Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Enthüllt

Veröffentlicht am Saturday, 04. February 2006, 17:35

Falls jemand gedacht hat, daß die Frauen, die vor einigen Jahren auf der Donau von einem nicht-katholischen “Bischof” geweiht wurden (manche von ihnen nennen sich mittlerweile selbst “Bischöfinnen!”), so was wie Vorreiter in der Kirche seien, die bis jetzt halt nur wegen der alten Sturköpfe in Rom mißachtet werden und deren Zeit noch kommen wird, der lese diesen Artikel (auf Englisch). Auszug:

The Danube 7 have been excommunicated. No matter. These women have expressed that they don’t care much about the day-to-day priestly duties anyway, such as the regular offering of the Mass and the obligatory praying of the Divine Office. When asked if the women intend to offer the daily Mass, ordination press-wrangler Andrea Johnson scoffed: “Nobody does that anymore.” Mayr-Lumetzberger responded in an e-mail when asked about her plans regarding the celebration of the Mass: “Not every Sunday, because we have so much to do.”

When the ordination ceremony aboard the Thousand Islander III ends, a couple of “priests” lift the altar and move it out of the way to make room for the celebratory eating, drinking, and chatting. On top of the table remain the glass chalices used to distribute the “consecrated” wine; beside them sit the baskets used to carry the “hosts.”

As I step closer, I see dried rings of blood-red “sacred wine” circling the bottom of the glasses. I step even closer and look in one of the baskets. I find on the bottom: chunks, pieces, bits, and crumbs of the “consecrated” cookie-shaped “hosts.”

According to Catholic dogma, each particle and every drop contains the Body and Blood of Christ. Of course this was not a real Eucharist — but these priestesses thought so.

Diese Vorreiterinnen sollen ruhig alleine weiterreiten.

(Übrigens mal wieder typisch, daß dieser Unsinn aus dtsprachigen Landen kommt.)


Immer noch gültig

Veröffentlicht am Friday, 03. February 2006, 15:10

Es gab schon eine lange Geschichte von Kämpfen gegen die “Sarazenen”, die wieder einmal die Heiligen Stätten der Christenheit im Heiligen Land erobert hatten. Bereits der fünfte Kreuzzug stand vor der Tür. Franziskus von Assisi konnte niemanden der Herrscher von diesem Krieg abbringen, aber er ging im Jahr 1219, wie immer ärmlich gekleidet und ohne jegliches Eigentum oder Waffen, ohne Anspruchsdenken oder Meinung der Überlegenheit, zum damaligen Sultan von Ägypten. Er landete einfach vor Ort, ließ sich gefangennehmen und bat vorgeführt zu werden. Leider war auch diese Friedensintervention nicht erfolgreich.

Sein Beispiel wäre aber gerade heute wieder nachahmenswert.

Besonders Katholiken sollten sich jedes Mal, wenn sie über Muslime reden, an die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern (Nostra aetate, Art. 3) - nicht an Muslime gerichtet übrigens…:

Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.

Es gibt kein Lehramt im sunnitischen Islam, aber es gibt keine anderen Muslime als die, die da sind. Natürlich haben die Medien das Recht, ihrer sehr wichtigen und unumstößlichen Pressefreiheit zufolge die Karikaturen von Mohammed zu veröffentlichen und aus beruflicher Solidarität nachzudrucken. Es geht nicht darum, ob man dies darf, sondern darum, ob man es soll (treffend kommentiert in der Berliner Zeitung).

Wenn es darum gehen sollte zu gewinnen (der Chefredakteur der dänischen Zeitung sagte ja, die Gegner der Pressefreiheit hätten gewonnen), dann gibt es automatisch natürlich einen Kampf, ein “Match”, eine Partie. Doch warum in solchen Kategorien denken? Wenn es darum geht, daß das Wichtigste das Rechthaben ist und sein Recht auch durchzusetzen schon das Endziel ist, dann wird dies immer mehr werden, dann werden wir unabänderlich auf den durchaus abwendbaren “Clash of Civilisations” - Kampf (sic!) der Kulturen - zusteuern.

Das Beispiel des Franziskus könnte den Christen eine Seinen Geboten gemäßere Weise des Umgangs damit vor Augen halten.


