Veröffentlicht am Thursday, 21. December 2006, 21:09
Die letzten beiden Tagesevangelien, die von gestern und vorgestern (das heutige muß ich erst noch genau lesen und bebeten), stellten den lukanischen Bericht von der Verheißung an Zacharias und an Maria vor Augen. Beide werden Eltern, obwohl sie es nicht erwarten, beide haben so ihre je eigene Anfrage, zweifeln, werden aber im Laufe der Zeit ganz anders bedacht. Den einen bestraft der Engel Gabriel für seinen Unglauben, die andere wird im Himmel einst gekrönt.
Dabei klingt es laut Einheitsübersetzung doch sehr ähnlich.
Zacharias (Lk 1,18):
Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich bin ein alter Mann und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter.
Maria (Lk 1,34):
Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Schon gestern fragte ich mich - wie schon zuvor - warum wird Zacharias so behandelt (auch wenn er nach der Geburt und Namensgebung des Johannes in Jubel ausbricht), Maria dagegen ganz anders?
Eine Antwort fand ich hier (aus Widerwillen gegen die Dominanz des “Englisch müßt ihr halt können” bleibt das arroganterweise unübersetzt), daher fand ich diese Antwort auch so erhellend für mich und nachschauenswert:
Me han explicado ya algunas veces cómo la respuesta de Zacarías (Lc. 1, 5-25) no es igual que la de la Virgen María (Lc. 1, 26-38). El primero duda de las palabras del ángel, la segunda no, aunque pregunte cómo es eso posible.
En la traducción del Evangelio que me llega por “Evangelio del día” (días 19 y 20 de diciembre) hay una palabra clave que me ayuda a entenderlo un poco más. Zacarías dice: “¿Cómo puedo estar seguro de esto?”. Lo cual es claramente distinto a preguntarse cómo algo puede ser posible, que es lo que hace María.
¡Y qué bueno que Dios permita que preguntemos cómo es algo posible! Me animaría a decir, entre nos, que eso es una prueba de cómo la fe no debe excluir a la razón.
(Por supuesto, verifiquen esto con su teólogo amigo).
Nur gibt die deutschsprachige Einheitsübersetzung dies aber als Erklärung überhaupt nicht her. Auch die Volksbibel mit der Schöningh-Übersetzung lautet da nicht großartig anders als die Einheitsübersetzung. Doch der Kommentar dort ist hier zitierenswert (übrigens generell ein phantastischer Kommentar zum NT!, die absolut kostenlose Volksbibel ist eh ein Muß auf jedem Rechner).
Zu Zacharias:
Doch Zacharias, betagt wie seine Frau (s. zu Lk 1,7), vermag wie einst Sara (s. zu Mk 10,25-27) dem bloßen Wort (logos, s. zu Lk 8,19-21) Gottes nicht zu glauben (pistis, s. zu Mk 1,15 B) und hätte gern ein Zeichen (s. zu Mt 12,38-39;Mk 2,12;Mk 8,11-13. 11. 12. 13). Es wird ihm zuteil, wenn auch auf schmerzliche Weise: der Engel (s. zu Mt 1,20 B) offenbart sich als einer der ersten Boten Gottes: Gabriel (»Starker Gottes«) ist wie Rafael »einer von den sieben, die vor dem Herrn (s. zu Mt 1,22 B) stehen« (Tob 12, 15). Er war schon dem Daniel erschienen: »Während ich noch mein Gebet sprach, eilte der Mann, Gabriel, den ich früher im Gesicht geschaut hatte, im Fluge zu mir heran, um die Zeit des Abendopfers. Er kam, sprach mit mir und sagte: Daniel, nunmehr bin ich ausgezogen, dir Klarheit zu bringen. Zu Beginn deines Flehens erging ein (Gottes)wort, und ich bin gekommen, es (dir) mitzuteilen. Denn Gottes Liebling bist du! Also merke auf das Wort und achte auf das Gesicht« (Dan 9, 21 - 23)! Wenn auch der Unglaube Gottes Heilsabsichten, die zu ihrer Zeit (kairos, s. zu Lk 21,8) in Erfüllung gehen, nicht vereiteln kann - der Engel nimmt die Frohbotschaft (euangelion, s. zu Mt 4,23 C) nicht zurück -, Zacharias wird doch bestraft, so daß er an der Wirklichkeit der Erscheinung, dem Gesicht (V.22) nicht mehr zweifeln kann. Er wurde wohl taubstumm (Lk 1, 62!).
Zu Maria:
Marias Frage soll wohl nach der Absicht des Schriftstellers die Antwort des Engels vorbereiten, aus der klar hervorgeht, daß es in diesem Fall keines Mannes bedarf. Maria fragt nicht, weil sie wie Zacharias (s. zu Lk 1,18-20) nicht glaubt (V.45). Wohl auch nicht, weil sie sich entschlossen hätte, um Gottes willen nie einen Mann zu erkennen (s. zu Mt 1,25). So zu denken lag gerade frommem jüdischem Denken fern (s. zu Mt 19,12;Mk 10,13). Im Gegenteil war Maria bereits verlobt, aber weil sie noch nicht heimgeführt worden war (s. zu Mt 1,18 A), mußte ihr die angekündigte Schwangerschaft die Frage aufdrängen. Wie soll dies geschehen, da ich (noch) keinen Mann erkenne, mit Josef noch keinen ehelichen Umgang habe und nach der gottgewollten Ordnung auch noch nicht haben darf? Gerade weil Maria dem Wunsch Gottes unverzüglich nachkommen möchte, fragt sie nach einer Weisung, ob sie sich etwa Josef gegenüber anders zu verhalten habe.
Zwei wichtige Unterschiede wären meines Erachtens noch anzumerken, wodurch der rein gesinnungsmäßige “innere” Aspekt von Zacharias und Maria erweitert werden würde: a) hatte Zacharias laut der Aussage Gabriels dafür gebetet und scheint daher an die Macht seines eigenen Gebetes - ergo die Macht Gottes - nicht zu glauben (warum betet er dann?), Maria dagegen traf das alles vollkommen unerwartet; b) wurde so dem Volk ein Zeichen gegeben, was zu dem Zeitpunkt nicht so wirkungsvoll bei Maria hätte “in Szene” gesetzt werden können. Okay, Punkt a) ist schon wichtiger, das gebe ich zu…
Ach, c) nicht zu vergessen: Zacharias erwartet, daß er es selbst verstehe, bevor es passiert, Maria dagegen setzt das, also sich selbst und ihr eigenes Verstehen, gar nicht als Maßstab. Vielleicht das Entscheidende…