Archiv für January, 2006



Also Eros?

Veröffentlicht am Tuesday, 31. January 2006, 23:08

Bei der weiter unten erwähnten Tagung über Descartes lasen auch viele die neue Enzyklika “Deus caritas est”. Ich hatte sie ja schon einmal kurz gelesen (sie erfordert sicher mehr als eine Lesung) und gab besserwisserische Kommentare ab. Eine Dame fragte mich, worum es denn da ginge. Als ich sagte, daß B16 zu Anfang den Leser erst einmal auf eine philosophische Reise zu den verschiedenen Bedeutungen des Begriffes “Liebe” nähme, war ihre Rückfrage: “Also Eros?”

Sie war übrigens Philosophin, allerdings keine Christin. Denn genau um “nur Eros” geht es ja gerade nicht bei Liebe im christlichen Sinn.

Und so aggressiv diese “Rezension” von Wiglaf Droste auf den ersten Blick zu sein scheint, auch er verkürzt Liebe zu Eros und meint daher (in der Logik klar), daß ein Papst natürlich keine Ahnung davon haben könne. Droste klammert Nächstenliebe aus bzw. betrachtet diese als der erotischen Liebe unterlegen, denn sonst könnte er eine solche Äußerung kaum treffen.
Aber letztendlich geht es bei Droste doch zentral um einen anderen Satz:

Leider aber ist der Papst, und das macht ihn als Denker sehr dürftig, kein Suchender.

Das ist sein Hauptproblem. Eine Enzyklika ist eben ein Lehrschreiben, das ist sein Problem, da ist der Inhalt nebensächlich.

Das ist auch das Hauptproblem heutzutage, Lehren werden nicht mehr angenommen, sondern will jeder selbst er-leben und selbst festlegen, womit natürlich den Begriff “Lehre” ad absurdum geführt wird.

Auch der Papst in ein Sucher, kein Zweifel. Wiglaf Droste nimmt es ihm aber schon übel, daß B16 weiß (bzw. nach Droste zu wissen meint), wo er suchen muß: bei Jesus Christus.


Nachhilfe

Veröffentlicht am Tuesday, 31. January 2006, 21:46

Ich habe mir gerade die von Georg angesprochene Sendung (gibt es als .wmv zum Runterladen) der Diskussion mit Cardinal Schönborn, einem Evolutionsbiologen und zwei Philosophen (jeweils paritätisch auf die Parteien verteilt sozusagen) über das Thema der planlosen oder irgendwie von irgendwen (sprich: Gott) gesteuerten Evolution angesehen.

Die Sendung (Dauer ca. 1 h) findet sich hier, die ebenfalls interessante Diskussion danach (hinter der Bühne) dort. Es gäbe darüber sehr viel zu sagen, das sprengt sicher das Formates eines Blogs, will man dem Thema auch nur annähernd gerecht werden. Daher möchte ich nur fragmentarisch einiges anführen.

1. Zuerst auffallend: dem Evolutionsbiologen scheinen viele philosophische Gedankengänge sehr fremd zu sein, ein tieferes Wissen darum wäre für den Austausch sehr nützlich. Gleiches gilt umgekehrt: daß so etwas wie die Entwicklung einer Ethik einen Selektionvorteil bieten könnte, schien dem Cardinal neu zu sein, ist aber nicht überraschend. Die Evolutionsbiologie darf in ihrer Stringenz auch nicht unterschätzt werden.
2. Es wurde die Wahrheitsfrage ausgeklammert, letztendlich geht es (mal wieder) aber genau darum. (Werden in der Wissenschaft absolute “Wahrheiten” herausgefunden?)
3. Ebensowenig wurde auf die kleine Anmerkung des Biologen eingegangen, die er am Anfang fallen ließ: wenn sich ein irgendwie gearterer Schöpfer nicht eindeutig in der Schöpfung zu erkennen gibt, sei er für uns als Menschen ohne Bedeutung. Eine nicht beachtete Kernaussage!
4. Ich hätte mir gewünscht, daß der Cardinal den wahrscheinlich schon unterdrückten, aber dennoch noch vorhandenen pastoralen Tonfall komplett aufgegeben hätte. Der Biologe hörte sich das (zu recht) stets mit einem leichten Lächeln an.

Kleines Resumée: es treffen hier Denkwelten aufeinander, die noch viel voneinander zu lernen haben. Besonders in der Grundfrage nach der Wahrheit und ihrer Erkenntnis ist eine gute Diskussion dringend nötig.


Ausgedehnt

Veröffentlicht am Sunday, 29. January 2006, 18:29

Dies Domini.

