Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 19:35
Das Für und Wider des Rechtes auf Tötung Ungeborener Kinder ist in den USA, im Gegensatz zu den meisten Ländern in Europa, immer ein riesen Thema gewesen, in jedem Wahlkampf, jetzt auch in der Debatte um die Besetzung eines frei gewordenen Richterstuhles im höchsten Gericht, dem Supreme Court (der alle dt. Gerichte der höchsten Instanz, BGH, BVerfG, BVerwG, in sich vereint mit nur einer Kammer!).
Und vor 33 Jahren entschied dieser Supreme Court in seiner damaligen Besetzung (Richter wird man dort auf Lebenszeit!), daß es ein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung gibt - doch sind Entscheidungen des Supreme Courts von diesem selbst änderbar, wie die Geschichte zeigt. Diese Entscheidung ging als “Roe vs. Wade” in die Geschichte ein - die damalige Frau mit dem Wunsch nach Abtreibung, zu ihrem Schutz “Roe” genannt, ist mittlerweile selbst eine “Pro-Liferin” (ein anderes interessantes Zeugnis über den Mentalitätswandel findet sich hier)…
Seit 33 Jahren kämpfen also viele Amerikaner gegen diese Art der Rechtsauslegung, gegen diese Gesetze. Und sie gewinnen immer mehr Terrain für sich, trotz aller Liberalität der amerik. Jugend in der individuellen Lebensführung, was Abtreibung angeht, so lehnen sie sie zunehmend ab - schon über 60% sind gegen das Recht auf Abtreibung. Gestern fand der 33. “March For Life” in Washington DC statt, mit wahrscheinlich zehntausenden Teilnehmern (genau Zahlen werden nicht genannt), jedes Jahr kommen sie wieder, geben nicht auf.
Woher mag diese Entwicklung kommen? Es wird nicht nur eine Anti-Eltern-Bewegung sein, die oftmals eher für Abtreibung sind als ihre Kinder. Es wird nicht nur der demographische Wandel sein, der, wenn auch viel weniger als Europa, auch die USA treffen wird.
Nein, ich bin fest überzeugt, daß es die Wahrheit selbst ist, die sich durchsetzen wird. Sie hat stärkere Waffen. Man stelle sich zwei Szenarien vor: einmal eine Frau, die eine Abtreibung hinter sich hat und jetzt die jungen Mädchen einer Schulklasse darüber aufklärt, was es für ein Fehler war, wie weit das Kind entwickelt war, wie viele seelische Schmerzen sie seither empfindet, wie sehr ihr vorher eingetrichtert wurde, daß sei noch gar kein Mensch. Und in der anderen Szene eine Frau, die jungen Mädchen genau dies versucht zu erzählen, trotz aller biologischen Kenntnisse über den Organismus eines Embryos: es sei kein Mensch.
Was mag mehr überzeugen?
Im Gegensatz zu den USA fällt mir hierzulande bzw. in hiesigem Kontinent eine große Depression der Bewegung für das Leben auf. Es gibt keinen Optimismus, selbst nicht bei den Christen, dabei müßten sie doch von Hause aus optimistisch sein! “Pro-Life” hat nichts mit Christentum zu tun, das Recht auf Leben erschließt sich mit der bloßen Vernunft. Ich habe auch mal eine Gynäkologin kennengelernt, die überzeugte Nichtchristin und überzeugte Gegnerin der Abtreibung war und ist (sie gehörte m.W. nach keiner Religionsgemeinschaft an).
Wenn in Europa wieder mehr auf das gesetzt wird, was zwar auf kurze Sicht nichts verändert, der Gang in die Schulen, die Aufklärung im kleinen Kreis, das Gebet(!), die Liebe zu denen, die abgetrieben haben und die Liebe zu den Ärzten und anderem med. Personal, das sich daran aktiv beteiligt, dann wird sich auch hier auf lange Sicht etwas ändern. Und zwar enorm.
Die Wahrheit kann sich durchsetzen, wird sich durchsetzen, auch bei uns. Aber sie drängt sich eben nicht auf.