
Und dieses Glaubensbekenntnis, welches wir mit den orthodoxen Schwestern und Brüdern seit jeher teilen, welches auch Martin Luther selbstverständlich bis zum Schluß betete, das ist katholische “Konfession”, nichts anderes.

Weil die Orthodoxe Kirche den Primat des Papstes nicht anerkennen, ist sie aber dennoch Kirche, da sie eben Apostolisch ist und die Eucharistie sowie die anderen Sakramente kennt. Für sie gibt es den mißverständlichen Begriff der “Schwesterkirche” (den theolog. Disput darüber drösel ich jetzt nicht auf).

Protestanten haben keine Eucharistie im apostolischen Sinn (an das Weiheamt gebunden), keine apostol. Sukzession, kein Weiheamt, kein Sakrament der Ehe etc. Und sie glauben, daß es mehr als nur Eine Kirche auf Erden gibt bzw. geben kann.
All dies ist gegen alles, was sich 1500 Jahre entwickelt hatte. Und nur darum sind diese Gemeinschaften eben nicht Kirche im eigentlichen Sinn. Für uns ist dies alles ein sine qua non.
Ist halt so. War auch immer so.

Nachtrag: die Orthodoxie erkennt die prot. Gemeinschaften - ebenfalls aus gleichem Grund - nicht als Kirchen an, obwohl sie mit ihnen im Ökumenischen Rat der Kirchen zusammenarbeitet. War auch schon immer so, da schreit aber niemand.


Verständnisfrage

Veröffentlicht am Saturday, 21. May 2005, 17:15

Letztens ging es beim Mittagessen mit Kollegen um das Thema Abtreibung (ich weiß, “da macht der mal wieder ein Faß auf!”). Mich überraschte die Unkenntnis der anderen Ärzte ein wenig, daß man in Deutschland vollkommen straffrei bis zum Einsetzen der Wehen das Kind töten (lassen) darf.

Abtreibung und Strafe sind ja sowieso zwei Reizwörter. Aber es geht hier wie so oft um nicht geringe sprachliche Unterschiede. Von den Befürwortern der Straflosigkeit (also faktisch “gefühlte” Legalisierung) wird zu Recht gesagt, man müsse für die Entscheidung der Frauen in den allermeisten Fällen Verständnis aufbringen. Gut, das Adoptionsfreigabe vielen nicht einmal als ernsthafte Option vorschwebt, ist eine andere Sache (die ich tatsächlich nicht verstehe), aber grundsätzlich gilt das: zu Recht Verständnis haben.

Nun, ich habe aber auch, ehrlich und ungelogen, Verständnis dafür, wenn eine Ehefrau, die über mehrere Jahrzehnte von ihrem Mann geschlagen, mißhandelt, vergewaltigt und wasweißichnochwie gedemütigt wird, ihm irgendwann eine Kugel durch den Kopf jagt, um dieser erlebten Hölle zu entrinnen.

Verständnis ja. Doch heißt das, daß man das als Gesellschaft und als einzelner durchgehen lassen sollte? Bei weitem nicht alles, was ich verstehe und somit Empathie aufbringen kann, finde ich gut, nicht alles sollte unbestraft bleiben.

Geschweige denn staatlich finanziert.

Wenn also mal wieder von “Verständnis für die Frauen” die Rede sein sollte im öffentlichen Diskurs, so muß sich kein Verteidiger der Rechte Ungeborener dieses Verständnis absprechen lassen.