Dieser Mann, René Descartes, und dessen Auswirkungen auf Gottesbild einerseits und Leib-Seele-Dualismus mit den Konsequenzen für die Medizingeschichte bis heute andererseits waren das diesjährige Thema der alljährlichen Tagung der Katholischen Ärztearbeit in Maria Laach, wie stets am letzten Januar-Wochenende.

Wie schon so oft, auch diesmal wieder ein intellektueller Genuß! Ich fühle mich fast jedes Mal so, als ob die Verständnisgrenzbereiche meines Gehirnes weiter ausgedehnt worden wären!

Descartes, über dessen Philosophie und Gotteserkenntnis sehr Erhellendes auch auf der immer wieder besuchenswerten Philos-Website (unter “Gott”) zu findet ist, ist weitaus weniger verantwortlich für den beklagten Dualismus Leib-Seele und für die Vorherrschaft des Rationalismus als allgemeinhin angenommen. Aber es ist nicht falsch zu behaupten, daß er die Grundlagen dafür gelegt hat und so interpretiert werden kann (in verkürzter Weise), daß man schnell im Dualismus und Deismus landet. Er selbst konnte es natürlich nicht vorausahnen und ist deswegen nicht posthum zu belangen, aber sein Schneeball wurde nur allzu gerne von schlechten Schülern zur Lawine ausgebreitet.

(Es seien hiermit alle Interessierten, Mediziner wie solche aus anderen Berufsfeldern, Mitglieder der Ärztearbeit oder nicht, eingeladen, bei zukünftigen Veranstaltungen dabeizusein! Es lohnt sich wirklich! Mehr Infos bei mir per Email)

Ein Nachtrag dazu: diese Tagung hat mir einmal mehr klargemacht, daß nahezu alles, was in unserer Gesellschaft bzw. der gesamten westl. Welt mehr als nur schief liegt, die Ursache in der vorherrschenden Philosophie hat, die jeden von uns unfließt und beeinflußt, geradezu durchtränkt, ob wir das wollen oder nicht. Beispiele später.


Schön

Veröffentlicht am Sunday, 29. January 2006, 17:57

Dies Domini.

Das Leben ist ja bekanntlich zu kurz für alle guten Bücher, und dieses gilt insbesondere, wenn man noch mehrere Sprachen dazu zählt. Ich bin, wie vielleicht manchem bekannt, ein großer Verehrer der spanischen Sprache und würde daher (¡Ay, pero cuándo!) natürlich noch gerne neben den anderen Sachen jede Menge spanische Literatur lesen.

Es mag ja sein, daß manch ein Leser hier ebenfalls des Spanischen einigermaßen mächtig ist und daher möchte ich zwei Blogs empfehlen, die verbunden mit ihren gehaltvollen religiösen Beiträgen zumindest ein wenig Abhilfe schaffen: esperando nacer und ens. Ersterer beschrieb seinen alten Blog “fotos del apocalipsis” so:

Blog católico argentino;
en el peor sentido de cada palabra

Man ersetze das Wort “argentino” durch “alemán” und schon ist die hiesige Beschreibung perfekt.


Sprachlosigkeit

Veröffentlicht am Thursday, 26. January 2006, 14:53

Schon seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken darüber, wie man als Christ und Katholik den Glauben so verständlich machen kann, daß dies weder abstrus noch anklagend rüberkommt. Es ist schwierig, aber fundamentaltheolgische Wälzer von mehreren hundert Seiten (in Deutschland ist man immer der Meinung, noch ein Buch schreiben zu müssen) scheinen mir nicht der Weisheit letzter Schluß zu sein.

Vor geraumer Zeit hatte ich mal angemerkt, daß der Abstand zwischen “Welt” und dem christlichen Glauben nicht durch theologische Differenzen bestimmt ist, sondern durch grundsätzlich andere philosophische Vorstellungen. Dazu kommen auch noch die Erfahrungen des 20. Jh.s, die ein tiefes Mißtrauen gegenüber jeglichen verbindlich anmaßenden Äußerungen eines Menschen sehr gut begründen. Der Mensch kann so ein Monster seiner selbst sein, daß etwas wie eine proklamierte Unfehlbarkeit einzelner oder mehrer (Konzile!) mehr als nur anmaßend erscheint. Die Anthropologie der Postmoderne hat mit der des Christentums wenig zu tun. Wie kann man sie versöhnen? Utopien gibt es kaum noch, Idole wurden entlarvt oder werden für unlebbar erklärt (Mutter Teresa, Gandhi etc.).

