Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Hingabe zum Nutzen der Frau

Veröffentlicht am Friday, 16. September 2011, 23:12

Ich möchte noch einmal auf die berühmte Stelle des 5. Kapitels des Paulusbriefes an die Gemeinde in Ephesus eingehen. Dort steht u.a., für Ehemänner wie mich sehr wichtig:

25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat,
26 um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen.
27 So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
28 Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.

Es gibt hier zwei interessante grammatikalische Punkte: das finale “um zu” in Vers 26 und das einleitende kausale “darum” in Vers 28. Was heißt das konkret?

Es bedeutet meiner Meinung nach, daß der Ehemann seine Frau nicht hingebungsvoll lieben soll, weil das ihm irgendwie in den Augen Christi nützen könnte oder ihn eher heilig machen würde, sondern um die Ehefrau “rein und heilig zu machen”! Die Hingabe an die Frau nach Christi Vorbild (also mit großen Chancen auf ein knackiges schmerzhaftes Kreuz) erfolgt ausschließlich für die Frau!

Krass, oder?

Nachtrag: ein Kommentator, der aus formalen Gründen nicht veröffentlicht wird, meinte, das griech. Original wäre da gewinnbringender (anders?). Ich kann das nicht beurteilen, da ich kein Koiné-Griechisch kann - aber Luther, Hieronymus in seiner Vulgata und die Autoren der Elberfelder (um mal ein weites Spektrum zu nennen), übersetzen alle final bzw. kausal. Ebenso tun das die anderen Übersetzungen in Spanisch, Englisch, Französisch und Rumänisch (die kann ich zumindest alle sehr gut bis mäßig verstehen), die ich auf bibleserver.com mal überflogen habe.


Kein Mißmut

Veröffentlicht am Friday, 16. September 2011, 23:02

Ich freue mich natürlich, daß der Nachfolger Petri nach Deutschland kommt und uns besucht. Auch wenn ich selber bei keinem seiner Besuchstage dabei sein kann und das ganze wohl auch nicht viel im Internet oder Fernsehen verfolgen werde, bin ich mir sicher, daß er die richtigen Worte finden wird, wie er es auch schon gegenüber den Kritikern in den USA und in Großbritannien getan hat.

Ich muß aber gestehen, daß ich die Besuchskritiker auch verstehen kann. Es ist in meiner Erinnerung noch frisch, wie ich als alles andere als gläubiger Teenager kopfschüttelnd vor dem Fernseher saß, als da ein alter Mann in weißen Klamottenaus dem Flieger stieg und meinte uns was vom Leben erklären zu müssen. Von damals bis heute ist ein langer Weg, der niemals auf Erden zuende sein wird.

Natürlich erhoffe auch ich mir ein respektvolles Miteinander auch bei starken Meinungsdifferenzen. Doch auch wenn es vielleicht zum Teil eher “spanisch” zugehen wird, sollten wir nicht diejenigen sein, die versuchen, daraus verbal Kapital zu schlagen.


Goldmund

Veröffentlicht am Tuesday, 13. September 2011, 07:58

Da die Kirche heute Johannes Chrysostomus feiert, erlaube ich mir als Ehemann und Vater einen Verweis auf meinen Beitrag vom Juni diesen Jahres.


Ein Segen

Veröffentlicht am Friday, 09. September 2011, 07:11

Wahrscheinlich wird es noch eine Weile dauern, aber ich hoffe, daß auch die Verantwortlichen in der Kirche merken, daß dieses Urteil für die Glaubwürdigkeit der Kirche nur Vorteile bietet (die Klinik ist hier “umme Ecke”).
Das kirchliche Arbeitsrecht gehört in meinen Augen einfach abgeschafft - für die Freiheit des Menschen hat es keine Vorteile gegenüber dem normalen Arbeitsrecht und die Wahlfreiheit des Jobs (à la “mußt ja nicht für die Kirche arbeiten”) ist für sehr viele eh nicht gegeben.
Wenn das Reden von der Hinwendung zu den Armen wahrhaftig sein soll, dann muß das eigene Arbeitsrecht weg.


20 000 000 000 kg

Veröffentlicht am Thursday, 08. September 2011, 13:00

20 Millionen Tonnen Lebensmittel essen wir hierzulande pro Jahr.

Und 20 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr werfen wir jedes Jahr in den Müll, obwohl der überwiegende Teil noch genießbar wäre.

