Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Meditation des Wortes

Veröffentlicht am Sunday, 09. September 2007, 22:01

Dies Domini.

Paul Roth: Einmal am Tag

Einmal am Tag,
da solltest du
ein Wort in deine Hände nehmen
ein Wort der Schrift.

Sei vorsichtig,
es ist so schnell erdrückt
und umgeformt,
damit es passt.

Versuch nicht hastig,
es zu „melken“,
zu erpressen,
damit es Frömmigkeit absondert.

Sei einfach einmal still.
Das Schweigen, Hören, Staunen
ist bereits Gebet
und Anfang aller Wissenschaft und Liebe.

Betast das Wort von allen Seiten,
dann halt es in die Sonne
und leg es an dein Ohr
wie eine Muschel.

Steck es für einen Tag
wie einen Schlüssel
in die Tasche,
wie einen Schlüssel zu dir selbst.

Fang heute an!
Vielleicht damit:
‘Es geschehe dein Wille,
wie im Himmel,
so auch auf der Erde’

Quelle (pdf)


Fortschritt oder nur Worte?

Veröffentlicht am Saturday, 08. September 2007, 23:34

In Sibiu in Rumänien (früher Hermannstadt) findet derzeit das Dritte Ökumenische Treffen der Europäischen Kirchen statt. Ich wünsche mir sehr, daß von dort aus wirklich Impulse zur Einheit ausgehen. halte dieses Treffen auch für sehr wichtig und richtig (denn Kirchenpolitik ist wie jede Politik auch immer eine Sache der persönlichen Sympathie).

Doch gerade unsere Landsleute scheinen da mal wieder die Erste Geige spielen zu wollen, wie Norbert berichtet:

Die Deutschen hamm scheinbar oekumenisch hier das Ruder in der Hand. Aus Rom ein Deutscher, Kardinal Kasper. Und aus Berlin (man laesst sich ja nicht lumpen, ne!) auch noch einer - ev.Bischof Huber. Beide hielten gestern hier u.a. einfuehrende Referate. Ich werd das jetzt nicht weiter kommentieren, nur soviel: Das Krokodil im Handpuppentheater war doch noch nie sympathisch oder gar ernst zu nehmen…


Glaubensbote zuhause

Veröffentlicht am Saturday, 08. September 2007, 23:20

Es wird kein Zufall gewesen sein, daß ich - unbeabsichtigt und ungewußt - zusammen mit meiner Liebsten ausgerechnet am Beginn des Patroziniums von St. Suitbert dessen Kirche in Düsseldorf-Kaiserswerth zur Vorabendmesse besucht habe. Aus diesem Ort stammt auch so manch andere wichtige Persönlichkeit

In der Predigt ging es natürlich hauptsächlich um den Patron des Ortes, einen wichtigen Glaubensboten des 7./8. Jahrhunderts entlang der rechten Rheinseite. Die Wichtigkeit der Reliquien in dem aufwendig gefertigten Schrein, der im Volksmund aufgrund seiner helfenden “Funktion” für alle Anliegen und Bitten auch oft nur “Notkiste” genannt wird, doch entscheidend ist laut Priester eben, daß Suitbert ein Missionar besten Schlages war.

Da ich mir schon seit langem Gedanken mache, wie ich meine Mission in der Welt konkret umsetzen kann und wo da mein Platz ist, war dies sicherlich kein Zufall…


Unsere Mutter?

Veröffentlicht am Saturday, 08. September 2007, 22:53

Ich muß gestehen, ich hatte lange Probleme, den sehr katholischen Gedanken zu akzeptieren, daß die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria auch meine Mutter sein soll, unser aller Mutter.

Doch gerade, bei der Vesper zum Hochfest Mariä Geburt, war es ganz klar:

nicht wenige Christen sprechen von Jesus von Nazereth als unserem Bruder und Herrn, und ja, er ist auch unser Bruder (allerdings nicht nur).
Da er unser Bruder ist, ist sein Vater, der Vater im Himmel, auch unser Vater, auch mein Vater.

Und seine Mutter - ganz konsequent - ist auch unsere und meine Mutter.

Er ist es, der die Geschwisterschaft der Menschen offenbart hat. Durch seinen Vater und durch seine Mutter. Meinen Vater und meine Mutter.

Daher zur Vesper an sie dieser Hymnus aus dem 11. Jahrhundert (ich weiß, eigentlich wäre die von Sonntag dran gewesen…):

Sei gegrüßt, du lichter Meeresstern,
Gottes hohe Mutter,
Jungfrau, die der Höchste sich erwählt,
sel’ges Tor des Himmels.