Ein Merkmal der Postmoderne ist es ja auch, die anzustrebende “Norm” an der Realität auszurichten. Ansprüche jeder Art, sozialer Natur genauso wie erkenntnistheoretischer (Wahrheit?) werden eher verneint und nur solange zugelassen, solange sie der persönlichen Entfaltung nicht im Wege stehen.

Wie kann man da zeigen, daß die Alternative des christlichen Glaubens nicht bedeutet, ständig einer Spaßbremse den Vorzug zu geben, ständig das “mea culpa” zu murmeln und mißmutig rumzulaufen? Wie kann man, wie können wir Katholiken, ganz vernünftig und ohne Angst vor modernen Erkenntnissen jeder Art, die Freude am Glauben zeigen?

Papst Benedikt macht es uns auf zwei Arten vor: einerseits verfaßt er ein kurzes Dokument, was für wirklich alle Menschen, zumindest aber denen des Abendlandes (aufgrund der zahlreichen Zitate der hiesigen antiken Kultur) sehr verständlich ist und ein allgemeines Kopfnicken verlangt. Andererseits aber, und da ist jeder gefragt, fordert er uns indirekt auf, die Liebe des Dreifaltigen Gottes in die Welt umzusetzen, als einzelner Christ, an den die Aufforderung zur Nächstenliebe immer gerichtet ist, unabhängig von den Organisationen der kirchlichen Liebe, der Caritas (wenn Jesus zur Liebe auffordert, muß doch klar sein, daß Liebe eine Frage des Willens ist, nicht des Gefühls!). Wenn wir gefragt werden, warum wir helfen, dann soll unsere Antwort nicht sein “weil ich was fürs Gemeinwohl tun will”, “weil es soviel Armut gibt”, “weil es soviel Einsamkeit gibt”. Nein, sondern “weil Gott mich zuerst geliebt hat”, “weil es meine Geschwister sind”. Der Urgrund ist entscheidend.

Wir sind letztendlich das einzige Evangelium, das die Menschen noch lesen. Wir können den Menschen nur wieder Vertrauen in ihre eigene Spezies als Abbild Gottes geben, wenn wir es vorleben. Und vorsagen, wenn nachgefragt wird. Alles zu seiner Zeit.


Der Prophet im eigenen Land

Veröffentlicht am Thursday, 26. January 2006, 00:47

Es ist schon seltsam: die quellenmäßig umfangreichste Seite über den ehemaligen Kardinal Ratzinger ist natürlich nicht auf Deutsch, nein, sondern auf Englisch (als B16 jetzt hier). Gleiches gilt für Hans Urs von Balthasar.

Und jetzt finde ich noch eine Seite über den Wiener Erzbischof und Kardinal, selbstverständlich ebenfalls auf Englisch. Daraus, extra für Georg, ein Bild:

Der Erzbischof und eine Schwester der Gemeinschaft vom Lamm


Doch recht passend

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 18:46

Es gibt einen Witz über Hans Küng, den Theologen, der nicht gerade für Bescheidenheit bekannt ist:

Ein Journalist an Küng: Wußten Sie es schon, Sie wurden zum Papst gewählt!
Küng: Was? Dann bin ich ja nicht mehr unfehlbar!

Er hat mal wieder bewiesen, daß der Witz leider wahr ist.


Anderes Bild

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 15:02

In der dt. kath. Bloggerszene hat sich Frau Dr. Margot Käßmann ja bisher nicht den Ruf einer ökumenisch-verantwortungsvollen Teilnehmerin erworben, zu oft klangen ihre Zwischenrufe anklagend und hinterließen den Eindruck fehlenden Verständnisses.

Vielleicht lag und liegt es daran, daß sie in wenigen Worten einfach zu sehr polarisiert (und es deswegen besser lassen sollte, damit ist niemandem gedient). Hört bzw. liest man nämlich mal ihr Selbstverständnis in größerem Zusammenhang, wie zuletzt dieser Vortrag (pdf-Datei) von gestern in Rom, so erweckt er zumindest Respekt, wenn ich natürlich theologisch einiges anders sehe.