Es wird doppelt so viel produziert wie gegessen - was die Somalis dazu sagen würden?

Dabei wird am meisten schon direkt bei der Produktion vernichtet, da eine zu große oder zu kleine Kartoffel nicht vom Handel akzeptiert wird oder einer EU-Norm nicht entspricht. Und der Handel wirft viel weg, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum bedrohlich nahe rückt (beide werden von der zuständigen Bundesministerin hier nicht thematisiert). Schließlich sind auch wir Endverbraucher mit dabei, rund 10% des Hausmülles besteht aus vollkommen genießbaren Lebensmitteln.

Mehr zu diesem sehr leckeren Thema kann man sich ab heute in den Kinos anschauen, wenn wir zum Müllprobieren aufgefordert werden:

Taste the Waste


Streitunlust

Veröffentlicht am Thursday, 08. September 2011, 09:15

Man nennt das Zeitalter des Internets das Informationszeitalter. Es ist allerdings, und mit dem Web 2.0 noch deutlich potenziert, weniger eines der Information als vielmehr der Meinung. Und da jeder jetzt Meinungen aus aller Welt nicht nur lesen, sondern auch jeder selbst seine Meinung veröffentlichen kann, geht es natürlich mit der Qualität der Absicherung dieser Meinung bergab.

Viel Meinung, wenig Argument.

Wie Hans Conrad Zander in seinem herrlichen Buch über den Zölibat schrieb (ich greife hier den verlinkten Vortrag auf), neigt die Mehrheit zur Verdummung, da sie sich nicht mehr in einem Argumentationszwang befindet. Aber auch die Minderheit kann dieser Verdummung erliegen, wenn sie sich nur mit ihresgleichen abgibt und sich somit in einer relativen Mehrheit bewegt (eine große Gefahr von Internetforen oder auch der Blogwelt).

Wie kann man nun als Christ so einer Mehrheit begegnen, die jenseits von Plattitüden nichts mehr aufnehmen kann?

Ich denke Franziskus ist da den richtigen Weg gegangen. Als jemand, der gerne diskutiert, fiel es mir schwer, diesen Gedanken aufzunehmen, aber jetzt nach der Lektüre von den Timotheusbriefen und dem Titusbrief des Paulus wurde mir klar, daß Franz eigentlich nur das will, was Paulus schon einforderte: Abstand nehmen von Streitereien um Worte. Den Glauben verkünden und so stehen lassen, nicht versuchen durch Weisheit zu glänzen.

Franz schreibt in seiner Nicht Bullierten Regel über die Lebensform der Brüder, die zu Sarazenen (=Muslimen) oder anderen Ungläubigen gehen wollen (dieser Passus findet sich hier mehrfach im Blog):

5 Die Brüder aber, die hinausziehen, können in zweifacher Weise unter ihnen geistlich wandeln.
6 Eine Art besteht darin, daß sie weder Zank noch Streit beginnen, sondern “um Gottes willen jeder menschlichen Kreatur” (1 Petr 2,13) untertan sind und bekennen, daß sie Christen sind.
7 Die andere Art ist die, daß sie, wenn sie sehen, daß es dem Herrn gefällt, das Wort Gottes verkünden: sie sollen glauben an den allmächtigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den Schöpfer aller Dinge, an den Sohn, den Erlöser und Retter, und sie sollen sich taufen lassen und Christen werden; denn “wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen” (vgl. Joh 3,4).
8 Dieses und anderes, was dem Herrn wohlgefällig ist, können sie ihnen und anderen sagen, denn der Herr sagt im Evangelium: “Jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist” (Mt 19,32).
9 Und: “Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner und des Vaters und der Engel Herrlichkeit kommen wird” (vgl. (Lk 9,26).

Nur mit Worten verkündigen “wenn sie sehen, daß es dem Herrn gefällt” - dessen sich sicher zu sein ist nicht so einfach. Und von streiten ist auch hier nicht die Rede, denn die Rede soll dem Herrn wohlgefällig sein (auch sehr paulinisch).

Deswegen werde ich mich nicht äußern zu irgendwelchen geplanten Anti-Papst-Demos, Chrismon-Artikeln oder Parlamentarier-Boykotten. Empören können sich andere, ich sehe keinen Sinn darin.