“Sei gegrüßt”, so sprach des Engels Mund,
“du bist voll der Gnade.”
Dieses Ave wendet Evas Los,
schenkt uns Gottes Frieden.

In das Dunkel unsrer Sündenschuld
bringe Licht den Blinden,
laß uns Sünder nicht verloren sein,
bitt’ für uns um Gnade.

Steh uns immerdar als Mutter bei,
daß durch dich uns höre,
der in deinem Schoße Wohnung nahm,
Mensch für uns zu werden.

Du bleibst rein von Makel jeder Schuld,
Jungfrau ohnegleichen.
Halte fern des bösen Feindes Macht,
daß er uns nicht schade.

Führe sicher unsern Weg ans Ziel,
lenke unsre Schritte,
daß wir einst mit dir in Freude schaun
Christus, unsern König.

Gott dem Vater Lob und Herrlichkeit,
ew’ger Ruhm dem Sohne.
Dank und Lobpreis Gott dem Heil’gen Geist:
Ehre dem Dreieinen. Amen.

Schön ist es auch , das Brauchtum rund um dieses Fest kennenzulernen.


Noch da

Veröffentlicht am Tuesday, 04. September 2007, 22:45

Heute feiert die franziskanische Familie den Gedenktag der Hl. Rosa von Viterbo.

Keine Ahnung, ob man im Dritten Orden als Frau immer so jung sterben muß, um heiliggesprochen zu werden, Elisabeth wurde ja auch nicht bedeutend älter. Ich nehme das mal nicht an.

Rosas Leichnam ist eine von den Unverwesten, ein in der Kirche (nicht nur dort) sehr faszinierendes Phänomen.
Doch sollte dies uns alle eigentlich nur zu einer Person hinführen: dem Urheber des Lebens, Jesus Christus.

Rosa, bitte für uns.


Schluß (nein, nicht hier)

Veröffentlicht am Tuesday, 04. September 2007, 18:28

Kurz nach dem Auftauchen sorgte dieses Projekt für ein bißchen Unruhe, letztendlich war es doch gut, daß es da war (ich muß ja nicht alles Katholische lesen, doch solange es für einen gut ist, reicht es schon). Und nun, nein, schon vor einigen Tagen, doch erst jetzt von mir bemerkt (tja, siehe oben), ist damit Schluß. Das “Kompendium - dem Glauben dienen” stellt (ich hoffe vorerst) seine Internetaktivitäten ein.

Gutes hat es allemal hervorgebracht, hier findet man bspw. die pdf-Faltblätter “Crashkurs Katholisch“, Mariengebete, den Rosenkranz auch auf Latein (auch eine Einführung für die dt. Version) und auch, aktueller denn je, eine Zusammenfassung der Hl. Messe auf Latein (nach dem reformierten Ritus).

Also: ansehen, solange es noch da ist.

Und hoffentlich war es das erst einmal mit dem Abgesang katholischer Webpräsenz.


Niemals geht man so ganz …

Veröffentlicht am Wednesday, 29. August 2007, 00:08

Der erste katholische deutschsprachige Weblog macht dicht.

Adiós, Fono.


Verheißung

Veröffentlicht am Tuesday, 28. August 2007, 22:18

Wenn ihr Christen seid, müßt ihr auf Bedrängnisse in dieser Welt rechnen. Erhofft euch nicht besonders friedliche und gute Zeiten. Darin täuscht ihr euch, meine Brüder. Was euch das Evangelium nicht verspricht, sollt auch ihr euch nicht versprechen. Wenn du keinerlei Verfolgung für Christus leidest, dann schau zu, ob du überhaupt schon angefangen hast, als Christ zu leben.

Sagte er, dessen fest wir heute feiern (nicht zu vergessen seine Mutter gestern).

Stets aktuell.

Und Glückwunsch an Alipius zum Hochfest.


Total schräg

Veröffentlicht am Wednesday, 22. August 2007, 18:51

Petra hatte es schon einmal erwähnt, hier wird es noch einmal online bestätigt - die säkulare Welt macht im Grunde genommen viele ausländische Helfer in Afghanistan selbst für ihre Probleme verantwortlich. Wie kommen sie auch dazu, ihr Recht auf uneingeschränkte Religionsfreiheit wahrzunehmen (ja, dazu gehört auch aktive Werbung!) - sowas aber auch!