Zwei Größen

Veröffentlicht am Friday, 03. February 2006, 00:09

Rechts José Rodríguez Carballo OFM, der Generalminister (oberster Diener, also Oberer) des Franziskanerordens.


Ökumenische Frage III

Veröffentlicht am Thursday, 02. February 2006, 22:03

So, aufgrund einiger Gedanken und der Feststellung, daß ich da einiges wieder nicht verstanden habe, kommt nach langer Zeit nach Frage I und Frage II das dritte Mal eine Sache, die sich mir nicht erschließt.

Es betrifft diesmal nicht die prot. Landeskirchen und größeren “Konfessionen” (mir gefällt der Begriff Denominationen besser), sondern die freikirchlichen Gemeinden. Eine Vielzahl wurde und wird ja von einer einzelnen Person gegründet, und eine mehr oder weniger größer werdende Schar von Menschen sammelt sich dann um diesen Gründer, der zumeist auch über lange Zeit der Vorsitzende/Vorsteher und Hauptprediger ist.

Meine Frage ist: mit welchem Recht gründet der einfach so eine Gemeinde, die im angelsächsischen Bereich dann ja auch gleich “Church”, also Kirche, heißt? Ich meine natürlich nicht juristisches Recht, sondern das theologische. Mit welcher Autorität macht dieser Mensch das? Kein Katholik oder Orthodoxer kann auch nur im entferntesten so etwas wie eine Kirche gründen. Wer das tut, wie anno dazumal Heinrich VIII., der ist draußen. Denn er macht sich ja selbst zum Papst, wenn ich das mal so verkürzt sagen darf. Mehr noch, er macht sich zu mehr als nur Papst, da er selbst bestimmt, was übernehmenswert ist und was nicht. Der Papst kann weitaus weniger ändern, als allgemein angenommen wird - vom überlieferten Glauben nichts.

Also ich verstehe das nicht.


Die Liebe Gottes tanzen

Veröffentlicht am Thursday, 02. February 2006, 21:41

Hier vergleicht Thomas die Erfahrung der Liebe Gottes, die Anforderungen an den Christen, diese Liebe aufscheinen zu lassen im eigenen Leben, mit einem großen Tanz.

Sehr schön.

Wer tanzt schon gerne ganz alleine auf der Bühne?

Darf ich (alle) bitten?


Internationales Echo

Veröffentlicht am Thursday, 02. February 2006, 20:44

Die Eskalation um die Mohammed-Karikaturen findet ein großes internationales Echo, welches, wie man beim Perlentaucher lesen kann, durchaus unterschiedlich ist. Jetzt berichtet auch die New York Times darüber.

(Wann melden sich amerik. katholische Blogs?)


Abgrundtiefer Unterschied

Veröffentlicht am Wednesday, 01. February 2006, 19:31

Die sich zuspitzende Affäre um die anfänglich in einer dänischen Zeitung erschienenen Karikaturen des Propheten des Islam, Mohammed, zeigt insbesondere das absolute Unverständnis, daß säkulare Menschen religiösem Empfinden generell und muslim. im besonderem entgegenbringen.

Ich unterstelle den Verantwortlichen Intelligenz und Wissen, daher nehme ich an, daß sie die verursachten Verletzungen bewußt in Kauf genommen haben. Allerdings: wer keine religiöse Empfindungen hat, kann sich die Beleidigungen in diesem Intimbereich auch überhaupt nicht vorstellen. Doch dann ist es eben Aufgabe sich darüber vorher schlau zu machen.

Natürlich sind jegliche Gewaltandrohungen von muslimischer Seite vollkommen und ausnahmslos zu verurteilen. Aber eben aus westlicher Sicht, nicht aus der der betroffenen Gedankenwelt, die nicht die unsere ist. Den Wirtschaftsboykott halte ich dagegen für ein legitimes Mittel, schließlich hat der einfache Normalo keine andere Möglichkeit, seinem Protest eine Stimme zu verleihen. Ob dies gerechtfertigt ist, hat jeder selbst zu entscheiden, denn kein Mensch, egal wo er lebt, ist Rechenschaft über sein Konsumverhalten schuldig. Eingeknickt ist Dänemark nicht wegen der Gewaltandrohung, sondern weil sie bspw. ihren Schafskäse (nicht selten aus Kuhmilch…) nicht mehr loswerden (sie produzieren davon sehr viel für den islam. Markt). Wer nicht bei der Handelskette XY einkaufen will, weil sie Pelze produziert, hat dazu genau das gleiche Recht wie jemand, der seine rel. Gefühle verletzt sieht.