Ausgangspunkte verschieden

Veröffentlicht am Saturday, 21. May 2005, 14:45

Gestern hatte ich ein längeres Gespräch mit einer gut befreundeten Italienerin. Sie hatte zwar Wert darauf gelegt, daß ihr Sohn - der dt. Kindsvater, ebenfalls ein guter Freund und gerne Protestant - katholisch getauft wurde (sie hält das Gefühl der Gemeinschaft in der kath. Kirche für weitaus ausgeprägter als in den prot. Landeskirchen), aber es gibt auch sehr vieles, was sie am Katholizismus stört.
Ich konnte zwar einiges aufklären, aber der Begriff des Katholizismus lohnt es, mal genauer beleuchtet zu werden.
Ihre Wahrnehmung von “dem, was katholisch ist” und somit zu ihrem Bild des Katholizismus wurde, war ihre Kindheit und Jugend in der Nähe von Bologna. Mein Bild ist grundverschieden - nicht weil der gelebte Glauben in meinem Umfeld so arg verschieden war, sondern weil dies zu dem Zeitpunkt, als ich mich mit dem Glauben zu beschäftigen begann, nahezu egal war. Mir ging es um die Frage: was lehrt diese Kirche, die sich römisch-katholisch nennt und zu der Du angeblich schon seit der Osternacht des Jahres 1976 gehörst.
Also was lehrt die Kirche, nicht was lehrt der Ortspfarrer, der Diakon, die Eltern oder die Relilehrer in Grund- und weiterführender Schule. Und nicht was machen die Menschen daraus, dazu war ich mir meiner eigenen Fehlerhaftigkeit schon viel zu bewußt. Natürlich ist es schöner, kongruente Vorbilder zu haben, die den Glauben der Kirche überzeugt haben und leben. Aber bis heute kenne ich davon nicht so wirklich viele. Wird es dadurch unwahrer?

Diese unterschiedlichen Ausgangspunkte sind meines Erachtens nach einer der Gründe, warum Konvertierte und Bekehrte des Erwachsenenalters bei den “Immerschon”-Katholiken auf so wenig Verständnis stoßen. Die einen sahen den eigenen Kirchturm als Basis zur Entscheidung (machen wir uns nichts vor, außer Ortspfarrer und dem weit weg entfernten Papst gibt es für sehr viele keine anderen Kirchenleute), die ersteren gingen mehr zu der originären Lehre.

Es kommt vor, daß sich Menschen von der Kirche abkehren, die jahrelang dabei waren, wenn sie mal erfahren, was die Kirche wirklich lehrt und vor allem warum. Es kommt ebenso vor, daß Menschen die voller Begeisterung die Lehre der Kirche aufnehmen, angesichts der ganz anderen Welt in der eigenen Gemeinde genauso die Tür von außen zumachen.

Es wäre schön, wenn beide sich träfen, beide voneinander lernen. Wenn die einen sich schlau machen bezüglich der Fundamente des Glaubens, den eigenen Charakteristika, und die anderen verstehen, daß es bis zu einem gewissen Grad (der individuelle Grenzen hat) sein darf, wenn statt feste Speise noch Milch auf dem Plan steht.

(Und wenn man sich zugesteht, selbst noch viel zu oft Milch zu bevorzugen…)


Einsteinjahr und Marias Ja

Veröffentlicht am Wednesday, 18. May 2005, 21:30

Nein, dies soll keinesfalls ein physikalischer Beweis der Jungfräulichkeit Mariens sein, das wäre auch denkbar unsinnig. Aber vielleicht kann man die Sache ja mal wieder mit einem Staunen betrachten, denn anders wird man dieser biblischen Behauptung, die ich (wie die ersten Christen) für “biologisch” richtig halte, auch gar nicht gerecht, denke ich.

Also, die Formel E=mc² kennt ja jeder. Sie besagt ja u.a., daß Energie(E) und Masse(m) äquivalent sind und sich proportional verhalten, d.h. hier je größer die Masse, desto größer die Energie. Man hat aber festgestellt, daß manche Atome weniger Masse haben als die Summe ihrer Teile - treffen sich zwei Atomteilchen und finden zusammen, so verliert der neue Zusammenschluß Masse.

Ist doch Wahnsinn, oder? Die Formel besagt auch, daß Masse in Energie wandelbar ist und vor allem auch umgekehrt: aus Energie wird Masse, aus etwas “Unstofflichem” etwas sehr “Faßbares”. Noch einmal: aus Energie kann Masse werden….

Kann man mit dieser mittlerweile vielfach bestätigten Theorie von Einstein nicht auch mit ganz anderen Augen an die biblische Erzählung herangehen, daß Maria bei der Empfängnis Jesu ohne Einwirkung von männlichen Samen schwanger wurde? Ich meine, wenn schon aus Energie Masse werden kann…


Überlegen?

Veröffentlicht am Monday, 16. May 2005, 16:03

Vor einigen Tagen sorgte der katholische Oppositionsführer der CDU im nordrhein-westfälischen Landtag Jürgen Rüttgers bei einer TV-Sendung mit dem jüdischen Gastgeber und ebenfalls CDU-Mitglied Michel Friedman für Aufregung, weil er sagte, das katholische Menschenbild sei (allen?) anderen überlegen.