Sehr gut

Veröffentlicht am Saturday, 18. August 2007, 22:09

Jetzt erst entdeckt und zu empfehlen (wenn auch noch ausbaufähig), der Internetauftritt der Kirche in Düsseldorf:

Katholisches Düsseldorf


Erinnerung

Veröffentlicht am Thursday, 16. August 2007, 22:34

Heute vor zwei Jahren. Bitte für uns.


Nicht vergessen

Veröffentlicht am Sunday, 12. August 2007, 23:16

Dies Domini.

Auch wenn ich trotz Deines Patronats immer noch keinen Fernseher habe, vergessen hatte ich Dich gestern natürlich nicht, Heilige Klara, nur wenig Zeit.

Bitte für uns, ebenso wie Deine größten Fans.


Vor 65 Jahren…

Veröffentlicht am Thursday, 09. August 2007, 19:01

… starb diese Frau (Fotoquelle), die hl. Edith Stein oder wie sie mit Ordensnamen hieß, Teresia Benedicta a Cruce. Eine Heilige meiner Kirche im Erzbistum Köln, eine einfach große Frau.

Hl. Edith, bitte für uns.


Offenes Wort

Veröffentlicht am Wednesday, 08. August 2007, 23:19

Bischof Kurt Koch aus dem schweizerischen Basel hat in einem längeren Offenen Brief die Dinge angesprochen, die uns Katholiken schon lange unter den Nägeln brennen, wenn es um die Ökumene geht. Katholische Amtsträger melden sich selten zu Wort, wenn es darum geht, wie unser Verständnis von Kirche und Ökumene bewußt oder unbewußt mißachtet und verachtet wird.

Dieser Offene Brief findet sich hier (html) oder hier (pdf).

Endlich. Danke, Bischof Kurt.


Zusammenfassung

Veröffentlicht am Monday, 06. August 2007, 23:41

Mal wieder was in meinen Augen genuin Franziskanisches. Bei dem Drittordensbruder Matthias Petzold finden sich sehr gute Texte über allerlei Franziskanisches. Hervorheben möchte ich den über das Kirchenverständnis, denn hier fand ich mal gerade wieder, daß ich genau so (franziskanisch) denke.


Jaja

Veröffentlicht am Saturday, 04. August 2007, 19:42

Als ich als mittlerweile Ex-Mitglied von Amnesty International eine Standard-Email des Pressesprechers erhielt, als Antwort auf meinen erklärten Austritt, und daraufhin trotz vom Vorstand artikulierten Gesprächsangebotes keine weitere Antwort mehr kam, war für mich die Sache auch aus menschlicher Sicht klar. Jetzt wird die Sache - wiederum ausgedrückt durch den Sprecher, im Interview mit Radio Vatikan - geradezu lächerlich:

[…]wir treten nicht für eine Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ein. Sondern wir treten dafür ein, dass Abtreibung nicht mehr kriminalisiert wird. […]

Nein nein, legal soll es nicht sein - aber strafbar auch nicht. Und zwar als Recht auf Straflosigkeit, was in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte selbstverständlich nicht steht..

Zum Abwinken.


Austausch

Veröffentlicht am Thursday, 02. August 2007, 19:28

Gerade hatte ich ein über 1stündiges Gespräch mit zwei Männern von den Zeugen Jehovas. Begann normal, standen an meiner Tür, wir kamen schnell ins Gespräch. Als ich sie dann herein bat (hatte gerade mal nichts Konkretes vor) und der erste Tee in der Tasse war, wurde es dann richtig interessant.
Themenauswahl (oft von hü zu hott): Auferstehung der Toten, die Seele, Gottheit Jesu, Dreifaltigkeit, Personsein des Hl. Geistes etc.

(Dazu die interessante Frage: war es gemein von Jesus, Lazarus von den Toten auferstehen zu lassen, somit seine Seele von Gott wieder auf die Welt zurückzuholen?)

Einige Lehren der ZJ, bei denen ich lediglich wußte, daß sie nicht der Lehre der Kirche entsprechen, verstehe ich jetzt besser - und die Argumente sind nicht dumm, doch lassen sie einiges Fundamentales außer acht (so insbesondere den Umstand, daß die Hl. Schrift auch eine Geschichte der Offenbarung ist und somit bspw. einiges bei Mose noch nicht so entwickelt ist wie bei den Propheten, bei den Propheten nicht so wie im NT natürlich).

Wichtig ist wirklich eine einigermaßen feste Basis im eigenen Glauben (und eine Bibel bei der Hand, denn Übersetzungen können auch sinnmäßig sehr anders sein).