Ich sage nur, daß ich bei allen schmerzhaften Verfehlungen meinerseits unglaublich dankbar bin, Jesus als Sinngeber meines Lebens und Seine Kirche zu kennen.


Aus dem WJT-Land

Veröffentlicht am Monday, 05. September 2011, 10:55

Da wir uns als Familie ja eher die spanische Sonne auf den Bauch brutzeln ließen, habe ich den diesjährigen WJT nur aus der dortigen nationalen Presse verfolgt (und von hier nichts mitbekommen). Die anfänglichen Gegendemos wurden im allgemeinen (von der links-orientierten EL PAIS natürlich weniger als von der rechts-orientierten EL MUNDO) als eher peinlich angesehen, sowohl inhaltlich als auch insbesondere in ihrem praktischen gewalttätigen Vollzug.
Auffallend waren für mich zwei Punkte: viele Journalisten sahen sich bemüßigt, und zwar in vielen Zeitungen, plötzlich eine Stellungnahme abzugeben, ob sie denn dezidiert gläubig, dezidiert nicht-gläubig oder eher unentschlossen seien. Fand ich etwas positiv überraschend. Die Gretchen-Frage wurde leitartikelsfähig.
Dann fand ich es noch interessant zu lesen, daß manche Kolumnisten von der Kirche immer noch Entschuldigungen nach Entschuldigungen forderten, sozusagen für alles, was jemals schief lief (und da waren ja auch Grausamkeiten dabei). Das ist aus der spanischen Historie zwar besser zu verstehen als hierzulande, auch wenn es das auch hier reichlich gibt, ist aber doch irgendwann langweilig.
Wer einmal sich ein Richteramt anmaßt, läßt es nämlich sowieso nicht mehr los. Und natürlich müssen sich imer nur die anderen entschuldigen.


Angeblogged

Veröffentlicht am Sunday, 04. September 2011, 17:50

Wieder da.

Schön war’s, im Land des diesjährigen WJT, wenn auch an dessen Südküste.

Habe ich was verpaßt außer dem Üblichen?


Abgeblogged

Veröffentlicht am Thursday, 11. August 2011, 12:37

Was gibt es schöneres, als am Tag nach dem Fest der Hl. Klara von Assisi (das ist heute!) in ein Land zu fahren, wo der Himmel klar und blau, die Luft warm und schön und das Meer einfach toll ist.

Bis bald!


Dialogprozeß

Veröffentlicht am Wednesday, 10. August 2011, 08:47

In vielen Blogs, hier bislang nicht, war ja schon vom Dialogprozeß der Katholischen Kirche die Rede, deren erster Schritt kürzlich in Mannheim stattfand.
Ich empfehle dazu einen Audiobeitrag vom Domradio. Interviewt wurde Dr. Andreas Püttman aus dem hiesigen Erzbistum Köln, der als Delegierter in Mannheim dabei war. Ausgewogen, fair und gut berichtet er von seinen Eindrücken über dieses Event.

Bislang hatte ich noch keine so ausgewogene Darstellung gehört oder gelesen:

http://www.domradio.de/comet/audio/mp3/27424.mp3


Eine neue Gemeinde in Düsseldorf

Veröffentlicht am Thursday, 04. August 2011, 12:06

Es gibt seit kurzem eine neue Gemeinde in Düsseldorf, und zwar eine richtige katholische. Und das in den Zeiten des Gemeindeschrumpfens!

Seit wenigen Monaten gibt es eine zweite Griechisch-Katholische Gemeinde. Diesmal nicht von den Ukrainern, die es schon seit Jahren gibt, sondern von den Rumänen. Vom Phänotyp (außerem Erscheinen her) sehen sie (insbesondere die Hl. Messen) aus wie Orthodoxe, sind aber eben byzantinisch (wie auch die Orthodoxen) und unterstehen einem Bischof, der in Einheit mit dem Bischof von Rom steht (das ist der Unterschied).

Ein eigene Kirche haben die katholischen Rumänen aber noch nicht.