Den Abschluß möchte ich zitieren:

Also, die ökumenische Lage in Europa ist angespannt, ja sie ist eine Herausforderung für uns als Kirchen gemeinsam. Ich werde evangelisch-lutherisch bleiben. Das sola fide, sola gratia, solus Christus sind tief in mir verwurzelt. Mir ist vieles an anderen Konfessionen fremd. Aber jeder Christ, jede Christin ist mir näher als Menschen anderen Glaubens oder Menschen ohne Glauben. Denn wir teilen die eine Hoffnung auf den Vater Jesu Christi, auf die Zukunft Gottes, in der Gott alle Tränen abwischen wird und Leid, Geschrei, Schmerz und Tod ein Ende haben (Offb. 21,4). Ja, uns verbindet mehr als uns trennt. Wir glauben, dass Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Ich kann von römischen Katholiken lernen in Fragen der Sinnlichkeit, der Spiritualität und von Orthodoxen in Feierlichkeit der Liturgie. Ich denke, sie können vom Protestantismus etwas lernen über die Bedeutung der Bibel und die Verantwortung des Einzelgewissens. Vielleicht folgt auf das Jahrhundert der Ökumene erst einmal Ernüchterung: wir werden verschieden bleiben. Hoffentlich aber folgt auch das tiefe Bewusstsein der Gemeinschaft: in der Nachfolge sind wir so vielfältig wie die ersten Jüngerinnen und Jünger von Susanna bis Petrus, von Paulus bis Lydia. Dass Gottes Geist die Kirchen Europas mit der Kraft erfüllt, dafür gemeinsames Zeugnis abzugeben, davon bin ich überzeugt. Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung kann ein gewichtiges Zeichen dafür setzen.


Enzyklikend

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 14:38

Die erste und somit auch neue Enzyklika von Benedikt XVI.

Lesen! (als pdf-Datei)

Wie man es von ihm kennt, brillant! Sehr geil!


Immer Geschenk

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 11:35

Das heutige Fest der Bekehrung des Saulus zum Paulus sollte allen Überzeugungschristen eines vor Augen halten, besonders den irgendwie missionarisch veranlagten: der Glaube an Jesus Christus ist vor allem anderen immer Geschenk. Ein Geschenk Gottes kann man nicht von Menschen fordern (nun glaub doch endlich!).
Natürlich gibt es solche, die damit groß werden. Doch auch diese werden, ja sollten geradezu hinterfragen, was sie denn da so angeblich für wahr halten. Auch dieser intellektuelle Sprung zum Vertrauen über den Abgrund des Mißtrauens, so sehr er auch willentlich gewollt sein muß, ist ein Geschenk. Ein reifer Glaube hält dem Leben stand, ein unreflektierter nur in seltenen Fällen.

Paulus war nicht scharf darauf Christ zu werden. Der Herr hat ihn nicht um Erlaubnis gebeten. So etwas passiert auch noch heutzutage, solche krassen Bekehrungserlebnisse. Sie zeigen, daß nicht wir bestimmen was wann wo und wie passieren soll. Doch für die vielen anderen Fälle, in denen es eben weitaus unspektakulärer passiert, dürfen wir um das Geschenk des Glaubens bitten und beten, es aber nicht einfordern oder darüber urteilen.


Dialog?

Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 20:10

Laut Perlentaucher (das Verständnis für die katholischen Geisteswelt war dort bisher nicht gerade ausgeprägt), zeigt diese Bildershow einen “interkultureller Dialog”. Gut, eine andere Kultur sicher, aber was ist an einer Modenschau ein Dialog? Nicht doch Monolog? Ich dachte auch immer, zu einem Dialog gehört eine gemeinsame Sprache…


Warum “Pro-Life” gewinnen wird

Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 19:35

Das Für und Wider des Rechtes auf Tötung Ungeborener Kinder ist in den USA, im Gegensatz zu den meisten Ländern in Europa, immer ein riesen Thema gewesen, in jedem Wahlkampf, jetzt auch in der Debatte um die Besetzung eines frei gewordenen Richterstuhles im höchsten Gericht, dem Supreme Court (der alle dt. Gerichte der höchsten Instanz, BGH, BVerfG, BVerwG, in sich vereint mit nur einer Kammer!).

Und vor 33 Jahren entschied dieser Supreme Court in seiner damaligen Besetzung (Richter wird man dort auf Lebenszeit!), daß es ein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung gibt - doch sind Entscheidungen des Supreme Courts von diesem selbst änderbar, wie die Geschichte zeigt. Diese Entscheidung ging als “Roe vs. Wade” in die Geschichte ein - die damalige Frau mit dem Wunsch nach Abtreibung, zu ihrem Schutz “Roe” genannt, ist mittlerweile selbst eine “Pro-Liferin” (ein anderes interessantes Zeugnis über den Mentalitätswandel findet sich hier)…

Seit 33 Jahren kämpfen also viele Amerikaner gegen diese Art der Rechtsauslegung, gegen diese Gesetze. Und sie gewinnen immer mehr Terrain für sich, trotz aller Liberalität der amerik. Jugend in der individuellen Lebensführung, was Abtreibung angeht, so lehnen sie sie zunehmend ab - schon über 60% sind gegen das Recht auf Abtreibung. Gestern fand der 33. “March For Life” in Washington DC statt, mit wahrscheinlich zehntausenden Teilnehmern (genau Zahlen werden nicht genannt), jedes Jahr kommen sie wieder, geben nicht auf.