Spaß gemacht hat es auf jeden Fall, erlebt man ja im echten Leben nicht so oft - oder wer hat schon bei Katholens zuletzt über die Frage debattiert (nicht im Internet, sondern real!), wo genau die Seelen bis zur allgemeinen Auferstehung der Toten sind - bei Gott(?), obwohl doch u.a. die Geheime Offenbarung von der Unterwelt spricht?

Eines der berühmten ZJ-Bücher habe ich übrigens abgelehnt, hatte es schon - doch Geschmack an natürlich Katholischem Bibelstudium ist ja auch nichts Schlechtes.


Papier ist bekanntlich …

Veröffentlicht am Monday, 30. July 2007, 22:09

geduldig.

Und deswegen weiß ich auch nicht, was sich faktisch wirklich in den Pfarreien des deutschen Sprachraumes zugunsten einer würdigeren Feier der Heiligen Messe (was Heiligeres als Jesus selbst hat die Kirche nicht zu bieten!) ändern wird.

Im Jahr 2002 wurde eine editierte Ausgabe des Römischen Meßbuches auf Latein herausgebracht, jetzt ist quasi das Vorwort amtlich auf Deutsch veröffentlicht (pdf-Datei), aber noch nicht rechtswirksam. Hat lange gedauert, brauchte aber auch die Zustimmung Roms. Anscheinend wird sich - zumindest nach dem Papier - einiges ändern müssen. Ob das so sein wird?

Ich wäre ja schon einigermaßen zufrieden, wenn nicht immer die Bibel amputiert würde und bitte Sonn- und Feiertags auch beide Lesungen (also AT und NT) und das Evangelium gelesen werden. Der “schwierigere” Teil wird ja meistens weggelassen, ist übrigens eine deutschsprachige Eigenart.

Aber wie ich den deutschen Katholizismus kenne, wird sich da nichts tun und die eigene Suppe weitergekocht.


Anfrage an die Kirche des Westens

Veröffentlicht am Friday, 20. July 2007, 18:37

Der Dialog zwischen der Orthodoxie und der Katholischen Kirche verläuft ja oft alles andere als leicht - und nicht selten fragen sich interessierte Laien, woran’s denn jetzt nun schon wieder hakt, auf welchen Schlips sich denn jetzt schon wieder jemand getreten fühlt.

Daß sich die Wahrnehmung der Orthodoxie in der Frage nach der Kirche und vor allem nach der Art und Weise, wie man die ökumenische Bewegung generell betreibt, geradezu grundsätzlich von der des Westens unterscheidet, schreibt der orthodoxe deutsche Erzpriester Peter Sonntag in einer hervorragenden Schrift hier (pfd-Dokument). Einmal mehr aus der Sicht der Diaspora, deswegen so wertvoll und ausgeglichen. Es gilt nicht zu vergessen, daß der Ökumenische Patriarch Athenagoras, für die katholisch-orthodoxe Annäherung so wichtig, vor seiner Wahl zu diesem Amt Erzbischof der Orthodoxen Kirche von Amerika war, ebenso in der Diaspora.

Nun, einige wieder längere Auszüge aus diesem wirklich super Text:

Wenn wir einen Wunsch haben, dann den, bei Ihnen Gehör zu finden, als Kirche unter Ihnen sein zu dürfen, d. h. im wesentlichen: die Göttliche Liturgie, die Eucharistie zu feiern, die alles zusammenfasst und in sich enthält. Die wahre Theologie ist immer demütig, anspruchslos, kenotisch.

Sie ist die Frucht der Liebe und der Hingabe.