Der Arzt ist ein böser Mensch

Veröffentlicht am Wednesday, 03. August 2011, 13:07

So scheint es jedenfalls zu sein, wenn das Thema Ärztemangel mal wieder hochschwappt (noch nicht so arg viel, weil der extreme Mangel erst noch kommt).
Der Arzt will nicht aufs Land. Der Arzt will nicht in die armen Stadtteile der Großstadt.
Bei beiden Aussagen kann ich als Facharzt für Allgemeinmedizin auch nur einwenden: warum sollte er auch?

Auf dem Land ist generell die Akademikerdichte geringer als in der Stadt, insofern ist ein relativer Mangel da nur normal. Dazu kommen die zum Teil extremenen Bedingungen für die Notdienste (da bessert sich schon manches), so daß es quasi kaum noch freie Wochenenden für den Arzt gibt. Es ist auch so, daß der Arzt und Familienvater auch guter Vater und Ehemann sein will, was ohne Da-Sein eben nicht geht. Auf irgendeiner dt. Nordessinsel gibt es auch nur einen Arzt, so daß dieser 365 Tage/Jahr im Bereitschaftsdienst ist. Das ist in der Provinz nicht ganz so schlimm, aber regelmäßige freie Wochenenden sind nicht drin.
Nun kann man ja einwerfen, daß man das ja wisse, wenn man Hausarzt auf dem Land wird. Genau, deswegen werden es auch immer weniger. Ein höheres Honorar oder eine wirkliche Selbständigkeit machen da meines Erachtens nach nicht das Entscheidende aus.

In den armen Stadtteilen der Großstädte sieht es ähnlich aus. In Duisburg-Marxloh gibt es bspw. nicht einen Kinderarzt, in meinem Viertel (dem ärmesten Düsseldorfs mit >9000 Einwohnern) nur einen Hausarzt und einen Chirurgen, das war’s. Durch die Wohndichte und ÖPNV kann man schneller mal in einen anderen Stadtteil, wo dann der Hausarzt ist, okay, aber für Hausbesuche für alte Menschen, kinderreiche Familien und ähnliches sieht es schon mau aus.

Was kann man in beiden Fällen tun?

Ich sehe nur eine Lösung: die Kommunen, bspw. durch die Gesundheitsämter, müssen früher oder später Ärzte anstellen, die ein bestimmtes Gebiet hausärztlich versorgen. Das Gehalt ist fest, das Personal wird bezahlt, ebenso die Miete der Praxis. Nur so wird medizinischer Unfug wie das massenhafte IGeLn verhindert. Das würde einen massiven Systemwandel bedeuten, da die Ärzteschaft ihrer Verpflichtung nicht mehr nachkommen kann, eine flächendeckende Versorgung durch Ärzte sicherzustellen. Im Moment wird da ja noch einiges geradegelogen.
Man kann natürlich auch à la Cuba (da wird’s so gemacht, ist eher der diktatorische Weg) die Ärzte “zwingen”, aufs Land oder in ein Problemviertel zu gehen - nur wird das gnadenlos scheitern.

Wenn medizinische Versorgung zum Grundrecht des Menschen gehört und die Ärzteschaft in den Augen des Staates dieses Grundrecht nicht mehr verwirklichen kann, dann ist er selbst gefordert.


Alter Hut

Veröffentlicht am Wednesday, 03. August 2011, 08:46

Der Hedonismus unserer Tage erscheint manchen als etwas Neues, zumindest in dieser Durchdringung. Der vorherrschende Utilitarismus (gut ist, was der größeren Macht nützt) ist aber alles andere als neu. Es gibt ein Buch der Bibel, das bei den protestantischen Ausgaben leider fehlt und das genau das auf den Punkt bringt, was heute so mehrheitlich gedacht wird. Kein Sinn, alles nackte Biologie, Lust ist das oberste Prinzip. Lust am Leben, Lust an den anderen, Lust als Nabelschau. Daher können andere auch stören …
Das Buch der Weisheit, Kapitel 2,1 - 3,10