Ähnliches behauptet in einem Interview mit der WELT hier der franz. Philosoph René Girard, er bezieht diese Aussage auf das Christentum. Übrigens wollte ich schon immer was von Girard lesen, bin bisher nicht dazu gekommen, auch wenn ich seine Meinung dieses Mal nicht teile.

Das Wort der “Überlegenheit” entstammt einer kulturellen Umwelt, die dem christlichen Gedankengut eigentlich fremd ist bzw. sein sollte. Es geht nicht um Sieger oder Verlierer - ganz im Gegensatz zur Politik.

Das katholische Menschenbild ist wahr - und somit alle anderen in den Détails oder Grundaussagen, so sie diesem widersprechen, nicht wahr (gleiches gilt für den Glauben generell). Vielleicht ist diese meine Beahuptung noch viel brüskierender als erstere, aber schließlich hing die Wahrheit selbst am Kreuz und war in den Augen der Welt (nicht der WELT diesmal) alles andere als “überlegen”.


Stimmungslage

Veröffentlicht am Monday, 16. May 2005, 00:27

Ich schreibe hier ja relativ selten etwas über die Medizin und den ärztlichen Beruf, obwohl das mein täglich Brot ist. Nun, es nähert sich der 01.01.06, und ab diesem Tag müssen - falls man dem Gesetz gehorchen will - alle Krankenhäuser in Detschland die Richtlinie umgesetzt haben, nach der die max. Arbeitszeit von Ärzten pro Woche bei 48h liegen darf und Bereitschatftsdienst im Haus (also Anwesenheit) Arbeitszeit ist.

Ich kenne bisher kein Krankenhaus bundesweit, welches dies jetzt schon umgesetzt hätte, schätze deren Zahl aber unter 10%.
Es fehlen nach verschiedenen Schätzungen 15.000 bis 27.000 Ärzten, da eine Reduktion der Wochenarbeitszeit von rund 70 auf 48 natürlich nicht personalneutral zu haben ist, das ist keine höhere Mathematik. Gleichzeitig wird von der rot-grünen Regierung gesetzlich verboten, daß Krankenhäuser neue Finanzmittel erhalten, die sie für Personal einsetzen könnten (ich glaube aber mich zu erinnern, daß schwarz-gelb genauso war). Man könnte das ja zweckgebunden machen. Gleichzeitig beklagt sich Frau Schmidt über die Unwilligkeit der Ärzte, die unterversorgten Gebiete Ostdeutschlands hausärztlich abzudecken. Angesichts einer Pauschale für einen Hausbesuch von max. 30 Euro brutto, egal wohin, wie lange und warum (natürlich inklusive aller anfallenden Kosten), sollte das nicht wundern.

Tjaja, die Ärzte: keiner mag sie, aber jeder will welche in der Familie haben.

Ich habe keine Ahnung, wie das langfristig weitergehen wird, vermute aber, daß der Ärztemangel, derssen Damoklesschwert sich jetzt erst abzeichnet, bald absolut virulent wird. Schließlich gehören durch Studium und Ausbldung immer noch ca. 10 jahre Latenzzeit bis zum fertigen Hausarzt bspw. dazu.

Ohne mehr Geld für Ärzte wird es nicht gehen. Es wird schon massiv in osteuropäischen Ärztezeitungen Werbung für Stellen in Deutschland gemacht, aber das deckt auch angesichts der Sprachbarriere nur einen Bruchteil ab.
Der Ärztemangel wird recht lautlos vor sich gehen, da die Alten, die sie am meisten benötigen, keine Stimme haben. Und die großen Unikliniken, wo auch medienwirksam Aktionen durchgeführt werden können wie vereinzelte Streiks, werden ja sicher bleiben, ganz anders als die Masse der Häuser, die kleinen, die das Gros der Arbeit leisten.

Mal abwarten (und weiter arbeiten) wie es weiter laufen wird…

Ach ja, daß am 01.01.06 alle Häuser das Gesetz befolgen werden, da bin ich mir sicher, ist eine Illusion.


Kleiner Bericht

Veröffentlicht am Sunday, 15. May 2005, 23:37

Immer noch Pfingsten.

Vor einer Woche hatte ich das 10jährige Treffen meines Abiturjahrganges (somit kann man ziemlich gut eruieren, wie alt ich bin). Eine Schulkollegin hat mich ziemlich über mein Privates ziemlich ausgequetscht. Dabei habe ich nach einigem Zögern auch meinen Glauben erwähnt, der zum Abschluß meiner Schulkarriere noch nicht so vorhanden war. Die Neuentdeckung meiner letzten zehn Jahre.