Wer Angst vor einem Brand hat, sollte nicht mit dem Feuer spielen.


Nicht hören!

Veröffentlicht am Wednesday, 01. February 2006, 00:25

Wer der Meinung ist, man dürfe seine katholische Identität nicht stolz präsentieren, wer glaubt, die Vielzahl an protestantischen Glaubensrichtungen seien ebensowahr wie der katholische Glaube, wer denkt, die sichtbare Freude über die Kirche Jesu Christi dürfe man aus ökumenischer Sicht einfach nicht zeigen, der sollte

den aktuellen Podcast von “Journey Home” (engl.) nicht hören. Ganz sicher nicht. Besser bleiben lassen dann.

(Als mp3 direkt oder als xml über eine Podcast-Software zu laden)


Also Eros?

Veröffentlicht am Tuesday, 31. January 2006, 23:08

Bei der weiter unten erwähnten Tagung über Descartes lasen auch viele die neue Enzyklika “Deus caritas est”. Ich hatte sie ja schon einmal kurz gelesen (sie erfordert sicher mehr als eine Lesung) und gab besserwisserische Kommentare ab. Eine Dame fragte mich, worum es denn da ginge. Als ich sagte, daß B16 zu Anfang den Leser erst einmal auf eine philosophische Reise zu den verschiedenen Bedeutungen des Begriffes “Liebe” nähme, war ihre Rückfrage: “Also Eros?”

Sie war übrigens Philosophin, allerdings keine Christin. Denn genau um “nur Eros” geht es ja gerade nicht bei Liebe im christlichen Sinn.

Und so aggressiv diese “Rezension” von Wiglaf Droste auf den ersten Blick zu sein scheint, auch er verkürzt Liebe zu Eros und meint daher (in der Logik klar), daß ein Papst natürlich keine Ahnung davon haben könne. Droste klammert Nächstenliebe aus bzw. betrachtet diese als der erotischen Liebe unterlegen, denn sonst könnte er eine solche Äußerung kaum treffen.
Aber letztendlich geht es bei Droste doch zentral um einen anderen Satz:

Leider aber ist der Papst, und das macht ihn als Denker sehr dürftig, kein Suchender.

Das ist sein Hauptproblem. Eine Enzyklika ist eben ein Lehrschreiben, das ist sein Problem, da ist der Inhalt nebensächlich.

Das ist auch das Hauptproblem heutzutage, Lehren werden nicht mehr angenommen, sondern will jeder selbst er-leben und selbst festlegen, womit natürlich den Begriff “Lehre” ad absurdum geführt wird.

Auch der Papst in ein Sucher, kein Zweifel. Wiglaf Droste nimmt es ihm aber schon übel, daß B16 weiß (bzw. nach Droste zu wissen meint), wo er suchen muß: bei Jesus Christus.


Nachhilfe

Veröffentlicht am Tuesday, 31. January 2006, 21:46

Ich habe mir gerade die von Georg angesprochene Sendung (gibt es als .wmv zum Runterladen) der Diskussion mit Cardinal Schönborn, einem Evolutionsbiologen und zwei Philosophen (jeweils paritätisch auf die Parteien verteilt sozusagen) über das Thema der planlosen oder irgendwie von irgendwen (sprich: Gott) gesteuerten Evolution angesehen.

Die Sendung (Dauer ca. 1 h) findet sich hier, die ebenfalls interessante Diskussion danach (hinter der Bühne) dort. Es gäbe darüber sehr viel zu sagen, das sprengt sicher das Formates eines Blogs, will man dem Thema auch nur annähernd gerecht werden. Daher möchte ich nur fragmentarisch einiges anführen.