Sie [die Frevler] tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: Kurz und traurig ist unser Leben; für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei, und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit.
Durch Zufall sind wir geworden, und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Der Atem in unserer Nase ist Rauch, und das Denken ist ein Funke, der vom Schlag des Herzens entfacht wird;
verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche, und der Geist verweht wie dünne Luft.
Unser Name wird bald vergessen, niemand denkt mehr an unsere Taten. Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke und löst sich auf wie ein Nebel, der von den Strahlen der Sonne verscheucht und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird.
Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, unser Ende wiederholt sich nicht; es ist versiegelt, und keiner kommt zurück.
Auf, laßt uns die Güter des Lebens genießen und die Schöpfung auskosten, wie es der Jugend zusteht.
Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, keine Blume des Frühlings darf uns entgehen.
Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken;
keine Wiese bleibe unberührt von unserem ausgelassenen Treiben. άberall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; das ist unser Anteil, das fällt uns zu.
Laßt uns den Gerechten unterdrücken, der in Armut lebt, die Witwe nicht schonen und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen!
Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; denn das Schwache erweist sich als unnütz.

Und was dann? Genau, dann kommt jemand, vielleicht ein authentisch lebender Christ, der durch sein Anderssein und -denken stört.

Laßt uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.
Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn.
Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig;
denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden.
Als falsche Münze gelten wir ihm; von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. Das Ende der Gerechten preist er glücklich und prahlt, Gott sei sein Vater.

Und in der Geschichte war es oft schon so, daß sich ein Christ zu Ihm, dem Einen Vorbild Jesus von Nazareth, einreihen mußte, auf den dieses alttestamentarische Wort prophetisch hinweist:

Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.
Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner.
Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, um seine Sanftmut kennenzulernen, seine Geduld zu erproben.
Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.

Doch zum Schluß wird alles anders sein, denn Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken:

So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.
Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen.
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.
Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören.
Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren.
In den Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück,
ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden.
In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.
Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; doch sie empfangen große Wohltat. Denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig.
Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer.
Beim Endgericht werden sie aufleuchten wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen.
Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit.
Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.
Die Frevler aber werden für ihre Pläne bestraft, sie, die den Gerechten mißachtet haben und vom Herrn abgefallen sind.

Dieser Abschnitt des Alten Testamentes ist der Hammer - ich finde wir hören ihn in der Liturgie viel zu selten.


Ein Ausschnitt

Veröffentlicht am Thursday, 28. July 2011, 14:59

aus einem Interview mit dem neuen Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery.

Er äußert sich da auch zu dem, was ich Embryonen-Casting nenne, zu der Präimplantationsdiagnistik (PID):

Warum sind Sie persönlich gegen die PID?

Ich bin ein Gegner der bewussten Selektion durch den Menschen nach willkürlich aufgestellten Kriterien. Die Gefahr ist, dass man am Ende die Fragen nach dem Designerbaby und dem Retterbaby nicht mehr zurückweisen kann. Das Risiko besteht, dass die PID für immer mehr Fälle angewandt wird. Wir leben in einer Welt der Salami-Ethik, wo Stückchen für Stückchen abgeschnitten wird. Heute werden 95 Prozent der Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben.

Selektion findet also längst statt.

Ja, was sollen wir tun? Wenn wir sagen, dass wir PID zulassen müssen, weil wir PND [Pränataldiagnostik, also bspw. Ultraschall bei Schwangeren] nicht verhindern können, ist das auch Salami-Ethik.

Sind Sie religiös?

Ich gehe nicht in die Kirche, aber mein Arztberuf hat mich gelehrt, dass es etwas gibt, das höher ist als das, was ich erklären und als Arzt beeinflussen kann.

Sie haben einmal von einem höheren Willen gesprochen.

Auch in der Medizin gibt es so etwas wie Wunder. Völlig Unerklärliches. Manchmal wissen Sie nicht, warum Ihnen ein Patient unter den Händen wegstirbt und ein anderer weiterlebt. Da gibt es irgendetwas Höheres, das uns führt.


Gewährsmann

Veröffentlicht am Thursday, 28. July 2011, 09:27

Wenn jemand - wie ich - die Freiheit spürt, die das Vertrauen in das Lehramt der Kirche einem schenken kann (alleine schon, weil man sich nicht mehr um alle, sondern vielmehr “nur” um die Probleme der eigenen Welt kümmern muß), dann sieht man schon des öfteren mal dem Vorwurf ausgesetzt, man habe sein Gewissen abgegeben bzw. schalte seinen Kopf nicht mehr ein.
Nur Dissens wird als Zeichen des klaren Denkens gesehen.