Kein Spott, kein großes Wundern. Eher ein “aha, naja, geht mir nicht so.” Gut, vielleicht nicht so das Rieseninteresse, aber so wichtig bin ich ja nun auch nicht. Fand ich aber insgesamt positiv.


Ehrlichkeit

Veröffentlicht am Sunday, 15. May 2005, 21:37

Dies Domini. Pfingsten.

Der Hl. Geist führt ja nicht selten ein gewisses Schattendasein im Glaubensbewußtsein vieler Christen, ich schließe mich da nicht aus. Daher verweise ich noch einmal auf diesen Text des Metropoliten Ignatios…

Zu was anderem. Noch vor seiner Wahl sprach BXVI in einer Predigt über und gegen den besonders in Europa um sich greifenden Relativismus (ich denke übrigens nicht, daß ein auch jetzt päpstliches “Gegenreden” viel bringt…). Dieser Relativismus, der sich an dem der Wahrheit zuerst zeigte und konsequenterweise dann auch die gemeinsame Wertegrundlage erodieren half, ist ja mittlerweile gleichsam so etwas wie die Grundschwingung des laizistischen Westens (ich zähle unser Land dazu, trotz aller Konkordate. Papier ist geduldig).

Sollte man dies nicht auch irgendwie im Gesetz verankern, lieber den Konjunktiv des Relativen als den Indikativ des Absoluten (irgendwie erinnert mich das an das derzeitige “Einsteinjahr”…)? Man müßte dazu nur ein einziges Wort im Grundgesetz verändern, das allererste, zumal er so wie er da steht, eh nicht gilt im realen Leben. Also, man könnte das ganze doch umformulieren in:

Das “Würde” des Menschen ist unantastbar.


Moderner Abgesang?

Veröffentlicht am Wednesday, 11. May 2005, 22:59
Wenn wir rechte Umschau halten, so ist die ganze christliche Religion mit wenigen Ausnahmen zur bloßen Erscheinung herabgesunken, wie wir an vielen religiösen Orden sehen, wo bei mehreren nur der Habit geblieben ist, nichts vom Geiste des Ordensstifters. […] Es gibt in der sichtbaren Kirche neun Ordnungen der Bösen, so wie es in der Kirche neun Ordnungen der wahren Streiter Gottes gibt. […] Wenn sie gleich Christen heißen, so sind sie doch Götzendiener. Denn soweit Christus ihrem Bauche dient, soweit lieben sie ihn. Der Bauch ist also, wie der Apostel sagt, ihr Gott und ihr vermittelnder Christus.

Tja, mal wieder ein Lamento auf den ach so armseligen Zustand der Kirche von heute, auf die Leute in ihr, die ihr doch die ganze Glaubwürdigkeit rauben? Und wer ist schuld: der “Stillstand” nach dem Vaticanum II. oder ganz im Gegenteil das Konzil selbst als Grund des Übels?

Keines von beidem.

Zitatquelle: Nikolaus von Kues, genannt Cusanus, *1401, +1464


Exkulturation

Veröffentlicht am Tuesday, 10. May 2005, 15:14

Frankreich war über Jahrhunderte hinweg die “erste Tochter der Kirche”. Und ich vermute, auch wenn die Historie des französischen Laizismus ein anderes Fundament hat als das Kirche-Staat-Verhältnis hierzulande, daß die Entwicklungen, die sich in unserem Nachbarland abzeichnen, auch bei uns Zukunft werden.
Die “erste Tochter der Kirche” erlebt einen dramatischen Umbruch, von der katholischen Identität einer ganzen Nation zur faktischen Marginalisierung - doch gleichzeitig auch geistige Aufbrüche (etwas, was sich meines Erachtens nach überhaupt nicht widerspricht, eher im Gegenteil) durch neue Ordensgründungen, Geistliche Laiengemeinschaften, Eremitenberufungen etc.
Doch en gros bricht enorm viel weg. Als ich 2003 durch den Burgund wallfahrtete, wurde unsere Jugendgruppe von heimischen Pfarrgemeinden nach jeder Tagesetappe empfangen - in Person von einem alten Priester und mehreren alten Frauen (die alle enorm nett waren). Jugend generell gegen null, auch auf dem Land Meßbesuch von max. 5% der Katholiken, verfallene Kirchen, die Kirche als solche ist sehr arm (okay, letzteres finde ich nicht so schlecht).
In diesem Artikel (engl.) wird ein Buch rezensiert, welches die Rolle der Kirche in Frankreich analysiert, das woher und wohin, und die Zukunft in dem Wort “Exkulturation” kulminieren läßt. Ein fader Beigeschmack beschleicht mich dabei, wer ist schon gerne ständig außen vor.
Andererseits darf man auch ruhig konstatieren, daß bei aller kulturellen Offenheit der Kirche (es wird ja keine Kultur per se bevorzugt) es auch einige Wesensmerkmale des laizistischen Säkularismus gibt, die prinzipiell unvereinbar mit dem kath. Glauben sind. Insofern kann ein “außen vor” auch ein “sich treu bleiben” bedeuten. kann, muß aber nicht. Der Versuchung, das Draußen als immer richtig zu erachten, darf Kirche nie erlegen. Wir haben eine Botschaft für alle.