Woher mag diese Entwicklung kommen? Es wird nicht nur eine Anti-Eltern-Bewegung sein, die oftmals eher für Abtreibung sind als ihre Kinder. Es wird nicht nur der demographische Wandel sein, der, wenn auch viel weniger als Europa, auch die USA treffen wird.

Nein, ich bin fest überzeugt, daß es die Wahrheit selbst ist, die sich durchsetzen wird. Sie hat stärkere Waffen. Man stelle sich zwei Szenarien vor: einmal eine Frau, die eine Abtreibung hinter sich hat und jetzt die jungen Mädchen einer Schulklasse darüber aufklärt, was es für ein Fehler war, wie weit das Kind entwickelt war, wie viele seelische Schmerzen sie seither empfindet, wie sehr ihr vorher eingetrichtert wurde, daß sei noch gar kein Mensch. Und in der anderen Szene eine Frau, die jungen Mädchen genau dies versucht zu erzählen, trotz aller biologischen Kenntnisse über den Organismus eines Embryos: es sei kein Mensch.

Was mag mehr überzeugen?

Im Gegensatz zu den USA fällt mir hierzulande bzw. in hiesigem Kontinent eine große Depression der Bewegung für das Leben auf. Es gibt keinen Optimismus, selbst nicht bei den Christen, dabei müßten sie doch von Hause aus optimistisch sein! “Pro-Life” hat nichts mit Christentum zu tun, das Recht auf Leben erschließt sich mit der bloßen Vernunft. Ich habe auch mal eine Gynäkologin kennengelernt, die überzeugte Nichtchristin und überzeugte Gegnerin der Abtreibung war und ist (sie gehörte m.W. nach keiner Religionsgemeinschaft an).

Wenn in Europa wieder mehr auf das gesetzt wird, was zwar auf kurze Sicht nichts verändert, der Gang in die Schulen, die Aufklärung im kleinen Kreis, das Gebet(!), die Liebe zu denen, die abgetrieben haben und die Liebe zu den Ärzten und anderem med. Personal, das sich daran aktiv beteiligt, dann wird sich auch hier auf lange Sicht etwas ändern. Und zwar enorm.

Die Wahrheit kann sich durchsetzen, wird sich durchsetzen, auch bei uns. Aber sie drängt sich eben nicht auf.


Ebenfalls

Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 15:38

Wie schon das Katholische Notizbuch schließe ich mich dem hier an (hoffentlich vergesse ich es nicht).


Kleines Zeichen

Veröffentlicht am Monday, 23. January 2006, 11:30

Düsseldorf hat ja nicht gerade den Ruf, ein Zentrum geistlichen Lebens zu sein (auch wenn es dies natürlich gibt). Wer diesen Städtenamen hört, denkt eher an Banken, Mode, Altstadt, Kö, generell an Geld und sehen und gesehen werden.

Da mag es ein kleines Zeichen für die “Neue Empfänglichkeit” sein (so nenne ich das mal), daß das Programmkino Black Box in eben dieser Stadt aufgrund des unerwartet hohen Zuschauerzuspruches die Ausstrahlung der “Großen Stille” um einige Tage verlängert hatte (jetzt läuft der Film da nicht mehr).


Erwartet

Veröffentlicht am Sunday, 22. January 2006, 15:14

Dies Domini.

Irgendwie ist diese Nachricht an mir vorbeigegangen. Ich warte schon seit längerem darauf, und im Februar wird der Katholische Sozialkatechismus endlich auch auf Deutsch erscheinen. Ich weiß noch nicht so recht, ob ich mich wundern soll, daß die engl. Ausgabe nicht zu einer lebhaften Diskussion im angelsächsischen Raum gesorgt hat (womit wir wieder bei den Neocons wären…). Vielleicht ist er ja nicht scharf formuliert, mal abwarten.


Suspekt

Veröffentlicht am Friday, 20. January 2006, 18:02

Die in den USA immer mehr an Einfluß gewinnenden Neo-Konservativen, die sog. Neocons (ein guter Artikel über dieses Phänomen bei Wikipedia) spielen auch in der dortigen Kath. Kirche eine immer größer werdende Rolle. Die meisten Laien, die dort in der Verteidigung des Glaubens (Apologetik) aktiv sind, sind Konvertiten, haben also das ganze schon für sich selbst durchdenken müssen, und sind tendenziell eher konservativ (bin ich ja auch), da sie ja der Lehre der Kirche voll zustimmen und diese die Basis ihres Glaubens ist, keine selbstgebastelte Variante.