Ich fand jetzt ein Zitat von jemandem, der gar nicht so oft mit kirchlichem Gehorsam in Verbindung gebracht wird.

Folgendes sagte mal P. Karl Rahner SJ bei einer Tagung über (den damals natürlich noch nicht seliggesprochenen) John Henry Cardinal Newman:

Der katholische Christ wird sagen: Aus der letzten Lebensentscheidung eines Gewissens heraus akzeptiere, anerkenne ich diese objektive Lehrautorität der katholischen Kirche als eine äußere, aber sinnvolle, notwendige, von Gott gewollte Norm meines Gewissens, aber die Anerkennung dieser objektiven Norm ist selbstverständlich noch einmal meine eigene, auf meine eigene Rechnung und Gefahr durchzuführende Gewissensentscheidung. Man kann das Gewissen nie gleichsam an einen anderen abgeben und abliefern.

Diese beiden Sätze sind für Rahner’sche Verhältnisse ja ganz gut verständlich - und wahr.


Verbundenheit

Veröffentlicht am Wednesday, 27. July 2011, 21:25

Pater John Dear SJ ist mittlerweile ein Veteran der Friedensbewegung in den USA. Auch wenn ich in manchen binnenkirchlichen Themen andere Meinungen vertrete als er, bei dem Thema Ablehnung von Gewalt hat er mich an seiner Seite- für mich als Christen selbstverständlich (für viele andere Christen aber nicht, warum auch immer).
Wenn jemand wie er, der schon mehr als ein Dutzend Mal wegen gewaltloser Aktionen in den USA verhaftet wurde und schon in Isolationshaft saß, in seinem Blog schreibt:

Of course, I get attacked by the left and the right. On occasion someone tells me I’m wasting my time. Church authorities regularly ban me from their precincts. One Trappist monk told me I’ve undertaken “a hopeless cause, but a noble one.”

For me, however, the mission of peace is something entirely different. I expect it to be about as “effective” as going to Mass, sitting in silent prayer, or visiting the sick. In other words, it makes all the difference!

dann möchte auch ich gerne ein wenig zu diesem “effective cause” beitragen.

Vor kurzem hatte ich mal einen ökumenischen Rüstungsbericht in einem Link versteckt, als ich das Finanzierungsproblem der Griechen beleuchtete.

Jetzt habe ich da gesehen, daß die politische Bürokratie sich in Deutschland mal wieder was Geschicktes ausgedacht hat. Schon seit jeher (also unabhängig unter welcher politischer Leitfarbe) wurde bei Rüstungsexporten zwischen den Waffen als solchen und der Wehrtechnik unterschieden, die die Waffen erst einsatzfähig oder eben besser machen. Die Exporte der Waffen (einschließlich der waffentragenden Geräte wie Panzer) müssen von der Regierung (oder oft auch nur von einer unteren Behörde) genehmigt werden, sonst sind sie verboten. Die Wehrtechnik dagegen unterliegt den Regeln des freien Handels, das ist bspw. eine Steuertechnik, die extra für Waffen entwickelt wurde oder auch für Rüstungszwecke entwickelte Fahrzeugtechnik etc. All das ist prinzipiell für den Export nicht genehmigungspflichtig.

Dazu kommt noch die Grauzone, daß nur der Export kompletter Waffen genehmigungspflichtig ist und es da viele Grauzonen gibt mit jeder Menge politischer Verflechtung, wie dieser Artikel der ZEIT aus dem Jahr 2007 eindrucksvoll schildert.

Ach ja, warum der Aufhänger mit John Dear SJ? Sein Buch Living Peace hat mich echt umgehauen, weil es nachhaltig aufzeigt, wie bedeutend der innere Frieden mit sich selbst ist, bevor man Frieden außerhalb aufzubauen versucht.
Es gibt Menschen, die arbeiten aus Wut für eine bessere Welt (ich habe mal so eine Motivation bei Karl-Heinz-Böhm gehört), für Pater John Dear wäre das undenkbar.

Und für einen Christen ist klar, wer allein diesen inneren Frieden geben kann …

Allerdings gehört dieser Frieden uns nicht. Er ist uns geschenkt, damit andere ihn durch uns erahnen können.