1. Zuerst auffallend: dem Evolutionsbiologen scheinen viele philosophische Gedankengänge sehr fremd zu sein, ein tieferes Wissen darum wäre für den Austausch sehr nützlich. Gleiches gilt umgekehrt: daß so etwas wie die Entwicklung einer Ethik einen Selektionvorteil bieten könnte, schien dem Cardinal neu zu sein, ist aber nicht überraschend. Die Evolutionsbiologie darf in ihrer Stringenz auch nicht unterschätzt werden.
2. Es wurde die Wahrheitsfrage ausgeklammert, letztendlich geht es (mal wieder) aber genau darum. (Werden in der Wissenschaft absolute “Wahrheiten” herausgefunden?)
3. Ebensowenig wurde auf die kleine Anmerkung des Biologen eingegangen, die er am Anfang fallen ließ: wenn sich ein irgendwie gearterer Schöpfer nicht eindeutig in der Schöpfung zu erkennen gibt, sei er für uns als Menschen ohne Bedeutung. Eine nicht beachtete Kernaussage!
4. Ich hätte mir gewünscht, daß der Cardinal den wahrscheinlich schon unterdrückten, aber dennoch noch vorhandenen pastoralen Tonfall komplett aufgegeben hätte. Der Biologe hörte sich das (zu recht) stets mit einem leichten Lächeln an.

Kleines Resumée: es treffen hier Denkwelten aufeinander, die noch viel voneinander zu lernen haben. Besonders in der Grundfrage nach der Wahrheit und ihrer Erkenntnis ist eine gute Diskussion dringend nötig.


Ausgedehnt

Veröffentlicht am Sunday, 29. January 2006, 18:29

Dies Domini.

Dieser Mann, René Descartes, und dessen Auswirkungen auf Gottesbild einerseits und Leib-Seele-Dualismus mit den Konsequenzen für die Medizingeschichte bis heute andererseits waren das diesjährige Thema der alljährlichen Tagung der Katholischen Ärztearbeit in Maria Laach, wie stets am letzten Januar-Wochenende.

Wie schon so oft, auch diesmal wieder ein intellektueller Genuß! Ich fühle mich fast jedes Mal so, als ob die Verständnisgrenzbereiche meines Gehirnes weiter ausgedehnt worden wären!

Descartes, über dessen Philosophie und Gotteserkenntnis sehr Erhellendes auch auf der immer wieder besuchenswerten Philos-Website (unter “Gott”) zu findet ist, ist weitaus weniger verantwortlich für den beklagten Dualismus Leib-Seele und für die Vorherrschaft des Rationalismus als allgemeinhin angenommen. Aber es ist nicht falsch zu behaupten, daß er die Grundlagen dafür gelegt hat und so interpretiert werden kann (in verkürzter Weise), daß man schnell im Dualismus und Deismus landet. Er selbst konnte es natürlich nicht vorausahnen und ist deswegen nicht posthum zu belangen, aber sein Schneeball wurde nur allzu gerne von schlechten Schülern zur Lawine ausgebreitet.

(Es seien hiermit alle Interessierten, Mediziner wie solche aus anderen Berufsfeldern, Mitglieder der Ärztearbeit oder nicht, eingeladen, bei zukünftigen Veranstaltungen dabeizusein! Es lohnt sich wirklich! Mehr Infos bei mir per Email)

Ein Nachtrag dazu: diese Tagung hat mir einmal mehr klargemacht, daß nahezu alles, was in unserer Gesellschaft bzw. der gesamten westl. Welt mehr als nur schief liegt, die Ursache in der vorherrschenden Philosophie hat, die jeden von uns unfließt und beeinflußt, geradezu durchtränkt, ob wir das wollen oder nicht. Beispiele später.


Schön

Veröffentlicht am Sunday, 29. January 2006, 17:57

Dies Domini.

Das Leben ist ja bekanntlich zu kurz für alle guten Bücher, und dieses gilt insbesondere, wenn man noch mehrere Sprachen dazu zählt. Ich bin, wie vielleicht manchem bekannt, ein großer Verehrer der spanischen Sprache und würde daher (¡Ay, pero cuándo!) natürlich noch gerne neben den anderen Sachen jede Menge spanische Literatur lesen.

Es mag ja sein, daß manch ein Leser hier ebenfalls des Spanischen einigermaßen mächtig ist und daher möchte ich zwei Blogs empfehlen, die verbunden mit ihren gehaltvollen religiösen Beiträgen zumindest ein wenig Abhilfe schaffen: esperando nacer und ens. Ersterer beschrieb seinen alten Blog “fotos del apocalipsis” so:

Blog católico argentino;
en el peor sentido de cada palabra

Man ersetze das Wort “argentino” durch “alemán” und schon ist die hiesige Beschreibung perfekt.