Ähh, nein. Nicht voll. Denn wenn es um Krieg und Todesstrafe geht, sind die ansonsten stärksten Anwälte Roms in den USA plötzlich ganz anderer Ansicht und vereinnahmen das Recht auf Dissens plötzlich für sich, während sie es in anderen Fällen strikt für andere ablehnen. Das machen nahezu alle bekannten Laienapologeten, so sympathisch sie auch sein mögen.

Sehr inkonsequent und seltsam. Das “New Oxford Review” hat schon seit längerem ein Auge auf diese kath. Neocons geworfen und nimmt sie unter die Lupe, insbesondere bzgl. ihrer kriegerischen Ambitionen (nicht alle Artikel sind kostenlos komplett zu lesen). Ein Auszug:

The story includes an interview with pro-war Judy McCloskey from an online support group for Catholics fighting in Iraq. She complains, according to the story, that “some Catholic ethicists have confused the issue.” Well, yes, Catholic ethicists such as Pope John Paul II and Cardinal Ratzinger (now Pope Benedict XVI), but they have hardly “confused” the issue, in fact they have clarified it, for both of them pronounced the war on Iraq to be unjust.


Wiederholung

Veröffentlicht am Friday, 20. January 2006, 17:30

Nach dem ich diesen Artikel gelesen habe, dem ich inhaltlich leider zustimmen muß, bleibt mir nur eine Wiederholung:

Ein Gott ohne Zorn bringt Menschen ohne Sünde in ein Königreich ohne Gericht durch Vermittlung eines Christus ohne Kreuz.


Angst?

Veröffentlicht am Friday, 20. January 2006, 12:37

Während meines Studiums habe ich mir aufgrund der zu lernenden enormen Faktenmenge eine Lesart angewöhnt, die zwischen Überfliegen und Lesen liegt. Sehr schnell und versuchend das Wichtigste zu erkennen.

Hier (ich habe den Text in einer anderen Ausgabe) mußte ich neu Lesen lernen. Jedes Wort, jeder Ausdruck hat Gewicht.

Kierkegaard lotet in allen Richtungen aus, woher die Angst kommt, was ihr Wesen ausmacht (”die Möglichkeit der Freiheit”), wie sie psychologisch zu beurteilen ist. Dabei ist es eine Schrift zwischen Psychlogie und Theologie, ständig bezugnehmend auf die Ursünde durch Adam (deren Wesen und Bedeutung auch sehr eindrücklich klar gemacht wird - sehr gelungen!).

Schwere Kost. Doch sehr erhellend und empfehlenswert. Nicht nur, um neu Lesen zu lernen.


Katholisch werden

Veröffentlicht am Thursday, 19. January 2006, 00:27

Ist ja eigentlich eine gute Sache, dieses niedrigschwellige Internet-Angebot namens katholisch-werden.
Nun ist es ja so, daß man bei der Taufe oder dem Ritus der Wiederaufnahme/Konversion das Glaubensbekenntnis sprechen soll. Deswegen vermisse ich da einen Namen sehr, er findet sich auf keiner Seite des Angebotes:

Jesus.