Frust runterschreiben

Veröffentlicht am Friday, 06. May 2005, 14:21

Dies hat hier der Kommentator und Chefredaktur der Kölner Kirchenzeitung getan, meines Erachtens nach vollkommen zurecht. Mir gehen die außerkirchlichen Kritiker auch nicht selten auf den Senkel. Wer bewußt und aus voller Überzeugung und nach gutem Wissen und Gewissen (beim Wissen hapert es ja oft sehr grob) nicht in der Kirche ist, der läßt es eben. Ich maule ja auch nicht ständig übers Fernsehen, ich habe eben keinen Fernseher. Ganz einfach.


188.938,88 Euro

Veröffentlicht am Thursday, 05. May 2005, 19:49

Christi Himmelfahrt

Genau soviel ist dem Höchstbieter der Wagen wert, der bis vor kurzem ab und an vom damaligen Kardinal Ratzinger gesteuert wurde.

Kann mir jemand erklären warum?


Adiós, Pfarre!

Veröffentlicht am Thursday, 05. May 2005, 11:39

Christi Himmelfahrt

Eigentlich wollte ich um diese Uhrzeit in meiner Pfarrkirche sein. War ich auch. Doch die Laienpredigt hat Einzug gehalten, da bin ich mitten drin gegangen, was ich extremst selten mache. Ich glaube es war erst das zweite Mal in meinem Leben. Habe das dort schon einmal erlebt, war wohl kein “Ausrutscher” (bin da aber geblieben).

Nein, anschwärzen beim Bischof ist nicht mein Stil. Ich werde aber dem Pfarrer (sicher kein guter Prediger vor dem Herrn) schreiben, er kennt mich auch vom Sehen (ißt häufiger bei uns in der Krankenhaus-Kantine), warum ich nicht mehr dabei bin und eben doch zu den Franziskanern zukünftig gehen werde (der Weg ist genauso kurz). Ich hätte zwar den Altersdurchschnitt in der Gemeinde arg gedrückt, aber römische Liturgie hätte ich schon gerne. Vielleicht schon zuviel verlangt.


Skizzen aus Berlin

Veröffentlicht am Wednesday, 04. May 2005, 15:37

Es ist Sonntag vormittag und ich sitze mit fünf bis sechs Leuten in einem Biergarten namens “Zum neuen See” (oder so ähnlich). Ganz in der Nähe wurden annodazumal Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ermordet…

Nun, das Thema ist ziemlich schnell: Kirche (und sei es auch nur als derzeitiges Modethema). Der Papa Ratzi. Ich als einziger dt. Kathole vor Ort (das ital. Pärchen, wol recht gläubig, hält sich zurück) in dieser Runde muß dann für vielerlei Fragen bereitstehen. Aber es zeigt sich schon schnell, daß BXVI (Benedikt XVI.) eine Menge Respekt bekommt, auch von eingefleischten Protestanten oder, in großer Mehrheit, ehemaligen Christen, jetzt Agnostiker.
Man beschäftigt sich mit dem, was Joseph Ratzinger so zu sagen hatte und hat. Und natürlich gibt es Vorurteile, das Schlagwort “Mittelalter” wird hervorgeholt, aber die innere Kohärenz des von BXVI gesagten überzeugt all die, die davon schon was gelesen haben.