Gewiss, seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hört man im Westen auch ganz andere Töne der Orthodoxie, aggressive Töne, Kakophonien …
Die Orthodoxie ist sicherlich ein schwieriger Partner in einer westlichen Ökumene, die konzeptionell abendländisch ist. Auch die Vorstellung einer Konvergenz durch theologische Diskurse ist sehr „westlich“. Im orthodoxen Verständnis lässt sich die Theologie nicht von der Existenz lösen. Theologie ist in unserer Sicht eine durch und durch „empirische“ Wissenschaft, keine Theorie. Sie ist strikt an den Erfahrungsraum der Kirche gebunden. Das gottmenschliche Handeln der Kirche, das Christus in der Zeit gegenwärtig setzt, geht der theologischen Reflexion uneinholbar voraus und ist absolut normativ. Die Figur des akademischen Theologen ist ein westliches Konstrukt, das in der Orthodoxie nicht heimisch geworden ist. Der große Patrologe und Liturgiewissenschaftler Cyprian Kern bezeichnete das Analogion, das Lektoren-und Sängerpult der orthodoxen Kirche, als die wahre Kathedra seiner Theologie und der Theologie überhaupt. Die Kirche ist für uns immer etwas Vorgegebenes, unserer Verfügung in jeder Hinsicht absolut Entzogenes. Die Kirche reinigt uns durch ihre Tradition von der Subjektivität und weitet das Herz und den Geist zur Überwindung des sündigen Individualismus und zur Wahrnehmung jenes einzigartigen Leibes Christi, in dem „die Fülle der Gottheit leibhaft gegenwärtig“ ist. Der Theologe im orthodoxen Verständnis verfügt über gar nichts, sondern ist von der Kirche verfügt. Die Kirche ist sowohl Subjekt als auch Objekt der theologischen Erkenntnis und Sprache. Die Kirche kann für ihn niemals Gegenstand eines wie auch immer gearteten Kompromisses sein. Was für uns Orthodoxe zur Disposition steht, ist darum nicht die Kirche an sich und die mit ihr identische, immer aktual verstandene Tradition, sondern nur die Wahrnehmung der Kirche und der Tradition, die durch unsere Schwachheit und zwangsläufige perspektivische Beschränktheit stets der Korrektur und der Erweiterung bedürftig ist. Darum ist für uns der ökumenische Dialog ein Ort, um Zeugnis zu geben und gemeinsam mit allen das Fest des Glaubens zu feiern. Mit anderen Worten: Wenn der Auferstandene unser Herz und unser Bewusstsein so erfüllt, dass die Erkenntnis des Auferstandenen jede andere Erkenntnis und Bewegung des Geistes in sich umfasst und wir in diesem Sinne mit einem Herzen und einem Mund sagen können „Scimus Christum surexisse“, dann ist die Einheit vollendet, wir könnten auch sagen „ent-deckt“.

Der doxologische Charakter der orthodoxen Theologie erfordert sicher von den westlichen Theologen einen mentalen Wandel, der eine nicht geringe Zumutung darstellt. So wie auch umgekehrt die Orthodoxie eine Sprache finden muss, die die Kirchen des Westens verstehen und die gleichwohl das Eigene angemessen zur Sprache bringt. Die Vorübungen dazu sind nicht immer geglückt. Die Unionskonzile und der Dialog der Reformatoren mit dem Ökumenischen Patriarchen Jeremias II. sind Beispiele für eine eher misslungene Kommunikation. Die theologischen Annäherungen des XX. Jahrhunderts sind verheißungsvoller, weil die Orthodoxie in der Diaspora die westlichen Aporien nicht nur zur Kenntnis nimmt, sondern als Lebenswirklichkeit erfährt, insofern sie selbst ein Teil dieser Wirklichkeit geworden ist.

„Graeca non leguntur“ bestimmt noch immer weitgehend den westlichen Wahrnehmungshorizont. Samuel Huntington hat die Ost und West trennende Demarkationslinie noch einmal mit dicken Strichen nachgezeichnet und auf törichte Weise Islam und Orthodoxie wiederum in einen gemeinsamen „orientalischen“ Topf geworfen.

Orthodoxie – das sind die langen Bärte, die sentimentalen russischen Kirchengesänge, Weihrauch, Ikonen, Kerzen, etwas fürs Gemüt. Dass die Orthodoxen immer noch existieren, verdanken sie eigentlich ihrer erstaunlichen Ignoranz. Wenn sie erst einmal Luthers Rechtfertigungslehre, Kant, Hegel, Schelling, Heidegger, Wittgenstein, Habermas und Adorno rezipiert haben, wird sich das Thema Orthodoxie und altorientalische Kirchen von selbst erledigt haben.