Freie Auswahl

Veröffentlicht am Thursday, 19. January 2006, 00:01

Bloggen wir täglich, haben wir kein Sozialleben.
Bloggen wir selten, ist das Blog nicht interessant.
Bloggen wir kurze Einträge, fehlt das Talent für längere Texte.
Bloggen wir lange Einträge, haben wir nichts besseres zu tun.
Ist das Design zu schlicht, hat das Blog kein authentisches Gesicht.
Ist das Design bunt, ist das Blog nicht cool genug.
Ist das Design selbstgemacht, ist man einer dieser Nerds/Geeks.
Ist das Design nicht selbstgemacht, ist es billigste Massenware.
Schreibt man anspruchsvoll, will man sich nur wichtig machen.
Schreibt man einfach nur so, verfasst man überflüssige Banalitäten.
Schreibt man Unterhaltung, will man bloss um Besucher buhlen.
Schreibt man Nachdenkliches, ist man peinlicher Befindlichkeitsblogger.
Wird man nicht von Ehrgeiz getrieben, ist man anspruchslos.
Wird man von Ehrgeiz getrieben, fühlt man sich über andere erhaben.
Wird man von Gefühlen geleitet, ist man heulsusig bis weinerlich.
Wird man nicht von Gefühlen geleitet, ist man gefühlskalt.
Ist man hilfsbereit, wird man ausgenutzt.
Ist man nicht hilfsbereit, wird man beschimpft.
Ist man offen für Kommunikation in den Comments, ist man wahllos und manipulierbar.
Ist man zurückhaltend in den eigenen Comments, ist man arrogant und unhöflich.
Interessiert man sich für Toplisten und die eigene Position darin, ist man eine arme Wurst.
Interessiert man sich nicht für Toplisten und die eigene Position, dann deswegen, weil man sowieso nicht mithalten könnte.
Läuft das Blog auf der eigenen Website, nimmt man das Bloggen zu wichtig.
Läuft das Blog bei einem Bloghosting-Provider, ist Bloggen einem kein echtes Blog wert.
Kümmert man sich um seine eigenen Angelegenheiten, ist man nicht vernetzt genug.
Kümmert man sich um das, was andernblogs geschieht, ist man nur auf Backlinks aus.
Kümmert man sich um das Blogosphärengeschehen, hat man wohl kein echtes Leben.
Kümmert man sich nicht um die Blogosphäre, ist man ignorant und sowieso von vorgestern.
Bloggt man als Frau Fotos von sich, will man nur den Mädchenbonus ausspielen.
Bloggt man als Frau keine Fotos von sich, ist man zu hässlich dafür.
Bloggt man friedlich, fehlt die Durchschlagkraft.
Bloggt man nicht friedlich, hat man Defizite.
Hat man eine Blogroll, bewegt man sich im Sumpf verfilzter Kreise.
Hat man keine Blogroll, ist man unbeliebt.
Hat man ein Impressum, hält man sich für zu wichtig.
Hat man kein Impressum, ist man eine anonyme Lachnummer.
Erzählt man, wenn man Probleme hat, ist man ein exhibitionistischer Jammerlappen.
Erzählt man es nicht, wenn man Probleme hat, ist man oberflächlich, wahlweise verkorkst.
Erzählt man, wenn man andere Blogger trifft, ist man ein Angeber.
Erzählt man nicht, wenn man andere Blogger trifft, hat man was zu verbergen.
Reagiert man auf Memes, Stöckchen, Trackbacks und Co, schleimt man rum.
Reagiert man nicht auf Memes, Stöckchen und Co, ist man arrogant.
Schreibt man Einträge übers Bloggen, will man nur Reaktionen fischen.
Schreibt man keine Einträge übers Bloggen …

Und so weiter.

(Quelle)


Schleichend

Veröffentlicht am Wednesday, 18. January 2006, 08:13

Beginnt bei der UNO, zuerst hier bei der UNICEF, etwa ein Umdenken? Das ABC (1. abstinence, 2. be faithful, 3. use condoms) der Lehr-und Lernpriorität scheint ja jetzt endlich akzeptiert worden zu sein.

Die EU mit ihrer Kommission sieht das anders. Anscheinend strebt sie keine Wurzelbehandlung an, aber das ist ja für Europa symptomatisch:

Promoting abstinence and faithfulness above condom use, ignores the reality of human sexuality.

(Quelle als pdf)


Angekommen

Veröffentlicht am Tuesday, 17. January 2006, 20:19

Ein kürzlich getaufter Musiker meinte mal zu mir, daß er nur aufgrund christlicher Texte dem Anspruch an die musikalische Qualität nicht mindern würde. Christliche Texte sind kein Feigenblatt für schlechte Musik.
Im Filmbereich sollte ja das gleiche gelten, doch auch hier findet man nicht so häufig Material, das bezgl. der Professionalität mit der säkularer Produktionen mithalten kann.

Noch nicht allzulange gibt es in Brooklyn, New York, die Produktionsfirma Grassrootsfilms (eng verbunden mit den Franciscan Friars), die zeigt, daß es auch anders geht. Hier als Links ein paar Trailer (für Breitband-Verbindung und Quicktime). Manchen gefällt ja nicht der sehr amerikanische Stil, aber es ist auf jeden Fall ein Fall von gelungener Inkulturation:

- Good Friday

- Youth 2000

- Fishers of Men

und mit JPII auf Deutsch:

- Cross Culture

[Nachtrag: angefangen hat das mit Videos über den Gründer der Franciscan Friars, Fr. Benedikt Groeschel CFR]


Natürlich!