Sprachlosigkeit

Veröffentlicht am Thursday, 26. January 2006, 14:53

Schon seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken darüber, wie man als Christ und Katholik den Glauben so verständlich machen kann, daß dies weder abstrus noch anklagend rüberkommt. Es ist schwierig, aber fundamentaltheolgische Wälzer von mehreren hundert Seiten (in Deutschland ist man immer der Meinung, noch ein Buch schreiben zu müssen) scheinen mir nicht der Weisheit letzter Schluß zu sein.

Vor geraumer Zeit hatte ich mal angemerkt, daß der Abstand zwischen “Welt” und dem christlichen Glauben nicht durch theologische Differenzen bestimmt ist, sondern durch grundsätzlich andere philosophische Vorstellungen. Dazu kommen auch noch die Erfahrungen des 20. Jh.s, die ein tiefes Mißtrauen gegenüber jeglichen verbindlich anmaßenden Äußerungen eines Menschen sehr gut begründen. Der Mensch kann so ein Monster seiner selbst sein, daß etwas wie eine proklamierte Unfehlbarkeit einzelner oder mehrer (Konzile!) mehr als nur anmaßend erscheint. Die Anthropologie der Postmoderne hat mit der des Christentums wenig zu tun. Wie kann man sie versöhnen? Utopien gibt es kaum noch, Idole wurden entlarvt oder werden für unlebbar erklärt (Mutter Teresa, Gandhi etc.).

Ein Merkmal der Postmoderne ist es ja auch, die anzustrebende “Norm” an der Realität auszurichten. Ansprüche jeder Art, sozialer Natur genauso wie erkenntnistheoretischer (Wahrheit?) werden eher verneint und nur solange zugelassen, solange sie der persönlichen Entfaltung nicht im Wege stehen.

Wie kann man da zeigen, daß die Alternative des christlichen Glaubens nicht bedeutet, ständig einer Spaßbremse den Vorzug zu geben, ständig das “mea culpa” zu murmeln und mißmutig rumzulaufen? Wie kann man, wie können wir Katholiken, ganz vernünftig und ohne Angst vor modernen Erkenntnissen jeder Art, die Freude am Glauben zeigen?

Papst Benedikt macht es uns auf zwei Arten vor: einerseits verfaßt er ein kurzes Dokument, was für wirklich alle Menschen, zumindest aber denen des Abendlandes (aufgrund der zahlreichen Zitate der hiesigen antiken Kultur) sehr verständlich ist und ein allgemeines Kopfnicken verlangt. Andererseits aber, und da ist jeder gefragt, fordert er uns indirekt auf, die Liebe des Dreifaltigen Gottes in die Welt umzusetzen, als einzelner Christ, an den die Aufforderung zur Nächstenliebe immer gerichtet ist, unabhängig von den Organisationen der kirchlichen Liebe, der Caritas (wenn Jesus zur Liebe auffordert, muß doch klar sein, daß Liebe eine Frage des Willens ist, nicht des Gefühls!). Wenn wir gefragt werden, warum wir helfen, dann soll unsere Antwort nicht sein “weil ich was fürs Gemeinwohl tun will”, “weil es soviel Armut gibt”, “weil es soviel Einsamkeit gibt”. Nein, sondern “weil Gott mich zuerst geliebt hat”, “weil es meine Geschwister sind”. Der Urgrund ist entscheidend.

Wir sind letztendlich das einzige Evangelium, das die Menschen noch lesen. Wir können den Menschen nur wieder Vertrauen in ihre eigene Spezies als Abbild Gottes geben, wenn wir es vorleben. Und vorsagen, wenn nachgefragt wird. Alles zu seiner Zeit.


Der Prophet im eigenen Land

Veröffentlicht am Thursday, 26. January 2006, 00:47

Es ist schon seltsam: die quellenmäßig umfangreichste Seite über den ehemaligen Kardinal Ratzinger ist natürlich nicht auf Deutsch, nein, sondern auf Englisch (als B16 jetzt hier). Gleiches gilt für Hans Urs von Balthasar.