Verpennt

Veröffentlicht am Tuesday, 26. July 2011, 20:36

Alle Jahre wieder, wenn ich bei scipio lese, daß sein Blog ein Jahr älter wurde, muß ich feststellen, daß ich den Geburtstag dieses Blogs mal wieder verpennt habe.

Ein Gückwunsch an den Großen Bruder von hier - immerhin sind es bei mir jetzt schon 8 Jahre (und eine Woche)!


Heilsame Blickänderung

Veröffentlicht am Thursday, 21. July 2011, 23:27

Schon früh während meiner Weiterbildung im Krankenhaus fiel mir auf, welche Emotionen in einer Notaufnahme so hochkochen. Ein leidender Mensch, sei er selbst der Erkrankte oder ein Angehöriger, zeigt Gefühle, die er in den meisten anderen Lebenslagen wahrscheinlich eher unter Kontrolle halten könnte (nehme ich mal an, ich habe ja so einiges gesehen).

Leid führt bei sehr vielen Menschen zu einem unweigerlichen Fokus auf das eigene Selbst- und das ist gar nicht negativ gemeint. Vielleicht kennt Ihr den Spruch: wer gesund ist hat tausend Wünsche, wer krank ist nur einen.

Leid führt daher gleichsam automatisch dazu - besonders Begnadete ausgenommen, wie kürzlich hier erwähnt - daß der Andere aus dem Blick gerät.

Und das, so las ich neulich hier, soll einer der Hauptgründe gewesen sein, warum Jesus überhaupt geheilt hat. Für mich faszinierend, und aus meiner Erfahrung in verschiedenen Notaufnahmen durchaus nachvollziehbar.

Die Gottes- und Nächstenliebe wird durch eine Heilung erst ermöglicht! Erst dann kann der “Normale” wieder andere als ebenso wichtige Personen ansehen, erst dann öffnet sich das Fenster einer wahren Begegnung.

Ein faszinierender Gedanke.

Und für alle, die in Heilberufen tätig sind, ein enorm wichtiger.


Zur PID

Veröffentlicht am Thursday, 21. July 2011, 16:41

Die Entscheidung des Bundestages war abzusehen - der Katalog der Indikationen wird natürlich immer größer werden mit den Jahren, genauso wie mit der Pränataldianostik geschehen.

Ich möchte allen noch einmal einen Artikel der ZEIT ans Herz legen, ein Streitgespräch, was ich schon einmal empfohlen hatte:

Hättest Du mich abgetrieben?


Ein kleines nichtrepräsentatives Spiegelbild der Gesellschaft

Veröffentlicht am Thursday, 21. July 2011, 13:52

Auf der Startseite des Email-Anbieters GMX wird der Artikel über einen Priester verlinkt, der, wegen Kindesmißbrauch in U-Haft sitzend, von einem Mithäftling verprügelt wird.

Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es über 600 Kommentare, von denen gefühlte 99% das Handeln des Prüglers gut finden und noch mehr fordern.


Heute

Veröffentlicht am Wednesday, 20. July 2011, 22:11

ist der Festtag des Düsseldorfer Stadtpatrons, des Hl. Apollinaris von Ravenna.

Seine Gebeine liegen hier in der Hauptkirche St.Lambertus, sein Haupt auf dem Apollinarisberg in Remagen - und in Ravenna wird behauptet, seine Gebeine wären komplett noch dort.

Hl. Apollinaris, bitte für alle Städte, die dich als ihren Patron verehren!


Warum?

Veröffentlicht am Tuesday, 19. July 2011, 22:29

Wohl keine andere Frage wird mehr gestellt, wenn man mit Leid konfrontiert wird, es selbst am eigenen Leib oder der Seele erlebt oder andere leiden sieht.

Warum?

Die Konstitutionen des OFS, d.h. die näheren Ausführungen zu der Ordensregel des OFS, haben ein krasses Statement in Artikel 10:

“Der arme und gekreuzigte Christus” - der Sieger über den Tod, der Auferstandene, die deutlichste Offenbarung der Liebe Gottes zur Menschheit - ist das “Buch”, aus dem die Schwestern und Brüder in Nachahmung des hl. Franziskus lernen, warum und wie man lebt, liebt und leidet. In Christus entdecken sie den Wert, der Gerechtigkeit wegen zu leiden, sowie den tieferen Sinn der Schwierigkeiten und Kreuze des täglichen Lebens.