Nur die am Ende stehenden Schlußfolgerungen und Forderungen gefallen nicht. Können sie aus säkularer Sicht aber auch nicht. Mein Grundgefühl aber ist positiv: endlich mal die ernsthaften Bemühungen um Verständnis…
Manchem (einem Ex-Katholiken und Ex-Ministrant) paßt schon die ganze Wahrheitsfrage nicht, einem anderen sind BXVIs Konsequenzen nicht “zeitgemäß”. Wie auch immer. Grundsätzlich scheinen die Zeichen - vielleicht auch nur für kurze Zeit - auf intellektuelle Beschäftigung zu stehen. Schon ein Resultat dieses Pontifikates.

Ein Abend später, mit nahezu den gleichen Personen, bin ich von den kirchenhistorischen Kenntnissen eines ehemal. Protestanten (jetzt keine Kirchenzugehörigkeit) beeindruckt, der das ganze aus kulturhistorischem Interesse für wichtig erachtet - womit er durchaus Recht hat. Ein wenig konnte ich Mißverständnis beiseite schieben (so war er der Meinung, Enzykliken seien “ex cathedra”, und ihm schien der Gedanke der Erlösung einleuchtender zu werden), anderes blieb.

Daß so viel über die Kirche geredet werden würde, gerade in dem Diasporagebiet Berlin, hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Okay, ich habe mich auch nicht dagegen gewehrt…

Nachtrag: zweimal wurde ich gefragt, ob “es denn gut gewesen sei”, was sich auf meinen Meßbesuch am Sonntag bezog (als katholische Spaßbremse wurde durch mich natürlich das Baden am See verkürzt, damit ich abends zur Messe konnte). Ich weiß dann nie, was ich dazu sagen soll (auch wenn ich mich an die St.-Hedwigs-Kathedrale durchaus erst gewöhnen mußte). Gibt es was “besseres” als eine Hl. Messe? Aber greifen da Kriterien wie “gut” oder “schlecht” überhaupt?


Misslungen?

Veröffentlicht am Tuesday, 03. May 2005, 10:01

Nette Leute getroffen, guten Wein verkostet, super Wetter gehabt - Berlin ist doch schöner, als ich es in Erinnerung hatte - doch keine bessere Politik gefunden.


Versuch

Veröffentlicht am Friday, 29. April 2005, 22:40

Ich werde ein paar Tage in Berlin sein. Mein Bruder hat mich gebeten, bessere Politik mitzubringen. Bin da mehr als skeptisch…


Immer noch

Veröffentlicht am Monday, 25. April 2005, 21:14

Vielleicht können andere schon zum Tagesgeschäft übergehen, die Zukunft planen, Forderungen stellen, Wünsche äußern, sinnieren und vorhersagen:

ich freue mich immer noch zu sehr, daß Joseph Ratzinger jetzt Papst Benedikt XVI. ist. Ist das geil!


Erste Schritte

Veröffentlicht am Sunday, 24. April 2005, 19:30

Dies Domini.

Daß Papst Benedikt XVI. bei der feierlichen Amtseinführung heute sowohl in seiner Kleidung als auch darin bezugnehmend in seiner Predigt die Rolle des Bischofs von Rom wieder in den Kontext des Ersten Jahrtausends gestellt hat, läßt auf dem Gebiet der Ökumene mit der Kirche des Ostens Schönes erwarten.
Schon viele schreiben und sagen es: dieser Mann wird uns noch überraschen!


Und wächst…

Veröffentlicht am Thursday, 21. April 2005, 13:10

Gelesen bei scipio und sofort sehr gut gefunden. Außerdem ist auch sie in den 20ern (Lebensjahren) zum Glauben gekommen (ich war ja so etwa 20 oder 21), daher noch mehr ein Grund, Petras Weblog in die Liste aufzunehmen:

Lumen De Lumine


Neue Ehre

Veröffentlicht am Thursday, 21. April 2005, 12:44

Der Name ist nicht meine Idee, ich las es im katholon (siehe linkliste), aber jetzt kommt er zu ganz neuen Ehren:

Papa Ratzi!


Gaudium magnum

Veröffentlicht am Thursday, 21. April 2005, 12:30

Ich bin einfach nur glücklich, daß Joseph Ratzinger zum Papst gewählt wurde und er diese Wahl auch angenommen hat. “Dieses Leben ist sehr hart”, sagte er einst über seinen Dienst als Präfekt der Glaubenskongregation, und JPII hat mehrfach einen angebotenen Rücktritt abgelehnt. In einem Alter, in dem die meisten schon lange ihr Rentendasein leben, beginnt für ihn ein neuer anstrengender Abschnitt.