Und jetzt finde ich noch eine Seite über den Wiener Erzbischof und Kardinal, selbstverständlich ebenfalls auf Englisch. Daraus, extra für Georg, ein Bild:

Der Erzbischof und eine Schwester der Gemeinschaft vom Lamm


Doch recht passend

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 18:46

Es gibt einen Witz über Hans Küng, den Theologen, der nicht gerade für Bescheidenheit bekannt ist:

Ein Journalist an Küng: Wußten Sie es schon, Sie wurden zum Papst gewählt!
Küng: Was? Dann bin ich ja nicht mehr unfehlbar!

Er hat mal wieder bewiesen, daß der Witz leider wahr ist.


Anderes Bild

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 15:02

In der dt. kath. Bloggerszene hat sich Frau Dr. Margot Käßmann ja bisher nicht den Ruf einer ökumenisch-verantwortungsvollen Teilnehmerin erworben, zu oft klangen ihre Zwischenrufe anklagend und hinterließen den Eindruck fehlenden Verständnisses.

Vielleicht lag und liegt es daran, daß sie in wenigen Worten einfach zu sehr polarisiert (und es deswegen besser lassen sollte, damit ist niemandem gedient). Hört bzw. liest man nämlich mal ihr Selbstverständnis in größerem Zusammenhang, wie zuletzt dieser Vortrag (pdf-Datei) von gestern in Rom, so erweckt er zumindest Respekt, wenn ich natürlich theologisch einiges anders sehe.

Den Abschluß möchte ich zitieren:

Also, die ökumenische Lage in Europa ist angespannt, ja sie ist eine Herausforderung für uns als Kirchen gemeinsam. Ich werde evangelisch-lutherisch bleiben. Das sola fide, sola gratia, solus Christus sind tief in mir verwurzelt. Mir ist vieles an anderen Konfessionen fremd. Aber jeder Christ, jede Christin ist mir näher als Menschen anderen Glaubens oder Menschen ohne Glauben. Denn wir teilen die eine Hoffnung auf den Vater Jesu Christi, auf die Zukunft Gottes, in der Gott alle Tränen abwischen wird und Leid, Geschrei, Schmerz und Tod ein Ende haben (Offb. 21,4). Ja, uns verbindet mehr als uns trennt. Wir glauben, dass Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Ich kann von römischen Katholiken lernen in Fragen der Sinnlichkeit, der Spiritualität und von Orthodoxen in Feierlichkeit der Liturgie. Ich denke, sie können vom Protestantismus etwas lernen über die Bedeutung der Bibel und die Verantwortung des Einzelgewissens. Vielleicht folgt auf das Jahrhundert der Ökumene erst einmal Ernüchterung: wir werden verschieden bleiben. Hoffentlich aber folgt auch das tiefe Bewusstsein der Gemeinschaft: in der Nachfolge sind wir so vielfältig wie die ersten Jüngerinnen und Jünger von Susanna bis Petrus, von Paulus bis Lydia. Dass Gottes Geist die Kirchen Europas mit der Kraft erfüllt, dafür gemeinsames Zeugnis abzugeben, davon bin ich überzeugt. Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung kann ein gewichtiges Zeichen dafür setzen.


Enzyklikend

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 14:38

Die erste und somit auch neue Enzyklika von Benedikt XVI.

Lesen! (als pdf-Datei)

Wie man es von ihm kennt, brillant! Sehr geil!


Immer Geschenk

Veröffentlicht am Wednesday, 25. January 2006, 11:35

Das heutige Fest der Bekehrung des Saulus zum Paulus sollte allen Überzeugungschristen eines vor Augen halten, besonders den irgendwie missionarisch veranlagten: der Glaube an Jesus Christus ist vor allem anderen immer Geschenk. Ein Geschenk Gottes kann man nicht von Menschen fordern (nun glaub doch endlich!).
Natürlich gibt es solche, die damit groß werden. Doch auch diese werden, ja sollten geradezu hinterfragen, was sie denn da so angeblich für wahr halten. Auch dieser intellektuelle Sprung zum Vertrauen über den Abgrund des Mißtrauens, so sehr er auch willentlich gewollt sein muß, ist ein Geschenk. Ein reifer Glaube hält dem Leben stand, ein unreflektierter nur in seltenen Fällen.

Paulus war nicht scharf darauf Christ zu werden. Der Herr hat ihn nicht um Erlaubnis gebeten. So etwas passiert auch noch heutzutage, solche krassen Bekehrungserlebnisse. Sie zeigen, daß nicht wir bestimmen was wann wo und wie passieren soll. Doch für die vielen anderen Fälle, in denen es eben weitaus unspektakulärer passiert, dürfen wir um das Geschenk des Glaubens bitten und beten, es aber nicht einfordern oder darüber urteilen.