Veröffentlicht am Tuesday, 17. January 2006, 18:47

Daß es eine Trennung von Staat und Kirche/Religion gibt, ist säkulares demokratisches Allgemeingut, über deren Prinzipien und Détails wird aber heftigst gestritten. Gleichzeitig nimmt eine andere Umarmung dagegen immer groteskere Formen an: die von Staat und Wissenschaft.

Es haben sich schon naturwissenschaftl. Nobelpreisträger darüber gewundert, daß sie jetzt plötzlich für Experten für Analysen jeder Art gehalten werden, seien sie gesellschaftlich-politisch oder religiös. Andere dagegen spielen mit. Dem Wissenschaftler wird immer geglaubt, warum, ist mir rätselhaft.

Dazu paßt auch meine eigene berufliche Erfahrung, daß es mehr als gefährlich ist, wenn Arzt etwas über den Tod sagt - ich war noch nicht tot, aber Patienten halten mich manchmal für einen Experten.

Der Wunsch nach Autorität ist tief verwurzelt. Heute gibt es Prozessionen von ärztl. Personal, mit dem Chef an der Spitze bei der Visite, bis runter zum kleinsten Assistenten. Und der Patient empfängt die Gnade der kurzen Aufmerksamkeit. Aus dem Primat der Seelsorge wird die Leibsorge als gesellschaftlich wichtigste Aufgabe (die Existenz des letzteren wird ja auch nicht bestritten).

Doch nicht nur in der Medizin ist das so. Eine Frage meinerseits während einer Podiumsdiskussion an die Teilnehmer (versch. Naturwiss. und Geisteswiss.), ob denn “im Labor Wahrheit entdeckt würde”, wurde höchst unterschiedlich bewertet. Geisteswissenschaftler sahen das durchaus kritischer.

So ist es auch kein Zufall, daß ein Professor für Philosophie diesen Artikel verfaßt hat. Seine Forderung, die öffentliche Förderung der Wissenschaft mal grundlegend in ihrer Bedeutung unter die Lupe zu nehmen, hat mir Augen geöffnet (nicht zuletzt aufgrund des Strebens nach Ehrbezeichnungen und zur Rechtfertigung der Finanzierung auch nach schnellen spektakulären Ergebnissen):

Were a bishop to be caught doctoring the Gospels, I doubt any scientists would be rushing to approve the Church’s latest request for help to build a new cathedral. Why it should be any different for the secular bishops of science is difficult to discern.

(gefunden bei Amy Welborn)


Verbindung

Veröffentlicht am Tuesday, 17. January 2006, 17:01

Es ist eine Verbindung, deren logische Notwendigkeit sich mir noch nicht erschlossen hat, obwohl sie nahezu immer zusammen auftreten. Warum protestiert die Linke immer auch für das Recht auf Abtreibung? Warum gehört es dazu, wenn man für Pazifismus, also eigentlich gegen das Töten ist? Wieso gehört es dazu, wenn man für ökologische Politik ist, wenn man gegen wirtschaftlichen absoluten Liberalismus ist? Warum ist die Verteidigung des Lebensrechtes Ungeborener gleich “Mittelalter”?

Mir sind viele Aspekte dessen, was das linke Spektrum des politischen Daseins fordert, durchaus sympathisch. Deswegen verstehe ich ja nicht, warum das Abtreibungsrecht notwendigerweise in ihren Katalog dazugehört. Es ist sehr schade, denn gerade auf globalem Niveau wären säkulare sozial Aktive und die Kirche sehr gute Allianz-Partner. Doch die ständige einhergehende Forderung des Rechtes auf Abtreibung gar als Menschenrecht (sic!, Töten als Menschenrecht!) macht es der Kirche nicht möglich zusammenzugehen. Eine große Chance wird da vertan, den globalen Marktanbetern, bei denen die Wirtschaft nicht Dienst am Menschen ist, die Stirn zu bieten.


Verwandtschaft

Veröffentlicht am Tuesday, 17. January 2006, 13:48

Der Protestantismus und der sunnitische Islam haben angesichts des Fehlens einer religiös begründeten Lehrautorität vielfache Parallelen hinsichtlich ihrer Strukturen aufzuweisen. So ist es auch nicht erstaunlich, daß, dies gilt insbesondere für den evangelikalen Prot. der USA und dem identitätsstiftenden Islam europ. Immigrantenkinder, eine gewisse Antiintellektualität vorherrscht.

Dies ist gleichsam Voraussetzung des bei beiden erscheinenden Phänomens der nichttheologischen Gemeindeleiter und Prediger. Sowohl in den wachsenden Megachurches als auch in islamisch geprägten Ländern Arabiens gibt es immer mehr erfolgreiche Prediger, die keine akademische theologische Ausbildung erhalten haben.