Dies Domini.
Heute geht der 2. Ökumenische Kirchentag zuende. Ich war nicht da, war überhaupt erst zufällig mal auf einem Ökumenischen Stadtkirchentag (war ganz nett), habe aber den jetzigen mal zum Anlaß genommen, hier im Archiv zu stöbern.
Und möchte jetzt eine Reihe fortsetzen, die in diesem alternden Blog seit Jahren brach lag: die “Ökumenische Frage”, das ist die kurze Version von “Ralf versteht die protestantische Theologie nicht”, was wirklich ernst gemeint ist. Es gibt bereits die Teile I, II, III und IV, wo auch zum Teil heftig debattiert wurde und deren inhaltliche Fragen sich mir immer noch stellen (sprich: ich hab’s immer noch nicht begriffen).
Meine jetzige Frage hat mit aktuellen Geschehnissen des ÖKT, die auf anderen Blogs thematisiert werden, nichts zu tun, dafür interessieren mich diese Skandälchen zu wenig (sorry!).
Ich möchte gerne wissen, wie der protestantische Zugang zur Wahrheitserkenntnis ist. Mir fällt nämlich auf - der ökumenische Mainstream-Dialog ist da bestes Beispiel für - daß dem Menschen nahezu alles zugetraut wird, nur keine Erkenntnis der absoluten Wahrheit. Oder ist die Thema? Da in der evangelischen Landeskirchentheologie ein zunehmendes “anything goes” vorherrscht, wurde sie wohl still und heimlich entsorgt. Ist der “wahre Glaube” noch relevant?
Dabei verstehe ich das dahinterstehende Gottesbild nicht. Was soll das für ein Gott sein, der uns zwar angeblich liebt, aber für so unzulänglich hält, daß er uns die Wahrheit nicht zumuten will? Geheimniskrämerei aus Liebe? Da in der Hl. Schrift ja oft das Bild Bräutigam (Gott/Messias) und Braut (Volk Gottes/Israel) verwendet wird, frage ich mich, wie dieses Vorgehen in einer Ehe so ankäme …
Als Ausweichbild wird von heftig Dialogi- bis Monologisierenden ja das Bild vom Elefanten benutzt, der Inhalt scheint zum Kanon der Ökumenischen Basis zu gehören. Das habe ich aber schon früher mal besprochen (und hier sind die anderen Teile I, II, III, IV und V dieser zweiten losen Reihe).
Pax et bonum » Ökumenische Frage VI meint:
26. September 2011Die Webseite von Pax et bonum » Ökumenische Frage VI
[…] (Hier der letzte Teil, liegt schon eine Weile zurück) […]
Klaus Kegebein meint:
26. September 2011Die Webseite von Klaus Kegebein
Sie schreiben mit Blick auf die Protestanten, »daß dem Menschen nahezu alles zugetraut wird, nur keine Erkenntnis der absoluten Wahrheit«
Auch in der katholischen Kirche gibt es (fast) keine absoluten Wahrheiten. Absolut sind Wahrheiten (zum Beispiel kirchliche Lehraussagen) nur dann, wenn sie ex cathedra, also mit dem ausdrücklichen Anspruch der Unfehlbarkeit verkündet wurden.
Das ist seit 1870 aber erst zwei Mal geschehen: Beim Dogma der Unfehlbarkeit selbst und beim Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (1950) unter Pius XII. Sein Nachfolger, Johannes XXIII., verkündete gleich zu Beginn seiner Amtszeit, er beabsichtige nicht, vom Dogma der Unfehlbarkeit weiteren Gebrauch zu machen. Auch seine vier Nachfolger haben sich nie ex cathedra geäußert.
Im Konzilsdekret „Pastor Aeternus“ schrieb der Papst, »daß der Lehrstuhl des heiligen Petrus von jedem Irrtum immerdar frei bleiben werde“, aber das bezieht sich natürlich nicht auf alle Lehraussagen, sondern nur auf die, die als verbindlich zu gelten haben. (Das ist auch gut so, sonst müssten die Lehren über Kreuzzüge, über den Ablasshandel oder die Ketzerverbrennungen als »absolute Wahrheiten« gelten.)
Leider ist die Kirche nicht in der Lage, verbindlich darüber Auskunft zu geben, welche der Lehraussagen vor 1870 unfehlbar (= »absolute Wahrheit«) sind. Ich habe jedenfalls sehr intensiv recherchiert, ohne fündig geworden zu sein. (Sammlungen wie »Der Glaube der Kirche« oder das »Enchiridion Symbolorum« helfen auch nicht weiter, denn sie listen nur die von der Kirche verdammten Irrlehren auf, also das, was »absolut falsch« ist.)
Mein Fazit: Auch bei den Katholiken ist mit »absoluten Wahrheiten« nicht weit her. Kein Grund also, auf die Protestanten herabzuschauen.
Ralf meint:
27. September 2011Die Webseite von Ralf
Hallo Klaus (bei mir duze ich jeden, wir sind ja Geschwister).
Danke für Deine Antwort.
Du schreibst:
“Absolut sind Wahrheiten (zum Beispiel kirchliche Lehraussagen) nur dann, wenn sie ex cathedra, also mit dem ausdrücklichen Anspruch der Unfehlbarkeit verkündet wurden.”
Wie kommst du darauf?
Päpstliche “ex cathedra”-Aussagen sind definitiv wahr, aber das sagt nichts über andere Aussagen aus.
Also: hast du dazu eine Quelle?
Lieben Gruß,
Ralf