Dialog?

Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 20:10

Laut Perlentaucher (das Verständnis für die katholischen Geisteswelt war dort bisher nicht gerade ausgeprägt), zeigt diese Bildershow einen “interkultureller Dialog”. Gut, eine andere Kultur sicher, aber was ist an einer Modenschau ein Dialog? Nicht doch Monolog? Ich dachte auch immer, zu einem Dialog gehört eine gemeinsame Sprache…


Warum “Pro-Life” gewinnen wird

Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 19:35

Das Für und Wider des Rechtes auf Tötung Ungeborener Kinder ist in den USA, im Gegensatz zu den meisten Ländern in Europa, immer ein riesen Thema gewesen, in jedem Wahlkampf, jetzt auch in der Debatte um die Besetzung eines frei gewordenen Richterstuhles im höchsten Gericht, dem Supreme Court (der alle dt. Gerichte der höchsten Instanz, BGH, BVerfG, BVerwG, in sich vereint mit nur einer Kammer!).

Und vor 33 Jahren entschied dieser Supreme Court in seiner damaligen Besetzung (Richter wird man dort auf Lebenszeit!), daß es ein verfassungsmäßiges Recht auf Abtreibung gibt - doch sind Entscheidungen des Supreme Courts von diesem selbst änderbar, wie die Geschichte zeigt. Diese Entscheidung ging als “Roe vs. Wade” in die Geschichte ein - die damalige Frau mit dem Wunsch nach Abtreibung, zu ihrem Schutz “Roe” genannt, ist mittlerweile selbst eine “Pro-Liferin” (ein anderes interessantes Zeugnis über den Mentalitätswandel findet sich hier)…

Seit 33 Jahren kämpfen also viele Amerikaner gegen diese Art der Rechtsauslegung, gegen diese Gesetze. Und sie gewinnen immer mehr Terrain für sich, trotz aller Liberalität der amerik. Jugend in der individuellen Lebensführung, was Abtreibung angeht, so lehnen sie sie zunehmend ab - schon über 60% sind gegen das Recht auf Abtreibung. Gestern fand der 33. “March For Life” in Washington DC statt, mit wahrscheinlich zehntausenden Teilnehmern (genau Zahlen werden nicht genannt), jedes Jahr kommen sie wieder, geben nicht auf.

Woher mag diese Entwicklung kommen? Es wird nicht nur eine Anti-Eltern-Bewegung sein, die oftmals eher für Abtreibung sind als ihre Kinder. Es wird nicht nur der demographische Wandel sein, der, wenn auch viel weniger als Europa, auch die USA treffen wird.

Nein, ich bin fest überzeugt, daß es die Wahrheit selbst ist, die sich durchsetzen wird. Sie hat stärkere Waffen. Man stelle sich zwei Szenarien vor: einmal eine Frau, die eine Abtreibung hinter sich hat und jetzt die jungen Mädchen einer Schulklasse darüber aufklärt, was es für ein Fehler war, wie weit das Kind entwickelt war, wie viele seelische Schmerzen sie seither empfindet, wie sehr ihr vorher eingetrichtert wurde, daß sei noch gar kein Mensch. Und in der anderen Szene eine Frau, die jungen Mädchen genau dies versucht zu erzählen, trotz aller biologischen Kenntnisse über den Organismus eines Embryos: es sei kein Mensch.

Was mag mehr überzeugen?

Im Gegensatz zu den USA fällt mir hierzulande bzw. in hiesigem Kontinent eine große Depression der Bewegung für das Leben auf. Es gibt keinen Optimismus, selbst nicht bei den Christen, dabei müßten sie doch von Hause aus optimistisch sein! “Pro-Life” hat nichts mit Christentum zu tun, das Recht auf Leben erschließt sich mit der bloßen Vernunft. Ich habe auch mal eine Gynäkologin kennengelernt, die überzeugte Nichtchristin und überzeugte Gegnerin der Abtreibung war und ist (sie gehörte m.W. nach keiner Religionsgemeinschaft an).