Christus also zeigt uns, warum wir leiden (und leben und lieben). Und Christus zeigt uns auch, wie wir christlich leiden sollen (so seltsam das klingen mag).

Dieser Satz, ohne die Nebensätze auf den Kern reduziert, war für mich erst einmal nicht nur sehr abstrakt, sondern eine große Herausforderung - und ehrlich gesagt auch ziemlich unverständlich. Daß die “warum”-Frage ja selbst bei klarer rationaler Beantwortung keine Hilfe darstellt, weil sie die Tatsache des Leidens nicht im geringsten vermindert, hatte ich schon mal erwähnt (und das wurde dort kontrovers gesehen).

Daß ein Mensch in seinem Leiden einen Sinn sehen kann, ist ein Geschenk der Gnade. So etwas wie Sinn kann niemand von außen vorgeben oder diktieren, den kann man nur finden. Doch wie dieser Sinn konkret erfahrbarer wird, was für ein Sinn das im christlichen Verständnis sein kann, das alles findet sich in diesem Schreiben vom Sel. Johannes Paul II. sehr gut beschrieben (habe ich neulich mal gelesen). Hier kann man es bestellen.

Allen möchte ich das Schreiben ans Herz legen, besonders denen, die das erfahrene Leid mit den Augen des Glaubens verstehen lernen wollen.


Neues Gewand

Veröffentlicht am Friday, 08. July 2011, 21:34

Seit wenigen Tagen ist die neugestaltete Seite des Franziskanischen Laienordens, ofs.de, in neuem Gewand online. Ich beglückwünsche die Macher zu der neuen Seite. Sie ist im Längen besser als die alte.


Interruptio

Veröffentlicht am Tuesday, 05. July 2011, 21:39

Ich muss meine Trauer begraben
Um das ungeborene Kind.
Das werde ich niemals haben.
Dämonen pfeifen im Wind
Und flüstern im Regen und speien
Mir gerade ins Gesicht.
Und mag auch Gott mir verzeihen.
Ich verzeihe mir nicht.
Es hat mich angerufen,
Es hat mich angefleht,
Ich soll es kommen lassen.
Ich habe mich weggedreht.
Es gab mir kleine Zeichen:
Eine Vision von Haar.
Und zwei drei Vogellaute
Eine Stimme von übers Jahr.
Ich hätte es sehen können,
hätt ich es sehen gewollt.
Es war ja in mir entworfen.
Ich aber habe gegrollt
Über die Tage und Jahre,
Die es mir nehmen wird,
Und um meine grauen Haare,
Die Krankheit. Und wahnwitzverwirrt,
Hab ich mich darauf berufen,
Ich sei zum Schreiben bestellt.
Dabei war vielleicht diese Hoffnung
Viel wichtiger für die Welt
Als all meine Selbstverzweiflung
Und die kleinen Siege in grün,
Die ich dem Leben abringe
Und den Dingen, die dauern und fliehn.
Das schwere Recht der Freiheit
Hab ich für mich missbraucht.
Und hab mich für immer gefesselt.
In Tiefen bin ich getaucht,
In Trauer bis zum Irrsinn.
Es brodelt noch neben mir.
Die unsühnbare Sünde
Unterscheidet mich vom Tier.

Eva Strittmatter (autobiographisch)


Prophetische Rede

Veröffentlicht am Monday, 04. July 2011, 10:06

Schon vor 20 Jahren geschrieben, aber leider ohne Verlust an Akualität:

Ein irrsinniger Rüstungswettlauf verschlingt die Mittel, die nötig wären, um eine Entwicklung der eigenen Wirtschaft zu sichern und den am meisten benachteiligten Nationen zu helfen. Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt, der zum Wohlergehen des Menschen beitragen sollte, wird zum Instrument für den Krieg. Man gebraucht Wissenschaft und Technik, um immer vollkommenere Waffen zur Massenvernichtung zu produzieren, während eine Ideologie, die eine Perversion echter Philosophie darstellt, die theoretische Rechtfertigung für den neuen Krieg liefern soll. Dieser Krieg wird nicht nur erwartet und vorbereitet, er wird geführt mit ungeheurem Blutvergießen in verschiedenen Teilen der Welt.

(Centesimus annus, 18)