Andererseits muss man sehen, dass es zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch in der Orthodoxie viele gibt, die sich durch einen Eklat und ein spektakuläres Zerwürfnis in der ökumenischen Bewegung auf angenehme Weise bestätigt sähen. Die Verwüstungen des „real existierenden“ Sozialismus in vielen traditionell orthodoxen Ländern und der darauffolgende aggressive Einbruch „westlicher“ Präferenzen in Verbindung mit dem ideologischen und materiellen Kollaps des alten Systems provozierten alte Reflexe und ein ganz starkes Bedürfnis nach Affirmation und Identität. Nation und Kirche bieten sich an, das ideologische Vakuum zu füllen. Die öffentlich zelebrierte ökumenische Eintracht aus den Zeiten des kalten Krieges war auf einmal dahin. In Russland, dem Baltikum und in der Ukraine entbrennt ein Machtkampf unter Kirchen und Jurisdiktionen. Reviere werden abgesteckt. Die GUS-Staaten, also das Territorium der ehemaligen Sowjetunion, wird zum „kanonischen Territorium“ des Moskauer Patriarchates erklärt. Thron und Altar rücken auf eine Weise zusammen, als hätte es das XX. Jahrhundert nie gegeben. Der Zar und seine Familie werden nicht nur rehabilitiert, sondern kanonisiert. Sogar Rasputin gerät in den Ruch der Heiligkeit. Die „Mutterkirchen“ treten auf den Plan und verlangen die nationale Regruppierung der orthodoxen Diaspora in Westeuropa und, wenn möglich, weltweit. Die „Vatikanisierung“ der Orthodoxie, ein treffendes Wort von Christos Yannaras, ist in vollem Gange. Wohin man blickt: Regression und Restauration … Die Orthodoxie schlingert. Die Vorbereitungen zur vierten und letzten vorgesehenen präkonziliaren Konferenz in der Annäherung an das avisierte große panorthodoxe Konzil sind ausgesetzt. Bereits getroffene Vereinbarungen über ein einvernehmliches Handeln der Jurisdiktionen in der sog. orthodoxen Diaspora werden de facto dispensiert. Zentrifugale und hegemoniale Kräfte widerstreiten einander. Weite Teile der orthodoxen Kirche weigern sich, sich die Last des XX. Jahrhunderts aufzubürden. Synoden schmücken sich gern mit dem Blut der Neumärtyrer, aber die Frage nach der Verantwortung der Kirche wird tabuisiert und nur von ganz wenigen Unerschrockenen wirklich gestellt. Dieselben Hierarchen, die vor 1989 von der Freiheit der Kirche im Sozialismus geschwärmt haben, sprechen heute von der Märtyrerkirche. Und diejenigen, die früher vor laufenden Kameras westliche Prälaten umarmten, halten heute flammende Reden über die Dekadenz und die Verkommenheit des Westens …

Einen abschließenden Punkt sehe ich aber anders als er, bin da hoffnungsvoller (ob er überhaupt die Ratzinger-Formel kennt, s.u.?):

Die Reformation, Rom und die Orthodoxie haben, und das ist die Quelle der Uneinigkeit, Kirchenverständnisse, die sich im Prinzip gegenseitig ausschließen. Darum wird eine wie auch immer beschaffene Einheit dieser drei niemals eine ekklesiale Einheit sein können. Der äquivoke Gebrauch des Wortes Kirche für jede dieser drei Konfessionen erweckt die Illusion einer Identität, die es gar nicht gibt.


Alles “subsistit” oder was?

Veröffentlicht am Friday, 20. July 2007, 18:10

Schon im Heiligen Jahr 2000 gab es um das Dokument “Dominus Iesus” eine große Aufreung und Debatte im deutschen Sprachraum, damals war natürlich der Präfekt der Glaubenskongregation, Joseph Kardinal Ratzinger daran schuld. Er stand der Kongregation ja vor, die das Dokument erarbeitete, Papst Johannes Paul II. hatte es zwar bestätigt, aber der böse Mann war Ratzinger, keine Frage.

Jetzt schon wieder so etwas. Mit dem neuen Dokument zur Frage des lateinischen Wortes “subsistit”, was die genaue Beziehung der Katholischen Kirche zur Einen und Einzigen Kirche Jesu Christi bezeichnet, kam wieder ein Aufruhr ins ökumenische Miteinander, wenn auch nicht ganz so stark wie damals (hier einige Reaktionen). Es war ja von der Position her nichts neues. Übrigens war diesmal nicht der Präfekt William Joseph Kardinal Levada schuld, nein, sondern der Papst selbst - ach, Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI. (na, so ein Zufall!).

Da B16 der Meinung ist, zumindest sagen das ihm theologisch wohl nahestehende Menschen, daß er bezüglich der Ökumene über Jahrzehnte hinweg seine Meinung nicht geändert hat, wäre es doch mal interessant zu erfahren, was er jenseits irgendwelcher Ämter in Rom früher gedacht hat - und wohl heutzutage auch noch denkt. Nun ist der Papst entgegen aller Gerüchte kein alleinherrschender Monarch (sondern eben nur der Stellvertreter), aber seine Gedanken von früher (Quelle als doc-Datei aus dem Jahr 1976) haben sicher auch Auswirkungen auf die Kirche von heute:

Es werden zunächst die Maximalforderungen deutlich, an denen die Suche nach Einheit sicher scheitern müsste. Die westliche Maximalforderung an den Osten wäre es, eine Anerkennung für den Primat des römischen Bischofs in dem vollen Umfang zu verlangen, wie er 1870 definiert wurde, und sich damit auch einer Primatspraxis einzuordnen, wie sie von den Unierten angenommen worden ist. Die östliche Maximalforderung wäre es, die Primatslehre von 1870 als völligen Irrtum zu erklären und damit auch alle darauf beruhenden verbindlichen Aussagen aufzulösen, von der Streichung des Filioque im Credo angefangen bis hin zu den marianischen Dogmen des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Maximalforderung der katholischen Kirche an den Protestantismus wäre es, die protestantischen kirchlichen Ämter als schlechthin nichtig anzusehen und schlicht die Konversion zum Katholizismus zu verlangen; die Maximalforderung der Protestanten an die katholische Kirche wäre es, durch uneingeschränkte Anerkennung aller ihrer Ämter ihren Amtsbegriff und ihr Verständnis von Kirche zu übernehmen und damit sachlich auf die apostolisch-sakramentale Struktur zu verzichten, das heißt umgekehrt also zum Protestantismus zu konvertieren und die Vielgestalt unterschiedlichster Gemeinschaftsbildungen als die geschichtliche Gestalt der Kirche anzunehmen. Während die ersten drei Maximalforderungen heute in der Breite des christlichen Bewusstseins ziemlich einmütig abgelehnt werden, hat die vierte Maximalforderung für dieses Bewusstsein etwas Faszinierendes, sozusagen eine unmittelbare Evidenz gewonnen, die darin die eigentliche Lösung der Aufgaben sehen lässt. Das gilt umso mehr, als sich damit die Erwartung verbindet, ein Kirchenparlament, ein „wirklich ökumenisches Konzil“, könne ja dann diesen Pluralismus zusammenbinden und ihn zu einer christlichen Aktionseinheit hinführen. Dass dabei keine wirkliche Union vorläge, sondern ihre Unmöglichkeit zum einzigen gemeinsamen Dogma erhoben würde, sollte aber dem näher Zusehenden doch zeigen, dass ein solcher Weg nicht Kircheneinheit brächte, sondern den endgültigen Verzicht auf sie.

So bleibt als Fazit, dass keine der Maximallösungen eine wirkliche Hoffnung auf Einheit enthält.

Einige Zeilen später erscheint die seither in Ökumene-Kreisen als Ratzinger-Formel bekannte Sichtweise über die Orthodoxie:

Wer auf dem Boden der katholischen Theologie steht, kann gewiss nicht einfach die Primatslehre als null und nicht erklären, gerade auch dann nicht, wenn er die Einwendungen zu verstehen versucht und offenen Blicks die wechselnden Gewichte des geschichtlich Feststellbaren würdigt. Aber er kann andererseits unmöglich die Primatsgestalt des 19. und 20. Jahrhunderts für die einzig mögliche und allen Christen notwendige ansehen. Die symbolischen Gebärden Pauls VI., zuletzt der Kniefall vor dem Vertreter des Ökumenischen Patriarchen, wollen gerade dies ausdrücken und durch solche Zeichen aus dem Engpass des Gewordenen herausführen. Obgleich uns nicht gegeben ist, die Geschichte stillzustellen, den Weg von Jahrhunderten zurückzunehmen, darf man doch sagen, dass nicht heute christlich unmöglich sein kann, was ein Jahrtausend lang möglich war. Immerhin hat doch im Jahr 1054 Humbert von Silva Candida in derselben Bulle, in der er den Patriarchen Kerularios exkommunizierte und damit das Schisma zwischen Ost und West einleitete, Kaiser und Bürger von Konstantinopel als „sehr christlich und rechtgläubig“ bezeichnet, obgleich deren Vorstellung vom römischen Primat sicher von der des Kerularios weit weniger unterschieden war, als etwa von der des I. Vaticanum . Anders gesagt: Rom muss vom Osten nicht mehr an Primatslehre fordern, als auch im ersten Jahrtausend formuliert und gelebt wurde. Wenn Patriarch Athenagoras am 25. Juli 1967 beim Besuch des Papstes im Phanar diesen als Nachfolger Petri, als den ersten an Ehre unter uns, den Vorsitzer der Liebe, benannte, findet sich im Mund dieses großen Kirchenführers der wesentliche Gehalt der Primatsaussagen des ersten Jahrtausends und mehr muss Rom nicht verlangen. Die Einigung könnte hier auf der Basis geschehen, dass einerseits der Osten darauf verzichtet, die westliche Entwicklung des zweiten Jahrtausends als häretisch zu bekämpfen und die katholische Kirche in der Gestalt als rechtmäßig und rechtgläubig akzeptiert, die sie in dieser Entwicklung gefunden hat, während umgekehrt der Westen die Kirche des Ostens in der Gestalt, die sie sich bewahrt hat, als rechtgläubig und rechtmäßig anerkennt.