Wenn in Europa wieder mehr auf das gesetzt wird, was zwar auf kurze Sicht nichts verändert, der Gang in die Schulen, die Aufklärung im kleinen Kreis, das Gebet(!), die Liebe zu denen, die abgetrieben haben und die Liebe zu den Ärzten und anderem med. Personal, das sich daran aktiv beteiligt, dann wird sich auch hier auf lange Sicht etwas ändern. Und zwar enorm.

Die Wahrheit kann sich durchsetzen, wird sich durchsetzen, auch bei uns. Aber sie drängt sich eben nicht auf.


Ebenfalls

Veröffentlicht am Tuesday, 24. January 2006, 15:38

Wie schon das Katholische Notizbuch schließe ich mich dem hier an (hoffentlich vergesse ich es nicht).


Kleines Zeichen

Veröffentlicht am Monday, 23. January 2006, 11:30

Düsseldorf hat ja nicht gerade den Ruf, ein Zentrum geistlichen Lebens zu sein (auch wenn es dies natürlich gibt). Wer diesen Städtenamen hört, denkt eher an Banken, Mode, Altstadt, Kö, generell an Geld und sehen und gesehen werden.

Da mag es ein kleines Zeichen für die “Neue Empfänglichkeit” sein (so nenne ich das mal), daß das Programmkino Black Box in eben dieser Stadt aufgrund des unerwartet hohen Zuschauerzuspruches die Ausstrahlung der “Großen Stille” um einige Tage verlängert hatte (jetzt läuft der Film da nicht mehr).


Erwartet

Veröffentlicht am Sunday, 22. January 2006, 15:14

Dies Domini.

Irgendwie ist diese Nachricht an mir vorbeigegangen. Ich warte schon seit längerem darauf, und im Februar wird der Katholische Sozialkatechismus endlich auch auf Deutsch erscheinen. Ich weiß noch nicht so recht, ob ich mich wundern soll, daß die engl. Ausgabe nicht zu einer lebhaften Diskussion im angelsächsischen Raum gesorgt hat (womit wir wieder bei den Neocons wären…). Vielleicht ist er ja nicht scharf formuliert, mal abwarten.


Suspekt

Veröffentlicht am Friday, 20. January 2006, 18:02

Die in den USA immer mehr an Einfluß gewinnenden Neo-Konservativen, die sog. Neocons (ein guter Artikel über dieses Phänomen bei Wikipedia) spielen auch in der dortigen Kath. Kirche eine immer größer werdende Rolle. Die meisten Laien, die dort in der Verteidigung des Glaubens (Apologetik) aktiv sind, sind Konvertiten, haben also das ganze schon für sich selbst durchdenken müssen, und sind tendenziell eher konservativ (bin ich ja auch), da sie ja der Lehre der Kirche voll zustimmen und diese die Basis ihres Glaubens ist, keine selbstgebastelte Variante.

Ähh, nein. Nicht voll. Denn wenn es um Krieg und Todesstrafe geht, sind die ansonsten stärksten Anwälte Roms in den USA plötzlich ganz anderer Ansicht und vereinnahmen das Recht auf Dissens plötzlich für sich, während sie es in anderen Fällen strikt für andere ablehnen. Das machen nahezu alle bekannten Laienapologeten, so sympathisch sie auch sein mögen.

Sehr inkonsequent und seltsam. Das “New Oxford Review” hat schon seit längerem ein Auge auf diese kath. Neocons geworfen und nimmt sie unter die Lupe, insbesondere bzgl. ihrer kriegerischen Ambitionen (nicht alle Artikel sind kostenlos komplett zu lesen). Ein Auszug:

The story includes an interview with pro-war Judy McCloskey from an online support group for Catholics fighting in Iraq. She complains, according to the story, that “some Catholic ethicists have confused the issue.” Well, yes, Catholic ethicists such as Pope John Paul II and Cardinal Ratzinger (now Pope Benedict XVI), but they have hardly “confused” the issue, in fact they have clarified it, for both of them pronounced the war on Iraq to be unjust.


Wiederholung

Veröffentlicht am Friday, 20. January 2006, 17:30

Nach dem ich diesen Artikel gelesen habe, dem ich inhaltlich leider zustimmen muß, bleibt mir nur eine Wiederholung:

Ein Gott ohne Zorn bringt Menschen ohne Sünde in ein Königreich ohne Gericht durch Vermittlung eines Christus ohne Kreuz.