Seine Bücher waren schon längst in seiner bayrischen Heimat, dorthin wollte er sich nach dem Todeskampf JPIIs, den Trauerfeierlichkeiten und dem Konklave endlich ausruhen. Lesen und schreiben.

Tja, da wird nun nichts mehr draus. Alleine kann man so ein Amt nicht ausüben. Und wie JPII in seinem Schreiben über die Sedisvakanz und das Konklave auch zu Recht betont, müsse das auch niemand. Denn der Herr stützt dort, wo die eigene Kraft versiegt, hilft da weiter, wo sonst kein Mensch mehr ist. In diesem Vertrauen, das für jeden Christen in seinem Leben gilt, freue ich mich auf und über Papst Benedikt XVI.

Der Herr ist bei uns in Seiner Kirche, bis zum Ende der Welt.


Habemus Papam

Veröffentlicht am Tuesday, 19. April 2005, 20:28

Natürlich muß es dieser Tage passieren, daß mein Internetzugang zuhause sich verabschiedet und ich jetzt in einem Café sitze. Wie auch immer: Gott schütze Seine Kirche und Seinen Diener Benedikt XVI.!
(Übrigens sagte mal ein gewisser Joseph Ratzinger, man könne von den Ostkirchen nicht mehr Gehorsam gegenüber dem Bischof von Rom verlangen als in den ersten 1000 Jahren gelebt wurde. Dann mal Butter bei de Fische, Benedikt!)

LAUDETUR JESUS CHRISTUS!


Klarer geht es nicht

Veröffentlicht am Saturday, 16. April 2005, 12:35

Die ZEIT hat im Jahre 2001 ein Streitgespräch veröffenntlicht, welches das Dilemma der postmodernen Ethikstreitereien bezüglich Abtreibung, Genforschung, Stammzellenforscung etc. auf den Gipfel treibt. Im folgenden Auszug ist Christian Judith der von Geburt an Körperbehinderte (etwas mehr zu ihm hier), Gisela Steinert leidet am Morbus Parkinson und hofft auf die Gentechnik (ihre Homepage hier).

ZEIT: Das ist ein entscheidender Punkt: Wer entscheidet über wen? Würden Sie zum Beispiel Frau Steinert einen Gentest verbieten wollen?

JUDITH: Wenn ihre Entscheidung auf mein Leben keinen Einfluss hätte, wäre die Antwort einfach. Doch die individuelle Entscheidung erzeugt gesellschaftlichen Druck. Und der wirkt auf mich zurück. Ich kann und will keiner Frau diese Entscheidung verbieten - aber ich kann versuchen, sie mit den Folgen zu konfrontieren. Stell dir mal vor, die Ärzte hätten meiner Mutter vor meiner Geburt die Frage gestellt: Wollen Sie wirklich ein Kind, das nicht laufen kann, mit dem Sie soundso oft zum Krankenhaus fahren müssen und so weiter … Und sie hätte damals gesagt: Nein, das will ich nicht. Das würde bedeuten, ich wäre nicht hier.

STEINERT: Ja.

JUDITH: Da sagst du einfach so fröhlich ja.

STEINERT: Ja. Du wüsstest doch nichts davon.

JUDITH: Hast du das bedacht? Du redest gerade mit mir als jemandem, der potenziell, weil er nicht laufen kann, zur Disposition steht.

STEINERT: Wenn du nicht da wärst, hättest du auch kein Empfinden davon, du wüsstest nichts von deiner Existenz. Ist ein Kind erst einmal auf der Welt - behindert oder nicht -, wird es meistens geliebt. Aber wenn ich als Mutter über ein zukünftiges Wesen entscheiden soll, das ich nie gesehen habe, dann ist das etwas anderes.

JUDITH: Aber das Verrückte an dieser Situation ist doch, dass ich mir heute anhören muss, dass man jemanden wie mich vielleicht besser nicht auf die Welt gebracht hätte. Das ist doch ein massiver Eingriff in meine Lebensqualität, in meine Menschenwürde. Das heißt, mir klarzumachen, dass ich nicht gewollt bin.

Und das ganz trägt die Kulmination im Titel: Hättest Du mich abgetrieben?