Bezüglich des Protestantismus stellt Ratzinger fest, der damals die Einheitshoffung auf eine mögliche katholische Anerkennung der Confessio Augustana (CA) setzte und vielleicht immer noch setzt (die inzwischen erreichte Einigung mit einigen lutherischen Kirchen in der Rechtfertigungslehre ist nur ein kleiner Teil davon):

Freilich wäre eine solche Anerkennung der CA durch die katholische Kirche wieder weit mehr als ein bloß theoretisch-theologischer Akt, der unter Historikern und Kirchenpolitikern ausgehandelt wird. Es würde vielmehr eine konkrete geistliche Entscheidung und insofern ein wirklich neuer geschichtlicher Schritt auf beiden Seiten sein. Er würde bedeuten, dass die katholische Kirche in den hier gegebenen Ansätzen eine eigene Form der Verwirklichung des gemeinsamen Glaubens mit der ihr zukommenden Eigenständigkeit annähme. Er würde umgekehrt von reformatorischer Seite her bedeuten, diesen vielfältiger Auslegung fähigen Text in der Richtung zu leben und zu verstehen, die zuerst ja auch gemeint war: in der Einheit mit dem altkirchlichen Dogma und mit seiner kirchlichen Grundform. Er würde also insgesamt bedeuten, dass die offene Frage nach der Mitte der Reformation in einem geistlichen Entscheid in Richtung einer katholisch gelebten CA gelöst und das Erbe von damals unter dieser Hermeneutik gelebt und angenommen wurde.


der anblick

Veröffentlicht am Saturday, 14. July 2007, 18:23

die nicht
sesshaften
sitzen

wo sie
sesshaft nicht
sitzen würden

und nicht
sesshaft nicht
sitzen dürfen

weil sie
laut verwaltungsverordnung
störend im anblick

keinen anspruch haben
zu sitzen
wo sesshafte
nicht sitzen wollen

(Q)


Vorbilder

Veröffentlicht am Saturday, 14. July 2007, 18:21

Wenn sich mal jemand fragen sollte - mag ja sein - wie franziskanisch geprägtes Leben aussehen kann, ohne daß man gleich dem Ersten oder Zweiten Orden angehört, der kann sich dies hier mal ansehen, die Seite, die die Arbeit der franziskanisch gesinnten Menschen in Zürich vorstellt.
Vorbilder


Beide Lungen?

Veröffentlicht am Saturday, 14. July 2007, 10:04

Wenn ich so lese und höre (wie bspw. hier als mp3 beim Deutschlandfunk dieser Mann), was nach der generellen Wiederzulassung der alten Messform des lateinischen Ritus so bei informierten Gläubigen der Generation älter als 45 und jünger als 80 als Meinung publiziert wird (Ausnahmen bestätigen die Regel), dann weiß ich auch, daß es noch weiterer Genenerationen bedarf, um in der Einheit mit der Kirche des Ostens voranzuschreiten. Deren Liturgie ist Jahrhunderte älter als die sogenannte Tridentinische, und die Mißachtung alles Alten spritzt aus fast jedem Wort derer hervor, die die alte römische Liturgie ablehnen.


Definition

Veröffentlicht am Friday, 13. July 2007, 00:11

Iubita mea sagte mir neulich mal ihre Definition von Freiheit bzw. von frei sein und frei leben. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt sie mir und ich möchte sie nicht vorenthalten:

Leben in den Grenzen, die man liebt.


Klare Worte

Veröffentlicht am Monday, 09. July 2007, 19:58

Lange Zeit haben Juden Jesus als Rabbi gelobt, als Juden wie wir. Doch für den christlichen Glauben an Jesus Christus ist diese Beteuerung ungeheuer irrelevant. Und die Christen haben ihrerseits das Judentum als die Religion gelobt, aus der Jesus stammte; für uns ist das jedoch kein besonderes Kompliment.

Der jüdische Autor Jacob Neusner, oft zitiert von Papst Benedikt XVI. in seinem Jesus-Buch, in der neuesten Ausgabe von Communio.

(eigentlich will ich ja nur mal eher als scipio die neueste Ausgabe ausschnittweise präsentieren)